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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915.

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- wird in der Regel Draht von 4 mm Durchmesser, für längere Leitungen - Haupt- oder Fernleitungen - auch wohl für die Läuteleitungen, überhaupt für Leitungen, bei denen es auf Verringerung des Leitungswiderstandes ankommt, Draht von 5 mm Durchmesser verwendet. Ausnahmsweise hat man in Gebirgen, wo besonders starke Eisbelastungen vorkommen, die Leitungen auch schon aus 6 und 6·5 mm starken Drähten hergestellt. In den Tropen ist man mit der Drahtstärke wegen der an den Drähten kletternden Affen sogar schon bis zu 8 mm gegangen.

Die Traggestänge für die Leitungen werden zum weitaus größten Teil aus Holz hergestellt. Eiserne Gestänge verursachen sehr


Abb. 136.
hohe Kosten und kommen deshalb nur vereinzelt in besonderen Fällen zur Verwendung. Überdies fällt auch das Isolationsvermögen des Holzes mit entscheidend in die Wagschale.

Die besten Holzarten zum Bau der Telegraphengestänge sind Kiefer (pinus silvestris) und Lärche (pinus larix). Nicht selten finden auch Fichte (pinus abies) und Tanne (pinus picea), vereinzelt auch Eiche Verwendung. In Amerika stehen Zeder und Kastanie, in Indien Eisen und Teakholz in Gebrauch. In Deutschland und Österreich-Ungarn wird am meisten das Kiefernholz verwendet.

Die geeignetsten Abmessungen der Stangen sind 7, 8·5, 10 und 12 m Länge bei 15 cm Zopfstärke ohne Rinde.

Die Stangen müssen in der Wadelzeit, d. h. in der Zeit geschlagen werden, in der der Saft der Bäume zurückgetreten ist, weil sie dann der Fäulnis viel länger zu widerstehen vermögen. Sie werden geschält, an der Luft gut getrocknet, an den Aststellen behobelt, von richtiger Länge geschnitten, am Zopfende dachartig abgeschrägt, am Stammende stumpf kegelförmig zugespitzt und dann mit einem fäulniswidrigen Stoffe - Kupfervitriol, Zinkchlorid, Teeröl - getränkt, wodurch die Lebensdauer des Holzes ganz wesentlich erhöht wird.

Je nachdem die Gestänge mit wenigen oder mit einer größeren Anzahl von Leitungen belastet werden sollen, kommen einfache Stangen oder Spitzböcke oder Doppelgestänge zur Aufstellung (Abb. 136). Sie werden in Abständen von 50-60 m auf 1/5 ihrer Länge, an Böschungen auf 1/4, in den Boden gestellt und durch Feststampfen des Bodens gut befestigt. In Linienkrümmungen und in Winkelpunkten werden Seitenbefestigungen - Streben oder Anker - angebracht.

Für die Aufstellung der Gestänge an Bahnlinien wird tunlichst die den herrschenden Winden abgekehrte Seite gewählt, damit bei einem etwaigen Umbrechen der Gestänge diese nicht auf die Bahn fallen können.

Die Gestänge werden mit Einzelisolatoren (Abb. 136 a u. b) oder mit Isolatoren auf eisernen Querträgern (Abb. 136 c, d u. e) besetzt Der senkrechte Abstand der Isolatoren untereinander wird zu 48 bis 50 cm, der seitliche auf Querträgern zu 30 cm bemessen; bei Überschreitung von Bahnlinien und Fahrwegen wird, wenn nötig, der senkrechte Abstand bis auf 30 cm verringert.

Die Einzelisolatoren werden wechselständig an den Gestängen befestigt (Abb. 136 a u. b).

Behufs Herstellung der Leitung wird der Draht längs der fertigen Stangenreihe ausgelegt, u. zw. an der Seite der Gestänge, wo er befestigt werden soll. Die Enden der ausgelegten Drahtadern werden durch Wickellötstellen miteinander verbunden; Kupfer- und Bronzedraht auch durch Verwürgen der Enden in einem übergesteckten Kupferröhrchen ohne Lötung (Arldtscher Drahtbund).

Nachdem die Verbindungen hergestellt, wird der Draht mittels Winde oder Flaschenzug gereckt, wobei die Belastung allmählich bis zu 2/3 der Bruchbelastung gesteigert wird. Durch dieses Recken werden die im Draht befindlichen Knicke und Unebenheiten beseitigt und etwaige Fehlstellen zum Reißen gebracht.

Dann wird der Draht mit Hakenstangen auf die Stützen oder die Träger der Isolatoren gelegt und ihm die Spannung gegeben, die er behalten soll. Diese Spannung soll bei -25° C höchstens 1/4 der Zugfestigkeit betragen. Da das Abgleichen der Spannung beim Leitungsbau aber nur unter Verwendung eines zuverlässigen Spannungsmessers (s. Dynamometer) möglich, dessen Handhabung nicht ganz einfach ist, wird in der Regel nicht die Spannung, sondern der Durchhang gemessen, der bei der jeweilig herrschenden Luftwärme zulässig ist. Hierfür sind Tabellen aufgestellt, aus denen die Größe des Durchhanges für die in Frage kommenden Wärmegrade und Gestängeabstände ohneweiters entnommen werden kann.

Während so streckenweise fortschreitend der Draht gereckt, auf die Tragstützen gelegt und sein Durchhang geregelt wird, beginnt hinter dieser Arbeit sofort das Festbinden der Leitung an den Isolatoren mit Bindedraht. In gerader Linie wird der Draht in der oberen Vertiefung des Isolators, in Krümmungen

– wird in der Regel Draht von 4 mm Durchmesser, für längere Leitungen – Haupt- oder Fernleitungen – auch wohl für die Läuteleitungen, überhaupt für Leitungen, bei denen es auf Verringerung des Leitungswiderstandes ankommt, Draht von 5 mm Durchmesser verwendet. Ausnahmsweise hat man in Gebirgen, wo besonders starke Eisbelastungen vorkommen, die Leitungen auch schon aus 6 und 6·5 mm starken Drähten hergestellt. In den Tropen ist man mit der Drahtstärke wegen der an den Drähten kletternden Affen sogar schon bis zu 8 mm gegangen.

Die Traggestänge für die Leitungen werden zum weitaus größten Teil aus Holz hergestellt. Eiserne Gestänge verursachen sehr


Abb. 136.
hohe Kosten und kommen deshalb nur vereinzelt in besonderen Fällen zur Verwendung. Überdies fällt auch das Isolationsvermögen des Holzes mit entscheidend in die Wagschale.

Die besten Holzarten zum Bau der Telegraphengestänge sind Kiefer (pinus silvestris) und Lärche (pinus larix). Nicht selten finden auch Fichte (pinus abies) und Tanne (pinus picea), vereinzelt auch Eiche Verwendung. In Amerika stehen Zeder und Kastanie, in Indien Eisen und Teakholz in Gebrauch. In Deutschland und Österreich-Ungarn wird am meisten das Kiefernholz verwendet.

Die geeignetsten Abmessungen der Stangen sind 7, 8·5, 10 und 12 m Länge bei 15 cm Zopfstärke ohne Rinde.

Die Stangen müssen in der Wadelzeit, d. h. in der Zeit geschlagen werden, in der der Saft der Bäume zurückgetreten ist, weil sie dann der Fäulnis viel länger zu widerstehen vermögen. Sie werden geschält, an der Luft gut getrocknet, an den Aststellen behobelt, von richtiger Länge geschnitten, am Zopfende dachartig abgeschrägt, am Stammende stumpf kegelförmig zugespitzt und dann mit einem fäulniswidrigen Stoffe – Kupfervitriol, Zinkchlorid, Teeröl – getränkt, wodurch die Lebensdauer des Holzes ganz wesentlich erhöht wird.

Je nachdem die Gestänge mit wenigen oder mit einer größeren Anzahl von Leitungen belastet werden sollen, kommen einfache Stangen oder Spitzböcke oder Doppelgestänge zur Aufstellung (Abb. 136). Sie werden in Abständen von 50–60 m auf 1/5 ihrer Länge, an Böschungen auf 1/4, in den Boden gestellt und durch Feststampfen des Bodens gut befestigt. In Linienkrümmungen und in Winkelpunkten werden Seitenbefestigungen – Streben oder Anker – angebracht.

Für die Aufstellung der Gestänge an Bahnlinien wird tunlichst die den herrschenden Winden abgekehrte Seite gewählt, damit bei einem etwaigen Umbrechen der Gestänge diese nicht auf die Bahn fallen können.

Die Gestänge werden mit Einzelisolatoren (Abb. 136 a u. b) oder mit Isolatoren auf eisernen Querträgern (Abb. 136 c, d u. e) besetzt Der senkrechte Abstand der Isolatoren untereinander wird zu 48 bis 50 cm, der seitliche auf Querträgern zu 30 cm bemessen; bei Überschreitung von Bahnlinien und Fahrwegen wird, wenn nötig, der senkrechte Abstand bis auf 30 cm verringert.

Die Einzelisolatoren werden wechselständig an den Gestängen befestigt (Abb. 136 a u. b).

Behufs Herstellung der Leitung wird der Draht längs der fertigen Stangenreihe ausgelegt, u. zw. an der Seite der Gestänge, wo er befestigt werden soll. Die Enden der ausgelegten Drahtadern werden durch Wickellötstellen miteinander verbunden; Kupfer- und Bronzedraht auch durch Verwürgen der Enden in einem übergesteckten Kupferröhrchen ohne Lötung (Arldtscher Drahtbund).

Nachdem die Verbindungen hergestellt, wird der Draht mittels Winde oder Flaschenzug gereckt, wobei die Belastung allmählich bis zu 2/3 der Bruchbelastung gesteigert wird. Durch dieses Recken werden die im Draht befindlichen Knicke und Unebenheiten beseitigt und etwaige Fehlstellen zum Reißen gebracht.

Dann wird der Draht mit Hakenstangen auf die Stützen oder die Träger der Isolatoren gelegt und ihm die Spannung gegeben, die er behalten soll. Diese Spannung soll bei –25° C höchstens 1/4 der Zugfestigkeit betragen. Da das Abgleichen der Spannung beim Leitungsbau aber nur unter Verwendung eines zuverlässigen Spannungsmessers (s. Dynamometer) möglich, dessen Handhabung nicht ganz einfach ist, wird in der Regel nicht die Spannung, sondern der Durchhang gemessen, der bei der jeweilig herrschenden Luftwärme zulässig ist. Hierfür sind Tabellen aufgestellt, aus denen die Größe des Durchhanges für die in Frage kommenden Wärmegrade und Gestängeabstände ohneweiters entnommen werden kann.

Während so streckenweise fortschreitend der Draht gereckt, auf die Tragstützen gelegt und sein Durchhang geregelt wird, beginnt hinter dieser Arbeit sofort das Festbinden der Leitung an den Isolatoren mit Bindedraht. In gerader Linie wird der Draht in der oberen Vertiefung des Isolators, in Krümmungen

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[88/0096] – wird in der Regel Draht von 4 mm Durchmesser, für längere Leitungen – Haupt- oder Fernleitungen – auch wohl für die Läuteleitungen, überhaupt für Leitungen, bei denen es auf Verringerung des Leitungswiderstandes ankommt, Draht von 5 mm Durchmesser verwendet. Ausnahmsweise hat man in Gebirgen, wo besonders starke Eisbelastungen vorkommen, die Leitungen auch schon aus 6 und 6·5 mm starken Drähten hergestellt. In den Tropen ist man mit der Drahtstärke wegen der an den Drähten kletternden Affen sogar schon bis zu 8 mm gegangen. Die Traggestänge für die Leitungen werden zum weitaus größten Teil aus Holz hergestellt. Eiserne Gestänge verursachen sehr [Abbildung Abb. 136. ] hohe Kosten und kommen deshalb nur vereinzelt in besonderen Fällen zur Verwendung. Überdies fällt auch das Isolationsvermögen des Holzes mit entscheidend in die Wagschale. Die besten Holzarten zum Bau der Telegraphengestänge sind Kiefer (pinus silvestris) und Lärche (pinus larix). Nicht selten finden auch Fichte (pinus abies) und Tanne (pinus picea), vereinzelt auch Eiche Verwendung. In Amerika stehen Zeder und Kastanie, in Indien Eisen und Teakholz in Gebrauch. In Deutschland und Österreich-Ungarn wird am meisten das Kiefernholz verwendet. Die geeignetsten Abmessungen der Stangen sind 7, 8·5, 10 und 12 m Länge bei 15 cm Zopfstärke ohne Rinde. Die Stangen müssen in der Wadelzeit, d. h. in der Zeit geschlagen werden, in der der Saft der Bäume zurückgetreten ist, weil sie dann der Fäulnis viel länger zu widerstehen vermögen. Sie werden geschält, an der Luft gut getrocknet, an den Aststellen behobelt, von richtiger Länge geschnitten, am Zopfende dachartig abgeschrägt, am Stammende stumpf kegelförmig zugespitzt und dann mit einem fäulniswidrigen Stoffe – Kupfervitriol, Zinkchlorid, Teeröl – getränkt, wodurch die Lebensdauer des Holzes ganz wesentlich erhöht wird. Je nachdem die Gestänge mit wenigen oder mit einer größeren Anzahl von Leitungen belastet werden sollen, kommen einfache Stangen oder Spitzböcke oder Doppelgestänge zur Aufstellung (Abb. 136). Sie werden in Abständen von 50–60 m auf 1/5 ihrer Länge, an Böschungen auf 1/4, in den Boden gestellt und durch Feststampfen des Bodens gut befestigt. In Linienkrümmungen und in Winkelpunkten werden Seitenbefestigungen – Streben oder Anker – angebracht. Für die Aufstellung der Gestänge an Bahnlinien wird tunlichst die den herrschenden Winden abgekehrte Seite gewählt, damit bei einem etwaigen Umbrechen der Gestänge diese nicht auf die Bahn fallen können. Die Gestänge werden mit Einzelisolatoren (Abb. 136 a u. b) oder mit Isolatoren auf eisernen Querträgern (Abb. 136 c, d u. e) besetzt Der senkrechte Abstand der Isolatoren untereinander wird zu 48 bis 50 cm, der seitliche auf Querträgern zu 30 cm bemessen; bei Überschreitung von Bahnlinien und Fahrwegen wird, wenn nötig, der senkrechte Abstand bis auf 30 cm verringert. Die Einzelisolatoren werden wechselständig an den Gestängen befestigt (Abb. 136 a u. b). Behufs Herstellung der Leitung wird der Draht längs der fertigen Stangenreihe ausgelegt, u. zw. an der Seite der Gestänge, wo er befestigt werden soll. Die Enden der ausgelegten Drahtadern werden durch Wickellötstellen miteinander verbunden; Kupfer- und Bronzedraht auch durch Verwürgen der Enden in einem übergesteckten Kupferröhrchen ohne Lötung (Arldtscher Drahtbund). Nachdem die Verbindungen hergestellt, wird der Draht mittels Winde oder Flaschenzug gereckt, wobei die Belastung allmählich bis zu 2/3 der Bruchbelastung gesteigert wird. Durch dieses Recken werden die im Draht befindlichen Knicke und Unebenheiten beseitigt und etwaige Fehlstellen zum Reißen gebracht. Dann wird der Draht mit Hakenstangen auf die Stützen oder die Träger der Isolatoren gelegt und ihm die Spannung gegeben, die er behalten soll. Diese Spannung soll bei –25° C höchstens 1/4 der Zugfestigkeit betragen. Da das Abgleichen der Spannung beim Leitungsbau aber nur unter Verwendung eines zuverlässigen Spannungsmessers (s. Dynamometer) möglich, dessen Handhabung nicht ganz einfach ist, wird in der Regel nicht die Spannung, sondern der Durchhang gemessen, der bei der jeweilig herrschenden Luftwärme zulässig ist. Hierfür sind Tabellen aufgestellt, aus denen die Größe des Durchhanges für die in Frage kommenden Wärmegrade und Gestängeabstände ohneweiters entnommen werden kann. Während so streckenweise fortschreitend der Draht gereckt, auf die Tragstützen gelegt und sein Durchhang geregelt wird, beginnt hinter dieser Arbeit sofort das Festbinden der Leitung an den Isolatoren mit Bindedraht. In gerader Linie wird der Draht in der oberen Vertiefung des Isolators, in Krümmungen

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Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen07_1915/96>, abgerufen am 05.07.2024.