Von den botanischen Gärten habe ich hier und da schon verschiedenes erwähnt, und oben den vielleicht in Deutschland ältesten, den der große Churfürst August zu Leipzig anlegte, angeführt. Noch muß ich der ökonomischen Gärten gedenken, wie sie vornehmlich Herr D. Schreber vorschlug. Als eine Bestim- mung des Endzwecks eines solchen Gartens und Regeln für seine Anlage, läßt sich folgen- des ansehen. Er sey einfach, nicht so durch Kunst zusammengesetzt, welches Arbeit und Zeit, die auf die ökonomischen Versuche ge- wendet werden können, wegnimmt. Er sey nicht mit Hecken überladen, zumal von Buxus oder auch Taxus, weil diese das Land auszeh- ren und hier unzweckmäßig sind; alles muß hier lehrreich und nutzbar zu seiner Erhaltung seyn. Man fasse daher die Quartiere mit ökonomi- schen Kräutern ein, z. E. mit Luzern, Es- parcette, Raigras mit Waid, Thimian. Um Platz zu gewinnen, mache man die Quartiere ins Viereck, nicht in Triangel. Man suche darinnen allerhand ausländische Bäume und Sträucher einheimisch zu machen; den Ge- wächsen, die Schatten lieben, gebe man densel- bigen durch Bäume oder auch Obsthecken. Man muß darinnen allerley Arten Erdreichs haben, weil man so vielerley Früchte und Pflanzen bauen muß. Doch kann man nach Hauptquartieren ihn abtheilen und bauen, z. B. in dem einen nur Getreide, im andern Fut-
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Von den botaniſchen Gaͤrten habe ich hier und da ſchon verſchiedenes erwaͤhnt, und oben den vielleicht in Deutſchland aͤlteſten, den der große Churfuͤrſt Auguſt zu Leipzig anlegte, angefuͤhrt. Noch muß ich der oͤkonomiſchen Gaͤrten gedenken, wie ſie vornehmlich Herr D. Schreber vorſchlug. Als eine Beſtim- mung des Endzwecks eines ſolchen Gartens und Regeln fuͤr ſeine Anlage, laͤßt ſich folgen- des anſehen. Er ſey einfach, nicht ſo durch Kunſt zuſammengeſetzt, welches Arbeit und Zeit, die auf die oͤkonomiſchen Verſuche ge- wendet werden koͤnnen, wegnimmt. Er ſey nicht mit Hecken uͤberladen, zumal von Buxus oder auch Taxus, weil dieſe das Land auszeh- ren und hier unzweckmaͤßig ſind; alles muß hier lehrreich und nutzbar zu ſeiner Erhaltung ſeyn. Man faſſe daher die Quartiere mit oͤkonomi- ſchen Kraͤutern ein, z. E. mit Luzern, Es- parcette, Raigras mit Waid, Thimian. Um Platz zu gewinnen, mache man die Quartiere ins Viereck, nicht in Triangel. Man ſuche darinnen allerhand auslaͤndiſche Baͤume und Straͤucher einheimiſch zu machen; den Ge- waͤchſen, die Schatten lieben, gebe man denſel- bigen durch Baͤume oder auch Obſthecken. Man muß darinnen allerley Arten Erdreichs haben, weil man ſo vielerley Fruͤchte und Pflanzen bauen muß. Doch kann man nach Hauptquartieren ihn abtheilen und bauen, z. B. in dem einen nur Getreide, im andern Fut-
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Von den botaniſchen Gaͤrten habe ich hier
und da ſchon verſchiedenes erwaͤhnt, und oben
den vielleicht in Deutſchland aͤlteſten, den der
große Churfuͤrſt Auguſt zu Leipzig anlegte,
angefuͤhrt. Noch muß ich der oͤkonomiſchen
Gaͤrten gedenken, wie ſie vornehmlich Herr
D. Schreber vorſchlug. Als eine Beſtim-
mung des Endzwecks eines ſolchen Gartens
und Regeln fuͤr ſeine Anlage, laͤßt ſich folgen-
des anſehen. Er ſey einfach, nicht ſo durch
Kunſt zuſammengeſetzt, welches Arbeit und
Zeit, die auf die oͤkonomiſchen Verſuche ge-
wendet werden koͤnnen, wegnimmt. Er ſey
nicht mit Hecken uͤberladen, zumal von Buxus
oder auch Taxus, weil dieſe das Land auszeh-
ren und hier unzweckmaͤßig ſind; alles muß hier
lehrreich und nutzbar zu ſeiner Erhaltung ſeyn.
Man faſſe daher die Quartiere mit oͤkonomi-
ſchen Kraͤutern ein, z. E. mit Luzern, Es-
parcette, Raigras mit Waid, Thimian. Um
Platz zu gewinnen, mache man die Quartiere
ins Viereck, nicht in Triangel. Man ſuche
darinnen allerhand auslaͤndiſche Baͤume und
Straͤucher einheimiſch zu machen; den Ge-
waͤchſen, die Schatten lieben, gebe man denſel-
bigen durch Baͤume oder auch Obſthecken.
Man muß darinnen allerley Arten Erdreichs
haben, weil man ſo vielerley Fruͤchte und
Pflanzen bauen muß. Doch kann man nach
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/99>, abgerufen am 24.11.2024.
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