Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

gangenen Ceremonien, eine Speise der Hunde
wurde.

Die Trüffeljagd hat keinen andern An-
spruch in dieser Jagdgeschichte erwähnt zu wer-
den, als ihren Namen; und selbst die Jäger
wollen den Trüffeljägern ihren Namen streitig
machen. Nach Sachsen kam sie erst in die-
sem Jahrhunderte, im J. 1724: ob sie vor-
her in Deutschland bekannt gewesen, ist mir
unbewußt. In die sächsischen Lande verschrieb
zuerst der Graf Wackerbart Trüffeljäger aus
Italien. Sie sind eine Art von Schwäm-
men oder Pilsen, deren Aufsuchung man Jagd
nennt.

Es wurden in diesem Jahrhunderte zu Eh-
ren der Jagd und des Jagdpatrons verschie-
dene Orden errichtet, oder erneuert. Von
der letztern Art war der Pfälzische Hubertsor-
den, welcher 1719 von dem Churfürsten von
der Pfalz Johann Wilhelm, nachdem er in
Vergessenheit gerathen, wieder erneuert wur-
de. Dieser Orden ist zwar nicht zu Ehren
der Jagd gestiftet, aber doch zu Ehren des
Jagdpatrons, des heil. Huberts. Jeder Ritter
hat die Hauptpflichten, dem Churfürsten treu
und hold, und gegen die Armen barmherzig
zu seyn. Das Ordenszeichen ist ein viereckich-
tes Kreuz mit einem Sterne an einem rothen
Bande auf der Brust und Mantel, die Wahl-
sprüche sind die drey alten mit gothischen
Buchstaben geschriebenen Worte: In Trau

vas.

gangenen Ceremonien, eine Speiſe der Hunde
wurde.

Die Truͤffeljagd hat keinen andern An-
ſpruch in dieſer Jagdgeſchichte erwaͤhnt zu wer-
den, als ihren Namen; und ſelbſt die Jaͤger
wollen den Truͤffeljaͤgern ihren Namen ſtreitig
machen. Nach Sachſen kam ſie erſt in die-
ſem Jahrhunderte, im J. 1724: ob ſie vor-
her in Deutſchland bekannt geweſen, iſt mir
unbewußt. In die ſaͤchſiſchen Lande verſchrieb
zuerſt der Graf Wackerbart Truͤffeljaͤger aus
Italien. Sie ſind eine Art von Schwaͤm-
men oder Pilſen, deren Aufſuchung man Jagd
nennt.

Es wurden in dieſem Jahrhunderte zu Eh-
ren der Jagd und des Jagdpatrons verſchie-
dene Orden errichtet, oder erneuert. Von
der letztern Art war der Pfaͤlziſche Hubertsor-
den, welcher 1719 von dem Churfuͤrſten von
der Pfalz Johann Wilhelm, nachdem er in
Vergeſſenheit gerathen, wieder erneuert wur-
de. Dieſer Orden iſt zwar nicht zu Ehren
der Jagd geſtiftet, aber doch zu Ehren des
Jagdpatrons, des heil. Huberts. Jeder Ritter
hat die Hauptpflichten, dem Churfuͤrſten treu
und hold, und gegen die Armen barmherzig
zu ſeyn. Das Ordenszeichen iſt ein viereckich-
tes Kreuz mit einem Sterne an einem rothen
Bande auf der Bruſt und Mantel, die Wahl-
ſpruͤche ſind die drey alten mit gothiſchen
Buchſtaben geſchriebenen Worte: In Trau

vas.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0478" n="468"/>
gangenen Ceremonien, eine Spei&#x017F;e der Hunde<lb/>
wurde.</p><lb/>
        <p>Die Tru&#x0364;ffeljagd hat keinen andern An-<lb/>
&#x017F;pruch in die&#x017F;er Jagdge&#x017F;chichte erwa&#x0364;hnt zu wer-<lb/>
den, als ihren Namen; und &#x017F;elb&#x017F;t die Ja&#x0364;ger<lb/>
wollen den Tru&#x0364;ffelja&#x0364;gern ihren Namen &#x017F;treitig<lb/>
machen. Nach Sach&#x017F;en kam &#x017F;ie er&#x017F;t in die-<lb/>
&#x017F;em Jahrhunderte, im J. 1724: ob &#x017F;ie vor-<lb/>
her in Deut&#x017F;chland bekannt gewe&#x017F;en, i&#x017F;t mir<lb/>
unbewußt. In die &#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen Lande ver&#x017F;chrieb<lb/>
zuer&#x017F;t der Graf Wackerbart Tru&#x0364;ffelja&#x0364;ger aus<lb/>
Italien. Sie &#x017F;ind eine Art von Schwa&#x0364;m-<lb/>
men oder Pil&#x017F;en, deren Auf&#x017F;uchung man Jagd<lb/>
nennt.</p><lb/>
        <p>Es wurden in die&#x017F;em Jahrhunderte zu Eh-<lb/>
ren der Jagd und des Jagdpatrons ver&#x017F;chie-<lb/>
dene Orden errichtet, oder erneuert. Von<lb/>
der letztern Art war der Pfa&#x0364;lzi&#x017F;che Hubertsor-<lb/>
den, welcher 1719 von dem Churfu&#x0364;r&#x017F;ten von<lb/>
der Pfalz Johann Wilhelm, nachdem er in<lb/>
Verge&#x017F;&#x017F;enheit gerathen, wieder erneuert wur-<lb/>
de. Die&#x017F;er Orden i&#x017F;t zwar nicht zu Ehren<lb/>
der Jagd ge&#x017F;tiftet, aber doch zu Ehren des<lb/>
Jagdpatrons, des heil. Huberts. Jeder Ritter<lb/>
hat die Hauptpflichten, dem Churfu&#x0364;r&#x017F;ten treu<lb/>
und hold, und gegen die Armen barmherzig<lb/>
zu &#x017F;eyn. Das Ordenszeichen i&#x017F;t ein viereckich-<lb/>
tes Kreuz mit einem Sterne an einem rothen<lb/>
Bande auf der Bru&#x017F;t und Mantel, die Wahl-<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;che &#x017F;ind die drey alten mit gothi&#x017F;chen<lb/>
Buch&#x017F;taben ge&#x017F;chriebenen Worte: In Trau<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vas.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[468/0478] gangenen Ceremonien, eine Speiſe der Hunde wurde. Die Truͤffeljagd hat keinen andern An- ſpruch in dieſer Jagdgeſchichte erwaͤhnt zu wer- den, als ihren Namen; und ſelbſt die Jaͤger wollen den Truͤffeljaͤgern ihren Namen ſtreitig machen. Nach Sachſen kam ſie erſt in die- ſem Jahrhunderte, im J. 1724: ob ſie vor- her in Deutſchland bekannt geweſen, iſt mir unbewußt. In die ſaͤchſiſchen Lande verſchrieb zuerſt der Graf Wackerbart Truͤffeljaͤger aus Italien. Sie ſind eine Art von Schwaͤm- men oder Pilſen, deren Aufſuchung man Jagd nennt. Es wurden in dieſem Jahrhunderte zu Eh- ren der Jagd und des Jagdpatrons verſchie- dene Orden errichtet, oder erneuert. Von der letztern Art war der Pfaͤlziſche Hubertsor- den, welcher 1719 von dem Churfuͤrſten von der Pfalz Johann Wilhelm, nachdem er in Vergeſſenheit gerathen, wieder erneuert wur- de. Dieſer Orden iſt zwar nicht zu Ehren der Jagd geſtiftet, aber doch zu Ehren des Jagdpatrons, des heil. Huberts. Jeder Ritter hat die Hauptpflichten, dem Churfuͤrſten treu und hold, und gegen die Armen barmherzig zu ſeyn. Das Ordenszeichen iſt ein viereckich- tes Kreuz mit einem Sterne an einem rothen Bande auf der Bruſt und Mantel, die Wahl- ſpruͤche ſind die drey alten mit gothiſchen Buchſtaben geſchriebenen Worte: In Trau vas.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/478
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/478>, abgerufen am 19.05.2024.