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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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der französischen Parthei gegenüber so maaßvoll als möglich sich
zu verhalten, -- so antworteten sie, ohne die geforderte Unter-
stützung würden alle diese Rathschläge zum Maaßhalten bei ihrer
Parthei nichts fruchten; es würde ihr doch nichts übrig bleiben,
als der Gewalt mit Gewalt zu begegnen. "So viel ich be-
merken kann", berichtete Weymarn, "werden diese Rathschläge
kaum zu etwas führen. Es kann nicht anders sein, als daß
der lithauische Kanzler gemäß seines angebornen Characters
zur Zeit einige anzügliche Reden über einige Personen der
Gegenparthei loslassen wird."

Während der russische General in Polen verhandelte, hatte
Friedrich II. bereits ganz Sachsen bis Dresden besetzt, die
Östreicher bei Lowositz (10. October) geschlagen und die säch-
sische Armee im Lager bei Pirna zur Capitulation gezwungen
(17. October). König August erhielt darauf von ihm Pässe
nach Polen; er kam am 27. October mit Brühl in Warschau
an. Hier hatte bereits vorher (26. September) der franzö-
sische Geschäftsträger Durand erklärt, der König, sein Herr,
sei außerordentlich erstaunt über die Nachricht, daß ein rus-
sisches Heer durch Polen den Östreichern zu Hilfe ziehen solle;
er fordere, daß die Republik sich diesem Marsche in jeder Weise
widersetze 1). Einige Wochen nach dem Könige kam auch Graf
Broglie, von Friedrich II. aus Dresden gewiesen, nach Warschau,
und es war wohl auf seine Veranlassung, daß der Krongroß-
feldherr Branicki alles aufbot, um den Marsch der Russen
zu hindern. Mit dem größten Eifer bekämpften er und seine
Parthei im folgenden Winter diesen Plan; die Aufregung in
Polen ward so groß, daß man in Wien fürchtete, es werde
sich eine Conföderation in Polen bilden, um Gewalt mit Ge-
walt zu vertreiben 2). In der That scheint der Hof in War-

1) Aus Mitchells Bericht vom 9. October 1756 bei Raumer, Bei-
träge etc. II, 404.
2) Mitchell, Bericht vom 25. Dezember, ebendas. S. 414. Stuhr,
Forschung I, 280; Arneth a. a. O. V, 55. In wie weit diese aus diplo-
matischen Berichten entnommenen Nachrichten sich mit Rulhiere's Erzäh-
lung (I, 227), daß beide Partheien in Polen, sich wechselseitig den Rang

der franzöſiſchen Parthei gegenüber ſo maaßvoll als möglich ſich
zu verhalten, — ſo antworteten ſie, ohne die geforderte Unter-
ſtützung würden alle dieſe Rathſchläge zum Maaßhalten bei ihrer
Parthei nichts fruchten; es würde ihr doch nichts übrig bleiben,
als der Gewalt mit Gewalt zu begegnen. „So viel ich be-
merken kann“, berichtete Weymarn, „werden dieſe Rathſchläge
kaum zu etwas führen. Es kann nicht anders ſein, als daß
der lithauiſche Kanzler gemäß ſeines angebornen Characters
zur Zeit einige anzügliche Reden über einige Perſonen der
Gegenparthei loslaſſen wird.“

Während der ruſſiſche General in Polen verhandelte, hatte
Friedrich II. bereits ganz Sachſen bis Dresden beſetzt, die
Öſtreicher bei Lowoſitz (10. October) geſchlagen und die ſäch-
ſiſche Armee im Lager bei Pirna zur Capitulation gezwungen
(17. October). König Auguſt erhielt darauf von ihm Päſſe
nach Polen; er kam am 27. October mit Brühl in Warſchau
an. Hier hatte bereits vorher (26. September) der franzö-
ſiſche Geſchäftsträger Durand erklärt, der König, ſein Herr,
ſei außerordentlich erſtaunt über die Nachricht, daß ein ruſ-
ſiſches Heer durch Polen den Öſtreichern zu Hilfe ziehen ſolle;
er fordere, daß die Republik ſich dieſem Marſche in jeder Weiſe
widerſetze 1). Einige Wochen nach dem Könige kam auch Graf
Broglie, von Friedrich II. aus Dresden gewieſen, nach Warſchau,
und es war wohl auf ſeine Veranlaſſung, daß der Krongroß-
feldherr Branicki alles aufbot, um den Marſch der Ruſſen
zu hindern. Mit dem größten Eifer bekämpften er und ſeine
Parthei im folgenden Winter dieſen Plan; die Aufregung in
Polen ward ſo groß, daß man in Wien fürchtete, es werde
ſich eine Conföderation in Polen bilden, um Gewalt mit Ge-
walt zu vertreiben 2). In der That ſcheint der Hof in War-

1) Aus Mitchells Bericht vom 9. October 1756 bei Raumer, Bei-
träge ꝛc. II, 404.
2) Mitchell, Bericht vom 25. Dezember, ebendaſ. S. 414. Stuhr,
Forſchung I, 280; Arneth a. a. O. V, 55. In wie weit dieſe aus diplo-
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[117/0131] der franzöſiſchen Parthei gegenüber ſo maaßvoll als möglich ſich zu verhalten, — ſo antworteten ſie, ohne die geforderte Unter- ſtützung würden alle dieſe Rathſchläge zum Maaßhalten bei ihrer Parthei nichts fruchten; es würde ihr doch nichts übrig bleiben, als der Gewalt mit Gewalt zu begegnen. „So viel ich be- merken kann“, berichtete Weymarn, „werden dieſe Rathſchläge kaum zu etwas führen. Es kann nicht anders ſein, als daß der lithauiſche Kanzler gemäß ſeines angebornen Characters zur Zeit einige anzügliche Reden über einige Perſonen der Gegenparthei loslaſſen wird.“ Während der ruſſiſche General in Polen verhandelte, hatte Friedrich II. bereits ganz Sachſen bis Dresden beſetzt, die Öſtreicher bei Lowoſitz (10. October) geſchlagen und die ſäch- ſiſche Armee im Lager bei Pirna zur Capitulation gezwungen (17. October). König Auguſt erhielt darauf von ihm Päſſe nach Polen; er kam am 27. October mit Brühl in Warſchau an. Hier hatte bereits vorher (26. September) der franzö- ſiſche Geſchäftsträger Durand erklärt, der König, ſein Herr, ſei außerordentlich erſtaunt über die Nachricht, daß ein ruſ- ſiſches Heer durch Polen den Öſtreichern zu Hilfe ziehen ſolle; er fordere, daß die Republik ſich dieſem Marſche in jeder Weiſe widerſetze 1). Einige Wochen nach dem Könige kam auch Graf Broglie, von Friedrich II. aus Dresden gewieſen, nach Warſchau, und es war wohl auf ſeine Veranlaſſung, daß der Krongroß- feldherr Branicki alles aufbot, um den Marſch der Ruſſen zu hindern. Mit dem größten Eifer bekämpften er und ſeine Parthei im folgenden Winter dieſen Plan; die Aufregung in Polen ward ſo groß, daß man in Wien fürchtete, es werde ſich eine Conföderation in Polen bilden, um Gewalt mit Ge- walt zu vertreiben 2). In der That ſcheint der Hof in War- 1) Aus Mitchells Bericht vom 9. October 1756 bei Raumer, Bei- träge ꝛc. II, 404. 2) Mitchell, Bericht vom 25. Dezember, ebendaſ. S. 414. Stuhr, Forſchung I, 280; Arneth a. a. O. V, 55. In wie weit dieſe aus diplo- matiſchen Berichten entnommenen Nachrichten ſich mit Rulhiere’s Erzäh- lung (I, 227), daß beide Partheien in Polen, ſich wechſelſeitig den Rang

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/131>, abgerufen am 22.11.2024.