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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

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in dem Wasser, daß die warmen Sonnenstra-
len, die zu ihrer Helle und Reifung viel bey-
tragen, nicht dahin dringen können, wodurch
die Reifung langsamer erfolgt, da binnen der
Zeit eine andere Perle ansetzen könnte.

Es kömmt also bey Verbesserung des Per-
lenfangs hauptsächlich an auf die Vermehrung
der Perlenmuscheln und auf die Beförderung
des Wachsthums und der Reifung der Perlen.
Was die Vermehrung betrifft, so muß man,
vorzüglich nach Erkenntniß ihrer beyderseitigen
Geschlechter, den Grund und Boden ihrer Lage
untersuchen, die an einem Orte überflüßigen
Muscheln an andere unbesetzte Orte versetzen,
die neuen Colonien nach Beschaffenheit des
Sandes und des Schlammes einrichten, nicht
zu viel noch zu wenig zusammensetzen, und so
viel möglich Männchen und Weibchen an ein-
ander ordnen, damit sie sich um so viel eher
besaamen. Finden sich perlenträchtige Mu-
scheln, so muß gleich Anfangs bemerkt werden,
ob ihre Perlen noch im Wachsthum oder in
ihrer Helle stehen. Das Wachsthum wird
vermehrt, wenn man sie im Wasser an solche
Orte setzt, die mit genugsamen Sande und
Schlamme versehen sind, obgleich keine Son-
ne dahin kommen kann; denn je tiefer sie lie-
gen, je größer werden die Perlen. Durch
das Versetzen der Perlen kann man ihnen auch
zugleich die Farbe geben. Denn es giebt milch-

weisse,

in dem Waſſer, daß die warmen Sonnenſtra-
len, die zu ihrer Helle und Reifung viel bey-
tragen, nicht dahin dringen koͤnnen, wodurch
die Reifung langſamer erfolgt, da binnen der
Zeit eine andere Perle anſetzen koͤnnte.

Es koͤmmt alſo bey Verbeſſerung des Per-
lenfangs hauptſaͤchlich an auf die Vermehrung
der Perlenmuſcheln und auf die Befoͤrderung
des Wachsthums und der Reifung der Perlen.
Was die Vermehrung betrifft, ſo muß man,
vorzuͤglich nach Erkenntniß ihrer beyderſeitigen
Geſchlechter, den Grund und Boden ihrer Lage
unterſuchen, die an einem Orte uͤberfluͤßigen
Muſcheln an andere unbeſetzte Orte verſetzen,
die neuen Colonien nach Beſchaffenheit des
Sandes und des Schlammes einrichten, nicht
zu viel noch zu wenig zuſammenſetzen, und ſo
viel moͤglich Maͤnnchen und Weibchen an ein-
ander ordnen, damit ſie ſich um ſo viel eher
beſaamen. Finden ſich perlentraͤchtige Mu-
ſcheln, ſo muß gleich Anfangs bemerkt werden,
ob ihre Perlen noch im Wachsthum oder in
ihrer Helle ſtehen. Das Wachsthum wird
vermehrt, wenn man ſie im Waſſer an ſolche
Orte ſetzt, die mit genugſamen Sande und
Schlamme verſehen ſind, obgleich keine Son-
ne dahin kommen kann; denn je tiefer ſie lie-
gen, je groͤßer werden die Perlen. Durch
das Verſetzen der Perlen kann man ihnen auch
zugleich die Farbe geben. Denn es giebt milch-

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[584/0594] in dem Waſſer, daß die warmen Sonnenſtra- len, die zu ihrer Helle und Reifung viel bey- tragen, nicht dahin dringen koͤnnen, wodurch die Reifung langſamer erfolgt, da binnen der Zeit eine andere Perle anſetzen koͤnnte. Es koͤmmt alſo bey Verbeſſerung des Per- lenfangs hauptſaͤchlich an auf die Vermehrung der Perlenmuſcheln und auf die Befoͤrderung des Wachsthums und der Reifung der Perlen. Was die Vermehrung betrifft, ſo muß man, vorzuͤglich nach Erkenntniß ihrer beyderſeitigen Geſchlechter, den Grund und Boden ihrer Lage unterſuchen, die an einem Orte uͤberfluͤßigen Muſcheln an andere unbeſetzte Orte verſetzen, die neuen Colonien nach Beſchaffenheit des Sandes und des Schlammes einrichten, nicht zu viel noch zu wenig zuſammenſetzen, und ſo viel moͤglich Maͤnnchen und Weibchen an ein- ander ordnen, damit ſie ſich um ſo viel eher beſaamen. Finden ſich perlentraͤchtige Mu- ſcheln, ſo muß gleich Anfangs bemerkt werden, ob ihre Perlen noch im Wachsthum oder in ihrer Helle ſtehen. Das Wachsthum wird vermehrt, wenn man ſie im Waſſer an ſolche Orte ſetzt, die mit genugſamen Sande und Schlamme verſehen ſind, obgleich keine Son- ne dahin kommen kann; denn je tiefer ſie lie- gen, je groͤßer werden die Perlen. Durch das Verſetzen der Perlen kann man ihnen auch zugleich die Farbe geben. Denn es giebt milch- weiſſe,

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/594>, abgerufen am 22.06.2024.