werbe wache, daß nicht gewisse Einrichtungen, welche Anfangs die Noth lehrte, bey weitern Fortgange nicht das Wachsthum dieses oder ei- nes andern Nahrungsgeschäftes hindern. Bey dem Anbaue, bey der ersten Bevölkerung sol- cher Lande, waren dergleichen Anstalten, wie hier mit dem Faßelvieh nöthig, und konnten ihren Nutzen haben; aber in der Folge wurden sie schädlich, und dann hätte sie die Policey auf- heben sollen. Aber erst itzt erschien der Zeit- punkt. Man verschrieb Stiere aus der Schweitz, und vertheilte sie unter die Gemeinden. Man verordnete, daß die Gemeinde sich mit gutem Faßelvieh versähe, daß der schädliche Turnus in den Gemeinden mit Haltung dieses Viehes aufhöre, und einem begütertem Manne in der Gemeinde dieses allein aufgetragen würde. Zur Fütterung desselben wurden Gemeindewiesen be- stellt, die junge Zucht wurde unter 6 Mona- ten nicht verschnitten, und unter 18 Monaten nicht zu den Stieren gelassen. Der Fürst setz- te das Frohngeld von den Thieren, die der Landmann selbst zog, auf ein Jahr weiter hin- aus, und so verbesserte man die Rindviehzucht.
Auch an die Wichtigkeit der Schaafzucht dachte man. Man fand, daß es an gelern- ten Schäfern fehlte, und machte daher die Ein- richtung, daß alle Schäfer vor ihrer Aufnah- me von dem Zunftmeister in Beyseyn eines De- putirten von der Okonomiecommißion geprüft
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werbe wache, daß nicht gewiſſe Einrichtungen, welche Anfangs die Noth lehrte, bey weitern Fortgange nicht das Wachsthum dieſes oder ei- nes andern Nahrungsgeſchaͤftes hindern. Bey dem Anbaue, bey der erſten Bevoͤlkerung ſol- cher Lande, waren dergleichen Anſtalten, wie hier mit dem Faßelvieh noͤthig, und konnten ihren Nutzen haben; aber in der Folge wurden ſie ſchaͤdlich, und dann haͤtte ſie die Policey auf- heben ſollen. Aber erſt itzt erſchien der Zeit- punkt. Man verſchrieb Stiere aus der Schweitz, und vertheilte ſie unter die Gemeinden. Man verordnete, daß die Gemeinde ſich mit gutem Faßelvieh verſaͤhe, daß der ſchaͤdliche Turnus in den Gemeinden mit Haltung dieſes Viehes aufhoͤre, und einem beguͤtertem Manne in der Gemeinde dieſes allein aufgetragen wuͤrde. Zur Fuͤtterung deſſelben wurden Gemeindewieſen be- ſtellt, die junge Zucht wurde unter 6 Mona- ten nicht verſchnitten, und unter 18 Monaten nicht zu den Stieren gelaſſen. Der Fuͤrſt ſetz- te das Frohngeld von den Thieren, die der Landmann ſelbſt zog, auf ein Jahr weiter hin- aus, und ſo verbeſſerte man die Rindviehzucht.
Auch an die Wichtigkeit der Schaafzucht dachte man. Man fand, daß es an gelern- ten Schaͤfern fehlte, und machte daher die Ein- richtung, daß alle Schaͤfer vor ihrer Aufnah- me von dem Zunftmeiſter in Beyſeyn eines De- putirten von der Okonomiecommißion gepruͤft
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werbe wache, daß nicht gewiſſe Einrichtungen,
welche Anfangs die Noth lehrte, bey weitern
Fortgange nicht das Wachsthum dieſes oder ei-
nes andern Nahrungsgeſchaͤftes hindern. Bey
dem Anbaue, bey der erſten Bevoͤlkerung ſol-
cher Lande, waren dergleichen Anſtalten, wie
hier mit dem Faßelvieh noͤthig, und konnten
ihren Nutzen haben; aber in der Folge wurden
ſie ſchaͤdlich, und dann haͤtte ſie die Policey auf-
heben ſollen. Aber erſt itzt erſchien der Zeit-
punkt. Man verſchrieb Stiere aus der Schweitz,
und vertheilte ſie unter die Gemeinden. Man
verordnete, daß die Gemeinde ſich mit gutem
Faßelvieh verſaͤhe, daß der ſchaͤdliche Turnus
in den Gemeinden mit Haltung dieſes Viehes
aufhoͤre, und einem beguͤtertem Manne in der
Gemeinde dieſes allein aufgetragen wuͤrde. Zur
Fuͤtterung deſſelben wurden Gemeindewieſen be-
ſtellt, die junge Zucht wurde unter 6 Mona-
ten nicht verſchnitten, und unter 18 Monaten
nicht zu den Stieren gelaſſen. Der Fuͤrſt ſetz-
te das Frohngeld von den Thieren, die der
Landmann ſelbſt zog, auf ein Jahr weiter hin-
aus, und ſo verbeſſerte man die Rindviehzucht.
Auch an die Wichtigkeit der Schaafzucht
dachte man. Man fand, daß es an gelern-
ten Schaͤfern fehlte, und machte daher die Ein-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/280>, abgerufen am 22.11.2024.
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