eine in Polen damals noch seltene Erscheinung. In Paris, am Hofe Ludwig XIV. aufgewachsen, hatte sie den dort herr- schenden Lebensgeist, Anschauungen, Sitten und Gewohnheiten in sich aufgenommen und blieb diesen auch nach ihrer Rückkehr nach Polen ihr Leben lang getreu. Sie eröffnete als die erste in Warschau Salons nach dem Muster von Versailles und Paris und zog, anmuthig und geistreich wie sie war, bald die ganze vornehme Welt, Minister, Hofleute und Adel in ihre Kreise und ihre Richtung: die erste polnische Frau, welche an der Politik, den großen Geschäften des Landes Theil nahm. Die Verbindungen, der Einfluß, den sie hiedurch gewann, förderten natürlich auch ihren Mann, wie ihre drei Söhne. Sie ist die Mutter von Michael Friedrich (geb. 1696 im April) und August Alexander (geb. 1697 im Oktober oder November) Czartoryski, deren Name untrennbar mit der Geschichte Polens verknüpft ist; der dritte Sohn Theodor Kasimir war Bi- schof von Posen (geb. 1704 oder 1709). Von zwei Töchtern ging die eine, Ludwika, ins Kloster; die andere, Constantia, heirathete den General Stanislaw Poniatowski, den Vater des letzten Königs von Polen. Die Mutter aber erlebte noch der beiden älteren Söhne Emporsteigen zu dem größten Einfluß in der Republik. Bis in ihr höchstes Alter -- siebenundachtzig Jahre alt, starb sie erst 1758 am 24. Februar -- soll sie allwöchentlich an einem bestimmten Tage sie bei sich gesehen und mit ihnen alle wichtigen Angelegenheiten berathen haben1).
Nach alledem darf man wohl, auch ohne daß besondere Nachrichten hierüber vorliegen, annehmen, daß diese Mutter auf die Erziehung, Bildung und die ganze Lebensrichtung der Söhne einen großen Einfluß geübt hat. Aus deren Jugendzeit wissen wir nur, daß die beiden älteren, der eine achtzehn-, der andere siebenzehnjährig, zusammen auf Reisen geschickt wurden, in deren Verlauf sie auch nach Frankreich, aber erst nach dem Tode Ludwig XIV. kamen2).
1) Vgl. Rulhiere, Oeuvres. Paris 1819. I, p. 198.
2)Stanislaw Poniatowski, Pam., p. 61. Bartoßewicz in der Encyklopedya powszechna VI, p. 238.
eine in Polen damals noch ſeltene Erſcheinung. In Paris, am Hofe Ludwig XIV. aufgewachſen, hatte ſie den dort herr- ſchenden Lebensgeiſt, Anſchauungen, Sitten und Gewohnheiten in ſich aufgenommen und blieb dieſen auch nach ihrer Rückkehr nach Polen ihr Leben lang getreu. Sie eröffnete als die erſte in Warſchau Salons nach dem Muſter von Verſailles und Paris und zog, anmuthig und geiſtreich wie ſie war, bald die ganze vornehme Welt, Miniſter, Hofleute und Adel in ihre Kreiſe und ihre Richtung: die erſte polniſche Frau, welche an der Politik, den großen Geſchäften des Landes Theil nahm. Die Verbindungen, der Einfluß, den ſie hiedurch gewann, förderten natürlich auch ihren Mann, wie ihre drei Söhne. Sie iſt die Mutter von Michael Friedrich (geb. 1696 im April) und Auguſt Alexander (geb. 1697 im Oktober oder November) Czartoryski, deren Name untrennbar mit der Geſchichte Polens verknüpft iſt; der dritte Sohn Theodor Kaſimir war Bi- ſchof von Poſen (geb. 1704 oder 1709). Von zwei Töchtern ging die eine, Ludwika, ins Kloſter; die andere, Conſtantia, heirathete den General Stanislaw Poniatowski, den Vater des letzten Königs von Polen. Die Mutter aber erlebte noch der beiden älteren Söhne Emporſteigen zu dem größten Einfluß in der Republik. Bis in ihr höchſtes Alter — ſiebenundachtzig Jahre alt, ſtarb ſie erſt 1758 am 24. Februar — ſoll ſie allwöchentlich an einem beſtimmten Tage ſie bei ſich geſehen und mit ihnen alle wichtigen Angelegenheiten berathen haben1).
Nach alledem darf man wohl, auch ohne daß beſondere Nachrichten hierüber vorliegen, annehmen, daß dieſe Mutter auf die Erziehung, Bildung und die ganze Lebensrichtung der Söhne einen großen Einfluß geübt hat. Aus deren Jugendzeit wiſſen wir nur, daß die beiden älteren, der eine achtzehn-, der andere ſiebenzehnjährig, zuſammen auf Reiſen geſchickt wurden, in deren Verlauf ſie auch nach Frankreich, aber erſt nach dem Tode Ludwig XIV. kamen2).
1) Vgl. Rulhiere, Oeuvres. Paris 1819. I, p. 198.
2)Stanislaw Poniatowski, Pam., p. 61. Bartoſzewicz in der Encyklopedya powszechna VI, p. 238.
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am Hofe Ludwig XIV. aufgewachſen, hatte ſie den dort herr-
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in ſich aufgenommen und blieb dieſen auch nach ihrer Rückkehr
nach Polen ihr Leben lang getreu. Sie eröffnete als die erſte
in Warſchau Salons nach dem Muſter von Verſailles und
Paris und zog, anmuthig und geiſtreich wie ſie war, bald die
ganze vornehme Welt, Miniſter, Hofleute und Adel in ihre
Kreiſe und ihre Richtung: die erſte polniſche Frau, welche an
der Politik, den großen Geſchäften des Landes Theil nahm. Die
Verbindungen, der Einfluß, den ſie hiedurch gewann, förderten
natürlich auch ihren Mann, wie ihre drei Söhne. Sie iſt die
Mutter von Michael Friedrich (geb. 1696 im April) und
Auguſt Alexander (geb. 1697 im Oktober oder November)
Czartoryski, deren Name untrennbar mit der Geſchichte Polens
verknüpft iſt; der dritte Sohn Theodor Kaſimir war Bi-
ſchof von Poſen (geb. 1704 oder 1709). Von zwei Töchtern
ging die eine, Ludwika, ins Kloſter; die andere, Conſtantia,
heirathete den General Stanislaw Poniatowski, den Vater des
letzten Königs von Polen. Die Mutter aber erlebte noch der
beiden älteren Söhne Emporſteigen zu dem größten Einfluß in
der Republik. Bis in ihr höchſtes Alter — ſiebenundachtzig Jahre
alt, ſtarb ſie erſt 1758 am 24. Februar — ſoll ſie allwöchentlich
an einem beſtimmten Tage ſie bei ſich geſehen und mit ihnen
alle wichtigen Angelegenheiten berathen haben 1).
Nach alledem darf man wohl, auch ohne daß beſondere
Nachrichten hierüber vorliegen, annehmen, daß dieſe Mutter
auf die Erziehung, Bildung und die ganze Lebensrichtung der
Söhne einen großen Einfluß geübt hat. Aus deren Jugendzeit
wiſſen wir nur, daß die beiden älteren, der eine achtzehn-, der
andere ſiebenzehnjährig, zuſammen auf Reiſen geſchickt wurden,
in deren Verlauf ſie auch nach Frankreich, aber erſt nach dem
Tode Ludwig XIV. kamen 2).
1) Vgl. Rulhiere, Oeuvres. Paris 1819. I, p. 198.
2) Stanislaw Poniatowski, Pam., p. 61. Bartoſzewicz in
der Encyklopedya powszechna VI, p. 238.
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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/46>, abgerufen am 16.07.2024.
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