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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915.

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vorzuziehen, weil er den Vorteil bietet (nach Abb. 302), alle Stationsanlagen, insbesondere die Güterbahnhöfe und Kehranlagen in einfachster Weise wie bei 2gleisigen Bahnen entwickeln zu können. Solche Anordnungen finden sich u. a. auf fast sämtlichen 4gleisig ausgebauten Strecken der von Berlin ausgehenden Bahnen.

3. Es ist nur Nahverkehr vorhanden. Der einfachste Fall des 4gleisigen Ausbaues einer Strecke liegt vor, wenn sämtliche 4 Gleise


Abb. 303.
nur dem Nahverkehr dienen. Hierbei wird stets dem einen Gleispaar der gewöhnliche Nahverkehr und dem zweiten der Nahschnellverkehr zugewiesen. Solche Strecken werden - am besten mit Bahnsteiganordnungen nach Abb. 303 - stets im Richtungsbetrieb angelegt. Dem inneren Gleispaare wird der Schnellverkehr zugewiesen, weil für diesen an den Bahnsteigen keine Gleisausschwenkungen erforderlich werden und auch die äußeren Gleise nur an den Hauptstationen verschwenkt zu werden brauchen.

Eine derartige Anordnung findet sich z. B. auf der 4gleisigen Untergrundbahn in New York; hier nehmen die beiden äußeren Gleise die Ortszüge, die inneren die nur an jeder vierten bis sechsten Station haltenden Stadtschnellzüge auf.

Nach alledem ist der Richtungsbetrieb nur in selteneren Fällen angezeigt. Er ist am Platz bei Strecken, die gleichen oder ähnlichen Verkehrszwecken dienen, also bei Bahnen mit nur Nahverkehr, ferner gegebenenfalls bei Strecken mit großem Durchgangsverkehr, auf denen neben der glatten Durchführung zahlreicher Personen- und Güterzüge die aufenthaltslose Beförderung von Schnellzügen über weite Strecken Zweck und Ziel ist, endlich bei Bahnen, die nur auf kurze Strecken 4gleisig auszubauen sind. Der Linienbetrieb dagegen ist die geeignete Betriebsweise, wenn es sich um Schaffung von Bahnen für verschiedene Verkehrsarten - für Personen- und Güterverkehr oder für Fern- (Personen- und Güter-) verkehr und Nahverkehr - handelt oder aber um Zusammenlegung von gleichen Verkehrsarten verschiedener Fernbahnen zu besonderen Bahnen für Fern- und Vorortverkehr.

C. Strecken mit mehr als 4 Gleisen entstehen fast immer durch Zusammenlegen mehrerer selbständiger 2-, 3- oder 4gleisiger Bahnen. Folgerichtig entwickelte 6-8gleisige Strecken sind selten. Sie kommen nur in der Umgebung der Weltstädte vor und nur auf kurzen Strecken vor großen Bahnhöfen - im Richtungsbetrieb nie für mehr als 6 Gleise.

Die Gleisbenutzung ist hier zu sehr von den örtlichen Verhältnissen abhängig, um allgemeine Grundsätze aufstellen zu können.

Ein häufig wiederkehrender, u. a. bei Dresden-Altstadt und beim Gare de Lyon in Paris ausgeführter Fall ist der, daß (nach Abb. 304) neben einer 4gleisigen, in Richtungen betriebenen, nur den Personenverkehr aufnehmenden Strecke die beiden Gütergleise gelegen sind, so daß sich ein vereinigter Richtungs- und Linienbetrieb ergibt. Eine ähnliche Linienführung findet sich östlich von Spandau, wo sogar schon auf den späteren 6gleisigen Ausbau der nach Richtungen betriebenen Personengleise Rücksicht genommen worden ist. Eine 8gleisige Strecke auf längere Entfernung


Abb. 304.
ist bei der Illinois-Zentral-Bahn in Chicago ausgeführt, wo nach dem Grundsatze des reinen Linienbetriebs 4 Gleispaare zur Aufnahme der Vorortlokalzüge, Personenfernzüge, Güterzüge und Vorortschnellzüge nebeneinander angeordnet sind.

Über die Längen der in verschiedenen Ländern vorhandenen mehrgleisigen Strecken sind zuverlässige Angaben nur schwer zu machen, weil die Ansichten darüber, ob Strecken als mehrgleisige oder als mehrere nebeneinander liegende einfache Strecken anzusehen sind, geteilt sind. Bei den preußisch-hessischen Staatsbahnen waren 1912 angegeben: 70 km 3gleisige, 238 km 4gleisige und 5 km 5gleisige Strecken, in England (1912) 489 km 3gleisige und 1834 km 4gleisige Strecken.

Literatur: O. Blum, Eis. T. d. G. 1907, IV, S. 191 u. 1909, 2. Aufl., S. 470. - Blum u. Giese, Der Betrieb auf 2- und mehrgleisigen Strecken der nordamerikanischen Eisenbahnen. Zentralbl. d. Bauverw. 1906, S. 4. - Cauer, Personenbahnhöfe. Berlin 1913, S. 92. - Oder, Große Personenbahnhöfe und Bahnhofsanlagen. Hb. d. Ing. W. 1914, Bd. IV, 5. Teil, 2. Abt., S. 87, 140 u. 199. - Rucker, Über den Betrieb 4gleisiger Strecken. Ztg. d. VDEV. 1915, Nr. 26. - Schröder, Die 4gleisige Eisenbahn. Verkehrstechn. W. 1915, Nr. 20.

Giese.


Meili, Friedrich, Dr., Professor an der Universität in Zürich, geboren am 2. April 1848 in Hinwil (Kanton Zürich), gestorben am 15. Januar 1912 in Zürich, war einer der hervorragendsten Lehrer und Kenner des internationalen

vorzuziehen, weil er den Vorteil bietet (nach Abb. 302), alle Stationsanlagen, insbesondere die Güterbahnhöfe und Kehranlagen in einfachster Weise wie bei 2gleisigen Bahnen entwickeln zu können. Solche Anordnungen finden sich u. a. auf fast sämtlichen 4gleisig ausgebauten Strecken der von Berlin ausgehenden Bahnen.

3. Es ist nur Nahverkehr vorhanden. Der einfachste Fall des 4gleisigen Ausbaues einer Strecke liegt vor, wenn sämtliche 4 Gleise


Abb. 303.
nur dem Nahverkehr dienen. Hierbei wird stets dem einen Gleispaar der gewöhnliche Nahverkehr und dem zweiten der Nahschnellverkehr zugewiesen. Solche Strecken werden – am besten mit Bahnsteiganordnungen nach Abb. 303 – stets im Richtungsbetrieb angelegt. Dem inneren Gleispaare wird der Schnellverkehr zugewiesen, weil für diesen an den Bahnsteigen keine Gleisausschwenkungen erforderlich werden und auch die äußeren Gleise nur an den Hauptstationen verschwenkt zu werden brauchen.

Eine derartige Anordnung findet sich z. B. auf der 4gleisigen Untergrundbahn in New York; hier nehmen die beiden äußeren Gleise die Ortszüge, die inneren die nur an jeder vierten bis sechsten Station haltenden Stadtschnellzüge auf.

Nach alledem ist der Richtungsbetrieb nur in selteneren Fällen angezeigt. Er ist am Platz bei Strecken, die gleichen oder ähnlichen Verkehrszwecken dienen, also bei Bahnen mit nur Nahverkehr, ferner gegebenenfalls bei Strecken mit großem Durchgangsverkehr, auf denen neben der glatten Durchführung zahlreicher Personen- und Güterzüge die aufenthaltslose Beförderung von Schnellzügen über weite Strecken Zweck und Ziel ist, endlich bei Bahnen, die nur auf kurze Strecken 4gleisig auszubauen sind. Der Linienbetrieb dagegen ist die geeignete Betriebsweise, wenn es sich um Schaffung von Bahnen für verschiedene Verkehrsarten – für Personen- und Güterverkehr oder für Fern- (Personen- und Güter-) verkehr und Nahverkehr – handelt oder aber um Zusammenlegung von gleichen Verkehrsarten verschiedener Fernbahnen zu besonderen Bahnen für Fern- und Vorortverkehr.

C. Strecken mit mehr als 4 Gleisen entstehen fast immer durch Zusammenlegen mehrerer selbständiger 2-, 3- oder 4gleisiger Bahnen. Folgerichtig entwickelte 6–8gleisige Strecken sind selten. Sie kommen nur in der Umgebung der Weltstädte vor und nur auf kurzen Strecken vor großen Bahnhöfen – im Richtungsbetrieb nie für mehr als 6 Gleise.

Die Gleisbenutzung ist hier zu sehr von den örtlichen Verhältnissen abhängig, um allgemeine Grundsätze aufstellen zu können.

Ein häufig wiederkehrender, u. a. bei Dresden-Altstadt und beim Gare de Lyon in Paris ausgeführter Fall ist der, daß (nach Abb. 304) neben einer 4gleisigen, in Richtungen betriebenen, nur den Personenverkehr aufnehmenden Strecke die beiden Gütergleise gelegen sind, so daß sich ein vereinigter Richtungs- und Linienbetrieb ergibt. Eine ähnliche Linienführung findet sich östlich von Spandau, wo sogar schon auf den späteren 6gleisigen Ausbau der nach Richtungen betriebenen Personengleise Rücksicht genommen worden ist. Eine 8gleisige Strecke auf längere Entfernung


Abb. 304.
ist bei der Illinois-Zentral-Bahn in Chicago ausgeführt, wo nach dem Grundsatze des reinen Linienbetriebs 4 Gleispaare zur Aufnahme der Vorortlokalzüge, Personenfernzüge, Güterzüge und Vorortschnellzüge nebeneinander angeordnet sind.

Über die Längen der in verschiedenen Ländern vorhandenen mehrgleisigen Strecken sind zuverlässige Angaben nur schwer zu machen, weil die Ansichten darüber, ob Strecken als mehrgleisige oder als mehrere nebeneinander liegende einfache Strecken anzusehen sind, geteilt sind. Bei den preußisch-hessischen Staatsbahnen waren 1912 angegeben: 70 km 3gleisige, 238 km 4gleisige und 5 km 5gleisige Strecken, in England (1912) 489 km 3gleisige und 1834 km 4gleisige Strecken.

Literatur: O. Blum, Eis. T. d. G. 1907, IV, S. 191 u. 1909, 2. Aufl., S. 470. – Blum u. Giese, Der Betrieb auf 2- und mehrgleisigen Strecken der nordamerikanischen Eisenbahnen. Zentralbl. d. Bauverw. 1906, S. 4. – Cauer, Personenbahnhöfe. Berlin 1913, S. 92. – Oder, Große Personenbahnhöfe und Bahnhofsanlagen. Hb. d. Ing. W. 1914, Bd. IV, 5. Teil, 2. Abt., S. 87, 140 u. 199. – Rucker, Über den Betrieb 4gleisiger Strecken. Ztg. d. VDEV. 1915, Nr. 26. – Schröder, Die 4gleisige Eisenbahn. Verkehrstechn. W. 1915, Nr. 20.

Giese.


Meili, Friedrich, Dr., Professor an der Universität in Zürich, geboren am 2. April 1848 in Hinwil (Kanton Zürich), gestorben am 15. Januar 1912 in Zürich, war einer der hervorragendsten Lehrer und Kenner des internationalen

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[264/0279] vorzuziehen, weil er den Vorteil bietet (nach Abb. 302), alle Stationsanlagen, insbesondere die Güterbahnhöfe und Kehranlagen in einfachster Weise wie bei 2gleisigen Bahnen entwickeln zu können. Solche Anordnungen finden sich u. a. auf fast sämtlichen 4gleisig ausgebauten Strecken der von Berlin ausgehenden Bahnen. 3. Es ist nur Nahverkehr vorhanden. Der einfachste Fall des 4gleisigen Ausbaues einer Strecke liegt vor, wenn sämtliche 4 Gleise [Abbildung Abb. 303. ] nur dem Nahverkehr dienen. Hierbei wird stets dem einen Gleispaar der gewöhnliche Nahverkehr und dem zweiten der Nahschnellverkehr zugewiesen. Solche Strecken werden – am besten mit Bahnsteiganordnungen nach Abb. 303 – stets im Richtungsbetrieb angelegt. Dem inneren Gleispaare wird der Schnellverkehr zugewiesen, weil für diesen an den Bahnsteigen keine Gleisausschwenkungen erforderlich werden und auch die äußeren Gleise nur an den Hauptstationen verschwenkt zu werden brauchen. Eine derartige Anordnung findet sich z. B. auf der 4gleisigen Untergrundbahn in New York; hier nehmen die beiden äußeren Gleise die Ortszüge, die inneren die nur an jeder vierten bis sechsten Station haltenden Stadtschnellzüge auf. Nach alledem ist der Richtungsbetrieb nur in selteneren Fällen angezeigt. Er ist am Platz bei Strecken, die gleichen oder ähnlichen Verkehrszwecken dienen, also bei Bahnen mit nur Nahverkehr, ferner gegebenenfalls bei Strecken mit großem Durchgangsverkehr, auf denen neben der glatten Durchführung zahlreicher Personen- und Güterzüge die aufenthaltslose Beförderung von Schnellzügen über weite Strecken Zweck und Ziel ist, endlich bei Bahnen, die nur auf kurze Strecken 4gleisig auszubauen sind. Der Linienbetrieb dagegen ist die geeignete Betriebsweise, wenn es sich um Schaffung von Bahnen für verschiedene Verkehrsarten – für Personen- und Güterverkehr oder für Fern- (Personen- und Güter-) verkehr und Nahverkehr – handelt oder aber um Zusammenlegung von gleichen Verkehrsarten verschiedener Fernbahnen zu besonderen Bahnen für Fern- und Vorortverkehr. C. Strecken mit mehr als 4 Gleisen entstehen fast immer durch Zusammenlegen mehrerer selbständiger 2-, 3- oder 4gleisiger Bahnen. Folgerichtig entwickelte 6–8gleisige Strecken sind selten. Sie kommen nur in der Umgebung der Weltstädte vor und nur auf kurzen Strecken vor großen Bahnhöfen – im Richtungsbetrieb nie für mehr als 6 Gleise. Die Gleisbenutzung ist hier zu sehr von den örtlichen Verhältnissen abhängig, um allgemeine Grundsätze aufstellen zu können. Ein häufig wiederkehrender, u. a. bei Dresden-Altstadt und beim Gare de Lyon in Paris ausgeführter Fall ist der, daß (nach Abb. 304) neben einer 4gleisigen, in Richtungen betriebenen, nur den Personenverkehr aufnehmenden Strecke die beiden Gütergleise gelegen sind, so daß sich ein vereinigter Richtungs- und Linienbetrieb ergibt. Eine ähnliche Linienführung findet sich östlich von Spandau, wo sogar schon auf den späteren 6gleisigen Ausbau der nach Richtungen betriebenen Personengleise Rücksicht genommen worden ist. Eine 8gleisige Strecke auf längere Entfernung [Abbildung Abb. 304. ] ist bei der Illinois-Zentral-Bahn in Chicago ausgeführt, wo nach dem Grundsatze des reinen Linienbetriebs 4 Gleispaare zur Aufnahme der Vorortlokalzüge, Personenfernzüge, Güterzüge und Vorortschnellzüge nebeneinander angeordnet sind. Über die Längen der in verschiedenen Ländern vorhandenen mehrgleisigen Strecken sind zuverlässige Angaben nur schwer zu machen, weil die Ansichten darüber, ob Strecken als mehrgleisige oder als mehrere nebeneinander liegende einfache Strecken anzusehen sind, geteilt sind. Bei den preußisch-hessischen Staatsbahnen waren 1912 angegeben: 70 km 3gleisige, 238 km 4gleisige und 5 km 5gleisige Strecken, in England (1912) 489 km 3gleisige und 1834 km 4gleisige Strecken. Literatur: O. Blum, Eis. T. d. G. 1907, IV, S. 191 u. 1909, 2. Aufl., S. 470. – Blum u. Giese, Der Betrieb auf 2- und mehrgleisigen Strecken der nordamerikanischen Eisenbahnen. Zentralbl. d. Bauverw. 1906, S. 4. – Cauer, Personenbahnhöfe. Berlin 1913, S. 92. – Oder, Große Personenbahnhöfe und Bahnhofsanlagen. Hb. d. Ing. W. 1914, Bd. IV, 5. Teil, 2. Abt., S. 87, 140 u. 199. – Rucker, Über den Betrieb 4gleisiger Strecken. Ztg. d. VDEV. 1915, Nr. 26. – Schröder, Die 4gleisige Eisenbahn. Verkehrstechn. W. 1915, Nr. 20. Giese. Meili, Friedrich, Dr., Professor an der Universität in Zürich, geboren am 2. April 1848 in Hinwil (Kanton Zürich), gestorben am 15. Januar 1912 in Zürich, war einer der hervorragendsten Lehrer und Kenner des internationalen

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen07_1915/279>, abgerufen am 23.11.2024.