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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921.

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Tunnel unter dem Luisenstädtischen Kanal wird voraussichtlich unter völliger Sperrung der Schiffahrtsstraße einheitlich in offener Baugrube ausgeführt. Für den Tunnel an der Kottbuser Brücke steht die Bauweise noch nicht fest.

VI. Vergleich der verschiedenen Bauweisen.

Ein Vergleich der verschiedenen, bei den einzelnen besprochenen Bauausführungen angewendeten Bauweisen auf ihre technischen und wirtschaftlichen Vorzüge und Nachteile läßt sich nur mit großer Vorsicht durchführen. Die fünf Tunnelbauten sind unter so verschiedenen örtlichen und zeitlichen Verhältnissen zur Ausführung gelangt, z. T. noch unvollendet, daß es nicht möglich ist, einen Zusammenhang zwischen den Arbeitsweisen, der Dauer und der Wirtschaftlichkeit der Bauausführungen zu erkennen.

Literatur: Schnebel, Der Spreetunnel zwischen Stralau und Treptow bei Berlin. Zbl. d. Bauverw. 1896, S. 414 u. 1899, S. 105. - Kemmann, Der Spreetunnel der Hoch- und Untergrundbahn in Berlin. Zbl. d. Bauverw. 1913, S. 283. - Bousset, Die Erweiterungen der Berliner Hoch- und Untergrundbahn vom Jahre 1913. Verkehrstechn. W. 1914, Nr. 32 u. 33. - Tunnel unter der Spree in Berlin. Ztschr. dt. Ing. 1916, S. 721. - Der dritte Spreetunnel in Berlin. Zbl. f. Wasserbau u. Wasserwirtschaft 1915, S. 14. - Die Anwendung eines neuen Bauverfahrens für die Spreeunternehmung der A. E. G.-Schnellbahn in Berlin. Ztschr. dt. Ing. 1915, Nr. 16.

Seidel.


Sprengarbeiten (blastings; abatages par explosifs ou sautage, lavori da minatore).

A. Sprengstoffe.

Sprengstoffe sind Körper, die unter bestimmten Bedingungen plötzlich eine große Gasmenge von hoher Temperatur entwickeln. Die Explosion ist ein chemischer Prozeß, der großenteils wieder in einer Verbrennung besteht, wobei der erforderliche Sauerstoff den Sprengstoffen selbst entnommen wird.

Die Sprengstoffe sind aus verbrennbaren, u. zw. kohlenstoffhaltigen und aus sauerstoffabgebenden Körpern zusammengesetzt. Die rasche Sauerstoffabgabe wird in vielen Fällen durch Beigabe von dritten Körpern gefördert.

Je nach der Zeit, die zur Umsetzung des Sprengstoffs in den gasförmigen Zustand erforderlich ist, unterscheidet man langsam wirkende Sprengstoffe und rasch wirkende (brisante) Sprengstoffe.

Die Bedingungen für brauchbare Sprengstoffe sind:

1. Der verbrennbare Körper soll fein verteilt und leicht entzündlich sein; der sauerstoffabgebende den Sauerstoff leicht und schnell abgeben. Eine innige Mischung beider Körper ist erforderlich, damit die Entzündung sich rasch fortpflanzt.

2. Zu hoher Kohlenstoffgehalt ist zu vermeiden, damit nicht Kohlenoxydgase entstehen, die die gebildete Wärmemenge verringern.

3. Großes spezifisches Gewicht, damit die Sprengstoffe einen kleinen Raum im Bohrloch einnehmen und der Gasdruck größer wird.

4. Unempfindlichkeit gegen Stoß und Schlag, chemische Beständigkeit, Unveränderlichkeit bei längerer Aufbewahrung und unter Wasser, Entwicklung nicht gesundheitsschädlicher Gase und gefahrlose Herstellung.

5. Pulverförmige oder plastische Formen für Felssprengungen, damit Anschließen an die Bohrlochwandungen erreicht wird. Flüssige Form ist zu vermeiden (Verspritzen und Verziehen in Gesteinspalten), Glas- oder Blechhülsen vermindern aber den nutzbaren Bohrlochraum.

Im folgenden sollen hauptsächlich nur die Sprengstoffe für Bauzwecke (Erd- und Tunnelbau), nicht aber die für militärische Zwecke, auch nicht die besonderen, im Bergbau gebrauchten Sicherheitssprengstoffe besprochen werden.

Die Sprengstoffe kann man in 2 Gruppen zusammenfassen:

I. Gruppe.

Der kohlenstoffhaltige und der sauerstoffabgebende Körper sind mechanisch gemengt. Hierzu gehören:

1. Das Schwarzpulver, besteht aus:


60-75 TeilenKalisalpeter
15-21 TeilenHolzkohle
10-18 TeilenSchwefel.

Schwefel hat den Zweck, das Gemenge leichter entzündlich zu machen, auch die Sauerstoffabgabe zu erleichtern. Gekörntes Schwarzpulver hat 1·4, gepreßtes Schwarzpulver 1·7 spezifisches Gewicht. Entzündungstemperatur 250-275° C. Gepreßtes Schwarzpulver ist wegen steifer Form für Gesteinssprengungen unzweckmäßig.

Schwarzpulver ist kein brisanter Sprengstoff. Es wird daher nur mehr ausnahmsweise verwendet in Steinbrüchen zur Gewinnung großer Gesteinsblöcke oder wenn mit besonderer Vorsicht tiefer gehende Wirkungen vermieden werden sollen, wie z. B. bei Nachsprengungen am Tunnelausbruchsumfang.

2. Chloratpulver, Gemenge aus Kaliumchlorat als sauerstoffabgebendem Körper mit einem Nitrokörper (Nitrobenzol, Nitronaphthalin, Dinitrotoluol) als verbrennbarem Körper, so z. B.

Rackarock, 80% Kaliumchlorat mit 20% Nitrobenzol, oft mit etwas Schwefelzusatz,

Tunnel unter dem Luisenstädtischen Kanal wird voraussichtlich unter völliger Sperrung der Schiffahrtsstraße einheitlich in offener Baugrube ausgeführt. Für den Tunnel an der Kottbuser Brücke steht die Bauweise noch nicht fest.

VI. Vergleich der verschiedenen Bauweisen.

Ein Vergleich der verschiedenen, bei den einzelnen besprochenen Bauausführungen angewendeten Bauweisen auf ihre technischen und wirtschaftlichen Vorzüge und Nachteile läßt sich nur mit großer Vorsicht durchführen. Die fünf Tunnelbauten sind unter so verschiedenen örtlichen und zeitlichen Verhältnissen zur Ausführung gelangt, z. T. noch unvollendet, daß es nicht möglich ist, einen Zusammenhang zwischen den Arbeitsweisen, der Dauer und der Wirtschaftlichkeit der Bauausführungen zu erkennen.

Literatur: Schnebel, Der Spreetunnel zwischen Stralau und Treptow bei Berlin. Zbl. d. Bauverw. 1896, S. 414 u. 1899, S. 105. – Kemmann, Der Spreetunnel der Hoch- und Untergrundbahn in Berlin. Zbl. d. Bauverw. 1913, S. 283. – Bousset, Die Erweiterungen der Berliner Hoch- und Untergrundbahn vom Jahre 1913. Verkehrstechn. W. 1914, Nr. 32 u. 33. – Tunnel unter der Spree in Berlin. Ztschr. dt. Ing. 1916, S. 721. – Der dritte Spreetunnel in Berlin. Zbl. f. Wasserbau u. Wasserwirtschaft 1915, S. 14. – Die Anwendung eines neuen Bauverfahrens für die Spreeunternehmung der A. E. G.-Schnellbahn in Berlin. Ztschr. dt. Ing. 1915, Nr. 16.

Seidel.


Sprengarbeiten (blastings; abatages par explosifs ou sautage, lavori da minatore).

A. Sprengstoffe.

Sprengstoffe sind Körper, die unter bestimmten Bedingungen plötzlich eine große Gasmenge von hoher Temperatur entwickeln. Die Explosion ist ein chemischer Prozeß, der großenteils wieder in einer Verbrennung besteht, wobei der erforderliche Sauerstoff den Sprengstoffen selbst entnommen wird.

Die Sprengstoffe sind aus verbrennbaren, u. zw. kohlenstoffhaltigen und aus sauerstoffabgebenden Körpern zusammengesetzt. Die rasche Sauerstoffabgabe wird in vielen Fällen durch Beigabe von dritten Körpern gefördert.

Je nach der Zeit, die zur Umsetzung des Sprengstoffs in den gasförmigen Zustand erforderlich ist, unterscheidet man langsam wirkende Sprengstoffe und rasch wirkende (brisante) Sprengstoffe.

Die Bedingungen für brauchbare Sprengstoffe sind:

1. Der verbrennbare Körper soll fein verteilt und leicht entzündlich sein; der sauerstoffabgebende den Sauerstoff leicht und schnell abgeben. Eine innige Mischung beider Körper ist erforderlich, damit die Entzündung sich rasch fortpflanzt.

2. Zu hoher Kohlenstoffgehalt ist zu vermeiden, damit nicht Kohlenoxydgase entstehen, die die gebildete Wärmemenge verringern.

3. Großes spezifisches Gewicht, damit die Sprengstoffe einen kleinen Raum im Bohrloch einnehmen und der Gasdruck größer wird.

4. Unempfindlichkeit gegen Stoß und Schlag, chemische Beständigkeit, Unveränderlichkeit bei längerer Aufbewahrung und unter Wasser, Entwicklung nicht gesundheitsschädlicher Gase und gefahrlose Herstellung.

5. Pulverförmige oder plastische Formen für Felssprengungen, damit Anschließen an die Bohrlochwandungen erreicht wird. Flüssige Form ist zu vermeiden (Verspritzen und Verziehen in Gesteinspalten), Glas- oder Blechhülsen vermindern aber den nutzbaren Bohrlochraum.

Im folgenden sollen hauptsächlich nur die Sprengstoffe für Bauzwecke (Erd- und Tunnelbau), nicht aber die für militärische Zwecke, auch nicht die besonderen, im Bergbau gebrauchten Sicherheitssprengstoffe besprochen werden.

Die Sprengstoffe kann man in 2 Gruppen zusammenfassen:

I. Gruppe.

Der kohlenstoffhaltige und der sauerstoffabgebende Körper sind mechanisch gemengt. Hierzu gehören:

1. Das Schwarzpulver, besteht aus:


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Schwefel hat den Zweck, das Gemenge leichter entzündlich zu machen, auch die Sauerstoffabgabe zu erleichtern. Gekörntes Schwarzpulver hat 1·4, gepreßtes Schwarzpulver 1·7 spezifisches Gewicht. Entzündungstemperatur 250–275° C. Gepreßtes Schwarzpulver ist wegen steifer Form für Gesteinssprengungen unzweckmäßig.

Schwarzpulver ist kein brisanter Sprengstoff. Es wird daher nur mehr ausnahmsweise verwendet in Steinbrüchen zur Gewinnung großer Gesteinsblöcke oder wenn mit besonderer Vorsicht tiefer gehende Wirkungen vermieden werden sollen, wie z. B. bei Nachsprengungen am Tunnelausbruchsumfang.

2. Chloratpulver, Gemenge aus Kaliumchlorat als sauerstoffabgebendem Körper mit einem Nitrokörper (Nitrobenzol, Nitronaphthalin, Dinitrotoluol) als verbrennbarem Körper, so z. B.

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[115/0120] Tunnel unter dem Luisenstädtischen Kanal wird voraussichtlich unter völliger Sperrung der Schiffahrtsstraße einheitlich in offener Baugrube ausgeführt. Für den Tunnel an der Kottbuser Brücke steht die Bauweise noch nicht fest. VI. Vergleich der verschiedenen Bauweisen. Ein Vergleich der verschiedenen, bei den einzelnen besprochenen Bauausführungen angewendeten Bauweisen auf ihre technischen und wirtschaftlichen Vorzüge und Nachteile läßt sich nur mit großer Vorsicht durchführen. Die fünf Tunnelbauten sind unter so verschiedenen örtlichen und zeitlichen Verhältnissen zur Ausführung gelangt, z. T. noch unvollendet, daß es nicht möglich ist, einen Zusammenhang zwischen den Arbeitsweisen, der Dauer und der Wirtschaftlichkeit der Bauausführungen zu erkennen. Literatur: Schnebel, Der Spreetunnel zwischen Stralau und Treptow bei Berlin. Zbl. d. Bauverw. 1896, S. 414 u. 1899, S. 105. – Kemmann, Der Spreetunnel der Hoch- und Untergrundbahn in Berlin. Zbl. d. Bauverw. 1913, S. 283. – Bousset, Die Erweiterungen der Berliner Hoch- und Untergrundbahn vom Jahre 1913. Verkehrstechn. W. 1914, Nr. 32 u. 33. – Tunnel unter der Spree in Berlin. Ztschr. dt. Ing. 1916, S. 721. – Der dritte Spreetunnel in Berlin. Zbl. f. Wasserbau u. Wasserwirtschaft 1915, S. 14. – Die Anwendung eines neuen Bauverfahrens für die Spreeunternehmung der A. E. G.-Schnellbahn in Berlin. Ztschr. dt. Ing. 1915, Nr. 16. Seidel. Sprengarbeiten (blastings; abatages par explosifs ou sautage, lavori da minatore). A. Sprengstoffe. Sprengstoffe sind Körper, die unter bestimmten Bedingungen plötzlich eine große Gasmenge von hoher Temperatur entwickeln. Die Explosion ist ein chemischer Prozeß, der großenteils wieder in einer Verbrennung besteht, wobei der erforderliche Sauerstoff den Sprengstoffen selbst entnommen wird. Die Sprengstoffe sind aus verbrennbaren, u. zw. kohlenstoffhaltigen und aus sauerstoffabgebenden Körpern zusammengesetzt. Die rasche Sauerstoffabgabe wird in vielen Fällen durch Beigabe von dritten Körpern gefördert. Je nach der Zeit, die zur Umsetzung des Sprengstoffs in den gasförmigen Zustand erforderlich ist, unterscheidet man langsam wirkende Sprengstoffe und rasch wirkende (brisante) Sprengstoffe. Die Bedingungen für brauchbare Sprengstoffe sind: 1. Der verbrennbare Körper soll fein verteilt und leicht entzündlich sein; der sauerstoffabgebende den Sauerstoff leicht und schnell abgeben. Eine innige Mischung beider Körper ist erforderlich, damit die Entzündung sich rasch fortpflanzt. 2. Zu hoher Kohlenstoffgehalt ist zu vermeiden, damit nicht Kohlenoxydgase entstehen, die die gebildete Wärmemenge verringern. 3. Großes spezifisches Gewicht, damit die Sprengstoffe einen kleinen Raum im Bohrloch einnehmen und der Gasdruck größer wird. 4. Unempfindlichkeit gegen Stoß und Schlag, chemische Beständigkeit, Unveränderlichkeit bei längerer Aufbewahrung und unter Wasser, Entwicklung nicht gesundheitsschädlicher Gase und gefahrlose Herstellung. 5. Pulverförmige oder plastische Formen für Felssprengungen, damit Anschließen an die Bohrlochwandungen erreicht wird. Flüssige Form ist zu vermeiden (Verspritzen und Verziehen in Gesteinspalten), Glas- oder Blechhülsen vermindern aber den nutzbaren Bohrlochraum. Im folgenden sollen hauptsächlich nur die Sprengstoffe für Bauzwecke (Erd- und Tunnelbau), nicht aber die für militärische Zwecke, auch nicht die besonderen, im Bergbau gebrauchten Sicherheitssprengstoffe besprochen werden. Die Sprengstoffe kann man in 2 Gruppen zusammenfassen: I. Gruppe. Der kohlenstoffhaltige und der sauerstoffabgebende Körper sind mechanisch gemengt. Hierzu gehören: 1. Das Schwarzpulver, besteht aus: 60–75 Teilen Kalisalpeter 15–21 Teilen Holzkohle 10–18 Teilen Schwefel. Schwefel hat den Zweck, das Gemenge leichter entzündlich zu machen, auch die Sauerstoffabgabe zu erleichtern. Gekörntes Schwarzpulver hat 1·4, gepreßtes Schwarzpulver 1·7 spezifisches Gewicht. Entzündungstemperatur 250–275° C. Gepreßtes Schwarzpulver ist wegen steifer Form für Gesteinssprengungen unzweckmäßig. Schwarzpulver ist kein brisanter Sprengstoff. Es wird daher nur mehr ausnahmsweise verwendet in Steinbrüchen zur Gewinnung großer Gesteinsblöcke oder wenn mit besonderer Vorsicht tiefer gehende Wirkungen vermieden werden sollen, wie z. B. bei Nachsprengungen am Tunnelausbruchsumfang. 2. Chloratpulver, Gemenge aus Kaliumchlorat als sauerstoffabgebendem Körper mit einem Nitrokörper (Nitrobenzol, Nitronaphthalin, Dinitrotoluol) als verbrennbarem Körper, so z. B. Rackarock, 80% Kaliumchlorat mit 20% Nitrobenzol, oft mit etwas Schwefelzusatz,

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921/120>, abgerufen am 25.06.2024.