lebten, und also die Oekonomen ihren Tod nur beschleunigten, um den Nachtheil zu verhüten, den die Verzögerung desselben brächte. Man habe nur ihr Absterben bisher nicht so bemerkt, weil man das bestimmte Alter der Bienen nicht genug gewußt, sondern sey dadurch verführt worden, weil man in dem Bienenstocke alte und junge nicht unterscheiden könne, und also im- mer das noch für alte gehalten, was doch junge wären. Besser also sey es, man tödte sie, nehme ihnen, was sie hätten, als daß sie erst die Vorrä- the aufzehrten und doch hernach von sich selbst umkämen. Es giebt nämlich nach den neuern Be- obachtungen Kräutermann in seinem Bienen- wirth S. 59. den Bienen nur ein Leben von 14 bis 15 Monaten, und Thorley zwey Sommer, wie Hr. Kästner in seinen Samml. S. 181. bemerkt hat. p) Allein da ich noch keine eige- nen Erfahrungen hierinnen habe, so lasse ich es bis itzt unentschieden. Indessen will ich hier nur so viel bemerken: giengen die alten Bienen gänzlich zu Grunde, warum geschähe das Schwärmen? und wird nicht viele junge Brut verdorben? q) Können nicht nach den Beob- achtungen des Hrn. Riems sich die Eyer viele Monate in den Zellen erhalten, die bey Zerstö-
rung
p) Ueber das Alter der Bienen finden sich die neuern Versuche und Bemerkungen sonderlich des Hrn. von Reaumur in der Encyclop. des Hrn. D. Krü- nitz IV. S. 483 bis 486. wo ich aber die von Thorley und Kräutermann vermisse.
q) Abh. und Erf. der oberl. Bienenges. I. S. 298.
lebten, und alſo die Oekonomen ihren Tod nur beſchleunigten, um den Nachtheil zu verhuͤten, den die Verzoͤgerung deſſelben braͤchte. Man habe nur ihr Abſterben bisher nicht ſo bemerkt, weil man das beſtimmte Alter der Bienen nicht genug gewußt, ſondern ſey dadurch verfuͤhrt worden, weil man in dem Bienenſtocke alte und junge nicht unterſcheiden koͤnne, und alſo im- mer das noch fuͤr alte gehalten, was doch junge waͤren. Beſſer alſo ſey es, man toͤdte ſie, nehme ihnen, was ſie haͤtten, als daß ſie erſt die Vorraͤ- the aufzehrten und doch hernach von ſich ſelbſt umkaͤmen. Es giebt naͤmlich nach den neuern Be- obachtungen Kraͤutermann in ſeinem Bienen- wirth S. 59. den Bienen nur ein Leben von 14 bis 15 Monaten, und Thorley zwey Sommer, wie Hr. Kaͤſtner in ſeinen Samml. S. 181. bemerkt hat. p) Allein da ich noch keine eige- nen Erfahrungen hierinnen habe, ſo laſſe ich es bis itzt unentſchieden. Indeſſen will ich hier nur ſo viel bemerken: giengen die alten Bienen gaͤnzlich zu Grunde, warum geſchaͤhe das Schwaͤrmen? und wird nicht viele junge Brut verdorben? q) Koͤnnen nicht nach den Beob- achtungen des Hrn. Riems ſich die Eyer viele Monate in den Zellen erhalten, die bey Zerſtoͤ-
rung
p) Ueber das Alter der Bienen finden ſich die neuern Verſuche und Bemerkungen ſonderlich des Hrn. von Reaumur in der Encyclop. des Hrn. D. Kruͤ- nitz IV. S. 483 bis 486. wo ich aber die von Thorley und Kraͤutermann vermiſſe.
q) Abh. und Erf. der oberl. Bienengeſ. I. S. 298.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0388"n="362"/>
lebten, und alſo die Oekonomen ihren Tod nur<lb/>
beſchleunigten, um den Nachtheil zu verhuͤten,<lb/>
den die Verzoͤgerung deſſelben braͤchte. Man<lb/>
habe nur ihr Abſterben bisher nicht ſo bemerkt,<lb/>
weil man das beſtimmte Alter der Bienen nicht<lb/>
genug gewußt, ſondern ſey dadurch verfuͤhrt<lb/>
worden, weil man in dem Bienenſtocke alte und<lb/>
junge nicht unterſcheiden koͤnne, und alſo im-<lb/>
mer das noch fuͤr alte gehalten, was doch junge<lb/>
waͤren. Beſſer alſo ſey es, man toͤdte ſie, nehme<lb/>
ihnen, was ſie haͤtten, als daß ſie erſt die Vorraͤ-<lb/>
the aufzehrten und doch hernach von ſich ſelbſt<lb/>
umkaͤmen. Es giebt naͤmlich nach den neuern Be-<lb/>
obachtungen Kraͤutermann in ſeinem Bienen-<lb/>
wirth S. 59. den Bienen nur ein Leben von 14<lb/>
bis 15 Monaten, und Thorley zwey Sommer,<lb/>
wie Hr. Kaͤſtner in ſeinen Samml. S. 181.<lb/>
bemerkt hat. <noteplace="foot"n="p)">Ueber das Alter der Bienen finden ſich die neuern<lb/>
Verſuche und Bemerkungen ſonderlich des Hrn.<lb/>
von Reaumur in der Encyclop. des Hrn. D. Kruͤ-<lb/>
nitz <hirendition="#aq">IV.</hi> S. 483 bis 486. wo ich aber die von<lb/>
Thorley und Kraͤutermann vermiſſe.</note> Allein da ich noch keine eige-<lb/>
nen Erfahrungen hierinnen habe, ſo laſſe ich es<lb/>
bis itzt unentſchieden. Indeſſen will ich hier<lb/>
nur ſo viel bemerken: giengen die alten Bienen<lb/>
gaͤnzlich zu Grunde, warum geſchaͤhe das<lb/>
Schwaͤrmen? und wird nicht viele junge Brut<lb/>
verdorben? <noteplace="foot"n="q)">Abh. und Erf. der oberl. Bienengeſ. <hirendition="#aq">I.</hi> S. 298.</note> Koͤnnen nicht nach den Beob-<lb/>
achtungen des Hrn. Riems ſich die Eyer viele<lb/>
Monate in den Zellen erhalten, die bey Zerſtoͤ-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">rung</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[362/0388]
lebten, und alſo die Oekonomen ihren Tod nur
beſchleunigten, um den Nachtheil zu verhuͤten,
den die Verzoͤgerung deſſelben braͤchte. Man
habe nur ihr Abſterben bisher nicht ſo bemerkt,
weil man das beſtimmte Alter der Bienen nicht
genug gewußt, ſondern ſey dadurch verfuͤhrt
worden, weil man in dem Bienenſtocke alte und
junge nicht unterſcheiden koͤnne, und alſo im-
mer das noch fuͤr alte gehalten, was doch junge
waͤren. Beſſer alſo ſey es, man toͤdte ſie, nehme
ihnen, was ſie haͤtten, als daß ſie erſt die Vorraͤ-
the aufzehrten und doch hernach von ſich ſelbſt
umkaͤmen. Es giebt naͤmlich nach den neuern Be-
obachtungen Kraͤutermann in ſeinem Bienen-
wirth S. 59. den Bienen nur ein Leben von 14
bis 15 Monaten, und Thorley zwey Sommer,
wie Hr. Kaͤſtner in ſeinen Samml. S. 181.
bemerkt hat. p) Allein da ich noch keine eige-
nen Erfahrungen hierinnen habe, ſo laſſe ich es
bis itzt unentſchieden. Indeſſen will ich hier
nur ſo viel bemerken: giengen die alten Bienen
gaͤnzlich zu Grunde, warum geſchaͤhe das
Schwaͤrmen? und wird nicht viele junge Brut
verdorben? q) Koͤnnen nicht nach den Beob-
achtungen des Hrn. Riems ſich die Eyer viele
Monate in den Zellen erhalten, die bey Zerſtoͤ-
rung
p) Ueber das Alter der Bienen finden ſich die neuern
Verſuche und Bemerkungen ſonderlich des Hrn.
von Reaumur in der Encyclop. des Hrn. D. Kruͤ-
nitz IV. S. 483 bis 486. wo ich aber die von
Thorley und Kraͤutermann vermiſſe.
q) Abh. und Erf. der oberl. Bienengeſ. I. S. 298.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/388>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.