den, wenn man den rechten Vortheil wahr- nähme und von den Holländern haben könnte. Denn die Schneeberger hatten bemerkt, daß ein Centner desjenigen, was Speise genennt würde, und im Rösten der Kobalde abtriefe und weggeworfen würde, besser sey als 10 an- dre. Der Churfürst schickte nach Holland, ließ zwey Farbenmacher holen, gab 1000 Fl. Verlag, und ließ auf dem Schneeberg solche Farbemühlen machen. Ihnen lernte es Hans Burghard, Kämmerer und Handelsmann in Schneeberg, ab, und verderbte damit die 11 Farbemühlen auf der Platten, darunter Lorenz Breckau die erste gebauet, und sich dadurch wohl bereichert hatte. Paul Nordhof, ein Friesländer, wohnte auf der Zwittermühle, übertraf im Farbemachen alle, und diese, die ihn beneideten, vertrieben ihn unter dem Vor- wande der päpstlichen Religion. Er wandte sich darauf nach Annaberg, nachdem er zuvor auch zu Schneeberg 10 Jahre Farbe gemacht, nahm auf Verlag Sebastian Oehms, Kauf- herrns zu Leipzig, den Hüttenhof zu Annaberg auf, und bauete die Farbemühle 1649 im October. Er selbst wurde Faktor, der Anfangs jährlich 10000 Thaler in Händen zum Vor- rath und Bezahlung der Arbeiter hatte, und dadurch wurden die annabergischen Kobalde genutzt. 1659 hatte er 8000 Centner im Vorrath, da sich andre Bergstädte auch dar- auf gelegt, so daß die Farbe ins Stecken gera-
then.
C c c 5
den, wenn man den rechten Vortheil wahr- naͤhme und von den Hollaͤndern haben koͤnnte. Denn die Schneeberger hatten bemerkt, daß ein Centner desjenigen, was Speiſe genennt wuͤrde, und im Roͤſten der Kobalde abtriefe und weggeworfen wuͤrde, beſſer ſey als 10 an- dre. Der Churfuͤrſt ſchickte nach Holland, ließ zwey Farbenmacher holen, gab 1000 Fl. Verlag, und ließ auf dem Schneeberg ſolche Farbemuͤhlen machen. Ihnen lernte es Hans Burghard, Kaͤmmerer und Handelsmann in Schneeberg, ab, und verderbte damit die 11 Farbemuͤhlen auf der Platten, darunter Lorenz Breckau die erſte gebauet, und ſich dadurch wohl bereichert hatte. Paul Nordhof, ein Frieslaͤnder, wohnte auf der Zwittermuͤhle, uͤbertraf im Farbemachen alle, und dieſe, die ihn beneideten, vertrieben ihn unter dem Vor- wande der paͤpſtlichen Religion. Er wandte ſich darauf nach Annaberg, nachdem er zuvor auch zu Schneeberg 10 Jahre Farbe gemacht, nahm auf Verlag Sebaſtian Oehms, Kauf- herrns zu Leipzig, den Huͤttenhof zu Annaberg auf, und bauete die Farbemuͤhle 1649 im October. Er ſelbſt wurde Faktor, der Anfangs jaͤhrlich 10000 Thaler in Haͤnden zum Vor- rath und Bezahlung der Arbeiter hatte, und dadurch wurden die annabergiſchen Kobalde genutzt. 1659 hatte er 8000 Centner im Vorrath, da ſich andre Bergſtaͤdte auch dar- auf gelegt, ſo daß die Farbe ins Stecken gera-
then.
C c c 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0787"n="777"/>
den, wenn man den rechten Vortheil wahr-<lb/>
naͤhme und von den Hollaͤndern haben koͤnnte.<lb/>
Denn die Schneeberger hatten bemerkt, daß<lb/>
ein Centner desjenigen, was Speiſe genennt<lb/>
wuͤrde, und im Roͤſten der Kobalde abtriefe<lb/>
und weggeworfen wuͤrde, beſſer ſey als 10 an-<lb/>
dre. Der Churfuͤrſt ſchickte nach Holland,<lb/>
ließ zwey Farbenmacher holen, gab 1000 Fl.<lb/>
Verlag, und ließ auf dem Schneeberg ſolche<lb/>
Farbemuͤhlen machen. Ihnen lernte es Hans<lb/>
Burghard, Kaͤmmerer und Handelsmann in<lb/>
Schneeberg, ab, und verderbte damit die 11<lb/>
Farbemuͤhlen auf der Platten, darunter Lorenz<lb/>
Breckau die erſte gebauet, und ſich dadurch<lb/>
wohl bereichert hatte. Paul Nordhof, ein<lb/>
Frieslaͤnder, wohnte auf der Zwittermuͤhle,<lb/>
uͤbertraf im Farbemachen alle, und dieſe, die<lb/>
ihn beneideten, vertrieben ihn unter dem Vor-<lb/>
wande der paͤpſtlichen Religion. Er wandte<lb/>ſich darauf nach Annaberg, nachdem er zuvor<lb/>
auch zu Schneeberg 10 Jahre Farbe gemacht,<lb/>
nahm auf Verlag Sebaſtian Oehms, Kauf-<lb/>
herrns zu Leipzig, den Huͤttenhof zu Annaberg<lb/>
auf, und bauete die Farbemuͤhle 1649 im<lb/>
October. Er ſelbſt wurde Faktor, der Anfangs<lb/>
jaͤhrlich 10000 Thaler in Haͤnden zum Vor-<lb/>
rath und Bezahlung der Arbeiter hatte, und<lb/>
dadurch wurden die annabergiſchen Kobalde<lb/>
genutzt. 1659 hatte er 8000 Centner im<lb/>
Vorrath, da ſich andre Bergſtaͤdte auch dar-<lb/>
auf gelegt, ſo daß die Farbe ins Stecken gera-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c c 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">then.</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[777/0787]
den, wenn man den rechten Vortheil wahr-
naͤhme und von den Hollaͤndern haben koͤnnte.
Denn die Schneeberger hatten bemerkt, daß
ein Centner desjenigen, was Speiſe genennt
wuͤrde, und im Roͤſten der Kobalde abtriefe
und weggeworfen wuͤrde, beſſer ſey als 10 an-
dre. Der Churfuͤrſt ſchickte nach Holland,
ließ zwey Farbenmacher holen, gab 1000 Fl.
Verlag, und ließ auf dem Schneeberg ſolche
Farbemuͤhlen machen. Ihnen lernte es Hans
Burghard, Kaͤmmerer und Handelsmann in
Schneeberg, ab, und verderbte damit die 11
Farbemuͤhlen auf der Platten, darunter Lorenz
Breckau die erſte gebauet, und ſich dadurch
wohl bereichert hatte. Paul Nordhof, ein
Frieslaͤnder, wohnte auf der Zwittermuͤhle,
uͤbertraf im Farbemachen alle, und dieſe, die
ihn beneideten, vertrieben ihn unter dem Vor-
wande der paͤpſtlichen Religion. Er wandte
ſich darauf nach Annaberg, nachdem er zuvor
auch zu Schneeberg 10 Jahre Farbe gemacht,
nahm auf Verlag Sebaſtian Oehms, Kauf-
herrns zu Leipzig, den Huͤttenhof zu Annaberg
auf, und bauete die Farbemuͤhle 1649 im
October. Er ſelbſt wurde Faktor, der Anfangs
jaͤhrlich 10000 Thaler in Haͤnden zum Vor-
rath und Bezahlung der Arbeiter hatte, und
dadurch wurden die annabergiſchen Kobalde
genutzt. 1659 hatte er 8000 Centner im
Vorrath, da ſich andre Bergſtaͤdte auch dar-
auf gelegt, ſo daß die Farbe ins Stecken gera-
then.
C c c 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 777. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/787>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.