Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.der französischen Parthei gegenüber so maaßvoll als möglich sich Während der russische General in Polen verhandelte, hatte 1) Aus Mitchells Bericht vom 9. October 1756 bei Raumer, Bei- träge etc. II, 404. 2) Mitchell, Bericht vom 25. Dezember, ebendas. S. 414. Stuhr,
Forschung I, 280; Arneth a. a. O. V, 55. In wie weit diese aus diplo- matischen Berichten entnommenen Nachrichten sich mit Rulhiere's Erzäh- lung (I, 227), daß beide Partheien in Polen, sich wechselseitig den Rang der franzöſiſchen Parthei gegenüber ſo maaßvoll als möglich ſich Während der ruſſiſche General in Polen verhandelte, hatte 1) Aus Mitchells Bericht vom 9. October 1756 bei Raumer, Bei- träge ꝛc. II, 404. 2) Mitchell, Bericht vom 25. Dezember, ebendaſ. S. 414. Stuhr,
Forſchung I, 280; Arneth a. a. O. V, 55. In wie weit dieſe aus diplo- matiſchen Berichten entnommenen Nachrichten ſich mit Rulhiere’s Erzäh- lung (I, 227), daß beide Partheien in Polen, ſich wechſelſeitig den Rang <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0131" n="117"/> der franzöſiſchen Parthei gegenüber ſo maaßvoll als möglich ſich<lb/> zu verhalten, — ſo antworteten ſie, ohne die geforderte Unter-<lb/> ſtützung würden alle dieſe Rathſchläge zum Maaßhalten bei ihrer<lb/> Parthei nichts fruchten; es würde ihr doch nichts übrig bleiben,<lb/> als der Gewalt mit Gewalt zu begegnen. „So viel ich be-<lb/> merken kann“, berichtete Weymarn, „werden dieſe Rathſchläge<lb/> kaum zu etwas führen. Es kann nicht anders ſein, als daß<lb/> der lithauiſche Kanzler gemäß ſeines angebornen Characters<lb/> zur Zeit einige anzügliche Reden über einige Perſonen der<lb/> Gegenparthei loslaſſen wird.“</p><lb/> <p>Während der ruſſiſche General in Polen verhandelte, hatte<lb/> Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi> bereits ganz Sachſen bis Dresden beſetzt, die<lb/> Öſtreicher bei Lowoſitz (10. October) geſchlagen und die ſäch-<lb/> ſiſche Armee im Lager bei Pirna zur Capitulation gezwungen<lb/> (17. October). König Auguſt erhielt darauf von ihm Päſſe<lb/> nach Polen; er kam am 27. October mit Brühl in Warſchau<lb/> an. Hier hatte bereits vorher (26. September) der franzö-<lb/> ſiſche Geſchäftsträger Durand erklärt, der König, ſein Herr,<lb/> ſei außerordentlich erſtaunt über die Nachricht, daß ein ruſ-<lb/> ſiſches Heer durch Polen den Öſtreichern zu Hilfe ziehen ſolle;<lb/> er fordere, daß die Republik ſich dieſem Marſche in jeder Weiſe<lb/> widerſetze <note place="foot" n="1)">Aus Mitchells Bericht vom 9. October 1756 bei <hi rendition="#g">Raumer</hi>, Bei-<lb/> träge ꝛc. <hi rendition="#aq">II,</hi> 404.</note>. Einige Wochen nach dem Könige kam auch Graf<lb/> Broglie, von Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi> aus Dresden gewieſen, nach Warſchau,<lb/> und es war wohl auf ſeine Veranlaſſung, daß der Krongroß-<lb/> feldherr Branicki alles aufbot, um den Marſch der Ruſſen<lb/> zu hindern. Mit dem größten Eifer bekämpften er und ſeine<lb/> Parthei im folgenden Winter dieſen Plan; die Aufregung in<lb/> Polen ward ſo groß, daß man in Wien fürchtete, es werde<lb/> ſich eine Conföderation in Polen bilden, um Gewalt mit Ge-<lb/> walt zu vertreiben <note xml:id="seg2pn_14_1" next="#seg2pn_14_2" place="foot" n="2)"><hi rendition="#g">Mitchell</hi>, Bericht vom 25. Dezember, ebendaſ. S. 414. <hi rendition="#g">Stuhr</hi>,<lb/> Forſchung <hi rendition="#aq">I,</hi> 280; <hi rendition="#g">Arneth</hi> a. a. O. <hi rendition="#aq">V,</hi> 55. In wie weit dieſe aus diplo-<lb/> matiſchen Berichten entnommenen Nachrichten ſich mit Rulhiere’s Erzäh-<lb/> lung (<hi rendition="#aq">I,</hi> 227), daß beide Partheien in Polen, ſich wechſelſeitig den Rang</note>. In der That ſcheint der Hof in War-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [117/0131]
der franzöſiſchen Parthei gegenüber ſo maaßvoll als möglich ſich
zu verhalten, — ſo antworteten ſie, ohne die geforderte Unter-
ſtützung würden alle dieſe Rathſchläge zum Maaßhalten bei ihrer
Parthei nichts fruchten; es würde ihr doch nichts übrig bleiben,
als der Gewalt mit Gewalt zu begegnen. „So viel ich be-
merken kann“, berichtete Weymarn, „werden dieſe Rathſchläge
kaum zu etwas führen. Es kann nicht anders ſein, als daß
der lithauiſche Kanzler gemäß ſeines angebornen Characters
zur Zeit einige anzügliche Reden über einige Perſonen der
Gegenparthei loslaſſen wird.“
Während der ruſſiſche General in Polen verhandelte, hatte
Friedrich II. bereits ganz Sachſen bis Dresden beſetzt, die
Öſtreicher bei Lowoſitz (10. October) geſchlagen und die ſäch-
ſiſche Armee im Lager bei Pirna zur Capitulation gezwungen
(17. October). König Auguſt erhielt darauf von ihm Päſſe
nach Polen; er kam am 27. October mit Brühl in Warſchau
an. Hier hatte bereits vorher (26. September) der franzö-
ſiſche Geſchäftsträger Durand erklärt, der König, ſein Herr,
ſei außerordentlich erſtaunt über die Nachricht, daß ein ruſ-
ſiſches Heer durch Polen den Öſtreichern zu Hilfe ziehen ſolle;
er fordere, daß die Republik ſich dieſem Marſche in jeder Weiſe
widerſetze 1). Einige Wochen nach dem Könige kam auch Graf
Broglie, von Friedrich II. aus Dresden gewieſen, nach Warſchau,
und es war wohl auf ſeine Veranlaſſung, daß der Krongroß-
feldherr Branicki alles aufbot, um den Marſch der Ruſſen
zu hindern. Mit dem größten Eifer bekämpften er und ſeine
Parthei im folgenden Winter dieſen Plan; die Aufregung in
Polen ward ſo groß, daß man in Wien fürchtete, es werde
ſich eine Conföderation in Polen bilden, um Gewalt mit Ge-
walt zu vertreiben 2). In der That ſcheint der Hof in War-
1) Aus Mitchells Bericht vom 9. October 1756 bei Raumer, Bei-
träge ꝛc. II, 404.
2) Mitchell, Bericht vom 25. Dezember, ebendaſ. S. 414. Stuhr,
Forſchung I, 280; Arneth a. a. O. V, 55. In wie weit dieſe aus diplo-
matiſchen Berichten entnommenen Nachrichten ſich mit Rulhiere’s Erzäh-
lung (I, 227), daß beide Partheien in Polen, ſich wechſelſeitig den Rang
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