19. Mache, ehe du etwas anlegest, deinen Plan erst ins Große; ziehe aber alle kleine vorkommende Umstände zu Rathe.
20. Suche, so viel möglich, das Ende des Gartens zu verbergen.
21. Ziehe zwar Werksverständige zu Ra- the, bemühe dich aber, die Einrichtung eines neu anzulegenden Gartens selber anzuordnen und anzugeben.
Zugleich thaten Deutschlands Dichter und Weisen einige Schritte, die erstern durch schö- ne Schilderungen von Gärten. Vorzüglich gab Geßner, wie Hr. Hirschfeld bemerkt, einen lehrreichen Wink, ich füge noch hinzu den Dichter der Noachide, einige Gemälde des Sän- gers des Meßias, den Herrn Kreissteuerein- nehmer Weisen in verschiedenen Stellen, Zachariä in einigen Malereyen in seinen Ta- geszeiten. Geßner zeichnet uns einen Gar- ten, da sein Jäger Aeschines dankbar den jun- gen Hirten Menalk in die Stadt zu kommen bittet, und ihm unter andern die Gärten em- pfiehlt: Dort hat man auch, sagt er, Bäu- me und Blumen, dort hat sie die Kunst in gerade Gänge gepflanzt, und in schön geord- neten Beeten gesammelt. Dort hat man Quellen; Männer und Nymphen von Mar- mor gießen sie in große ma[r]morne Becken."
Allein Menalk, ein Freund der Natur, antwortet:
"Schö-
E 4
19. Mache, ehe du etwas anlegeſt, deinen Plan erſt ins Große; ziehe aber alle kleine vorkommende Umſtaͤnde zu Rathe.
20. Suche, ſo viel moͤglich, das Ende des Gartens zu verbergen.
21. Ziehe zwar Werksverſtaͤndige zu Ra- the, bemuͤhe dich aber, die Einrichtung eines neu anzulegenden Gartens ſelber anzuordnen und anzugeben.
Zugleich thaten Deutſchlands Dichter und Weiſen einige Schritte, die erſtern durch ſchoͤ- ne Schilderungen von Gaͤrten. Vorzuͤglich gab Geßner, wie Hr. Hirſchfeld bemerkt, einen lehrreichen Wink, ich fuͤge noch hinzu den Dichter der Noachide, einige Gemaͤlde des Saͤn- gers des Meßias, den Herrn Kreisſteuerein- nehmer Weiſen in verſchiedenen Stellen, Zachariaͤ in einigen Malereyen in ſeinen Ta- geszeiten. Geßner zeichnet uns einen Gar- ten, da ſein Jaͤger Aeſchines dankbar den jun- gen Hirten Menalk in die Stadt zu kommen bittet, und ihm unter andern die Gaͤrten em- pfiehlt: Dort hat man auch, ſagt er, Baͤu- me und Blumen, dort hat ſie die Kunſt in gerade Gaͤnge gepflanzt, und in ſchoͤn geord- neten Beeten geſammelt. Dort hat man Quellen; Maͤnner und Nymphen von Mar- mor gießen ſie in große ma[r]morne Becken.“
Allein Menalk, ein Freund der Natur, antwortet:
„Schoͤ-
E 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0081"n="71"/><p>19. Mache, ehe du etwas anlegeſt, deinen<lb/>
Plan erſt ins Große; ziehe aber alle kleine<lb/>
vorkommende Umſtaͤnde zu Rathe.</p><lb/><p>20. Suche, ſo viel moͤglich, das Ende des<lb/>
Gartens zu verbergen.</p><lb/><p>21. Ziehe zwar Werksverſtaͤndige zu Ra-<lb/>
the, bemuͤhe dich aber, die Einrichtung eines<lb/>
neu anzulegenden Gartens ſelber anzuordnen<lb/>
und anzugeben.</p><lb/><p>Zugleich thaten Deutſchlands Dichter und<lb/>
Weiſen einige Schritte, die erſtern durch ſchoͤ-<lb/>
ne Schilderungen von Gaͤrten. Vorzuͤglich<lb/>
gab Geßner, wie Hr. Hirſchfeld bemerkt, einen<lb/>
lehrreichen Wink, ich fuͤge noch hinzu den<lb/>
Dichter der Noachide, einige Gemaͤlde des Saͤn-<lb/>
gers des Meßias, den Herrn Kreisſteuerein-<lb/>
nehmer Weiſen in verſchiedenen Stellen,<lb/>
Zachariaͤ in einigen Malereyen in ſeinen Ta-<lb/>
geszeiten. Geßner zeichnet uns einen Gar-<lb/>
ten, da ſein Jaͤger Aeſchines dankbar den jun-<lb/>
gen Hirten Menalk in die Stadt zu kommen<lb/>
bittet, und ihm unter andern die Gaͤrten em-<lb/>
pfiehlt: Dort hat man auch, ſagt er, Baͤu-<lb/>
me und Blumen, dort hat ſie die Kunſt in<lb/>
gerade Gaͤnge gepflanzt, und in ſchoͤn geord-<lb/>
neten Beeten geſammelt. Dort hat man<lb/>
Quellen; Maͤnner und Nymphen von Mar-<lb/>
mor gießen ſie in große ma<supplied>r</supplied>morne Becken.“</p><lb/><p>Allein Menalk, ein Freund der Natur,<lb/>
antwortet:<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">„Schoͤ-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[71/0081]
19. Mache, ehe du etwas anlegeſt, deinen
Plan erſt ins Große; ziehe aber alle kleine
vorkommende Umſtaͤnde zu Rathe.
20. Suche, ſo viel moͤglich, das Ende des
Gartens zu verbergen.
21. Ziehe zwar Werksverſtaͤndige zu Ra-
the, bemuͤhe dich aber, die Einrichtung eines
neu anzulegenden Gartens ſelber anzuordnen
und anzugeben.
Zugleich thaten Deutſchlands Dichter und
Weiſen einige Schritte, die erſtern durch ſchoͤ-
ne Schilderungen von Gaͤrten. Vorzuͤglich
gab Geßner, wie Hr. Hirſchfeld bemerkt, einen
lehrreichen Wink, ich fuͤge noch hinzu den
Dichter der Noachide, einige Gemaͤlde des Saͤn-
gers des Meßias, den Herrn Kreisſteuerein-
nehmer Weiſen in verſchiedenen Stellen,
Zachariaͤ in einigen Malereyen in ſeinen Ta-
geszeiten. Geßner zeichnet uns einen Gar-
ten, da ſein Jaͤger Aeſchines dankbar den jun-
gen Hirten Menalk in die Stadt zu kommen
bittet, und ihm unter andern die Gaͤrten em-
pfiehlt: Dort hat man auch, ſagt er, Baͤu-
me und Blumen, dort hat ſie die Kunſt in
gerade Gaͤnge gepflanzt, und in ſchoͤn geord-
neten Beeten geſammelt. Dort hat man
Quellen; Maͤnner und Nymphen von Mar-
mor gießen ſie in große marmorne Becken.“
Allein Menalk, ein Freund der Natur,
antwortet:
„Schoͤ-
E 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/81>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.