Jenem großen Beyspiele folgte bald der da- mals in Schweden regierende glorwürdige König Friedrich nach, welcher als Herzog von Pommern auf der Universität Rinteln 1730 für die Oeko- nomie eine Profeßion errichtete, und dieselbe mit dem Hrn. D. Fürstenau besetzte. Zu Leipzig hatte schon in dem ersten Theile dieses Jahrhun- derts Frankenstein die Oekonomie und Cameral- wissenschaft nach dem Beyspiel des Thomasius und von Ludwich gelehrt, nach ihm trat 1742 der Hr. Hofr. Zink auf, und lehrte durch öffent- lichen Unterricht und Schriften; nur wenige ha- ben vielleicht mit gleichem Glück gearbeitet, und noch weit weniger mit mehrerm, da er zugleich Oekonom und Cameralist, Rechtsgelehrter und Philosoph war. Seine gründlichen Schriften machen seinen Namen für die Oekonomie und Ca- meralwissenschaften unvergeßlich. Deutschland hat seine meisten guten Cameralisten, und vielleicht viele gute Einrichtung in dem Cameral- und Po- lizeywesen diesem verdienstvollen Manne zu dan- ken. Sein Ruhm entzog ihn Leipzig zu bald, indem er 1745 von des Herzogs zu Braunschweig Durchl. nach Helmstädt berufen, und besonders zum Lehrer der Cameralwissenschaft an dem Ca- rolino zu Braunschweig ausersehen wurde. Leip- zig fühlte seinen Verlust lange, da auf den Lehr- stühlen daselbst die Oekonomie viele Jahre ver- stummte. In dem Oesterreichischen dachte man 1752 an die Oekonomie, und errichtete für diesel- be bey dem Theresiencollegium eine Proseßion,
welche
C 3
Jenem großen Beyſpiele folgte bald der da- mals in Schweden regierende glorwuͤrdige Koͤnig Friedrich nach, welcher als Herzog von Pommern auf der Univerſitaͤt Rinteln 1730 fuͤr die Oeko- nomie eine Profeßion errichtete, und dieſelbe mit dem Hrn. D. Fuͤrſtenau beſetzte. Zu Leipzig hatte ſchon in dem erſten Theile dieſes Jahrhun- derts Frankenſtein die Oekonomie und Cameral- wiſſenſchaft nach dem Beyſpiel des Thomaſius und von Ludwich gelehrt, nach ihm trat 1742 der Hr. Hofr. Zink auf, und lehrte durch oͤffent- lichen Unterricht und Schriften; nur wenige ha- ben vielleicht mit gleichem Gluͤck gearbeitet, und noch weit weniger mit mehrerm, da er zugleich Oekonom und Cameraliſt, Rechtsgelehrter und Philoſoph war. Seine gruͤndlichen Schriften machen ſeinen Namen fuͤr die Oekonomie und Ca- meralwiſſenſchaften unvergeßlich. Deutſchland hat ſeine meiſten guten Cameraliſten, und vielleicht viele gute Einrichtung in dem Cameral- und Po- lizeyweſen dieſem verdienſtvollen Manne zu dan- ken. Sein Ruhm entzog ihn Leipzig zu bald, indem er 1745 von des Herzogs zu Braunſchweig Durchl. nach Helmſtaͤdt berufen, und beſonders zum Lehrer der Cameralwiſſenſchaft an dem Ca- rolino zu Braunſchweig auserſehen wurde. Leip- zig fuͤhlte ſeinen Verluſt lange, da auf den Lehr- ſtuͤhlen daſelbſt die Oekonomie viele Jahre ver- ſtummte. In dem Oeſterreichiſchen dachte man 1752 an die Oekonomie, und errichtete fuͤr dieſel- be bey dem Thereſiencollegium eine Proſeßion,
welche
C 3
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0063"n="37"/><p>Jenem großen Beyſpiele folgte bald der da-<lb/>
mals in Schweden regierende glorwuͤrdige Koͤnig<lb/>
Friedrich nach, welcher als Herzog von Pommern<lb/>
auf der Univerſitaͤt Rinteln 1730 fuͤr die Oeko-<lb/>
nomie eine Profeßion errichtete, und dieſelbe mit<lb/>
dem Hrn. D. Fuͤrſtenau beſetzte. Zu Leipzig<lb/>
hatte ſchon in dem erſten Theile dieſes Jahrhun-<lb/>
derts Frankenſtein die Oekonomie und Cameral-<lb/>
wiſſenſchaft nach dem Beyſpiel des Thomaſius<lb/>
und von Ludwich gelehrt, nach ihm trat 1742<lb/>
der Hr. Hofr. Zink auf, und lehrte durch oͤffent-<lb/>
lichen Unterricht und Schriften; nur wenige ha-<lb/>
ben vielleicht mit gleichem Gluͤck gearbeitet, und<lb/>
noch weit weniger mit mehrerm, da er zugleich<lb/>
Oekonom und Cameraliſt, Rechtsgelehrter und<lb/>
Philoſoph war. Seine gruͤndlichen Schriften<lb/>
machen ſeinen Namen fuͤr die Oekonomie und Ca-<lb/>
meralwiſſenſchaften unvergeßlich. Deutſchland<lb/>
hat ſeine meiſten guten Cameraliſten, und vielleicht<lb/>
viele gute Einrichtung in dem Cameral- und Po-<lb/>
lizeyweſen dieſem verdienſtvollen Manne zu dan-<lb/>
ken. Sein Ruhm entzog ihn Leipzig zu bald,<lb/>
indem er 1745 von des Herzogs zu Braunſchweig<lb/>
Durchl. nach Helmſtaͤdt berufen, und beſonders<lb/>
zum Lehrer der Cameralwiſſenſchaft an dem <hirendition="#aq">Ca-<lb/>
rolino</hi> zu Braunſchweig auserſehen wurde. Leip-<lb/>
zig fuͤhlte ſeinen Verluſt lange, da auf den Lehr-<lb/>ſtuͤhlen daſelbſt die Oekonomie viele Jahre ver-<lb/>ſtummte. In dem Oeſterreichiſchen dachte man<lb/>
1752 an die Oekonomie, und errichtete <choice><sic>ſuͤr</sic><corr>fuͤr</corr></choice> dieſel-<lb/>
be bey dem Thereſiencollegium eine Proſeßion,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">welche</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[37/0063]
Jenem großen Beyſpiele folgte bald der da-
mals in Schweden regierende glorwuͤrdige Koͤnig
Friedrich nach, welcher als Herzog von Pommern
auf der Univerſitaͤt Rinteln 1730 fuͤr die Oeko-
nomie eine Profeßion errichtete, und dieſelbe mit
dem Hrn. D. Fuͤrſtenau beſetzte. Zu Leipzig
hatte ſchon in dem erſten Theile dieſes Jahrhun-
derts Frankenſtein die Oekonomie und Cameral-
wiſſenſchaft nach dem Beyſpiel des Thomaſius
und von Ludwich gelehrt, nach ihm trat 1742
der Hr. Hofr. Zink auf, und lehrte durch oͤffent-
lichen Unterricht und Schriften; nur wenige ha-
ben vielleicht mit gleichem Gluͤck gearbeitet, und
noch weit weniger mit mehrerm, da er zugleich
Oekonom und Cameraliſt, Rechtsgelehrter und
Philoſoph war. Seine gruͤndlichen Schriften
machen ſeinen Namen fuͤr die Oekonomie und Ca-
meralwiſſenſchaften unvergeßlich. Deutſchland
hat ſeine meiſten guten Cameraliſten, und vielleicht
viele gute Einrichtung in dem Cameral- und Po-
lizeyweſen dieſem verdienſtvollen Manne zu dan-
ken. Sein Ruhm entzog ihn Leipzig zu bald,
indem er 1745 von des Herzogs zu Braunſchweig
Durchl. nach Helmſtaͤdt berufen, und beſonders
zum Lehrer der Cameralwiſſenſchaft an dem Ca-
rolino zu Braunſchweig auserſehen wurde. Leip-
zig fuͤhlte ſeinen Verluſt lange, da auf den Lehr-
ſtuͤhlen daſelbſt die Oekonomie viele Jahre ver-
ſtummte. In dem Oeſterreichiſchen dachte man
1752 an die Oekonomie, und errichtete fuͤr dieſel-
be bey dem Thereſiencollegium eine Proſeßion,
welche
C 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/63>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.