den, Rebenlesen, Pfähle schärfen, Pfähle stecken, Bögen, Sänken, Krauten zum er- stenmal, die erste Hacke, Brechen, die erste Hefte, Krauten zum andernmal, die andere Ha- cke, die andere Hefte, die dritte Kraute, die Beerhacke, das Verhauen, Beerhütte, die Weinlese, Pfahlziehen, Düngen, Decken, Steine ablesen, doch nicht alle Jahre. Er ward darinnen gleichsam ein Lehrer des Wein- baues, gab aber auch zugleich ein Beyspiel, daß es zur Vorsorge der Polizey gehöre, auch für dieses Nahrungsschäfte wenigstens in so fern zu sorgen, in so fern sie das Ge- tränke der Unterthanen nicht außer Acht lassen, noch der Verschwendung mit auswärtigen Dingen nachsehen darf.
Das System des Weinbaues hatte da- mals noch nicht die Vollkommenheit, welche es in unsern Zeiten, vornehmlich durch das Le- sen und Nachforschen in den alten römischen Lehrern der Oekonomie, wie auch durch die ausgebreitetern Kenntnisse in der Oekonomie, Naturlehre und Naturgeschichte, erlangt hat. Zwar hatten sich viele gute Grundsätze der Rö- mer, die die Lehrer der Deutschen im Wein- baue gleich anfangs gewesen waren, an eini- gen Orten und Gegenden des Rheins erhalten, allein diese waren nicht zureichend, um das System des Weinbaues für vollkommen zu halten. Der Aberglaube hatte noch zu viel Macht über den Weingarten, und Vorurthei-
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den, Rebenleſen, Pfaͤhle ſchaͤrfen, Pfaͤhle ſtecken, Boͤgen, Saͤnken, Krauten zum er- ſtenmal, die erſte Hacke, Brechen, die erſte Hefte, Krauten zum andernmal, die andere Ha- cke, die andere Hefte, die dritte Kraute, die Beerhacke, das Verhauen, Beerhuͤtte, die Weinleſe, Pfahlziehen, Duͤngen, Decken, Steine ableſen, doch nicht alle Jahre. Er ward darinnen gleichſam ein Lehrer des Wein- baues, gab aber auch zugleich ein Beyſpiel, daß es zur Vorſorge der Polizey gehoͤre, auch fuͤr dieſes Nahrungsſchaͤfte wenigſtens in ſo fern zu ſorgen, in ſo fern ſie das Ge- traͤnke der Unterthanen nicht außer Acht laſſen, noch der Verſchwendung mit auswaͤrtigen Dingen nachſehen darf.
Das Syſtem des Weinbaues hatte da- mals noch nicht die Vollkommenheit, welche es in unſern Zeiten, vornehmlich durch das Le- ſen und Nachforſchen in den alten roͤmiſchen Lehrern der Oekonomie, wie auch durch die ausgebreitetern Kenntniſſe in der Oekonomie, Naturlehre und Naturgeſchichte, erlangt hat. Zwar hatten ſich viele gute Grundſaͤtze der Roͤ- mer, die die Lehrer der Deutſchen im Wein- baue gleich anfangs geweſen waren, an eini- gen Orten und Gegenden des Rheins erhalten, allein dieſe waren nicht zureichend, um das Syſtem des Weinbaues fuͤr vollkommen zu halten. Der Aberglaube hatte noch zu viel Macht uͤber den Weingarten, und Vorurthei-
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den, Rebenleſen, Pfaͤhle ſchaͤrfen, Pfaͤhle
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ſtenmal, die erſte Hacke, Brechen, die erſte
Hefte, Krauten zum andernmal, die andere Ha-
cke, die andere Hefte, die dritte Kraute, die
Beerhacke, das Verhauen, Beerhuͤtte, die
Weinleſe, Pfahlziehen, Duͤngen, Decken,
Steine ableſen, doch nicht alle Jahre. Er
ward darinnen gleichſam ein Lehrer des Wein-
baues, gab aber auch zugleich ein Beyſpiel,
daß es zur Vorſorge der Polizey gehoͤre,
auch fuͤr dieſes Nahrungsſchaͤfte wenigſtens
in ſo fern zu ſorgen, in ſo fern ſie das Ge-
traͤnke der Unterthanen nicht außer Acht laſſen,
noch der Verſchwendung mit auswaͤrtigen
Dingen nachſehen darf.
Das Syſtem des Weinbaues hatte da-
mals noch nicht die Vollkommenheit, welche
es in unſern Zeiten, vornehmlich durch das Le-
ſen und Nachforſchen in den alten roͤmiſchen
Lehrern der Oekonomie, wie auch durch die
ausgebreitetern Kenntniſſe in der Oekonomie,
Naturlehre und Naturgeſchichte, erlangt hat.
Zwar hatten ſich viele gute Grundſaͤtze der Roͤ-
mer, die die Lehrer der Deutſchen im Wein-
baue gleich anfangs geweſen waren, an eini-
gen Orten und Gegenden des Rheins erhalten,
allein dieſe waren nicht zureichend, um das
Syſtem des Weinbaues fuͤr vollkommen zu
halten. Der Aberglaube hatte noch zu viel
Macht uͤber den Weingarten, und Vorurthei-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/167>, abgerufen am 27.11.2024.
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