daß der Hof bereits im Anfang 1749 durch seinen Gesandten in Wien, v. Loos, die Zustimmung Östreichs zur Aufhebung des liberum veto zu erhalten suchte und ungeachtet der ersten Ablehnung wiederholt die Unterhandlung aufnhmeen ließ. In Öst- reichs Interesse aber lag eben so wenig wie in dem der andern Mächte, Frankreich selbst nicht ausgenommen, eine Stärkung der königlichen Gewalt in Polen; man blieb daher in Wien bei der ersten Antwort stehen, daß der Moment nicht geeignet sei, indem ein solcher Versuch sofort ein Bündniß Preußens, Frankreichs, Schwedens und der Pforte zur Beschützung der polnischen Freiheit heraufbeschwören würde 1).
Waclaw Rzewuski legte nun in der That sein Amt nieder und wurde zum Landboten gewählt. Kaum aber eröffnete dem Herkommen nach der Marschall des letzten Reichstages am 4. August den neuen, als sofort das Geschrei sich erhob, in der Landbotenstube sitze gegen alles Recht und Gesetz ein Senator. Vergebens erklärte Rzewuski, er sei kein Woiwode mehr; die Gegner antworteten, die Niederlegung seines Amtes sei eine abgekartete Komödie, man wisse, daß er nach dem Schluß des Reichstages wieder Woiwode sein werde. Sie weigerten sich zur Wahl des Marschalls zu schreiten, so lange er seinen Sitz nicht verlasse. Drei Tage dauerte hierüber der Streit. Am Abend des 3. August brachte man ein Manifest ein, welches Wydzga, der Landbote von Belz, bei dem Warschauer Grod- gericht eingereicht hatte, in dem er gegen alle Beschlüsse des Reichstages aus dem angegebenen Grunde protestirte. Darauf blieb zwar der Reichstag noch einige Tage zusammen und der Marschall sandte zwei Boten aus, um Wydzga zur Zurücknahme seines Protestes zu bewegen. Alle aber wußten, daß er sofort nach Eintragung seines Manifestes Warschau verlassen hatte 2).
Am 18. August ging der Reichstag wiederum ohne alle Frucht auseinander. In der Sitzung des Senates, die ihm folgte, erklärte Michael Czartoryski öffentlich, dieselbe Hand,
1) Vgl. Beer, Aufzeichnungen des Grafen Bentinck. Wien 1871. p. CXIX.
2)Kitowicz, Pamietn., p. 18.
daß der Hof bereits im Anfang 1749 durch ſeinen Geſandten in Wien, v. Loos, die Zuſtimmung Öſtreichs zur Aufhebung des liberum veto zu erhalten ſuchte und ungeachtet der erſten Ablehnung wiederholt die Unterhandlung aufnhmeen ließ. In Öſt- reichs Intereſſe aber lag eben ſo wenig wie in dem der andern Mächte, Frankreich ſelbſt nicht ausgenommen, eine Stärkung der königlichen Gewalt in Polen; man blieb daher in Wien bei der erſten Antwort ſtehen, daß der Moment nicht geeignet ſei, indem ein ſolcher Verſuch ſofort ein Bündniß Preußens, Frankreichs, Schwedens und der Pforte zur Beſchützung der polniſchen Freiheit heraufbeſchwören würde 1).
Waclaw Rzewuski legte nun in der That ſein Amt nieder und wurde zum Landboten gewählt. Kaum aber eröffnete dem Herkommen nach der Marſchall des letzten Reichstages am 4. Auguſt den neuen, als ſofort das Geſchrei ſich erhob, in der Landbotenſtube ſitze gegen alles Recht und Geſetz ein Senator. Vergebens erklärte Rzewuski, er ſei kein Woiwode mehr; die Gegner antworteten, die Niederlegung ſeines Amtes ſei eine abgekartete Komödie, man wiſſe, daß er nach dem Schluß des Reichstages wieder Woiwode ſein werde. Sie weigerten ſich zur Wahl des Marſchalls zu ſchreiten, ſo lange er ſeinen Sitz nicht verlaſſe. Drei Tage dauerte hierüber der Streit. Am Abend des 3. Auguſt brachte man ein Manifeſt ein, welches Wydzga, der Landbote von Belz, bei dem Warſchauer Grod- gericht eingereicht hatte, in dem er gegen alle Beſchlüſſe des Reichstages aus dem angegebenen Grunde proteſtirte. Darauf blieb zwar der Reichstag noch einige Tage zuſammen und der Marſchall ſandte zwei Boten aus, um Wydzga zur Zurücknahme ſeines Proteſtes zu bewegen. Alle aber wußten, daß er ſofort nach Eintragung ſeines Manifeſtes Warſchau verlaſſen hatte 2).
Am 18. Auguſt ging der Reichstag wiederum ohne alle Frucht auseinander. In der Sitzung des Senates, die ihm folgte, erklärte Michael Czartoryski öffentlich, dieſelbe Hand,
1) Vgl. Beer, Aufzeichnungen des Grafen Bentinck. Wien 1871. p. CXIX.
2)Kitowicz, Pamiętn., p. 18.
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Ablehnung wiederholt die Unterhandlung aufnhmeen ließ. In Öſt-
reichs Intereſſe aber lag eben ſo wenig wie in dem der andern
Mächte, Frankreich ſelbſt nicht ausgenommen, eine Stärkung
der königlichen Gewalt in Polen; man blieb daher in Wien
bei der erſten Antwort ſtehen, daß der Moment nicht geeignet
ſei, indem ein ſolcher Verſuch ſofort ein Bündniß Preußens,
Frankreichs, Schwedens und der Pforte zur Beſchützung der
polniſchen Freiheit heraufbeſchwören würde 1).
Waclaw Rzewuski legte nun in der That ſein Amt nieder
und wurde zum Landboten gewählt. Kaum aber eröffnete dem
Herkommen nach der Marſchall des letzten Reichstages am
4. Auguſt den neuen, als ſofort das Geſchrei ſich erhob, in der
Landbotenſtube ſitze gegen alles Recht und Geſetz ein Senator.
Vergebens erklärte Rzewuski, er ſei kein Woiwode mehr; die
Gegner antworteten, die Niederlegung ſeines Amtes ſei eine
abgekartete Komödie, man wiſſe, daß er nach dem Schluß des
Reichstages wieder Woiwode ſein werde. Sie weigerten ſich
zur Wahl des Marſchalls zu ſchreiten, ſo lange er ſeinen Sitz
nicht verlaſſe. Drei Tage dauerte hierüber der Streit. Am
Abend des 3. Auguſt brachte man ein Manifeſt ein, welches
Wydzga, der Landbote von Belz, bei dem Warſchauer Grod-
gericht eingereicht hatte, in dem er gegen alle Beſchlüſſe des
Reichstages aus dem angegebenen Grunde proteſtirte. Darauf
blieb zwar der Reichstag noch einige Tage zuſammen und der
Marſchall ſandte zwei Boten aus, um Wydzga zur Zurücknahme
ſeines Proteſtes zu bewegen. Alle aber wußten, daß er ſofort
nach Eintragung ſeines Manifeſtes Warſchau verlaſſen hatte 2).
Am 18. Auguſt ging der Reichstag wiederum ohne alle
Frucht auseinander. In der Sitzung des Senates, die ihm
folgte, erklärte Michael Czartoryski öffentlich, dieſelbe Hand,
1) Vgl. Beer, Aufzeichnungen des Grafen Bentinck. Wien 1871.
p. CXIX.
2) Kitowicz, Pamiętn., p. 18.
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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/94>, abgerufen am 23.07.2024.
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