Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.Eines der größten Bauwerke dieser Art ist der 1914 erbaute V. von Langwies in der schmalspurigen elektrischen Eisenbahn Chur-Arosa (Abb. 69)1. An die mit einem parabolischen Doppelbogen von 96 m Lichtweite und 42 m Pfeilhöhe überspannte Mittelöffnung dieses V. schließen beiderseits je 4 kleinere Nebenöffnungen von 14·7 m Lichtweite und auf einer Seite noch 3 weitere Öffnungen von 13 m und 10 m an. Der Scheitel des Bogens liegt mit seiner Unterkante 66 m hoch über der Talsohle. Die Gesamtbaukosten, ohne Oberbau, betrugen rd. 500.000 M., d. i. für 1 m2 verbauter Umrißfläche rd. 50 M. Das ganz in Eisenbeton erstellte Bauwerk zeigt ein Mindestmaß an Baustoffaufwand und macht dadurch bei seinen grandiosen Dimensionen den Eindruck großer Leichtigkeit und Kühnheit. Überhöhte Bogen in steif armiertem Eisenbeton (Bauweise Melan) besaß auch der den letzten Kriegsereignissen zum Opfer gefallene, in Abb. 71 dargestellte Straßenviadukt über das Tal des Tagliamento bei Pinzano. II. Die eisernen V. haben eisernen Überbau auf gemauerten oder auf eisernen Pfeilern. Die Öffnungsweiten sind hier wieder auf Grund der geringsten Baukosten zu ermitteln. Setzt man die Kosten eines Pfeilers = P, die Kosten des eisernen Überbaues bei der Spannweite l für den Längenmeter = a + bl (für eingleisige Eisenbahnbrücken kann b etwa mit 11·5-13 M. angenommen werden), so folgt die zweckmäßigste Spannweite in Metern Nun ist P allerdings selbst wieder bis zu einem gewissen Grad von der Spannweite abhängig, so daß obige Formel nur innerhalb bestimmter Grenzen gilt. Allgemeiner sind die nachstehenden, von F. J. Weiß entwickelten Formeln für die mit Rücksicht auf die Kosten günstigste Spannweite (in m) von Eisenbahnviadukten auf gemauerten Pfeilern: Hierin bezeichnet L die Gesamtlänge, H die Höhe des V. und K = m/e das Verhältnis des Preises m von 1 m3 Pfeilermauerwerk (einschließlich aller Nebenkosten für Gerüste, Bölzung, Wasserhaltung, Transporte u. s. w.) zum Preis e einer Tonne des fertiggestellten eisernen Überbaues. Abb. 71. Straßenviadukt über den Tagliamento bei Pinzano. Bei Anordnung schmiedeeiserner Turmpfeiler wird für die günstigste Spannweite die Formel angegeben: Obige Regeln für die Öffnungsweiten werden aber nur für lange V. über flache Talsohlen brauchbare Anhaltspunkte liefern; für kürzere V. werden sich durch ungleiche Austeilung der Spannweiten und geeignete Wahl des Trägersystems meist günstigere Verhältnisse erzielen lassen. Hier wird dann die Aufstellung von Vergleichsentwürfen notwendig. Für den eisernen Überbau der V. mit mehreren Öffnungen werden Einzelträger, durchgehende, Gelenk- und Bogenträger angewendet. Auf Einzelträger ist man besonders dort angewiesen, wo der V. in einem Bogen gelegen ist. Sie werden als Parallelträger oder als Träger mit gekrümmter unterer Gurtung, Fischbauchträger (Abb. 72), in einigen Fällen auch als Linsenträger mit oben liegender Fahrbahn (V. von Großhesselohe mit Pauliträgern, die aber bereits durch einen neuen Überbau ersetzt wurden) ausgeführt. Bei größerer Länge des V. empfiehlt sich der Entgleisungsgefahr wegen eine etwas versenkte Anordnung der Bahn; dagegen wird bei einem hohen V. die Anordnung unten liegender Bahn, wie sie beispielsweise beim Trisanaviadukt (Abb. 146 in Bd. I, S. 266) zur Ausführung gelangte, nicht notwendig und wirtschaftlich auch nicht vorteilhaft sein. Durchgehende (kontinuierliche) Träger wurden früher sehr häufig angewendet, weil damit der Vorteil des freien Überschiebens des Tragwerks, also der Ersparung des bei Abb. 72. 1 Dr. H. Schürch, Der Bau des Talüber-
Eines der größten Bauwerke dieser Art ist der 1914 erbaute V. von Langwies in der schmalspurigen elektrischen Eisenbahn Chur-Arosa (Abb. 69)1. An die mit einem parabolischen Doppelbogen von 96 m Lichtweite und 42 m Pfeilhöhe überspannte Mittelöffnung dieses V. schließen beiderseits je 4 kleinere Nebenöffnungen von 14·7 m Lichtweite und auf einer Seite noch 3 weitere Öffnungen von 13 m und 10 m an. Der Scheitel des Bogens liegt mit seiner Unterkante 66 m hoch über der Talsohle. Die Gesamtbaukosten, ohne Oberbau, betrugen rd. 500.000 M., d. i. für 1 m2 verbauter Umrißfläche rd. 50 M. Das ganz in Eisenbeton erstellte Bauwerk zeigt ein Mindestmaß an Baustoffaufwand und macht dadurch bei seinen grandiosen Dimensionen den Eindruck großer Leichtigkeit und Kühnheit. Überhöhte Bogen in steif armiertem Eisenbeton (Bauweise Melan) besaß auch der den letzten Kriegsereignissen zum Opfer gefallene, in Abb. 71 dargestellte Straßenviadukt über das Tal des Tagliamento bei Pinzano. II. Die eisernen V. haben eisernen Überbau auf gemauerten oder auf eisernen Pfeilern. Die Öffnungsweiten sind hier wieder auf Grund der geringsten Baukosten zu ermitteln. Setzt man die Kosten eines Pfeilers = P, die Kosten des eisernen Überbaues bei der Spannweite l für den Längenmeter = a + bl (für eingleisige Eisenbahnbrücken kann b etwa mit 11·5–13 M. angenommen werden), so folgt die zweckmäßigste Spannweite in Metern Nun ist P allerdings selbst wieder bis zu einem gewissen Grad von der Spannweite abhängig, so daß obige Formel nur innerhalb bestimmter Grenzen gilt. Allgemeiner sind die nachstehenden, von F. J. Weiß entwickelten Formeln für die mit Rücksicht auf die Kosten günstigste Spannweite (in m) von Eisenbahnviadukten auf gemauerten Pfeilern: Hierin bezeichnet L die Gesamtlänge, H die Höhe des V. und K = m/e das Verhältnis des Preises m von 1 m3 Pfeilermauerwerk (einschließlich aller Nebenkosten für Gerüste, Bölzung, Wasserhaltung, Transporte u. s. w.) zum Preis e einer Tonne des fertiggestellten eisernen Überbaues. Abb. 71. Straßenviadukt über den Tagliamento bei Pinzano. Bei Anordnung schmiedeeiserner Turmpfeiler wird für die günstigste Spannweite die Formel angegeben: Obige Regeln für die Öffnungsweiten werden aber nur für lange V. über flache Talsohlen brauchbare Anhaltspunkte liefern; für kürzere V. werden sich durch ungleiche Austeilung der Spannweiten und geeignete Wahl des Trägersystems meist günstigere Verhältnisse erzielen lassen. Hier wird dann die Aufstellung von Vergleichsentwürfen notwendig. Für den eisernen Überbau der V. mit mehreren Öffnungen werden Einzelträger, durchgehende, Gelenk- und Bogenträger angewendet. Auf Einzelträger ist man besonders dort angewiesen, wo der V. in einem Bogen gelegen ist. Sie werden als Parallelträger oder als Träger mit gekrümmter unterer Gurtung, Fischbauchträger (Abb. 72), in einigen Fällen auch als Linsenträger mit oben liegender Fahrbahn (V. von Großhesselohe mit Pauliträgern, die aber bereits durch einen neuen Überbau ersetzt wurden) ausgeführt. Bei größerer Länge des V. empfiehlt sich der Entgleisungsgefahr wegen eine etwas versenkte Anordnung der Bahn; dagegen wird bei einem hohen V. die Anordnung unten liegender Bahn, wie sie beispielsweise beim Trisanaviadukt (Abb. 146 in Bd. I, S. 266) zur Ausführung gelangte, nicht notwendig und wirtschaftlich auch nicht vorteilhaft sein. Durchgehende (kontinuierliche) Träger wurden früher sehr häufig angewendet, weil damit der Vorteil des freien Überschiebens des Tragwerks, also der Ersparung des bei Abb. 72. 1 Dr. H. Schürch, Der Bau des Talüber-
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Das ganz in Eisenbeton erstellte Bauwerk zeigt ein Mindestmaß an Baustoffaufwand und macht dadurch bei seinen grandiosen Dimensionen den Eindruck großer Leichtigkeit und Kühnheit. Überhöhte Bogen in steif armiertem Eisenbeton (Bauweise Melan) besaß auch der den letzten Kriegsereignissen zum Opfer gefallene, in Abb. 71 dargestellte Straßenviadukt über das Tal des Tagliamento bei Pinzano.</p><lb/> <p>II. Die <hi rendition="#g">eisernen</hi> V. haben eisernen Überbau auf gemauerten oder auf eisernen Pfeilern. 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Auf Einzelträger ist man besonders dort angewiesen, wo der V. in einem Bogen gelegen ist. Sie werden als Parallelträger oder als Träger mit gekrümmter unterer Gurtung, Fischbauchträger (Abb. 72), in einigen Fällen auch als Linsenträger mit oben liegender Fahrbahn (V. von Großhesselohe mit Pauliträgern, die aber bereits durch einen neuen Überbau ersetzt wurden) ausgeführt. Bei größerer Länge des V. empfiehlt sich der Entgleisungsgefahr wegen eine etwas versenkte Anordnung der Bahn; dagegen wird bei einem hohen V. die Anordnung unten liegender Bahn, wie sie beispielsweise beim Trisanaviadukt (Abb. 146 in Bd. I, S. 266) zur Ausführung gelangte, nicht notwendig und wirtschaftlich auch nicht vorteilhaft sein. Durchgehende (kontinuierliche) Träger wurden früher sehr häufig angewendet, weil damit der Vorteil des freien Überschiebens des Tragwerks, also der Ersparung des bei<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen10_1923/figures/roell_eisenbahnwesen10_1923_figure-0098.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 72.</head><lb/></figure><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [191/0206]
Eines der größten Bauwerke dieser Art ist der 1914 erbaute V. von Langwies in der schmalspurigen elektrischen Eisenbahn Chur-Arosa (Abb. 69) 1. An die mit einem parabolischen Doppelbogen von 96 m Lichtweite und 42 m Pfeilhöhe überspannte Mittelöffnung dieses V. schließen beiderseits je 4 kleinere Nebenöffnungen von 14·7 m Lichtweite und auf einer Seite noch 3 weitere Öffnungen von 13 m und 10 m an. Der Scheitel des Bogens liegt mit seiner Unterkante 66 m hoch über der Talsohle. Die Gesamtbaukosten, ohne Oberbau, betrugen rd. 500.000 M., d. i. für 1 m2 verbauter Umrißfläche rd. 50 M. Das ganz in Eisenbeton erstellte Bauwerk zeigt ein Mindestmaß an Baustoffaufwand und macht dadurch bei seinen grandiosen Dimensionen den Eindruck großer Leichtigkeit und Kühnheit. Überhöhte Bogen in steif armiertem Eisenbeton (Bauweise Melan) besaß auch der den letzten Kriegsereignissen zum Opfer gefallene, in Abb. 71 dargestellte Straßenviadukt über das Tal des Tagliamento bei Pinzano.
II. Die eisernen V. haben eisernen Überbau auf gemauerten oder auf eisernen Pfeilern. Die Öffnungsweiten sind hier wieder auf Grund der geringsten Baukosten zu ermitteln.
Setzt man die Kosten eines Pfeilers = P, die Kosten des eisernen Überbaues bei der Spannweite l für den Längenmeter = a + bl (für eingleisige Eisenbahnbrücken kann b etwa mit 11·5–13 M. angenommen werden), so folgt die zweckmäßigste Spannweite in Metern [FORMEL] Nun ist P allerdings selbst wieder bis zu einem gewissen Grad von der Spannweite abhängig, so daß obige Formel nur innerhalb bestimmter Grenzen gilt. Allgemeiner sind die nachstehenden, von F. J. Weiß entwickelten Formeln für die mit Rücksicht auf die Kosten günstigste Spannweite (in m) von Eisenbahnviadukten auf gemauerten Pfeilern:
[FORMEL]
Hierin bezeichnet L die Gesamtlänge, H die Höhe des V. und K = m/e das Verhältnis des Preises m von 1 m3 Pfeilermauerwerk (einschließlich aller Nebenkosten für Gerüste, Bölzung, Wasserhaltung, Transporte u. s. w.) zum Preis e einer Tonne des fertiggestellten eisernen Überbaues.
[Abbildung Abb. 71. Straßenviadukt über den Tagliamento bei Pinzano.
]
Bei Anordnung schmiedeeiserner Turmpfeiler wird für die günstigste Spannweite die Formel angegeben:
[FORMEL]
worin F die Kosten eines gemauerten Pfeilerfundaments bezeichnen und die übrigen Größen dieselbe Bedeutung wie oben haben.
Obige Regeln für die Öffnungsweiten werden aber nur für lange V. über flache Talsohlen brauchbare Anhaltspunkte liefern; für kürzere V. werden sich durch ungleiche Austeilung der Spannweiten und geeignete Wahl des Trägersystems meist günstigere Verhältnisse erzielen lassen. Hier wird dann die Aufstellung von Vergleichsentwürfen notwendig.
Für den eisernen Überbau der V. mit mehreren Öffnungen werden Einzelträger, durchgehende, Gelenk- und Bogenträger angewendet. Auf Einzelträger ist man besonders dort angewiesen, wo der V. in einem Bogen gelegen ist. Sie werden als Parallelträger oder als Träger mit gekrümmter unterer Gurtung, Fischbauchträger (Abb. 72), in einigen Fällen auch als Linsenträger mit oben liegender Fahrbahn (V. von Großhesselohe mit Pauliträgern, die aber bereits durch einen neuen Überbau ersetzt wurden) ausgeführt. Bei größerer Länge des V. empfiehlt sich der Entgleisungsgefahr wegen eine etwas versenkte Anordnung der Bahn; dagegen wird bei einem hohen V. die Anordnung unten liegender Bahn, wie sie beispielsweise beim Trisanaviadukt (Abb. 146 in Bd. I, S. 266) zur Ausführung gelangte, nicht notwendig und wirtschaftlich auch nicht vorteilhaft sein. Durchgehende (kontinuierliche) Träger wurden früher sehr häufig angewendet, weil damit der Vorteil des freien Überschiebens des Tragwerks, also der Ersparung des bei
[Abbildung Abb. 72.
]
1 Dr. H. Schürch, Der Bau des Talüber-
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