Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.vertrautesten Rathgeber anfangs auch auf die Reformgedanken 1) Depesche Benoits vom 18. September 1762, 25. Juni und 17. August 1763: "C'est ce diable prussien, qui nous a gate le comte de Keyserling." 2) Rescr. v. 5. Juli, 12. August. Roepell, Polen im 18. Jahrhundert. 13
vertrauteſten Rathgeber anfangs auch auf die Reformgedanken 1) Depeſche Benoits vom 18. September 1762, 25. Juni und 17. Auguſt 1763: „C’est ce diable prussien, qui nous a gaté le comte de Keyserling.“ 2) Reſcr. v. 5. Juli, 12. Auguſt. Roepell, Polen im 18. Jahrhundert. 13
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0207" n="193"/> vertrauteſten Rathgeber anfangs auch auf die Reformgedanken<lb/> der Czartoryski eingegangen ſind und erſt auf die ernſten Vor-<lb/> ſtellungen Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi> ihre Einwilligung zur Conföderation zu-<lb/> rückzogen. Faſt in allen Depeſchen Benoits, vom erſten<lb/> Moment an, daß die Reformidee wieder lebendiger hervor-<lb/> trat, ſpricht ſich die Sorge aus, daß, wenn ſie realiſirt würde,<lb/> Polen von neuem eine den Nachbarn gefährliche Macht werden<lb/> könne. Zu ſolcher Realiſirung ſchien ihm die Conföderation<lb/> gradeswegs zu führen, und er bemühte ſich wiederholt Keyſer-<lb/> ling hievon zu überzeugen und ihn zu bewegen der Conföderation<lb/> entgegen zu wirken. Er forderte Solms auf, auch ſeinerſeits<lb/> in derſelben Richtung zu arbeiten, und ließ es hierin ſo wenig<lb/> an ſich fehlen, daß, als Katharina wirklich dazwiſchentrat, die<lb/> „Familie“ von ihm als dem „preußiſchen Teufel, der den<lb/> Grafen Keyſerling ihr verführt habe“ ſprach <note place="foot" n="1)">Depeſche <hi rendition="#g">Benoits</hi> vom 18. September 1762, 25. Juni und<lb/> 17. Auguſt 1763: <hi rendition="#aq">„C’est ce diable prussien, qui nous a gaté le comte<lb/> de Keyserling.“</hi></note>. Friedrich<lb/> ſtimmte ihm vollkommen bei, zumal die Conföderation leicht<lb/> einen neuen Krieg herbeiführen konnte, während für ihn die<lb/> Erhaltung des allgemeinen Friedens der Hauptgeſichtspunkt<lb/> ſeiner Politik war. Zwar wies er Benoit an, ſich in dieſer<lb/> Frage möglichſt zurückzuhalten, indem er zugleich ſeinen<lb/> Zweifel ausſprach, daß Katharina, welche eben ſo wenig wie<lb/> er ein Intereſſe habe, die Polen eine reſpectable Macht werden<lb/> zu laſſen, die Reformideen unterſtützen würde <note place="foot" n="2)">Reſcr. v. 5. Juli, 12. Auguſt.</note>. Aber zu-<lb/> gleich theilte er Solms ſeine Sorgen in dieſer Beziehung<lb/> mit, der es an Vorſtellungen nicht fehlen ließ. Der däniſche<lb/> Geſandte v. Oſten in Petersburg, ein Freund Poniatowski’s,<lb/> ſchrieb dieſem am 6. September, Solms habe ihm geſagt,<lb/> der König von Preußen wolle vor dem Tode Auguſt <hi rendition="#aq">III.</hi> keine<lb/> Conföderation; und ein andrer Vertrauter ſchrieb etwa in den-<lb/> ſelben Tagen von ebendaher: „Ich weiß nicht, was den plötz-<lb/> lichen Wechſel in dem Entſchluß der Kaiſerin in Betreff Ihrer<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Roepell</hi>, Polen im 18. Jahrhundert. 13</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [193/0207]
vertrauteſten Rathgeber anfangs auch auf die Reformgedanken
der Czartoryski eingegangen ſind und erſt auf die ernſten Vor-
ſtellungen Friedrich II. ihre Einwilligung zur Conföderation zu-
rückzogen. Faſt in allen Depeſchen Benoits, vom erſten
Moment an, daß die Reformidee wieder lebendiger hervor-
trat, ſpricht ſich die Sorge aus, daß, wenn ſie realiſirt würde,
Polen von neuem eine den Nachbarn gefährliche Macht werden
könne. Zu ſolcher Realiſirung ſchien ihm die Conföderation
gradeswegs zu führen, und er bemühte ſich wiederholt Keyſer-
ling hievon zu überzeugen und ihn zu bewegen der Conföderation
entgegen zu wirken. Er forderte Solms auf, auch ſeinerſeits
in derſelben Richtung zu arbeiten, und ließ es hierin ſo wenig
an ſich fehlen, daß, als Katharina wirklich dazwiſchentrat, die
„Familie“ von ihm als dem „preußiſchen Teufel, der den
Grafen Keyſerling ihr verführt habe“ ſprach 1). Friedrich
ſtimmte ihm vollkommen bei, zumal die Conföderation leicht
einen neuen Krieg herbeiführen konnte, während für ihn die
Erhaltung des allgemeinen Friedens der Hauptgeſichtspunkt
ſeiner Politik war. Zwar wies er Benoit an, ſich in dieſer
Frage möglichſt zurückzuhalten, indem er zugleich ſeinen
Zweifel ausſprach, daß Katharina, welche eben ſo wenig wie
er ein Intereſſe habe, die Polen eine reſpectable Macht werden
zu laſſen, die Reformideen unterſtützen würde 2). Aber zu-
gleich theilte er Solms ſeine Sorgen in dieſer Beziehung
mit, der es an Vorſtellungen nicht fehlen ließ. Der däniſche
Geſandte v. Oſten in Petersburg, ein Freund Poniatowski’s,
ſchrieb dieſem am 6. September, Solms habe ihm geſagt,
der König von Preußen wolle vor dem Tode Auguſt III. keine
Conföderation; und ein andrer Vertrauter ſchrieb etwa in den-
ſelben Tagen von ebendaher: „Ich weiß nicht, was den plötz-
lichen Wechſel in dem Entſchluß der Kaiſerin in Betreff Ihrer
1) Depeſche Benoits vom 18. September 1762, 25. Juni und
17. Auguſt 1763: „C’est ce diable prussien, qui nous a gaté le comte
de Keyserling.“
2) Reſcr. v. 5. Juli, 12. Auguſt.
Roepell, Polen im 18. Jahrhundert. 13
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