Man verwandelte die palteauische Scheibe in Strohkörbe. Es erschienen die pfälzischen oder riemischen Halbkästen; man suchte auch die Halb- kästen des Gelieu und Duchet, zweyer französi- scher Bienenverständigen, in Deutschland anzu- wenden.
Man benutzte die Erfindung der Madame Vikat, welche die Bienenväter auf die Spur brachte, bequeme liegende Stöcke zu verfertigen, deren Bau man aus den Schriften der oberlau- sitzer Bienengesellschaft, dem sächsischen Bie- nenvater und Wildmann erlernen kann. Ihr Kasten bestehet aus vier Kammern, die alle hin- tereinander anpassen müssen; auf den Seiten sind Stäbe, die vorn und hinten mit Schrau- ben versehen sind, wodurch die Kammern so dicht zusammen gezwungen werden, als nöthig ist. Die Bienengesellschaft zu Rötha richtete diese Stöcke auf ihre Gegend ein, und fand 6 und mehr Kammern nöthig, ingleichen daß sie noch einmal so breit wären; sie schrauben die- se, so wie der Bau der Bienen zunimmt, nach und nach einzeln an, daß also die Bienen nie zu viel Raum auf einmal haben, daher sie denn auch diesen kleinern Raum bald mit allem Fleiße vollbauen.
Nach dieser Vorschrift kann man auch stro- herne runde liegende Bienenwohnungen verfer- tigen lassen. Man nennet die, welche in einem fortgehen, Walzen. Die Walzen der röthai- schen Gesellschaft sind eine Elle fünf bis neun
Zoll
Man verwandelte die palteauiſche Scheibe in Strohkoͤrbe. Es erſchienen die pfaͤlziſchen oder riemiſchen Halbkaͤſten; man ſuchte auch die Halb- kaͤſten des Gelieu und Duchet, zweyer franzoͤſi- ſcher Bienenverſtaͤndigen, in Deutſchland anzu- wenden.
Man benutzte die Erfindung der Madame Vikat, welche die Bienenvaͤter auf die Spur brachte, bequeme liegende Stoͤcke zu verfertigen, deren Bau man aus den Schriften der oberlau- ſitzer Bienengeſellſchaft, dem ſaͤchſiſchen Bie- nenvater und Wildmann erlernen kann. Ihr Kaſten beſtehet aus vier Kammern, die alle hin- tereinander anpaſſen muͤſſen; auf den Seiten ſind Staͤbe, die vorn und hinten mit Schrau- ben verſehen ſind, wodurch die Kammern ſo dicht zuſammen gezwungen werden, als noͤthig iſt. Die Bienengeſellſchaft zu Roͤtha richtete dieſe Stoͤcke auf ihre Gegend ein, und fand 6 und mehr Kammern noͤthig, ingleichen daß ſie noch einmal ſo breit waͤren; ſie ſchrauben die- ſe, ſo wie der Bau der Bienen zunimmt, nach und nach einzeln an, daß alſo die Bienen nie zu viel Raum auf einmal haben, daher ſie denn auch dieſen kleinern Raum bald mit allem Fleiße vollbauen.
Nach dieſer Vorſchrift kann man auch ſtro- herne runde liegende Bienenwohnungen verfer- tigen laſſen. Man nennet die, welche in einem fortgehen, Walzen. Die Walzen der roͤthai- ſchen Geſellſchaft ſind eine Elle fuͤnf bis neun
Zoll
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Man verwandelte die palteauiſche Scheibe in
Strohkoͤrbe. Es erſchienen die pfaͤlziſchen oder
riemiſchen Halbkaͤſten; man ſuchte auch die Halb-
kaͤſten des Gelieu und Duchet, zweyer franzoͤſi-
ſcher Bienenverſtaͤndigen, in Deutſchland anzu-
wenden.
Man benutzte die Erfindung der Madame
Vikat, welche die Bienenvaͤter auf die Spur
brachte, bequeme liegende Stoͤcke zu verfertigen,
deren Bau man aus den Schriften der oberlau-
ſitzer Bienengeſellſchaft, dem ſaͤchſiſchen Bie-
nenvater und Wildmann erlernen kann. Ihr
Kaſten beſtehet aus vier Kammern, die alle hin-
tereinander anpaſſen muͤſſen; auf den Seiten
ſind Staͤbe, die vorn und hinten mit Schrau-
ben verſehen ſind, wodurch die Kammern ſo
dicht zuſammen gezwungen werden, als noͤthig
iſt. Die Bienengeſellſchaft zu Roͤtha richtete
dieſe Stoͤcke auf ihre Gegend ein, und fand
6 und mehr Kammern noͤthig, ingleichen daß
ſie noch einmal ſo breit waͤren; ſie ſchrauben die-
ſe, ſo wie der Bau der Bienen zunimmt, nach
und nach einzeln an, daß alſo die Bienen nie
zu viel Raum auf einmal haben, daher ſie denn
auch dieſen kleinern Raum bald mit allem Fleiße
vollbauen.
Nach dieſer Vorſchrift kann man auch ſtro-
herne runde liegende Bienenwohnungen verfer-
tigen laſſen. Man nennet die, welche in einem
fortgehen, Walzen. Die Walzen der roͤthai-
ſchen Geſellſchaft ſind eine Elle fuͤnf bis neun
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/434>, abgerufen am 22.11.2024.
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