dern es auch in einem Jahre solchergestalt, daß sie nicht kenntlich bleiben. Aus sämmtlichem Verzeichnisse wird wieder ein Auszug aus dem ganzen Lande gemacht, woraus die Anzahl der bedeckten Stutten und der davon gefallenen Fül- len zu ersehen ist, und höheres Orts eingeschi- cket. Daraus kann der Aufseher für sich Aus- züge machen, zu erfahren, ob auch ein Beschä- ler vor dem andern unerblich sey; und bemer- ket er dieses, so erkundiget er sich nach der Ur- sache, ob auch vielleicht Fehler bey dem Zeu- gungsaktus vorgegangen, oder die Stutten Schuld daran sind; ist aber das nicht, und er wird überzeuget, daß er seinem Amte nicht ge- hörig vorstehe, kömmt er unter die Zahl der Absetzer. Sind, seinem Bedünken nach, über- haupt zu wenig Füllen gefallen, so muß er mit allem Fleiße die Ursachen davon untersuchen, die er denn bald finden wird, und heilsame Vor- schläge dawider thun, wovon man das nächste Jahr die beste Würkung verspüret. Im späten Herbst reiset der Aufseher mit dem Cur- schmidt wieder auf die Aemter, lässet sich die ge- fallenen Füllen vorzeigen, sie mit einem Bran- de versehen, besorget die Bezahlung der Spring- thaler, welchen ein jeder Landmann für ein Fül- len bezahlen muß, und theilet die versprochenen Belohnungen aus. Damit kein Unterschleif mit den Füllen vorgenommen, und etwa ein schlechtes von einem Bauerhengste erzeugtes für ein von einem herrschaftlichen Hengste gefalle-
nes
dern es auch in einem Jahre ſolchergeſtalt, daß ſie nicht kenntlich bleiben. Aus ſaͤmmtlichem Verzeichniſſe wird wieder ein Auszug aus dem ganzen Lande gemacht, woraus die Anzahl der bedeckten Stutten und der davon gefallenen Fuͤl- len zu erſehen iſt, und hoͤheres Orts eingeſchi- cket. Daraus kann der Aufſeher fuͤr ſich Aus- zuͤge machen, zu erfahren, ob auch ein Beſchaͤ- ler vor dem andern unerblich ſey; und bemer- ket er dieſes, ſo erkundiget er ſich nach der Ur- ſache, ob auch vielleicht Fehler bey dem Zeu- gungsaktus vorgegangen, oder die Stutten Schuld daran ſind; iſt aber das nicht, und er wird uͤberzeuget, daß er ſeinem Amte nicht ge- hoͤrig vorſtehe, koͤmmt er unter die Zahl der Abſetzer. Sind, ſeinem Beduͤnken nach, uͤber- haupt zu wenig Fuͤllen gefallen, ſo muß er mit allem Fleiße die Urſachen davon unterſuchen, die er denn bald finden wird, und heilſame Vor- ſchlaͤge dawider thun, wovon man das naͤchſte Jahr die beſte Wuͤrkung verſpuͤret. Im ſpaͤten Herbſt reiſet der Aufſeher mit dem Cur- ſchmidt wieder auf die Aemter, laͤſſet ſich die ge- fallenen Fuͤllen vorzeigen, ſie mit einem Bran- de verſehen, beſorget die Bezahlung der Spring- thaler, welchen ein jeder Landmann fuͤr ein Fuͤl- len bezahlen muß, und theilet die verſprochenen Belohnungen aus. Damit kein Unterſchleif mit den Fuͤllen vorgenommen, und etwa ein ſchlechtes von einem Bauerhengſte erzeugtes fuͤr ein von einem herrſchaftlichen Hengſte gefalle-
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dern es auch in einem Jahre ſolchergeſtalt, daß
ſie nicht kenntlich bleiben. Aus ſaͤmmtlichem
Verzeichniſſe wird wieder ein Auszug aus dem
ganzen Lande gemacht, woraus die Anzahl der
bedeckten Stutten und der davon gefallenen Fuͤl-
len zu erſehen iſt, und hoͤheres Orts eingeſchi-
cket. Daraus kann der Aufſeher fuͤr ſich Aus-
zuͤge machen, zu erfahren, ob auch ein Beſchaͤ-
ler vor dem andern unerblich ſey; und bemer-
ket er dieſes, ſo erkundiget er ſich nach der Ur-
ſache, ob auch vielleicht Fehler bey dem Zeu-
gungsaktus vorgegangen, oder die Stutten
Schuld daran ſind; iſt aber das nicht, und er
wird uͤberzeuget, daß er ſeinem Amte nicht ge-
hoͤrig vorſtehe, koͤmmt er unter die Zahl der
Abſetzer. Sind, ſeinem Beduͤnken nach, uͤber-
haupt zu wenig Fuͤllen gefallen, ſo muß er mit
allem Fleiße die Urſachen davon unterſuchen,
die er denn bald finden wird, und heilſame Vor-
ſchlaͤge dawider thun, wovon man das naͤchſte
Jahr die beſte Wuͤrkung verſpuͤret. Im
ſpaͤten Herbſt reiſet der Aufſeher mit dem Cur-
ſchmidt wieder auf die Aemter, laͤſſet ſich die ge-
fallenen Fuͤllen vorzeigen, ſie mit einem Bran-
de verſehen, beſorget die Bezahlung der Spring-
thaler, welchen ein jeder Landmann fuͤr ein Fuͤl-
len bezahlen muß, und theilet die verſprochenen
Belohnungen aus. Damit kein Unterſchleif
mit den Fuͤllen vorgenommen, und etwa ein
ſchlechtes von einem Bauerhengſte erzeugtes fuͤr
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/250>, abgerufen am 22.11.2024.
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