dem Brandenburgischen anwendete, verglichen, und warf den Pfälzischen Anstalten vor, daß sie mit einem Monopol verbunden wären, wel- ches dem Lande allezeit nachtheilig sey, und von der Politik verworfen werde, weil es nur einige auf Kosten anderer bereichere, die Industrie und die Ausbreitung derselben hemme, und selbst die Vermehrung der Manufacturen die- ser Art und der damit in Verbindung stehenden hindere. Man zog die Brandenburgischen weit vor, welche nämlich durch Pflanzen, durch Unterricht und angestellte Lehrer, durch die Geistlichen und Schuldiener auf dem Lande, und durch Preisaustheilungen dieses Geschäft zu verbreiten suchten. Allein ich glaube nicht ohne Grund, daß man zu weit gehe, wenn man die ersten Anstalten ganz verwerfe. Die letzten setzen eine reiche Cammer voraus, und wenn nicht die Manufacturen dabey besonders unterstützt und durch große Vorschüsse und Auf- wand begünstiget werden, so wird der Zweck nicht erreicht. Hiezu kommt noch, daß das Land eine gute Bevölkerung haben muß; wo aber diese Umstände nicht sind, wird nicht da das Pfälzische Mittel Vorzüge haben? Es ist wahr, es übergiebt das Gewerbe nur einigen wenigen: allein diese treibt auch ihr eigenes Interesse weit mehr an zur Beförderung des Gewerbes, als die erkaufte Sorgfalt der Auf- seher der Regierung; die nöthigen Kenntnisse des Geschäftes werden unter die Unterthanen aus-
gebrei-
dem Brandenburgiſchen anwendete, verglichen, und warf den Pfaͤlziſchen Anſtalten vor, daß ſie mit einem Monopol verbunden waͤren, wel- ches dem Lande allezeit nachtheilig ſey, und von der Politik verworfen werde, weil es nur einige auf Koſten anderer bereichere, die Induſtrie und die Ausbreitung derſelben hemme, und ſelbſt die Vermehrung der Manufacturen die- ſer Art und der damit in Verbindung ſtehenden hindere. Man zog die Brandenburgiſchen weit vor, welche naͤmlich durch Pflanzen, durch Unterricht und angeſtellte Lehrer, durch die Geiſtlichen und Schuldiener auf dem Lande, und durch Preisaustheilungen dieſes Geſchaͤft zu verbreiten ſuchten. Allein ich glaube nicht ohne Grund, daß man zu weit gehe, wenn man die erſten Anſtalten ganz verwerfe. Die letzten ſetzen eine reiche Cammer voraus, und wenn nicht die Manufacturen dabey beſonders unterſtuͤtzt und durch große Vorſchuͤſſe und Auf- wand beguͤnſtiget werden, ſo wird der Zweck nicht erreicht. Hiezu kommt noch, daß das Land eine gute Bevoͤlkerung haben muß; wo aber dieſe Umſtaͤnde nicht ſind, wird nicht da das Pfaͤlziſche Mittel Vorzuͤge haben? Es iſt wahr, es uͤbergiebt das Gewerbe nur einigen wenigen: allein dieſe treibt auch ihr eigenes Intereſſe weit mehr an zur Befoͤrderung des Gewerbes, als die erkaufte Sorgfalt der Auf- ſeher der Regierung; die noͤthigen Kenntniſſe des Geſchaͤftes werden unter die Unterthanen aus-
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dem Brandenburgiſchen anwendete, verglichen,
und warf den Pfaͤlziſchen Anſtalten vor, daß
ſie mit einem Monopol verbunden waͤren, wel-
ches dem Lande allezeit nachtheilig ſey, und von
der Politik verworfen werde, weil es nur einige
auf Koſten anderer bereichere, die Induſtrie
und die Ausbreitung derſelben hemme, und
ſelbſt die Vermehrung der Manufacturen die-
ſer Art und der damit in Verbindung ſtehenden
hindere. Man zog die Brandenburgiſchen
weit vor, welche naͤmlich durch Pflanzen, durch
Unterricht und angeſtellte Lehrer, durch die
Geiſtlichen und Schuldiener auf dem Lande,
und durch Preisaustheilungen dieſes Geſchaͤft
zu verbreiten ſuchten. Allein ich glaube nicht
ohne Grund, daß man zu weit gehe, wenn
man die erſten Anſtalten ganz verwerfe. Die
letzten ſetzen eine reiche Cammer voraus, und
wenn nicht die Manufacturen dabey beſonders
unterſtuͤtzt und durch große Vorſchuͤſſe und Auf-
wand beguͤnſtiget werden, ſo wird der Zweck
nicht erreicht. Hiezu kommt noch, daß das
Land eine gute Bevoͤlkerung haben muß; wo
aber dieſe Umſtaͤnde nicht ſind, wird nicht da
das Pfaͤlziſche Mittel Vorzuͤge haben? Es iſt
wahr, es uͤbergiebt das Gewerbe nur einigen
wenigen: allein dieſe treibt auch ihr eigenes
Intereſſe weit mehr an zur Befoͤrderung des
Gewerbes, als die erkaufte Sorgfalt der Auf-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/329>, abgerufen am 24.11.2024.
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