allezeit die Vorurtheile, wie sie doch sollen, vermeiden, und ob sie die so weise Mittel- straße betreten, ohne auf diesen oder jenen Ab- weg zu gerathen, ist eine Frage, die meist nicht anders als zum Nachtheil jener entschieden werden kann. Allerdings hatte die ältere Gartenkunst viel Zwang, und beraubte die Natur vieler Schönheiten. Aber gewisse ein- zelne Theile dieser alten Kunst lassen sich, dächte ich, vollkommen rechtfertigen. Herr Hirschfeld hat schon den Statüen das Wort gesprochen, aus Gründen, die unverwerflich sind, weil sie, wenn sie mit Einsicht gewählt und gestellt sind, dem Auge und der Einbil- dungskraft manche angenehme Unterhaltung mehr geben, manche süße Empfindung mehr erwecken, etwas Gesellschaftliches haben, und überhaupt die Anmuth eines Platzes auch für Zuschauer von geringerm Geschmack erhöhen können. Nur müssen sie nicht an einander gedrängt stehen, daß man sich aus dem Gar- ten in eine Gallerie versetzt glaubt, und eben so wenig wider den Charakter der Scene seyn, wenn sie gar keine Verwandtschaft mit den Ideen oder Empfindungen haben, die der Ort, wo sie stehen, erwecken soll. Der Herr Hirsch- feld scheint noch den Grund vergessen zu ha- ben, daß wir ja auch häufig Personen in einer Landschaft finden, und also die Statüen die Stelle dieser vertreten, und den Garten gleich- sam zu einer bevölkerten Landschaft machen
könn-
allezeit die Vorurtheile, wie ſie doch ſollen, vermeiden, und ob ſie die ſo weiſe Mittel- ſtraße betreten, ohne auf dieſen oder jenen Ab- weg zu gerathen, iſt eine Frage, die meiſt nicht anders als zum Nachtheil jener entſchieden werden kann. Allerdings hatte die aͤltere Gartenkunſt viel Zwang, und beraubte die Natur vieler Schoͤnheiten. Aber gewiſſe ein- zelne Theile dieſer alten Kunſt laſſen ſich, daͤchte ich, vollkommen rechtfertigen. Herr Hirſchfeld hat ſchon den Statuͤen das Wort geſprochen, aus Gruͤnden, die unverwerflich ſind, weil ſie, wenn ſie mit Einſicht gewaͤhlt und geſtellt ſind, dem Auge und der Einbil- dungskraft manche angenehme Unterhaltung mehr geben, manche ſuͤße Empfindung mehr erwecken, etwas Geſellſchaftliches haben, und uͤberhaupt die Anmuth eines Platzes auch fuͤr Zuſchauer von geringerm Geſchmack erhoͤhen koͤnnen. Nur muͤſſen ſie nicht an einander gedraͤngt ſtehen, daß man ſich aus dem Gar- ten in eine Gallerie verſetzt glaubt, und eben ſo wenig wider den Charakter der Scene ſeyn, wenn ſie gar keine Verwandtſchaft mit den Ideen oder Empfindungen haben, die der Ort, wo ſie ſtehen, erwecken ſoll. Der Herr Hirſch- feld ſcheint noch den Grund vergeſſen zu ha- ben, daß wir ja auch haͤufig Perſonen in einer Landſchaft finden, und alſo die Statuͤen die Stelle dieſer vertreten, und den Garten gleich- ſam zu einer bevoͤlkerten Landſchaft machen
koͤnn-
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allezeit die Vorurtheile, wie ſie doch ſollen,
vermeiden, und ob ſie die ſo weiſe Mittel-
ſtraße betreten, ohne auf dieſen oder jenen Ab-
weg zu gerathen, iſt eine Frage, die meiſt nicht
anders als zum Nachtheil jener entſchieden
werden kann. Allerdings hatte die aͤltere
Gartenkunſt viel Zwang, und beraubte die
Natur vieler Schoͤnheiten. Aber gewiſſe ein-
zelne Theile dieſer alten Kunſt laſſen ſich,
daͤchte ich, vollkommen rechtfertigen. Herr
Hirſchfeld hat ſchon den Statuͤen das Wort
geſprochen, aus Gruͤnden, die unverwerflich
ſind, weil ſie, wenn ſie mit Einſicht gewaͤhlt
und geſtellt ſind, dem Auge und der Einbil-
dungskraft manche angenehme Unterhaltung
mehr geben, manche ſuͤße Empfindung mehr
erwecken, etwas Geſellſchaftliches haben, und
uͤberhaupt die Anmuth eines Platzes auch fuͤr
Zuſchauer von geringerm Geſchmack erhoͤhen
koͤnnen. Nur muͤſſen ſie nicht an einander
gedraͤngt ſtehen, daß man ſich aus dem Gar-
ten in eine Gallerie verſetzt glaubt, und eben
ſo wenig wider den Charakter der Scene ſeyn,
wenn ſie gar keine Verwandtſchaft mit den
Ideen oder Empfindungen haben, die der Ort,
wo ſie ſtehen, erwecken ſoll. Der Herr Hirſch-
feld ſcheint noch den Grund vergeſſen zu ha-
ben, daß wir ja auch haͤufig Perſonen in einer
Landſchaft finden, und alſo die Statuͤen die
Stelle dieſer vertreten, und den Garten gleich-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/151>, abgerufen am 27.11.2024.
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