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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.

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Diese H. hat sich, seitdem sie mittels Elektrizität bewegt wird, ausgezeichnet bewährt; die zur Aufhängung der Gegengewichte dienenden Drahtseile haben noch niemals der Auswechslung oder selbst der Ausbesserung bedurft und befinden sich noch in tadellosem Zustand, obwohl die H. jeden Tag mehrmals bewegt wird.

Als Beispiel einer H., deren Gewicht durch Druckwasserkolben ausgeglichen wird, möge die eingleisige Eisenbahnbrücke und die 7·95 m breite Straßenbrücke über die Mündung des Kanals in die Trave zu Lübeck genannt werden. Die 257 t, bzw. 268 t schweren und rund 42 m langen Brücken ruhen je auf zwei Druckwasserkolben, einer unter der Mitte jedes Endquerträgers. Die beiden Kolbenzylinder einer jeden H. stehen durch Rohrleitungen in Verbindung mit einem Druckwassergegengewicht, das das Brückengewicht möglichst genau ausgleicht. Durch elektrisch angetriebene Zahnräder, die in an den Gegengewichten des Kraftsammlers befestigte Zahnstangen greifen, können die Gegengewichte ab- und aufwärts bewegt werden, wobei die H. sich 4·30 m, bzw. 3·30 m heben oder senken.

Eine H., deren Gewicht durch den Auftrieb von Schwimmern ausgeglichen wird, findet man über der Schleuse in Lauenburg.

Der Auftrieb der Schwimmer ist ein wenig größer als das Brückengewicht. Durch Handwinden können vier Gegengewichte auf die Hauptträger der H. hinuntergelassen werden, wodurch die H. sich senkt; werden die Gewichte wieder gehoben, dann hebt sich auch die H.

Zu b) Die Hauptträger in erforderlicher Höhe festzulegen und nur die daran aufgehängte Fahrbahn zur Freimachung der Verkehrsstraße unter der Brücke zu heben, wird zuerst von Ingenieur Röper im Wochenblatt des Berliner Architektenvereins (1867 bis 1868) vorgeschlagen. Das Ausgleichen des


Abb. 155. Hubbrücke in Kalkutta.
Gewichts der zu hebenden Fahrbahn erfolgt bei dieser Bauart mittels Gegengewichte, diese hängen an Ketten oder Drahtseilen, die über an den festen Hauptträgern befestigte Rollen

Abb. 156. Hubbrücke über den Missourifluß in Kansas City.
oder Scheiben geschlungen sind. Die bewegliche Fahrbahn hängt, wenn sie gesenkt ist, an Hängestäben, die mit ihren oberen Enden auf der Unterkante der festen Hauptträger auflagern. Die Ketten oder Seile der Gegengewichte sind meist an diesen Hängestäben befestigt.

Eine der ältesten H. dieser Bauart ist die Chitpore-H. in Kalkutta, eine eingleisige Eisenbahnbrücke von 36·60 m Spannweite und 4·80 m Hubhöhe (Abb. 155). Über jedem Hauptträger befindet sich eine Welle, worauf die

Diese H. hat sich, seitdem sie mittels Elektrizität bewegt wird, ausgezeichnet bewährt; die zur Aufhängung der Gegengewichte dienenden Drahtseile haben noch niemals der Auswechslung oder selbst der Ausbesserung bedurft und befinden sich noch in tadellosem Zustand, obwohl die H. jeden Tag mehrmals bewegt wird.

Als Beispiel einer H., deren Gewicht durch Druckwasserkolben ausgeglichen wird, möge die eingleisige Eisenbahnbrücke und die 7·95 m breite Straßenbrücke über die Mündung des Kanals in die Trave zu Lübeck genannt werden. Die 257 t, bzw. 268 t schweren und rund 42 m langen Brücken ruhen je auf zwei Druckwasserkolben, einer unter der Mitte jedes Endquerträgers. Die beiden Kolbenzylinder einer jeden H. stehen durch Rohrleitungen in Verbindung mit einem Druckwassergegengewicht, das das Brückengewicht möglichst genau ausgleicht. Durch elektrisch angetriebene Zahnräder, die in an den Gegengewichten des Kraftsammlers befestigte Zahnstangen greifen, können die Gegengewichte ab- und aufwärts bewegt werden, wobei die H. sich 4·30 m, bzw. 3·30 m heben oder senken.

Eine H., deren Gewicht durch den Auftrieb von Schwimmern ausgeglichen wird, findet man über der Schleuse in Lauenburg.

Der Auftrieb der Schwimmer ist ein wenig größer als das Brückengewicht. Durch Handwinden können vier Gegengewichte auf die Hauptträger der H. hinuntergelassen werden, wodurch die H. sich senkt; werden die Gewichte wieder gehoben, dann hebt sich auch die H.

Zu b) Die Hauptträger in erforderlicher Höhe festzulegen und nur die daran aufgehängte Fahrbahn zur Freimachung der Verkehrsstraße unter der Brücke zu heben, wird zuerst von Ingenieur Röper im Wochenblatt des Berliner Architektenvereins (1867 bis 1868) vorgeschlagen. Das Ausgleichen des


Abb. 155. Hubbrücke in Kalkutta.
Gewichts der zu hebenden Fahrbahn erfolgt bei dieser Bauart mittels Gegengewichte, diese hängen an Ketten oder Drahtseilen, die über an den festen Hauptträgern befestigte Rollen

Abb. 156. Hubbrücke über den Missourifluß in Kansas City.
oder Scheiben geschlungen sind. Die bewegliche Fahrbahn hängt, wenn sie gesenkt ist, an Hängestäben, die mit ihren oberen Enden auf der Unterkante der festen Hauptträger auflagern. Die Ketten oder Seile der Gegengewichte sind meist an diesen Hängestäben befestigt.

Eine der ältesten H. dieser Bauart ist die Chitpore-H. in Kalkutta, eine eingleisige Eisenbahnbrücke von 36·60 m Spannweite und 4·80 m Hubhöhe (Abb. 155). Über jedem Hauptträger befindet sich eine Welle, worauf die

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[245/0259] Diese H. hat sich, seitdem sie mittels Elektrizität bewegt wird, ausgezeichnet bewährt; die zur Aufhängung der Gegengewichte dienenden Drahtseile haben noch niemals der Auswechslung oder selbst der Ausbesserung bedurft und befinden sich noch in tadellosem Zustand, obwohl die H. jeden Tag mehrmals bewegt wird. Als Beispiel einer H., deren Gewicht durch Druckwasserkolben ausgeglichen wird, möge die eingleisige Eisenbahnbrücke und die 7·95 m breite Straßenbrücke über die Mündung des Kanals in die Trave zu Lübeck genannt werden. Die 257 t, bzw. 268 t schweren und rund 42 m langen Brücken ruhen je auf zwei Druckwasserkolben, einer unter der Mitte jedes Endquerträgers. Die beiden Kolbenzylinder einer jeden H. stehen durch Rohrleitungen in Verbindung mit einem Druckwassergegengewicht, das das Brückengewicht möglichst genau ausgleicht. Durch elektrisch angetriebene Zahnräder, die in an den Gegengewichten des Kraftsammlers befestigte Zahnstangen greifen, können die Gegengewichte ab- und aufwärts bewegt werden, wobei die H. sich 4·30 m, bzw. 3·30 m heben oder senken. Eine H., deren Gewicht durch den Auftrieb von Schwimmern ausgeglichen wird, findet man über der Schleuse in Lauenburg. Der Auftrieb der Schwimmer ist ein wenig größer als das Brückengewicht. Durch Handwinden können vier Gegengewichte auf die Hauptträger der H. hinuntergelassen werden, wodurch die H. sich senkt; werden die Gewichte wieder gehoben, dann hebt sich auch die H. Zu b) Die Hauptträger in erforderlicher Höhe festzulegen und nur die daran aufgehängte Fahrbahn zur Freimachung der Verkehrsstraße unter der Brücke zu heben, wird zuerst von Ingenieur Röper im Wochenblatt des Berliner Architektenvereins (1867 bis 1868) vorgeschlagen. Das Ausgleichen des [Abbildung Abb. 155. Hubbrücke in Kalkutta. ] Gewichts der zu hebenden Fahrbahn erfolgt bei dieser Bauart mittels Gegengewichte, diese hängen an Ketten oder Drahtseilen, die über an den festen Hauptträgern befestigte Rollen [Abbildung Abb. 156. Hubbrücke über den Missourifluß in Kansas City. ] oder Scheiben geschlungen sind. Die bewegliche Fahrbahn hängt, wenn sie gesenkt ist, an Hängestäben, die mit ihren oberen Enden auf der Unterkante der festen Hauptträger auflagern. Die Ketten oder Seile der Gegengewichte sind meist an diesen Hängestäben befestigt. Eine der ältesten H. dieser Bauart ist die Chitpore-H. in Kalkutta, eine eingleisige Eisenbahnbrücke von 36·60 m Spannweite und 4·80 m Hubhöhe (Abb. 155). Über jedem Hauptträger befindet sich eine Welle, worauf die

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914/259>, abgerufen am 25.11.2024.