Völker bekannt zu machen, und die erlangten Kenntnisse in dem Vaterlande anzuwenden. In vielen andern Gegenden Deutschlands hingegen seufzte der Ackerbau unter den Fesseln der Scla- verey, Unterdrückungen und ungemeßner Froh- nen, so wie unter dem Schimpf der Vernachläßi- gung, oder man beschäfftigte sich vorzüglich mit andern Theilen der Oekonomie, z. B. mit der Vieh- zucht, oder schränkte sich blos auf eine Frucht ein, z. E. Pommern vorzüglich auf den Hopfenbau; andere Länder auf den Weinbau; wovon wir aber in der Geschichte dieser Nahrungsgeschäfte be- stimmter handeln werden. Im Ganzen genom- men blühete er am meisten in Sachsen und Thü- ringen, wovon die große Cultur dieser Länder in unsern Tagen die glücklichste Folge ist, wo sie nicht etwa verheerende Kriege zerstörten. Aber auch andere Provinzen des Reichs betrieben ihn eifrig, obschon nach ihrer meist eigenen Landesart. Er wurde in dem Holsteinischen, Mecklenburgischen, Würtembergischen, und zum Theil Pfälzischen, wenigstens unter den Händen der Niedern mit Glück betrieben, obschon die Regierungen nicht so viel Sorgfalt auf ihn wendeten. Indessen ist doch so viel gewiß, daß, wo starke Viehzucht war, man auch den Acker- und Wiesenbau nicht ver- nachläßigen konnte. Daher ist im Holsteinischen die bekannte Wechselwirthschaft sehr alt, und in diesen Zeiten schon gewöhnlich. Man suchte durch dieselbe den Acker- und Wiesenbau auf eine ange- nehme Art zu verbinden, und glaubte dieses bey
dem
Voͤlker bekannt zu machen, und die erlangten Kenntniſſe in dem Vaterlande anzuwenden. In vielen andern Gegenden Deutſchlands hingegen ſeufzte der Ackerbau unter den Feſſeln der Scla- verey, Unterdruͤckungen und ungemeßner Froh- nen, ſo wie unter dem Schimpf der Vernachlaͤßi- gung, oder man beſchaͤfftigte ſich vorzuͤglich mit andern Theilen der Oekonomie, z. B. mit der Vieh- zucht, oder ſchraͤnkte ſich blos auf eine Frucht ein, z. E. Pommern vorzuͤglich auf den Hopfenbau; andere Laͤnder auf den Weinbau; wovon wir aber in der Geſchichte dieſer Nahrungsgeſchaͤfte be- ſtimmter handeln werden. Im Ganzen genom- men bluͤhete er am meiſten in Sachſen und Thuͤ- ringen, wovon die große Cultur dieſer Laͤnder in unſern Tagen die gluͤcklichſte Folge iſt, wo ſie nicht etwa verheerende Kriege zerſtoͤrten. Aber auch andere Provinzen des Reichs betrieben ihn eifrig, obſchon nach ihrer meiſt eigenen Landesart. Er wurde in dem Holſteiniſchen, Mecklenburgiſchen, Wuͤrtembergiſchen, und zum Theil Pfaͤlziſchen, wenigſtens unter den Haͤnden der Niedern mit Gluͤck betrieben, obſchon die Regierungen nicht ſo viel Sorgfalt auf ihn wendeten. Indeſſen iſt doch ſo viel gewiß, daß, wo ſtarke Viehzucht war, man auch den Acker- und Wieſenbau nicht ver- nachlaͤßigen konnte. Daher iſt im Holſteiniſchen die bekannte Wechſelwirthſchaft ſehr alt, und in dieſen Zeiten ſchon gewoͤhnlich. Man ſuchte durch dieſelbe den Acker- und Wieſenbau auf eine ange- nehme Art zu verbinden, und glaubte dieſes bey
dem
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[94/0120]
Voͤlker bekannt zu machen, und die erlangten
Kenntniſſe in dem Vaterlande anzuwenden. In
vielen andern Gegenden Deutſchlands hingegen
ſeufzte der Ackerbau unter den Feſſeln der Scla-
verey, Unterdruͤckungen und ungemeßner Froh-
nen, ſo wie unter dem Schimpf der Vernachlaͤßi-
gung, oder man beſchaͤfftigte ſich vorzuͤglich mit
andern Theilen der Oekonomie, z. B. mit der Vieh-
zucht, oder ſchraͤnkte ſich blos auf eine Frucht ein,
z. E. Pommern vorzuͤglich auf den Hopfenbau;
andere Laͤnder auf den Weinbau; wovon wir aber
in der Geſchichte dieſer Nahrungsgeſchaͤfte be-
ſtimmter handeln werden. Im Ganzen genom-
men bluͤhete er am meiſten in Sachſen und Thuͤ-
ringen, wovon die große Cultur dieſer Laͤnder in
unſern Tagen die gluͤcklichſte Folge iſt, wo ſie nicht
etwa verheerende Kriege zerſtoͤrten. Aber auch
andere Provinzen des Reichs betrieben ihn eifrig,
obſchon nach ihrer meiſt eigenen Landesart. Er
wurde in dem Holſteiniſchen, Mecklenburgiſchen,
Wuͤrtembergiſchen, und zum Theil Pfaͤlziſchen,
wenigſtens unter den Haͤnden der Niedern mit
Gluͤck betrieben, obſchon die Regierungen nicht
ſo viel Sorgfalt auf ihn wendeten. Indeſſen iſt
doch ſo viel gewiß, daß, wo ſtarke Viehzucht war,
man auch den Acker- und Wieſenbau nicht ver-
nachlaͤßigen konnte. Daher iſt im Holſteiniſchen
die bekannte Wechſelwirthſchaft ſehr alt, und in
dieſen Zeiten ſchon gewoͤhnlich. Man ſuchte durch
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/120>, abgerufen am 25.11.2024.
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