auch dieses Holz keiner weitern Reinigung, und kann kein Stamm den andern verdrängen; sondern jeder Stamm wächst mit seinem Nach- bar munter und ungestört fort, bis ihn die Axt des Lebens beraubt, da sich sodann sein Stock wieder durch neue Lohden vervielfälti- get, und den Boden immer dichter und schö- ner besetzt. Noch weiter habe ich im harten Holze angemerkt, daß auf einen Acker zu 120 Quadratruthen 16 Laaßreißer, 12 Ober- ständer, und 6 Bäume gelassen wurden, da- mit sodann, bey jeder dreyßig-, vierzig- oder sechzigjährigen Hauung, jedesmal die sechs stärksten Bäume weggeschlagen werden kön- nen, da unter dieser Zeit die Oberständer zum Theil zu Bäumen, die Laaßreißer aber zu Oberständern werden können; welches um so viel mehr zu vermuthen, weil sie noch eine Hauung überstehen, und also noch hiernächst achtzig bis hundert und zwanzig Jahre zu wachsen haben, die Laaßreißer aber hundert und zwanzig, bis hundert und achtzig Jahre zu stehen bekommen. Da nun aus sechs Ober- ständern wenigstens dreyßig Maltern Holz erfolgen können, so kann man aus der jähri- gen abzuschlagenden Morgenzahl im Ober- und Unterholze, sein gewisses Facit bestimmen. Ist das harte Holz dreyßig oder vierzig Jahre alt, und der Gehau nimmt seinen Anfang, so wird alles darinnen befindliche Birken- und Buchen- etc. Schirrholz vorher durch dazu
ge-
auch dieſes Holz keiner weitern Reinigung, und kann kein Stamm den andern verdraͤngen; ſondern jeder Stamm waͤchſt mit ſeinem Nach- bar munter und ungeſtoͤrt fort, bis ihn die Axt des Lebens beraubt, da ſich ſodann ſein Stock wieder durch neue Lohden vervielfaͤlti- get, und den Boden immer dichter und ſchoͤ- ner beſetzt. Noch weiter habe ich im harten Holze angemerkt, daß auf einen Acker zu 120 Quadratruthen 16 Laaßreißer, 12 Ober- ſtaͤnder, und 6 Baͤume gelaſſen wurden, da- mit ſodann, bey jeder dreyßig-, vierzig- oder ſechzigjaͤhrigen Hauung, jedesmal die ſechs ſtaͤrkſten Baͤume weggeſchlagen werden koͤn- nen, da unter dieſer Zeit die Oberſtaͤnder zum Theil zu Baͤumen, die Laaßreißer aber zu Oberſtaͤndern werden koͤnnen; welches um ſo viel mehr zu vermuthen, weil ſie noch eine Hauung uͤberſtehen, und alſo noch hiernaͤchſt achtzig bis hundert und zwanzig Jahre zu wachſen haben, die Laaßreißer aber hundert und zwanzig, bis hundert und achtzig Jahre zu ſtehen bekommen. Da nun aus ſechs Ober- ſtaͤndern wenigſtens dreyßig Maltern Holz erfolgen koͤnnen, ſo kann man aus der jaͤhri- gen abzuſchlagenden Morgenzahl im Ober- und Unterholze, ſein gewiſſes Facit beſtimmen. Iſt das harte Holz dreyßig oder vierzig Jahre alt, und der Gehau nimmt ſeinen Anfang, ſo wird alles darinnen befindliche Birken- und Buchen- ꝛc. Schirrholz vorher durch dazu
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auch dieſes Holz keiner weitern Reinigung, und
kann kein Stamm den andern verdraͤngen;
ſondern jeder Stamm waͤchſt mit ſeinem Nach-
bar munter und ungeſtoͤrt fort, bis ihn die
Axt des Lebens beraubt, da ſich ſodann ſein
Stock wieder durch neue Lohden vervielfaͤlti-
get, und den Boden immer dichter und ſchoͤ-
ner beſetzt. Noch weiter habe ich im harten
Holze angemerkt, daß auf einen Acker zu 120
Quadratruthen 16 Laaßreißer, 12 Ober-
ſtaͤnder, und 6 Baͤume gelaſſen wurden, da-
mit ſodann, bey jeder dreyßig-, vierzig- oder
ſechzigjaͤhrigen Hauung, jedesmal die ſechs
ſtaͤrkſten Baͤume weggeſchlagen werden koͤn-
nen, da unter dieſer Zeit die Oberſtaͤnder zum
Theil zu Baͤumen, die Laaßreißer aber zu
Oberſtaͤndern werden koͤnnen; welches um ſo
viel mehr zu vermuthen, weil ſie noch eine
Hauung uͤberſtehen, und alſo noch hiernaͤchſt
achtzig bis hundert und zwanzig Jahre zu
wachſen haben, die Laaßreißer aber hundert
und zwanzig, bis hundert und achtzig Jahre
zu ſtehen bekommen. Da nun aus ſechs Ober-
ſtaͤndern wenigſtens dreyßig Maltern Holz
erfolgen koͤnnen, ſo kann man aus der jaͤhri-
gen abzuſchlagenden Morgenzahl im Ober-
und Unterholze, ſein gewiſſes Facit beſtimmen.
Iſt das harte Holz dreyßig oder vierzig Jahre
alt, und der Gehau nimmt ſeinen Anfang, ſo
wird alles darinnen befindliche Birken- und
Buchen- ꝛc. Schirrholz vorher durch dazu
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/364>, abgerufen am 22.11.2024.
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