fand im Zellischen, daß in guten Jahren von 40 Körben oder einer Lagd alter Immen 70 junge ausgebrochen, und eine Tonne Honig ausser dem zurück zu setzenden Futterhonig, nebst einem halben Centner Wachs, erübriget werden könne. Ein so gutes Jahr komme höchstens al- ler drey Jahr, jedes der übrigen 2 Jahre gebe ein Drittheil dieses Ertrages. Man schlug vor, um den Absatz zu mehren, aus Honig Eßig und Branntwein zu machen, und ihnen, sonder- lich dem letztern durch Destillation den Honig- geschmack zu benehmen. Man bemerkte aus diesen Berichten ferner, daß die Obstblüthen, besonders Aepfel und Kirschen, viel Wachs, aber keinen Honig gaben, daß der Winterrüb- samen zwar zur Vermehrung der Bienen frucht- bar sey, aber so wenig Wachs als Honig gebe. Ferner will man wahrgenommen haben, daß an einem Orte, wo zu gewissen Jahreszeiten fremde Bienen, ihre Nahrung da zu suchen, auf einige Zeit hingebracht worden, bey einer stär- kern Zufuhre dieser Ankömmlinge die Tragbar- keit der Obstbäume abgenommen; welches wahr- scheinlich daher rührt, weil nach Reaumurs Bemerkung die Bienen das Wachs aus dem befruchtenden Blumenstaube h) verfertigen, solchen oft von noch unaufgeblühten Blumen rauben, und dadurch die Befruchtung hindern.
In dem Herzogthum Lauenburg bemerkte man, daß die Bienen, welche über Winter auf
dem
h)Pulvis antherarum.
fand im Zelliſchen, daß in guten Jahren von 40 Koͤrben oder einer Lagd alter Immen 70 junge ausgebrochen, und eine Tonne Honig auſſer dem zuruͤck zu ſetzenden Futterhonig, nebſt einem halben Centner Wachs, eruͤbriget werden koͤnne. Ein ſo gutes Jahr komme hoͤchſtens al- ler drey Jahr, jedes der uͤbrigen 2 Jahre gebe ein Drittheil dieſes Ertrages. Man ſchlug vor, um den Abſatz zu mehren, aus Honig Eßig und Branntwein zu machen, und ihnen, ſonder- lich dem letztern durch Deſtillation den Honig- geſchmack zu benehmen. Man bemerkte aus dieſen Berichten ferner, daß die Obſtbluͤthen, beſonders Aepfel und Kirſchen, viel Wachs, aber keinen Honig gaben, daß der Winterruͤb- ſamen zwar zur Vermehrung der Bienen frucht- bar ſey, aber ſo wenig Wachs als Honig gebe. Ferner will man wahrgenommen haben, daß an einem Orte, wo zu gewiſſen Jahreszeiten fremde Bienen, ihre Nahrung da zu ſuchen, auf einige Zeit hingebracht worden, bey einer ſtaͤr- kern Zufuhre dieſer Ankoͤmmlinge die Tragbar- keit der Obſtbaͤume abgenommen; welches wahr- ſcheinlich daher ruͤhrt, weil nach Reaumurs Bemerkung die Bienen das Wachs aus dem befruchtenden Blumenſtaube h) verfertigen, ſolchen oft von noch unaufgebluͤhten Blumen rauben, und dadurch die Befruchtung hindern.
In dem Herzogthum Lauenburg bemerkte man, daß die Bienen, welche uͤber Winter auf
dem
h)Pulvis antherarum.
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fand im Zelliſchen, daß in guten Jahren von
40 Koͤrben oder einer Lagd alter Immen 70
junge ausgebrochen, und eine Tonne Honig
auſſer dem zuruͤck zu ſetzenden Futterhonig, nebſt
einem halben Centner Wachs, eruͤbriget werden
koͤnne. Ein ſo gutes Jahr komme hoͤchſtens al-
ler drey Jahr, jedes der uͤbrigen 2 Jahre gebe
ein Drittheil dieſes Ertrages. Man ſchlug vor,
um den Abſatz zu mehren, aus Honig Eßig
und Branntwein zu machen, und ihnen, ſonder-
lich dem letztern durch Deſtillation den Honig-
geſchmack zu benehmen. Man bemerkte aus
dieſen Berichten ferner, daß die Obſtbluͤthen,
beſonders Aepfel und Kirſchen, viel Wachs,
aber keinen Honig gaben, daß der Winterruͤb-
ſamen zwar zur Vermehrung der Bienen frucht-
bar ſey, aber ſo wenig Wachs als Honig gebe.
Ferner will man wahrgenommen haben, daß
an einem Orte, wo zu gewiſſen Jahreszeiten
fremde Bienen, ihre Nahrung da zu ſuchen, auf
einige Zeit hingebracht worden, bey einer ſtaͤr-
kern Zufuhre dieſer Ankoͤmmlinge die Tragbar-
keit der Obſtbaͤume abgenommen; welches wahr-
ſcheinlich daher ruͤhrt, weil nach Reaumurs
Bemerkung die Bienen das Wachs aus dem
befruchtenden Blumenſtaube h) verfertigen,
ſolchen oft von noch unaufgebluͤhten Blumen
rauben, und dadurch die Befruchtung hindern.
In dem Herzogthum Lauenburg bemerkte
man, daß die Bienen, welche uͤber Winter auf
dem
h) Pulvis antherarum.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/402>, abgerufen am 22.11.2024.
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