Bienen unter der Erde sich wirklich erhalten, und nicht ersticken, auch nicht so viel zehren, als in gelinden Wintern und bey veränderlichem Wetter über der Erde; nur müssen sie nicht durch Stoßen und Erschütterungen oder zu öf- ters Nachsehen beunruhiget, noch auch mit Din- gen, die leicht und sehr hitzen, bedeckt werden. Man kann sie theils in die freye Erde vergra- ben, theils aber auch in einem Fasse mit Erde ausgefüllt und bedeckt aufbehalten. Da aber Hr. Neidhart von 14 in die Erde vergrabenen Stämmen nur 2 lebendig wieder heraus bekam, so ist es in Fässern sicherer, als in der freyen Erde, wegen der Feuchtigkeiten und der zu fürchtenden Wasseradern. Man muß nicht sol- che Bienen vergraben, die zu wenig Vorrath haben, weil noch nicht ausgemacht ist, daß sie in der Erde gar nicht zehrten; wenigstens müs- sen sie so viel haben, daß sie, bis sie zur Ruhe kommen, zehren können; allein ihnen Nah- rung unter den Korb zu stellen, macht sie zu lange unruhig, weil es sie immer von ihren Ru- heplätzen herab zu dem Orte der Nahrung reizt. Die Stämme zehren nicht so viel, wenn sie ganz mit Erde überschüttet sind, als wenn sie zwi- schen Pfählen, die mit einem Brete bedeckt sind, hohl stehen, weil da die Luft eher verändert wer- den kann. Eben dieses ist auch der Grund, warum die in dunkle kalte Kammern eingesetzten und die auf dem Stande bleibenden mehr zeh- ren, als die in der Erde vergrabenen. Die
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Bienen unter der Erde ſich wirklich erhalten, und nicht erſticken, auch nicht ſo viel zehren, als in gelinden Wintern und bey veraͤnderlichem Wetter uͤber der Erde; nur muͤſſen ſie nicht durch Stoßen und Erſchuͤtterungen oder zu oͤf- ters Nachſehen beunruhiget, noch auch mit Din- gen, die leicht und ſehr hitzen, bedeckt werden. Man kann ſie theils in die freye Erde vergra- ben, theils aber auch in einem Faſſe mit Erde ausgefuͤllt und bedeckt aufbehalten. Da aber Hr. Neidhart von 14 in die Erde vergrabenen Staͤmmen nur 2 lebendig wieder heraus bekam, ſo iſt es in Faͤſſern ſicherer, als in der freyen Erde, wegen der Feuchtigkeiten und der zu fuͤrchtenden Waſſeradern. Man muß nicht ſol- che Bienen vergraben, die zu wenig Vorrath haben, weil noch nicht ausgemacht iſt, daß ſie in der Erde gar nicht zehrten; wenigſtens muͤſ- ſen ſie ſo viel haben, daß ſie, bis ſie zur Ruhe kommen, zehren koͤnnen; allein ihnen Nah- rung unter den Korb zu ſtellen, macht ſie zu lange unruhig, weil es ſie immer von ihren Ru- heplaͤtzen herab zu dem Orte der Nahrung reizt. Die Staͤmme zehren nicht ſo viel, wenn ſie ganz mit Erde uͤberſchuͤttet ſind, als wenn ſie zwi- ſchen Pfaͤhlen, die mit einem Brete bedeckt ſind, hohl ſtehen, weil da die Luft eher veraͤndert wer- den kann. Eben dieſes iſt auch der Grund, warum die in dunkle kalte Kammern eingeſetzten und die auf dem Stande bleibenden mehr zeh- ren, als die in der Erde vergrabenen. Die
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Bienen unter der Erde ſich wirklich erhalten,
und nicht erſticken, auch nicht ſo viel zehren,
als in gelinden Wintern und bey veraͤnderlichem
Wetter uͤber der Erde; nur muͤſſen ſie nicht
durch Stoßen und Erſchuͤtterungen oder zu oͤf-
ters Nachſehen beunruhiget, noch auch mit Din-
gen, die leicht und ſehr hitzen, bedeckt werden.
Man kann ſie theils in die freye Erde vergra-
ben, theils aber auch in einem Faſſe mit Erde
ausgefuͤllt und bedeckt aufbehalten. Da aber
Hr. Neidhart von 14 in die Erde vergrabenen
Staͤmmen nur 2 lebendig wieder heraus bekam,
ſo iſt es in Faͤſſern ſicherer, als in der freyen
Erde, wegen der Feuchtigkeiten und der zu
fuͤrchtenden Waſſeradern. Man muß nicht ſol-
che Bienen vergraben, die zu wenig Vorrath
haben, weil noch nicht ausgemacht iſt, daß ſie
in der Erde gar nicht zehrten; wenigſtens muͤſ-
ſen ſie ſo viel haben, daß ſie, bis ſie zur Ruhe
kommen, zehren koͤnnen; allein ihnen Nah-
rung unter den Korb zu ſtellen, macht ſie zu
lange unruhig, weil es ſie immer von ihren Ru-
heplaͤtzen herab zu dem Orte der Nahrung reizt.
Die Staͤmme zehren nicht ſo viel, wenn ſie ganz
mit Erde uͤberſchuͤttet ſind, als wenn ſie zwi-
ſchen Pfaͤhlen, die mit einem Brete bedeckt ſind,
hohl ſtehen, weil da die Luft eher veraͤndert wer-
den kann. Eben dieſes iſt auch der Grund,
warum die in dunkle kalte Kammern eingeſetzten
und die auf dem Stande bleibenden mehr zeh-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/459>, abgerufen am 22.11.2024.
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