Torgauischen Gestütte fallen die Pferde sehr dau- erhaft, und deswegen hat man diese Stutterey wahrscheinlich beybehalten, da sie sonst nicht viel eintrug. Nach den neuern Einrichtun- gen aber, können mehrere Pferde mit wenigern Kosten gezogen werden, da 1748 auf die Vor- stellung eines erfahrnen Landwirths C. N. V. von E. eine neue Wirthschaftseinrichtung auf den königl. Vorwerkern durch ihn eingeführt wurde, die der Meckelnburgischen ziemlich gleich kommt. Seit dem hat man einen jährlichen Ueberschuß von 4000 Thl. gemacht, welches sonst vor Hafer und Stroh, welches 4 bis 8 Meilen weit herbey geführt werden mußte, aus- gegeben wurde. Die Stuterey im Amte Wen- delstein, welche bey dem letzten Kriege eingegan- gen, wurde nun im Frieden wieder hergestellt, und zu ihrem Behuf nur neuerlich die Verord- nung gemacht, daß auf dem Viehmarkte zu Querfurt, welcher unter dem Namen der Esels- wiese bekannt ist, kein Pferd eher darf verkauft werden, bis sie vor dem Stallmeister der Stu- terey vorbey geführt worden.
Der Hof zu Hannover sahe den Nutzen der Verbesserung der Gestüte nicht weniger ein, und gab deshalb auch Beschäler auf die Aemter; hierdurch ist man schon so weit gekommen, daß der König von England nicht allein seine ganze Reiterey und alles, was er an Pferden zum Kriege für seine Lande braucht erhält, sondern auch noch viel fremdes Geld einziehet. Man
ziehet
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Torgauiſchen Geſtuͤtte fallen die Pferde ſehr dau- erhaft, und deswegen hat man dieſe Stutterey wahrſcheinlich beybehalten, da ſie ſonſt nicht viel eintrug. Nach den neuern Einrichtun- gen aber, koͤnnen mehrere Pferde mit wenigern Koſten gezogen werden, da 1748 auf die Vor- ſtellung eines erfahrnen Landwirths C. N. V. von E. eine neue Wirthſchaftseinrichtung auf den koͤnigl. Vorwerkern durch ihn eingefuͤhrt wurde, die der Meckelnburgiſchen ziemlich gleich kommt. Seit dem hat man einen jaͤhrlichen Ueberſchuß von 4000 Thl. gemacht, welches ſonſt vor Hafer und Stroh, welches 4 bis 8 Meilen weit herbey gefuͤhrt werden mußte, aus- gegeben wurde. Die Stuterey im Amte Wen- delſtein, welche bey dem letzten Kriege eingegan- gen, wurde nun im Frieden wieder hergeſtellt, und zu ihrem Behuf nur neuerlich die Verord- nung gemacht, daß auf dem Viehmarkte zu Querfurt, welcher unter dem Namen der Eſels- wieſe bekannt iſt, kein Pferd eher darf verkauft werden, bis ſie vor dem Stallmeiſter der Stu- terey vorbey gefuͤhrt worden.
Der Hof zu Hannover ſahe den Nutzen der Verbeſſerung der Geſtuͤte nicht weniger ein, und gab deshalb auch Beſchaͤler auf die Aemter; hierdurch iſt man ſchon ſo weit gekommen, daß der Koͤnig von England nicht allein ſeine ganze Reiterey und alles, was er an Pferden zum Kriege fuͤr ſeine Lande braucht erhaͤlt, ſondern auch noch viel fremdes Geld einziehet. Man
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Torgauiſchen Geſtuͤtte fallen die Pferde ſehr dau-
erhaft, und deswegen hat man dieſe Stutterey
wahrſcheinlich beybehalten, da ſie ſonſt nicht
viel eintrug. Nach den neuern Einrichtun-
gen aber, koͤnnen mehrere Pferde mit wenigern
Koſten gezogen werden, da 1748 auf die Vor-
ſtellung eines erfahrnen Landwirths C. N. V.
von E. eine neue Wirthſchaftseinrichtung auf
den koͤnigl. Vorwerkern durch ihn eingefuͤhrt
wurde, die der Meckelnburgiſchen ziemlich gleich
kommt. Seit dem hat man einen jaͤhrlichen
Ueberſchuß von 4000 Thl. gemacht, welches
ſonſt vor Hafer und Stroh, welches 4 bis 8
Meilen weit herbey gefuͤhrt werden mußte, aus-
gegeben wurde. Die Stuterey im Amte Wen-
delſtein, welche bey dem letzten Kriege eingegan-
gen, wurde nun im Frieden wieder hergeſtellt,
und zu ihrem Behuf nur neuerlich die Verord-
nung gemacht, daß auf dem Viehmarkte zu
Querfurt, welcher unter dem Namen der Eſels-
wieſe bekannt iſt, kein Pferd eher darf verkauft
werden, bis ſie vor dem Stallmeiſter der Stu-
terey vorbey gefuͤhrt worden.
Der Hof zu Hannover ſahe den Nutzen der
Verbeſſerung der Geſtuͤte nicht weniger ein, und
gab deshalb auch Beſchaͤler auf die Aemter;
hierdurch iſt man ſchon ſo weit gekommen, daß
der Koͤnig von England nicht allein ſeine ganze
Reiterey und alles, was er an Pferden zum
Kriege fuͤr ſeine Lande braucht erhaͤlt, ſondern
auch noch viel fremdes Geld einziehet. Man
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/255>, abgerufen am 22.11.2024.
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