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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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falls patronymische Bezeichnungen, grösstentheils solche, die
wir auch als Namen adlicher Geschlechter kennen 1). Der (wirk-
liche oder auch bereits fingirte) Archeget des Geschlechts muss
dann doch wohl auch als Archeget des Demos gegolten haben,
und hier sieht man, wie der Cult eines Geschlechtsahnen, her-
übergenommen in den Cult einer grösseren Gemeinde, sich
erhalten und ausbreiten konnte; an Innigkeit wird freilich sein
Cult bei dieser politischen Ausweitung nicht gewonnen haben.

Ueberall zeigt der Heroencult die Form eines Ahnencultes;
mindestens die wichtigeren, von grösseren Gemeinschaften ver-
ehrten Heroen galten überall als Vorfahren und Stammväter
der Landes-, Stadt- und Geschlechtsgemeinden, die sie ver-
ehrten. Dass die Personen gerade dieser Urheroen fast ohne
Ausnahme nur in der Dichtung oder der Phantasie ein Dasein
hatten, lässt darauf schliessen, dass, als der Ahnencult im
Heroendienst sich neu belebte, das Gedächtniss der wahren
Archegeten des Landes, der Ahnen der herrschenden Familien
und Geschlechter, mit ihrem Cult in Vergessenheit gerathen
war. Man setzte einen grossen oder bedeutsamen Namen ein,

449, 14; Plato Lys. 205 D; vgl. C. I. Att. 2, 1191. Noch deutlicher tritt
hervor, dass der Heros als Ahn seiner phule gilt, wenn er deren arkhegos
heisst: wie Oineus der arkhegos der Oineiden, Kekrops arkhegos der Ke-
kropiden, Hippothoon arkhegos der Hippothoontiden, bei Pseudodemosth.
Epitaph. § 30. 31. Der arkhegos tou genous ist dessen Stammvater: so
Apollo o arkhegos tou genous der Seleuciden, C. I. Gr. 3595. Z. 26; vgl.
Isocrat. Philipp. 32. So heissen denn auch die Angehörigen einer Phyle
geradezu suggeneis ihres Heros eponymos: Pseudodemosth. Epitaph. § 28.
1) So kennen wir demos und genos der Ioniden, Philaiden, Butaden
(über die absichtliche Unterscheidung der Eteobutaden s. Meier, p. 39),
Kephaliden, Perithoiden u. s. w. S. Meier de gentilit. Attica p. 35.
An anderen Orten bestanden ganz ähnliche Verhältnisse. In Teos
gleiche Namen der purgoi (= demoi) und der summoriai (= gene), z. B.
Kolotion tou Alkimou purgou Alkimides (daneben auch abweichende
Namen: Naion, tou Meradou purgou, Bruskides) C. I. Gr. 3064 (s. dazu
Böckh II, p. 651.). Auf Rhodos heisst sowohl eine patra als deren
weitere Oberabtheilung (ktoina?) Amphineis: Newton, Anc. Greek Inscr.
352 b, 12. 14. (II. p. 128): Amphineon patrai ; Eutelidai, Amphineis u. s. w.
(Ahnencult, progonika iera, in den rhodischen ktoinai bezeugt Hesychius
s. ktunai, s. Martha, bull. de corr. hell. 4, 144).

falls patronymische Bezeichnungen, grösstentheils solche, die
wir auch als Namen adlicher Geschlechter kennen 1). Der (wirk-
liche oder auch bereits fingirte) Archeget des Geschlechts muss
dann doch wohl auch als Archeget des Demos gegolten haben,
und hier sieht man, wie der Cult eines Geschlechtsahnen, her-
übergenommen in den Cult einer grösseren Gemeinde, sich
erhalten und ausbreiten konnte; an Innigkeit wird freilich sein
Cult bei dieser politischen Ausweitung nicht gewonnen haben.

Ueberall zeigt der Heroencult die Form eines Ahnencultes;
mindestens die wichtigeren, von grösseren Gemeinschaften ver-
ehrten Heroen galten überall als Vorfahren und Stammväter
der Landes-, Stadt- und Geschlechtsgemeinden, die sie ver-
ehrten. Dass die Personen gerade dieser Urheroen fast ohne
Ausnahme nur in der Dichtung oder der Phantasie ein Dasein
hatten, lässt darauf schliessen, dass, als der Ahnencult im
Heroendienst sich neu belebte, das Gedächtniss der wahren
Archegeten des Landes, der Ahnen der herrschenden Familien
und Geschlechter, mit ihrem Cult in Vergessenheit gerathen
war. Man setzte einen grossen oder bedeutsamen Namen ein,

449, 14; Plato Lys. 205 D; vgl. C. I. Att. 2, 1191. Noch deutlicher tritt
hervor, dass der Heros als Ahn seiner φύλη gilt, wenn er deren ἀρχηγός
heisst: wie Oineus der ἀρχηγός der Oineiden, Kekrops ἀρχηγός der Ke-
kropiden, Hippothoon ἀρχηγός der Hippothoontiden, bei Pseudodemosth.
Epitaph. § 30. 31. Der ἀρχηγὸς τοῦ γένους ist dessen Stammvater: so
Apollo ὁ ἀρχηγὸς τοῦ γένους der Seleuciden, C. I. Gr. 3595. Z. 26; vgl.
Isocrat. Philipp. 32. So heissen denn auch die Angehörigen einer Phyle
geradezu συγγενεῖς ihres Heros eponymos: Pseudodemosth. Epitaph. § 28.
1) So kennen wir δῆμος und γένος der Ioniden, Philaiden, Butaden
(über die absichtliche Unterscheidung der Eteobutaden s. Meier, p. 39),
Kephaliden, Perithoiden u. s. w. S. Meier de gentilit. Attica p. 35.
An anderen Orten bestanden ganz ähnliche Verhältnisse. In Teos
gleiche Namen der πύργοι (= δῆμοι) und der συμμορίαι (= γένη), z. B.
Κολωτίων τοῦ Ἀλκίμου πύργου Ἀλκιμίδης (daneben auch abweichende
Namen: Ναίων, τοῦ Μηράδου πύργου, Βρυσκίδης) C. I. Gr. 3064 (s. dazu
Böckh II, p. 651.). Auf Rhodos heisst sowohl eine πάτρα als deren
weitere Oberabtheilung (κτοίνα?) Ἀμφινεῖς: Newton, Anc. Greek Inscr.
352 b, 12. 14. (II. p. 128): Ἀμφινέων πάτραι · Εὐτελίδαι, Ἀμφινεῖς u. s. w.
(Ahnencult, προγονικὰ ἱερά, in den rhodischen κτοῖναι bezeugt Hesychius
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[159/0175] falls patronymische Bezeichnungen, grösstentheils solche, die wir auch als Namen adlicher Geschlechter kennen 1). Der (wirk- liche oder auch bereits fingirte) Archeget des Geschlechts muss dann doch wohl auch als Archeget des Demos gegolten haben, und hier sieht man, wie der Cult eines Geschlechtsahnen, her- übergenommen in den Cult einer grösseren Gemeinde, sich erhalten und ausbreiten konnte; an Innigkeit wird freilich sein Cult bei dieser politischen Ausweitung nicht gewonnen haben. Ueberall zeigt der Heroencult die Form eines Ahnencultes; mindestens die wichtigeren, von grösseren Gemeinschaften ver- ehrten Heroen galten überall als Vorfahren und Stammväter der Landes-, Stadt- und Geschlechtsgemeinden, die sie ver- ehrten. Dass die Personen gerade dieser Urheroen fast ohne Ausnahme nur in der Dichtung oder der Phantasie ein Dasein hatten, lässt darauf schliessen, dass, als der Ahnencult im Heroendienst sich neu belebte, das Gedächtniss der wahren Archegeten des Landes, der Ahnen der herrschenden Familien und Geschlechter, mit ihrem Cult in Vergessenheit gerathen war. Man setzte einen grossen oder bedeutsamen Namen ein, 2) 1) So kennen wir δῆμος und γένος der Ioniden, Philaiden, Butaden (über die absichtliche Unterscheidung der Eteobutaden s. Meier, p. 39), Kephaliden, Perithoiden u. s. w. S. Meier de gentilit. Attica p. 35. An anderen Orten bestanden ganz ähnliche Verhältnisse. In Teos gleiche Namen der πύργοι (= δῆμοι) und der συμμορίαι (= γένη), z. B. Κολωτίων τοῦ Ἀλκίμου πύργου Ἀλκιμίδης (daneben auch abweichende Namen: Ναίων, τοῦ Μηράδου πύργου, Βρυσκίδης) C. I. Gr. 3064 (s. dazu Böckh II, p. 651.). Auf Rhodos heisst sowohl eine πάτρα als deren weitere Oberabtheilung (κτοίνα?) Ἀμφινεῖς: Newton, Anc. Greek Inscr. 352 b, 12. 14. (II. p. 128): Ἀμφινέων πάτραι · Εὐτελίδαι, Ἀμφινεῖς u. s. w. (Ahnencult, προγονικὰ ἱερά, in den rhodischen κτοῖναι bezeugt Hesychius s. κτύναι, s. Martha, bull. de corr. hell. 4, 144). 2) 449, 14; Plato Lys. 205 D; vgl. C. I. Att. 2, 1191. Noch deutlicher tritt hervor, dass der Heros als Ahn seiner φύλη gilt, wenn er deren ἀρχηγός heisst: wie Oineus der ἀρχηγός der Oineiden, Kekrops ἀρχηγός der Ke- kropiden, Hippothoon ἀρχηγός der Hippothoontiden, bei Pseudodemosth. Epitaph. § 30. 31. Der ἀρχηγὸς τοῦ γένους ist dessen Stammvater: so Apollo ὁ ἀρχηγὸς τοῦ γένους der Seleuciden, C. I. Gr. 3595. Z. 26; vgl. Isocrat. Philipp. 32. So heissen denn auch die Angehörigen einer Phyle geradezu συγγενεῖς ihres Heros eponymos: Pseudodemosth. Epitaph. § 28.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/175>, abgerufen am 22.11.2024.