stischer Reisen, und die Vortheile, welche sie bey der Verbesserung der einheimischen Verfassung haben können. Er schickte deshalb in Aemtern sitzende Bediente auf Reisen, damit sie sich mit denen bekannt machen sollten, die die Haushal- tung wohl verstünden, und ließ sie, wenn sie zu- rückkamen, ihre erlangte Wissenschaft ausüben. u) Er selbst hatte große Einsichten in diesen Wissen- schaften und Gegenständen, und legte größten- theils selbst den Grund zu der berühmten Fürsten- staat des Hrn. von Seckendorfs. Allein man lenkte doch die Sorge mehr auf die Cammer und Cammersachen, wozu die deutschen Fürsten sich theils durch das Beyspiel Frankreichs verführen ließen, theils aber auch durch die Zeitumstände gezwungen wurden. Deutschland ward durch die Religionsspaltung in häufige Kriege verwickelt, bey denen man die goldenen Früchte des Friedens vergaß. Durch die Aufklärung der Zeiten wur- de die Regierung zusammengesetzter, welches bey der damaligen Verfassung auch einen größern Ca- meralaufwand verursachte. Die Pracht und Verschwendung, welche täglich zunahm, da die westindischen Reichthümer sich nunmehr auch in Deutschland verbreiteten, die veränderte Kriegs- art, welche große Heere forderte, alles trug dazu bey, daß die Cassen erschöpft, und die Fürsten genöthiget wurden, auf Vermehrung und bessere Benutzung der Cammereinkünfte zu denken.
Nur
u) S. Tenzels monatliche Unterredungen vom J. 1704. S. 823.
ſtiſcher Reiſen, und die Vortheile, welche ſie bey der Verbeſſerung der einheimiſchen Verfaſſung haben koͤnnen. Er ſchickte deshalb in Aemtern ſitzende Bediente auf Reiſen, damit ſie ſich mit denen bekannt machen ſollten, die die Haushal- tung wohl verſtuͤnden, und ließ ſie, wenn ſie zu- ruͤckkamen, ihre erlangte Wiſſenſchaft ausuͤben. u) Er ſelbſt hatte große Einſichten in dieſen Wiſſen- ſchaften und Gegenſtaͤnden, und legte groͤßten- theils ſelbſt den Grund zu der beruͤhmten Fuͤrſten- ſtaat des Hrn. von Seckendorfs. Allein man lenkte doch die Sorge mehr auf die Cammer und Cammerſachen, wozu die deutſchen Fuͤrſten ſich theils durch das Beyſpiel Frankreichs verfuͤhren ließen, theils aber auch durch die Zeitumſtaͤnde gezwungen wurden. Deutſchland ward durch die Religionsſpaltung in haͤufige Kriege verwickelt, bey denen man die goldenen Fruͤchte des Friedens vergaß. Durch die Aufklaͤrung der Zeiten wur- de die Regierung zuſammengeſetzter, welches bey der damaligen Verfaſſung auch einen groͤßern Ca- meralaufwand verurſachte. Die Pracht und Verſchwendung, welche taͤglich zunahm, da die weſtindiſchen Reichthuͤmer ſich nunmehr auch in Deutſchland verbreiteten, die veraͤnderte Kriegs- art, welche große Heere forderte, alles trug dazu bey, daß die Caſſen erſchoͤpft, und die Fuͤrſten genoͤthiget wurden, auf Vermehrung und beſſere Benutzung der Cammereinkuͤnfte zu denken.
Nur
u) S. Tenzels monatliche Unterredungen vom J. 1704. S. 823.
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[28/0054]
ſtiſcher Reiſen, und die Vortheile, welche ſie bey
der Verbeſſerung der einheimiſchen Verfaſſung
haben koͤnnen. Er ſchickte deshalb in Aemtern
ſitzende Bediente auf Reiſen, damit ſie ſich mit
denen bekannt machen ſollten, die die Haushal-
tung wohl verſtuͤnden, und ließ ſie, wenn ſie zu-
ruͤckkamen, ihre erlangte Wiſſenſchaft ausuͤben. u)
Er ſelbſt hatte große Einſichten in dieſen Wiſſen-
ſchaften und Gegenſtaͤnden, und legte groͤßten-
theils ſelbſt den Grund zu der beruͤhmten Fuͤrſten-
ſtaat des Hrn. von Seckendorfs. Allein man
lenkte doch die Sorge mehr auf die Cammer und
Cammerſachen, wozu die deutſchen Fuͤrſten ſich
theils durch das Beyſpiel Frankreichs verfuͤhren
ließen, theils aber auch durch die Zeitumſtaͤnde
gezwungen wurden. Deutſchland ward durch die
Religionsſpaltung in haͤufige Kriege verwickelt,
bey denen man die goldenen Fruͤchte des Friedens
vergaß. Durch die Aufklaͤrung der Zeiten wur-
de die Regierung zuſammengeſetzter, welches bey
der damaligen Verfaſſung auch einen groͤßern Ca-
meralaufwand verurſachte. Die Pracht und
Verſchwendung, welche taͤglich zunahm, da die
weſtindiſchen Reichthuͤmer ſich nunmehr auch in
Deutſchland verbreiteten, die veraͤnderte Kriegs-
art, welche große Heere forderte, alles trug dazu
bey, daß die Caſſen erſchoͤpft, und die Fuͤrſten
genoͤthiget wurden, auf Vermehrung und beſſere
Benutzung der Cammereinkuͤnfte zu denken.
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u) S. Tenzels monatliche Unterredungen vom J.
1704. S. 823.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/54>, abgerufen am 22.11.2024.
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