Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917.

Bild:
<< vorherige Seite

aufzunehmen, zum Rangieren benutzt werden. Wieder einspurig führt die Bahn weiter bis zur schwyzerischen Grenze und endet daselbst mit der Station "Staffel-Höhe" (1551 m ü. M.). Die Linie hat bis dahin eine bauliche Länge von 5143 m und der Endpunkt liegt 1558·11 m ü. M. Die durchschnittliche Neigung beträgt 191%0.

Von Staffel-Höhe bis Rigi-Kulm wurde die Bahn der Arth-Rigi-Bahn (s. d.) konzessioniert und auch von derselben gebaut. Dagegen wird der Betrieb von der Vitznau-Rigi-Bahn bis zur Endstation "Rigi-Kulm" geführt. Auf dieser Strecke liegt die Station "Staffel" (1604 m ü. M.). Die gesamte betriebene Vitznau-Rigi-Bahn hat somit eine Länge von 6854 m. Die Station Kulm liegt 1749·33 m ü. M., so daß die überwundene Steigung einer Höhe von 1310·1 m entspricht.

Ein Rigibesuch auf dieser Bahn gestaltet sich zu einem Genuß der seltensten Art. In dem Maß, als das Fahrzeug in die Höhe steigt, breitet sich der Blick auf den Seespiegel mit seinen beiden durch die Bergrücken der "Nasen" getrennten Becken, seinen zahlreichen grünen Buchten und hübschen Uferorten aus.

Immer mehr senkt sich das Tal vor dem Zuschauer, die Häusergruppen und die Kirchtürme von Vitznau und Weggis entziehen sich dem Auge, immer gewaltiger treten die Berge hervor, welche den Ausblick nach Süden und Westen begrenzen. Die Umgebung nimmt einen alpinen Charakter an und fährt man schließlich durch Weiden und Bergmatten an der Hotelkolonie Kaltbad vorbei nach Staffel-Höhe. Hier wendet sich die Bahn und schmiegt sich an die nördliche, jäh abstürzende Wand des Rigitors. Dem Auge öffnet sich damit auf einmal der Blick weit nach Norden und zu Füßen aus der Vogelperspektive auf Luzern, den Küßnachter Arm des Vierwaldstätter Sees, Küßnacht und das reizende Gelände von Meggen. Auf Staffel angelangt, wird auch der Osten frei und nach wenigen Minuten erreicht man den Gipfel mit seiner großartigen, in ihrer Art einzigen Rundschau. Wie von einer Kanzel blickt man auf das Gelände des Mittellandes mit seinen Seen, vor allem den tiefblauen Zuger See


Abb. 115.
unmittelbar zu Füßen. Vor dem Beschauer liegt der Bahnhof von Goldau mit der Weltverkehrsstraße der Gotthardbahn. Er sieht deren Züge verkehren. Er hört deren Geräusch bis auf die stille Berghöhe dringen. Alles das ist umrahmt
Abb. 116.
Abb. 117.

im Norden durch die sanften Linien der Juraberge und des Schwarzwaldes, im Süden durch die himmelstürmenden Riesen der Alpen.

Ein geeigneteres Objekt zur Einführung des neuen Bergbahnsystems hätten die Unternehmer, wie der Erfolg beweist, nicht wählen können.

Im Jahre 1913 bestanden in der Schweiz 41 Bahnen, bei denen die Zahnstange ganz oder teilweise in Anwendung kam. 33 Drahtseilbahnen ohne Zahnstange folgten, nachdem die Möglichkeit oder Erstellung von Steilbahnen nachgewiesen war.


aufzunehmen, zum Rangieren benutzt werden. Wieder einspurig führt die Bahn weiter bis zur schwyzerischen Grenze und endet daselbst mit der Station „Staffel-Höhe“ (1551 m ü. M.). Die Linie hat bis dahin eine bauliche Länge von 5143 m und der Endpunkt liegt 1558·11 m ü. M. Die durchschnittliche Neigung beträgt 191‰.

Von Staffel-Höhe bis Rigi-Kulm wurde die Bahn der Arth-Rigi-Bahn (s. d.) konzessioniert und auch von derselben gebaut. Dagegen wird der Betrieb von der Vitznau-Rigi-Bahn bis zur Endstation „Rigi-Kulm“ geführt. Auf dieser Strecke liegt die Station „Staffel“ (1604 m ü. M.). Die gesamte betriebene Vitznau-Rigi-Bahn hat somit eine Länge von 6854 m. Die Station Kulm liegt 1749·33 m ü. M., so daß die überwundene Steigung einer Höhe von 1310·1 m entspricht.

Ein Rigibesuch auf dieser Bahn gestaltet sich zu einem Genuß der seltensten Art. In dem Maß, als das Fahrzeug in die Höhe steigt, breitet sich der Blick auf den Seespiegel mit seinen beiden durch die Bergrücken der „Nasen“ getrennten Becken, seinen zahlreichen grünen Buchten und hübschen Uferorten aus.

Immer mehr senkt sich das Tal vor dem Zuschauer, die Häusergruppen und die Kirchtürme von Vitznau und Weggis entziehen sich dem Auge, immer gewaltiger treten die Berge hervor, welche den Ausblick nach Süden und Westen begrenzen. Die Umgebung nimmt einen alpinen Charakter an und fährt man schließlich durch Weiden und Bergmatten an der Hotelkolonie Kaltbad vorbei nach Staffel-Höhe. Hier wendet sich die Bahn und schmiegt sich an die nördliche, jäh abstürzende Wand des Rigitors. Dem Auge öffnet sich damit auf einmal der Blick weit nach Norden und zu Füßen aus der Vogelperspektive auf Luzern, den Küßnachter Arm des Vierwaldstätter Sees, Küßnacht und das reizende Gelände von Meggen. Auf Staffel angelangt, wird auch der Osten frei und nach wenigen Minuten erreicht man den Gipfel mit seiner großartigen, in ihrer Art einzigen Rundschau. Wie von einer Kanzel blickt man auf das Gelände des Mittellandes mit seinen Seen, vor allem den tiefblauen Zuger See


Abb. 115.
unmittelbar zu Füßen. Vor dem Beschauer liegt der Bahnhof von Goldau mit der Weltverkehrsstraße der Gotthardbahn. Er sieht deren Züge verkehren. Er hört deren Geräusch bis auf die stille Berghöhe dringen. Alles das ist umrahmt
Abb. 116.
Abb. 117.

im Norden durch die sanften Linien der Juraberge und des Schwarzwaldes, im Süden durch die himmelstürmenden Riesen der Alpen.

Ein geeigneteres Objekt zur Einführung des neuen Bergbahnsystems hätten die Unternehmer, wie der Erfolg beweist, nicht wählen können.

Im Jahre 1913 bestanden in der Schweiz 41 Bahnen, bei denen die Zahnstange ganz oder teilweise in Anwendung kam. 33 Drahtseilbahnen ohne Zahnstange folgten, nachdem die Möglichkeit oder Erstellung von Steilbahnen nachgewiesen war.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0234" n="220"/>
aufzunehmen, zum Rangieren benutzt werden. Wieder einspurig führt die Bahn weiter bis zur schwyzerischen Grenze und endet daselbst mit der Station &#x201E;Staffel-Höhe&#x201C; (1551 <hi rendition="#i">m</hi> ü. M.). Die Linie hat bis dahin eine bauliche Länge von 5143 <hi rendition="#i">m</hi> und der Endpunkt liegt 1558·11 <hi rendition="#i">m</hi> ü. M. Die durchschnittliche Neigung beträgt 191<hi rendition="#i">&#x2030;.</hi></p><lb/>
          <p>Von Staffel-Höhe bis Rigi-Kulm wurde die Bahn der Arth-Rigi-Bahn (s. d.) konzessioniert und auch von derselben gebaut. Dagegen wird der Betrieb von der Vitznau-Rigi-Bahn bis zur Endstation &#x201E;Rigi-Kulm&#x201C; geführt. Auf dieser Strecke liegt die Station &#x201E;Staffel&#x201C; (1604 <hi rendition="#i">m</hi> ü. M.). Die gesamte betriebene Vitznau-Rigi-Bahn hat somit eine Länge von 6854 <hi rendition="#i">m.</hi> Die Station Kulm liegt 1749·33 <hi rendition="#i">m</hi> ü. M., so daß die überwundene Steigung einer Höhe von 1310·1 <hi rendition="#i">m</hi> entspricht.</p><lb/>
          <p>Ein Rigibesuch auf dieser Bahn gestaltet sich zu einem Genuß der seltensten Art. In dem Maß, als das Fahrzeug in die Höhe steigt, breitet sich der Blick auf den Seespiegel mit seinen beiden durch die Bergrücken der &#x201E;Nasen&#x201C; getrennten Becken, seinen zahlreichen grünen Buchten und hübschen Uferorten aus.</p><lb/>
          <p>Immer mehr senkt sich das Tal vor dem Zuschauer, die Häusergruppen und die Kirchtürme von Vitznau und Weggis entziehen sich dem Auge, immer gewaltiger treten die Berge hervor, welche den Ausblick nach Süden und Westen begrenzen. Die Umgebung nimmt einen alpinen Charakter an und fährt man schließlich durch Weiden und Bergmatten an der Hotelkolonie Kaltbad vorbei nach Staffel-Höhe. Hier wendet sich die Bahn und schmiegt sich an die nördliche, jäh abstürzende Wand des Rigitors. Dem Auge öffnet sich damit auf einmal der Blick weit nach Norden und zu Füßen aus der Vogelperspektive auf Luzern, den Küßnachter Arm des Vierwaldstätter Sees, Küßnacht und das reizende Gelände von Meggen. Auf Staffel angelangt, wird auch der Osten frei und nach wenigen Minuten erreicht man den Gipfel mit seiner großartigen, in ihrer Art einzigen Rundschau. Wie von einer Kanzel blickt man auf das Gelände des Mittellandes mit seinen Seen, vor allem den tiefblauen Zuger See<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen08_1917/figures/roell_eisenbahnwesen08_1917_figure-0149.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 115.</head><lb/></figure><lb/>
unmittelbar zu Füßen. Vor dem Beschauer liegt der Bahnhof von Goldau mit der Weltverkehrsstraße der Gotthardbahn. Er sieht deren Züge verkehren. Er hört deren Geräusch bis auf die stille Berghöhe dringen. Alles das ist umrahmt<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen08_1917/figures/roell_eisenbahnwesen08_1917_figure-0150.jpg"><head>Abb. 116.</head><lb/></figure> <figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen08_1917/figures/roell_eisenbahnwesen08_1917_figure-0151.jpg"><head>Abb. 117.</head><lb/></figure><lb/>
im Norden durch die sanften Linien der Juraberge und des Schwarzwaldes, im Süden durch die himmelstürmenden Riesen der Alpen.</p><lb/>
          <p>Ein geeigneteres Objekt zur Einführung des neuen Bergbahnsystems hätten die Unternehmer, wie der Erfolg beweist, nicht wählen können.</p><lb/>
          <p>Im Jahre 1913 bestanden in der Schweiz 41 Bahnen, bei denen die Zahnstange ganz oder teilweise in Anwendung kam. 33 Drahtseilbahnen ohne Zahnstange folgten, nachdem die Möglichkeit oder Erstellung von Steilbahnen nachgewiesen war.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0234] aufzunehmen, zum Rangieren benutzt werden. Wieder einspurig führt die Bahn weiter bis zur schwyzerischen Grenze und endet daselbst mit der Station „Staffel-Höhe“ (1551 m ü. M.). Die Linie hat bis dahin eine bauliche Länge von 5143 m und der Endpunkt liegt 1558·11 m ü. M. Die durchschnittliche Neigung beträgt 191‰. Von Staffel-Höhe bis Rigi-Kulm wurde die Bahn der Arth-Rigi-Bahn (s. d.) konzessioniert und auch von derselben gebaut. Dagegen wird der Betrieb von der Vitznau-Rigi-Bahn bis zur Endstation „Rigi-Kulm“ geführt. Auf dieser Strecke liegt die Station „Staffel“ (1604 m ü. M.). Die gesamte betriebene Vitznau-Rigi-Bahn hat somit eine Länge von 6854 m. Die Station Kulm liegt 1749·33 m ü. M., so daß die überwundene Steigung einer Höhe von 1310·1 m entspricht. Ein Rigibesuch auf dieser Bahn gestaltet sich zu einem Genuß der seltensten Art. In dem Maß, als das Fahrzeug in die Höhe steigt, breitet sich der Blick auf den Seespiegel mit seinen beiden durch die Bergrücken der „Nasen“ getrennten Becken, seinen zahlreichen grünen Buchten und hübschen Uferorten aus. Immer mehr senkt sich das Tal vor dem Zuschauer, die Häusergruppen und die Kirchtürme von Vitznau und Weggis entziehen sich dem Auge, immer gewaltiger treten die Berge hervor, welche den Ausblick nach Süden und Westen begrenzen. Die Umgebung nimmt einen alpinen Charakter an und fährt man schließlich durch Weiden und Bergmatten an der Hotelkolonie Kaltbad vorbei nach Staffel-Höhe. Hier wendet sich die Bahn und schmiegt sich an die nördliche, jäh abstürzende Wand des Rigitors. Dem Auge öffnet sich damit auf einmal der Blick weit nach Norden und zu Füßen aus der Vogelperspektive auf Luzern, den Küßnachter Arm des Vierwaldstätter Sees, Küßnacht und das reizende Gelände von Meggen. Auf Staffel angelangt, wird auch der Osten frei und nach wenigen Minuten erreicht man den Gipfel mit seiner großartigen, in ihrer Art einzigen Rundschau. Wie von einer Kanzel blickt man auf das Gelände des Mittellandes mit seinen Seen, vor allem den tiefblauen Zuger See [Abbildung Abb. 115. ] unmittelbar zu Füßen. Vor dem Beschauer liegt der Bahnhof von Goldau mit der Weltverkehrsstraße der Gotthardbahn. Er sieht deren Züge verkehren. Er hört deren Geräusch bis auf die stille Berghöhe dringen. Alles das ist umrahmt [Abbildung Abb. 116. ] [Abbildung Abb. 117. ] im Norden durch die sanften Linien der Juraberge und des Schwarzwaldes, im Süden durch die himmelstürmenden Riesen der Alpen. Ein geeigneteres Objekt zur Einführung des neuen Bergbahnsystems hätten die Unternehmer, wie der Erfolg beweist, nicht wählen können. Im Jahre 1913 bestanden in der Schweiz 41 Bahnen, bei denen die Zahnstange ganz oder teilweise in Anwendung kam. 33 Drahtseilbahnen ohne Zahnstange folgten, nachdem die Möglichkeit oder Erstellung von Steilbahnen nachgewiesen war.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:51Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:51Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text sowie die Faksimiles 0459 und 0460 stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917/234
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917/234>, abgerufen am 25.11.2024.