andere hielten viel auf den Hieronymus-, an- dere auf den Lambertstag. In dem Märki- schen versetzte man bald nach Michaelis, so- bald das Laub abgefallen. Man kannte das Enken und Pfropfen, und brach die Propfrei- ser im März oder Februar. Man wählte die Propfreiser von Bäumen, die viel Frucht tra- gen, meist jährigen Schößlingen; man nahm sie von den obersten Spitzen der Bäume oder den mittelsten, weil diese von der Sonne gleich- sam recht durchkocht wären. Man machte schon damals viele Versuche in diesen Gewer- ben. Petrus Laurenberg versuchte es z. B. im Wintermonat zu pfropfen, schon zu Ende des Hornungs, und klagt nicht über Nach- theil, sondern er thut es, wie Coler aus ihm selbst anführt, mit glücklichem Erfolg, ob ihm schon der Letten unter der Hand gefroren. Allein die Versuche, die er im Wintermonat machte, verunglückten v). Sie pfropften überhaupt, ehe die Bäume Knoten gewonnen, wählten die Pfropfreiser, die gegen Sonnen- aufgang gestanden, ließen sie einen oder zwey Tage nach dem Abschneiden in der Luft liegen, damit sie nicht mit zu vielem Safte auf die Bäume kämen. Man kannte, nach dem Zeich-
niß
v) Laurenberg in horticultura lib. 1. c. 24. und Coler Oeconomia domestica et ruralis ed. 1680. Theil 1. 6 B. c. 7. p. 125.
B 3
andere hielten viel auf den Hieronymus-, an- dere auf den Lambertstag. In dem Maͤrki- ſchen verſetzte man bald nach Michaelis, ſo- bald das Laub abgefallen. Man kannte das Enken und Pfropfen, und brach die Propfrei- ſer im Maͤrz oder Februar. Man waͤhlte die Propfreiſer von Baͤumen, die viel Frucht tra- gen, meiſt jaͤhrigen Schoͤßlingen; man nahm ſie von den oberſten Spitzen der Baͤume oder den mittelſten, weil dieſe von der Sonne gleich- ſam recht durchkocht waͤren. Man machte ſchon damals viele Verſuche in dieſen Gewer- ben. Petrus Laurenberg verſuchte es z. B. im Wintermonat zu pfropfen, ſchon zu Ende des Hornungs, und klagt nicht uͤber Nach- theil, ſondern er thut es, wie Coler aus ihm ſelbſt anfuͤhrt, mit gluͤcklichem Erfolg, ob ihm ſchon der Letten unter der Hand gefroren. Allein die Verſuche, die er im Wintermonat machte, verungluͤckten v). Sie pfropften uͤberhaupt, ehe die Baͤume Knoten gewonnen, waͤhlten die Pfropfreiſer, die gegen Sonnen- aufgang geſtanden, ließen ſie einen oder zwey Tage nach dem Abſchneiden in der Luft liegen, damit ſie nicht mit zu vielem Safte auf die Baͤume kaͤmen. Man kannte, nach dem Zeich-
niß
v) Laurenberg in horticultura lib. 1. c. 24. und Coler Oeconomia domeſtica et ruralis ed. 1680. Theil 1. 6 B. c. 7. p. 125.
B 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0031"n="21"/>
andere hielten viel auf den Hieronymus-, an-<lb/>
dere auf den Lambertstag. In dem Maͤrki-<lb/>ſchen verſetzte man bald nach Michaelis, ſo-<lb/>
bald das Laub abgefallen. Man kannte das<lb/>
Enken und Pfropfen, und brach die Propfrei-<lb/>ſer im Maͤrz oder Februar. Man waͤhlte die<lb/>
Propfreiſer von Baͤumen, die viel Frucht tra-<lb/>
gen, meiſt jaͤhrigen Schoͤßlingen; man nahm<lb/>ſie von den oberſten Spitzen der Baͤume oder<lb/>
den mittelſten, weil dieſe von der Sonne gleich-<lb/>ſam recht durchkocht waͤren. Man machte<lb/>ſchon damals viele Verſuche in dieſen Gewer-<lb/>
ben. Petrus Laurenberg verſuchte es z. B.<lb/>
im Wintermonat zu pfropfen, ſchon zu Ende<lb/>
des Hornungs, und klagt nicht uͤber Nach-<lb/>
theil, ſondern er thut es, wie Coler aus ihm<lb/>ſelbſt anfuͤhrt, mit gluͤcklichem Erfolg, ob ihm<lb/>ſchon der Letten unter der Hand gefroren.<lb/>
Allein die Verſuche, die er im Wintermonat<lb/>
machte, verungluͤckten <noteplace="foot"n="v)">Laurenberg <hirendition="#aq">in horticultura lib. 1. c.</hi> 24. und<lb/>
Coler <hirendition="#aq">Oeconomia domeſtica et ruralis ed.</hi> 1680.<lb/>
Theil 1. 6 B. <hirendition="#aq">c. 7. p.</hi> 125.</note>. Sie pfropften<lb/>
uͤberhaupt, ehe die Baͤume Knoten gewonnen,<lb/>
waͤhlten die Pfropfreiſer, die gegen Sonnen-<lb/>
aufgang geſtanden, ließen ſie einen oder zwey<lb/>
Tage nach dem Abſchneiden in der Luft liegen,<lb/>
damit ſie nicht mit zu vielem Safte auf die<lb/>
Baͤume kaͤmen. Man kannte, nach dem Zeich-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">niß</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[21/0031]
andere hielten viel auf den Hieronymus-, an-
dere auf den Lambertstag. In dem Maͤrki-
ſchen verſetzte man bald nach Michaelis, ſo-
bald das Laub abgefallen. Man kannte das
Enken und Pfropfen, und brach die Propfrei-
ſer im Maͤrz oder Februar. Man waͤhlte die
Propfreiſer von Baͤumen, die viel Frucht tra-
gen, meiſt jaͤhrigen Schoͤßlingen; man nahm
ſie von den oberſten Spitzen der Baͤume oder
den mittelſten, weil dieſe von der Sonne gleich-
ſam recht durchkocht waͤren. Man machte
ſchon damals viele Verſuche in dieſen Gewer-
ben. Petrus Laurenberg verſuchte es z. B.
im Wintermonat zu pfropfen, ſchon zu Ende
des Hornungs, und klagt nicht uͤber Nach-
theil, ſondern er thut es, wie Coler aus ihm
ſelbſt anfuͤhrt, mit gluͤcklichem Erfolg, ob ihm
ſchon der Letten unter der Hand gefroren.
Allein die Verſuche, die er im Wintermonat
machte, verungluͤckten v). Sie pfropften
uͤberhaupt, ehe die Baͤume Knoten gewonnen,
waͤhlten die Pfropfreiſer, die gegen Sonnen-
aufgang geſtanden, ließen ſie einen oder zwey
Tage nach dem Abſchneiden in der Luft liegen,
damit ſie nicht mit zu vielem Safte auf die
Baͤume kaͤmen. Man kannte, nach dem Zeich-
niß
v) Laurenberg in horticultura lib. 1. c. 24. und
Coler Oeconomia domeſtica et ruralis ed. 1680.
Theil 1. 6 B. c. 7. p. 125.
B 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/31>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.