in den Boden graben, und sie mit zwey Lö- chern über einander durchschneiden, in welche Latten oder dünne Stangen gesteckt werden, daß das alte Rebholz an die untern Stan- gen, die jungen Reißer aber an die obern ge- bunden werden. Wo hoch gebauet würde, müßte man drey Stangen haben. Hierbey wären sodann die Pfähle ersparet, weil sie viel Holz erfordern, die Stangen könnten leichter im Trocknen erhalten werden, und also weit länger dauern, als ein Pfahl, der allemal in der Erde kürzer wird. Sonne und Luft hät- ten einen freyern Zugang, die Arbeit am Reb- werke wäre viel leichter, weniger würde ver- derben und der Wein besser. In den Reihen können die Stöcke enger stehen als sonst, weil die Wurzeln den ganzen Zwischenraum unten durchlaufen können, folglich brächte man eben so viel Weinstöcke hinein als sonst, und wenn ihrer auch weniger wären, so würden sie bey ei- nem bessern Baue doch so viel, wo nicht mehr Wein geben. Der Weinbau an sich ist das beschwerlichste Geschäfte der Landwirthschaft. Denn wenn man gut dünget und den Boden auflockert, so wächst das Unkraut desto stär- ker. Dieses könnte man durch den Bau der Futterkräuter unter dem Weine vermeiden. Er rechnet dabey auf das Futter, wenigstens für eine Kuh, und daß man den Morgen alle zwey Jahr über düngen konnte.
Er
in den Boden graben, und ſie mit zwey Loͤ- chern uͤber einander durchſchneiden, in welche Latten oder duͤnne Stangen geſteckt werden, daß das alte Rebholz an die untern Stan- gen, die jungen Reißer aber an die obern ge- bunden werden. Wo hoch gebauet wuͤrde, muͤßte man drey Stangen haben. Hierbey waͤren ſodann die Pfaͤhle erſparet, weil ſie viel Holz erfordern, die Stangen koͤnnten leichter im Trocknen erhalten werden, und alſo weit laͤnger dauern, als ein Pfahl, der allemal in der Erde kuͤrzer wird. Sonne und Luft haͤt- ten einen freyern Zugang, die Arbeit am Reb- werke waͤre viel leichter, weniger wuͤrde ver- derben und der Wein beſſer. In den Reihen koͤnnen die Stoͤcke enger ſtehen als ſonſt, weil die Wurzeln den ganzen Zwiſchenraum unten durchlaufen koͤnnen, folglich braͤchte man eben ſo viel Weinſtoͤcke hinein als ſonſt, und wenn ihrer auch weniger waͤren, ſo wuͤrden ſie bey ei- nem beſſern Baue doch ſo viel, wo nicht mehr Wein geben. Der Weinbau an ſich iſt das beſchwerlichſte Geſchaͤfte der Landwirthſchaft. Denn wenn man gut duͤnget und den Boden auflockert, ſo waͤchſt das Unkraut deſto ſtaͤr- ker. Dieſes koͤnnte man durch den Bau der Futterkraͤuter unter dem Weine vermeiden. Er rechnet dabey auf das Futter, wenigſtens fuͤr eine Kuh, und daß man den Morgen alle zwey Jahr uͤber duͤngen konnte.
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in den Boden graben, und ſie mit zwey Loͤ-
chern uͤber einander durchſchneiden, in welche
Latten oder duͤnne Stangen geſteckt werden,
daß das alte Rebholz an die untern Stan-
gen, die jungen Reißer aber an die obern ge-
bunden werden. Wo hoch gebauet wuͤrde,
muͤßte man drey Stangen haben. Hierbey
waͤren ſodann die Pfaͤhle erſparet, weil ſie viel
Holz erfordern, die Stangen koͤnnten leichter
im Trocknen erhalten werden, und alſo weit
laͤnger dauern, als ein Pfahl, der allemal in
der Erde kuͤrzer wird. Sonne und Luft haͤt-
ten einen freyern Zugang, die Arbeit am Reb-
werke waͤre viel leichter, weniger wuͤrde ver-
derben und der Wein beſſer. In den Reihen
koͤnnen die Stoͤcke enger ſtehen als ſonſt, weil
die Wurzeln den ganzen Zwiſchenraum unten
durchlaufen koͤnnen, folglich braͤchte man eben
ſo viel Weinſtoͤcke hinein als ſonſt, und wenn
ihrer auch weniger waͤren, ſo wuͤrden ſie bey ei-
nem beſſern Baue doch ſo viel, wo nicht mehr
Wein geben. Der Weinbau an ſich iſt das
beſchwerlichſte Geſchaͤfte der Landwirthſchaft.
Denn wenn man gut duͤnget und den Boden
auflockert, ſo waͤchſt das Unkraut deſto ſtaͤr-
ker. Dieſes koͤnnte man durch den Bau der
Futterkraͤuter unter dem Weine vermeiden. Er
rechnet dabey auf das Futter, wenigſtens fuͤr
eine Kuh, und daß man den Morgen alle zwey
Jahr uͤber duͤngen konnte.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/226>, abgerufen am 24.11.2024.
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