Preisschrift auch von dieser gezeigt, daß sie kei- nen zureichenden Grund in sich enthalte. Er nahm verschiedene Gefäße, füllte drey derselben mit guter Gartenerde, drey derselben mit ge- wöhnlicher Ackererde. Die drey ersten bezeichne- te er mit den Buchstaben A B C, die andern drey mit a b c. Er steckte im Herbst, wo die Saat im Acker geschiehet, auch hier kamen in A a vollkommen gesunde Körner, in B b gesunde mit Brandstaub bestrichene, in C c lauter bran- dige. Die mit A B trieben einen fetten und dunkelgrünen Halm, die in a b hingegen einen hellgrünen und nicht so großen. In C c gieng gar nichts auf, aber desto mehr Unkraut fand sich hierinnen ein; der sicherste Beweis, daß die Brandkörner keine Vegetationskraft haben. Im Frühlinge wuchs es in A a und B b schneller als auf dem Felde; in C c wuchs das Unkraut, son- derlich aber in C sehr geil. Bisher hatten diese Gefäße im Felde gestanden, nun aber nahm er sie nach verflossenem Winter im Frühjahre zu sich nach Hause, um sie besser beobachten zu können. In A B war der Trieb stets stärker, als in a b. Bey der Untersuchung einiger Kör- ner in der Blühzeit fand er nicht das mindeste Kennzeichen vom Brande. Er brachte hierauf A B in eine kältere Luft, um Stockungen der Säfte hervorzubringen, und ließ sie zwey Ta- ge und zwey Nächte in derselben, brachte sie hierauf in die Mittagssonne, um den Säften ei- nen schnellen und starken Lauf zu geben. Er
brachte
K
Preisſchrift auch von dieſer gezeigt, daß ſie kei- nen zureichenden Grund in ſich enthalte. Er nahm verſchiedene Gefaͤße, fuͤllte drey derſelben mit guter Gartenerde, drey derſelben mit ge- woͤhnlicher Ackererde. Die drey erſten bezeichne- te er mit den Buchſtaben A B C, die andern drey mit a b c. Er ſteckte im Herbſt, wo die Saat im Acker geſchiehet, auch hier kamen in A a vollkommen geſunde Koͤrner, in B b geſunde mit Brandſtaub beſtrichene, in C c lauter bran- dige. Die mit A B trieben einen fetten und dunkelgruͤnen Halm, die in a b hingegen einen hellgruͤnen und nicht ſo großen. In C c gieng gar nichts auf, aber deſto mehr Unkraut fand ſich hierinnen ein; der ſicherſte Beweis, daß die Brandkoͤrner keine Vegetationskraft haben. Im Fruͤhlinge wuchs es in A a und B b ſchneller als auf dem Felde; in C c wuchs das Unkraut, ſon- derlich aber in C ſehr geil. Bisher hatten dieſe Gefaͤße im Felde geſtanden, nun aber nahm er ſie nach verfloſſenem Winter im Fruͤhjahre zu ſich nach Hauſe, um ſie beſſer beobachten zu koͤnnen. In A B war der Trieb ſtets ſtaͤrker, als in a b. Bey der Unterſuchung einiger Koͤr- ner in der Bluͤhzeit fand er nicht das mindeſte Kennzeichen vom Brande. Er brachte hierauf A B in eine kaͤltere Luft, um Stockungen der Saͤfte hervorzubringen, und ließ ſie zwey Ta- ge und zwey Naͤchte in derſelben, brachte ſie hierauf in die Mittagsſonne, um den Saͤften ei- nen ſchnellen und ſtarken Lauf zu geben. Er
brachte
K
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0171"n="145"/>
Preisſchrift auch von dieſer gezeigt, daß ſie kei-<lb/>
nen zureichenden Grund in ſich enthalte. Er<lb/>
nahm verſchiedene Gefaͤße, fuͤllte drey derſelben<lb/>
mit guter Gartenerde, drey derſelben mit ge-<lb/>
woͤhnlicher Ackererde. Die drey erſten bezeichne-<lb/>
te er mit den Buchſtaben <hirendition="#aq">A B C,</hi> die andern drey<lb/>
mit <hirendition="#aq">a b c.</hi> Er ſteckte im Herbſt, wo die Saat<lb/>
im Acker geſchiehet, auch hier kamen in <hirendition="#aq">A a</hi><lb/>
vollkommen geſunde Koͤrner, in <hirendition="#aq">B b</hi> geſunde<lb/>
mit Brandſtaub beſtrichene, in <hirendition="#aq">C c</hi> lauter bran-<lb/>
dige. Die mit <hirendition="#aq">A B</hi> trieben einen fetten und<lb/>
dunkelgruͤnen Halm, die in <hirendition="#aq">a b</hi> hingegen einen<lb/>
hellgruͤnen und nicht ſo großen. In <hirendition="#aq">C c</hi> gieng<lb/>
gar nichts auf, aber deſto mehr Unkraut fand<lb/>ſich hierinnen ein; der ſicherſte Beweis, daß die<lb/>
Brandkoͤrner keine Vegetationskraft haben. Im<lb/>
Fruͤhlinge wuchs es in <hirendition="#aq">A a</hi> und <hirendition="#aq">B b</hi>ſchneller als<lb/>
auf dem Felde; in <hirendition="#aq">C c</hi> wuchs das Unkraut, ſon-<lb/>
derlich aber in <hirendition="#aq">C</hi>ſehr geil. Bisher hatten dieſe<lb/>
Gefaͤße im Felde geſtanden, nun aber nahm er<lb/>ſie nach verfloſſenem Winter im Fruͤhjahre<lb/>
zu ſich nach Hauſe, um ſie beſſer beobachten zu<lb/>
koͤnnen. In <hirendition="#aq">A B</hi> war der Trieb ſtets ſtaͤrker,<lb/>
als in <hirendition="#aq">a b.</hi> Bey der Unterſuchung einiger Koͤr-<lb/>
ner in der Bluͤhzeit fand er nicht das mindeſte<lb/>
Kennzeichen vom Brande. Er brachte hierauf<lb/><hirendition="#aq">A B</hi> in eine kaͤltere Luft, um Stockungen der<lb/>
Saͤfte hervorzubringen, und ließ ſie zwey Ta-<lb/>
ge und zwey Naͤchte in derſelben, brachte ſie<lb/>
hierauf in die Mittagsſonne, um den Saͤften ei-<lb/>
nen ſchnellen und ſtarken Lauf zu geben. Er<lb/><fwplace="bottom"type="sig">K</fw><fwplace="bottom"type="catch">brachte</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[145/0171]
Preisſchrift auch von dieſer gezeigt, daß ſie kei-
nen zureichenden Grund in ſich enthalte. Er
nahm verſchiedene Gefaͤße, fuͤllte drey derſelben
mit guter Gartenerde, drey derſelben mit ge-
woͤhnlicher Ackererde. Die drey erſten bezeichne-
te er mit den Buchſtaben A B C, die andern drey
mit a b c. Er ſteckte im Herbſt, wo die Saat
im Acker geſchiehet, auch hier kamen in A a
vollkommen geſunde Koͤrner, in B b geſunde
mit Brandſtaub beſtrichene, in C c lauter bran-
dige. Die mit A B trieben einen fetten und
dunkelgruͤnen Halm, die in a b hingegen einen
hellgruͤnen und nicht ſo großen. In C c gieng
gar nichts auf, aber deſto mehr Unkraut fand
ſich hierinnen ein; der ſicherſte Beweis, daß die
Brandkoͤrner keine Vegetationskraft haben. Im
Fruͤhlinge wuchs es in A a und B b ſchneller als
auf dem Felde; in C c wuchs das Unkraut, ſon-
derlich aber in C ſehr geil. Bisher hatten dieſe
Gefaͤße im Felde geſtanden, nun aber nahm er
ſie nach verfloſſenem Winter im Fruͤhjahre
zu ſich nach Hauſe, um ſie beſſer beobachten zu
koͤnnen. In A B war der Trieb ſtets ſtaͤrker,
als in a b. Bey der Unterſuchung einiger Koͤr-
ner in der Bluͤhzeit fand er nicht das mindeſte
Kennzeichen vom Brande. Er brachte hierauf
A B in eine kaͤltere Luft, um Stockungen der
Saͤfte hervorzubringen, und ließ ſie zwey Ta-
ge und zwey Naͤchte in derſelben, brachte ſie
hierauf in die Mittagsſonne, um den Saͤften ei-
nen ſchnellen und ſtarken Lauf zu geben. Er
brachte
K
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/171>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.