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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.

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gegenüber einer Naßdampflokomotive gleicher Leistung nach Versuchen durchschnittlich zu 25% an, so entspricht dies bei gleichem Kohlenverbrauch für beide Lokomotivarten einer Mehrleistung an indizierter Arbeit von 25/75 Bullet 100 rd. 33% und einer Mehrleistung von Zugkraft am Zughaken von 33/50 Bullet 100 = 66%. Zieht man die Leistung einer Naßdampfverbundlokomotive in Vergleich, der gegenüber sich der Kohlenverbrauch bei Einführung des Heißdampfes nach Versuchen durchschnittlich nur um 15% ermäßigt, so werden mit gleichen Kohlenmengen
an indizierter Arbeit 15/85 · 100 = 17·6%,
an Mehrleistung am Zughaken 17·6/50 = 35%

erreicht.

Die durch die hohe Überhitzung erreichte große Wasserersparnis gestattet mit H. erheblich längere Strecken ohne Wassereinnahme zu durchfahren, was besonders für die Verwendung von Tenderlokomotiven vorteilhaft ist.

Die Verwendung des Heißdampfes zur Verrichtung von Arbeit in den Lokomotiven erfordert der Bauart der Naßdampflokomotiven gegenüber Abweichungen in folgenden Teilen:

1. des Kessels durch Einbau der Vorrichtungen zur Erzeugung des Heißdampfes, "des Überhitzers",

2. der Dampfmaschine,

3. Anbringung der Instrumente zum Messen der Überhitzung.

Die gegenwärtig noch im Gebrauch befindlichen Überhitzer sind:

a) Rauchkammer- und Rauchröhrenüberhitzer. Bei ihnen wird nur ein Teil der Heizgase, aber in höherer Temperatur, zur Überhitzung verwendet.

b) Siederohrüberhitzer. Bei ihnen werden größere Mengen der Heizgase, aber mit geringerer Temperatur, zur Überhitzung verwendet.

Rauchkammerüberhitzer und Rauchröhrenüberhitzer verdanken ihre Durchbildung und Einführung den Arbeiten des Ingenieurs Dr. Schmidt in Kassel.

Ein Rauchkammerüberhitzer, wie er bei Lokomotiven der preußischen Staatsbahnen anfänglich im Gebrauch war, ist in Abb. 60 dargestellt. Die Heizgase werden dem Überhitzer durch ein 305 mm weites, unten zwischen die Heizrohre eingebautes Flammrohr zugeführt. An der inneren Rauchkammerwand sind 60 Rohre von 30 mm innerem Durchmesser und 4 mm Wandstärke so herumgeführt, daß sie je drei Ringe bilden. Sie liegen in einem abgeschlossenen Kasten, der außen durch die Rauchkammerwände, innen durch besondere Blechwände gebildet wird. Die oberen Enden tragen die vom Führerstande aus durch Hebel und Zugstange zu betätigenden Regulierungsklappen für den Durchgang der Heizgase, die bei geöffneten Klappen sämtliche Überhitzerrohre von unten nach oben umspülen und mit den übrigen Heizgasen in den Schornstein entweichen. Bei geschlossenem Regulator und zwangläufig angestelltem Hilfsbläser (nötig, um Rückschlagen des Feuers beim Öffnen der Feuertür zu vermeiden) werden die Überhitzerklappen zwangläufig geschlossen, um eine schädliche Erhitzung der Überhitzerteile zu vermeiden. Zur Erhaltung größter Wärmedurchlässigkeit der Überhitzerröhren werden sie von Zeit zu Zeit durch Dampf oder Preßluft gereinigt.

Der Rauchkammerüberhitzer wird in der Neuzeit nicht mehr verwendet. Er ist durch den einfacheren, bequemer zu bedienenden und leichter zu unterhaltenden Rauchröhrenüberhitzer ersetzt. Am meisten Verbreitung hat die Bauart Schmidt-Kassel gefunden. Schmidt ist der eigentliche Erfinder brauchbarer Überhitzer, seine Arbeiten über Verwendung von Heißdampf im Lokomotivbetriebe sind bahnbrechend für die so schnelle und ausgedehnte Verbreitung der H. gewesen. Ihm stand helfend der Geheime Baurat Garbe-Berlin zur Seite. Im Jahre 1913 waren rund 26.000 Lokomotiven mit Schmidtschen Überhitzern ausgerüstet, davon 6100 in Deutschland, 1780 in Frankreich, 780 in Großbritannien, 600 in Italien, 790 in Österreich, 940 in Rußland, 2800 in den englischen Kolonien und 7920 in den Vereinigten Staaten von Amerika, der Rest verteilt sich auf alle zivilisierten Staaten. Von den jährlich für sämtliche Bahnen der Erde neu zu beschaffenden Lokomotiven werden durchschnittlich 90% als H. beschafft.

A. Normale Ausführung des Rauchröhrenüberhitzers nach Schmidt. Im oberen Teil des Langkessels (Abb. 61 a-c und die Tafeln IV-VI) sind an Stelle der gewöhnlichen Rauchröhren mehrere Reihen erweiterter Rohre von 118 bis 136 mm lichtem Durchmesser nach Art der Rauchröhren eingezogen. In jeder dieser erweiterten Rauchröhren liegt auf passenden Stützen ein Überhitzerelement, bestehend aus zwei -Röhren, die durch eine Schleife in der Rauchkammer zu einem Rohrstrang vereinigt sind (Abb. 61 c). Der Dampf wird in diesen Röhren zweimal hin- und zurückgeführt. Es sind nahtlos gezogene Stahlröhren, deren in

gegenüber einer Naßdampflokomotive gleicher Leistung nach Versuchen durchschnittlich zu 25% an, so entspricht dies bei gleichem Kohlenverbrauch für beide Lokomotivarten einer Mehrleistung an indizierter Arbeit von 25/75 ∙ 100 rd. 33% und einer Mehrleistung von Zugkraft am Zughaken von 33/50 ∙ 100 = 66%. Zieht man die Leistung einer Naßdampfverbundlokomotive in Vergleich, der gegenüber sich der Kohlenverbrauch bei Einführung des Heißdampfes nach Versuchen durchschnittlich nur um 15% ermäßigt, so werden mit gleichen Kohlenmengen
an indizierter Arbeit 15/85 · 100 = 17·6%,
an Mehrleistung am Zughaken 17·6/50 = 35%

erreicht.

Die durch die hohe Überhitzung erreichte große Wasserersparnis gestattet mit H. erheblich längere Strecken ohne Wassereinnahme zu durchfahren, was besonders für die Verwendung von Tenderlokomotiven vorteilhaft ist.

Die Verwendung des Heißdampfes zur Verrichtung von Arbeit in den Lokomotiven erfordert der Bauart der Naßdampflokomotiven gegenüber Abweichungen in folgenden Teilen:

1. des Kessels durch Einbau der Vorrichtungen zur Erzeugung des Heißdampfes, „des Überhitzers“,

2. der Dampfmaschine,

3. Anbringung der Instrumente zum Messen der Überhitzung.

Die gegenwärtig noch im Gebrauch befindlichen Überhitzer sind:

a) Rauchkammer- und Rauchröhrenüberhitzer. Bei ihnen wird nur ein Teil der Heizgase, aber in höherer Temperatur, zur Überhitzung verwendet.

b) Siederohrüberhitzer. Bei ihnen werden größere Mengen der Heizgase, aber mit geringerer Temperatur, zur Überhitzung verwendet.

Rauchkammerüberhitzer und Rauchröhrenüberhitzer verdanken ihre Durchbildung und Einführung den Arbeiten des Ingenieurs Dr. Schmidt in Kassel.

Ein Rauchkammerüberhitzer, wie er bei Lokomotiven der preußischen Staatsbahnen anfänglich im Gebrauch war, ist in Abb. 60 dargestellt. Die Heizgase werden dem Überhitzer durch ein 305 mm weites, unten zwischen die Heizrohre eingebautes Flammrohr zugeführt. An der inneren Rauchkammerwand sind 60 Rohre von 30 mm innerem Durchmesser und 4 mm Wandstärke so herumgeführt, daß sie je drei Ringe bilden. Sie liegen in einem abgeschlossenen Kasten, der außen durch die Rauchkammerwände, innen durch besondere Blechwände gebildet wird. Die oberen Enden tragen die vom Führerstande aus durch Hebel und Zugstange zu betätigenden Regulierungsklappen für den Durchgang der Heizgase, die bei geöffneten Klappen sämtliche Überhitzerrohre von unten nach oben umspülen und mit den übrigen Heizgasen in den Schornstein entweichen. Bei geschlossenem Regulator und zwangläufig angestelltem Hilfsbläser (nötig, um Rückschlagen des Feuers beim Öffnen der Feuertür zu vermeiden) werden die Überhitzerklappen zwangläufig geschlossen, um eine schädliche Erhitzung der Überhitzerteile zu vermeiden. Zur Erhaltung größter Wärmedurchlässigkeit der Überhitzerröhren werden sie von Zeit zu Zeit durch Dampf oder Preßluft gereinigt.

Der Rauchkammerüberhitzer wird in der Neuzeit nicht mehr verwendet. Er ist durch den einfacheren, bequemer zu bedienenden und leichter zu unterhaltenden Rauchröhrenüberhitzer ersetzt. Am meisten Verbreitung hat die Bauart Schmidt-Kassel gefunden. Schmidt ist der eigentliche Erfinder brauchbarer Überhitzer, seine Arbeiten über Verwendung von Heißdampf im Lokomotivbetriebe sind bahnbrechend für die so schnelle und ausgedehnte Verbreitung der H. gewesen. Ihm stand helfend der Geheime Baurat Garbe-Berlin zur Seite. Im Jahre 1913 waren rund 26.000 Lokomotiven mit Schmidtschen Überhitzern ausgerüstet, davon 6100 in Deutschland, 1780 in Frankreich, 780 in Großbritannien, 600 in Italien, 790 in Österreich, 940 in Rußland, 2800 in den englischen Kolonien und 7920 in den Vereinigten Staaten von Amerika, der Rest verteilt sich auf alle zivilisierten Staaten. Von den jährlich für sämtliche Bahnen der Erde neu zu beschaffenden Lokomotiven werden durchschnittlich 90% als H. beschafft.

A. Normale Ausführung des Rauchröhrenüberhitzers nach Schmidt. Im oberen Teil des Langkessels (Abb. 61 a–c und die Tafeln IV–VI) sind an Stelle der gewöhnlichen Rauchröhren mehrere Reihen erweiterter Rohre von 118 bis 136 mm lichtem Durchmesser nach Art der Rauchröhren eingezogen. In jeder dieser erweiterten Rauchröhren liegt auf passenden Stützen ein Überhitzerelement, bestehend aus zwei -Röhren, die durch eine Schleife in der Rauchkammer zu einem Rohrstrang vereinigt sind (Abb. 61 c). Der Dampf wird in diesen Röhren zweimal hin- und zurückgeführt. Es sind nahtlos gezogene Stahlröhren, deren in

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[140/0151] gegenüber einer Naßdampflokomotive gleicher Leistung nach Versuchen durchschnittlich zu 25% an, so entspricht dies bei gleichem Kohlenverbrauch für beide Lokomotivarten einer Mehrleistung an indizierter Arbeit von 25/75 ∙ 100 rd. 33% und einer Mehrleistung von Zugkraft am Zughaken von 33/50 ∙ 100 = 66%. Zieht man die Leistung einer Naßdampfverbundlokomotive in Vergleich, der gegenüber sich der Kohlenverbrauch bei Einführung des Heißdampfes nach Versuchen durchschnittlich nur um 15% ermäßigt, so werden mit gleichen Kohlenmengen an indizierter Arbeit 15/85 · 100 = 17·6%, an Mehrleistung am Zughaken 17·6/50 = 35% erreicht. Die durch die hohe Überhitzung erreichte große Wasserersparnis gestattet mit H. erheblich längere Strecken ohne Wassereinnahme zu durchfahren, was besonders für die Verwendung von Tenderlokomotiven vorteilhaft ist. Die Verwendung des Heißdampfes zur Verrichtung von Arbeit in den Lokomotiven erfordert der Bauart der Naßdampflokomotiven gegenüber Abweichungen in folgenden Teilen: 1. des Kessels durch Einbau der Vorrichtungen zur Erzeugung des Heißdampfes, „des Überhitzers“, 2. der Dampfmaschine, 3. Anbringung der Instrumente zum Messen der Überhitzung. Die gegenwärtig noch im Gebrauch befindlichen Überhitzer sind: a) Rauchkammer- und Rauchröhrenüberhitzer. Bei ihnen wird nur ein Teil der Heizgase, aber in höherer Temperatur, zur Überhitzung verwendet. b) Siederohrüberhitzer. Bei ihnen werden größere Mengen der Heizgase, aber mit geringerer Temperatur, zur Überhitzung verwendet. Rauchkammerüberhitzer und Rauchröhrenüberhitzer verdanken ihre Durchbildung und Einführung den Arbeiten des Ingenieurs Dr. Schmidt in Kassel. Ein Rauchkammerüberhitzer, wie er bei Lokomotiven der preußischen Staatsbahnen anfänglich im Gebrauch war, ist in Abb. 60 dargestellt. Die Heizgase werden dem Überhitzer durch ein 305 mm weites, unten zwischen die Heizrohre eingebautes Flammrohr zugeführt. An der inneren Rauchkammerwand sind 60 Rohre von 30 mm innerem Durchmesser und 4 mm Wandstärke so herumgeführt, daß sie je drei Ringe bilden. Sie liegen in einem abgeschlossenen Kasten, der außen durch die Rauchkammerwände, innen durch besondere Blechwände gebildet wird. Die oberen Enden tragen die vom Führerstande aus durch Hebel und Zugstange zu betätigenden Regulierungsklappen für den Durchgang der Heizgase, die bei geöffneten Klappen sämtliche Überhitzerrohre von unten nach oben umspülen und mit den übrigen Heizgasen in den Schornstein entweichen. Bei geschlossenem Regulator und zwangläufig angestelltem Hilfsbläser (nötig, um Rückschlagen des Feuers beim Öffnen der Feuertür zu vermeiden) werden die Überhitzerklappen zwangläufig geschlossen, um eine schädliche Erhitzung der Überhitzerteile zu vermeiden. Zur Erhaltung größter Wärmedurchlässigkeit der Überhitzerröhren werden sie von Zeit zu Zeit durch Dampf oder Preßluft gereinigt. Der Rauchkammerüberhitzer wird in der Neuzeit nicht mehr verwendet. Er ist durch den einfacheren, bequemer zu bedienenden und leichter zu unterhaltenden Rauchröhrenüberhitzer ersetzt. Am meisten Verbreitung hat die Bauart Schmidt-Kassel gefunden. Schmidt ist der eigentliche Erfinder brauchbarer Überhitzer, seine Arbeiten über Verwendung von Heißdampf im Lokomotivbetriebe sind bahnbrechend für die so schnelle und ausgedehnte Verbreitung der H. gewesen. Ihm stand helfend der Geheime Baurat Garbe-Berlin zur Seite. Im Jahre 1913 waren rund 26.000 Lokomotiven mit Schmidtschen Überhitzern ausgerüstet, davon 6100 in Deutschland, 1780 in Frankreich, 780 in Großbritannien, 600 in Italien, 790 in Österreich, 940 in Rußland, 2800 in den englischen Kolonien und 7920 in den Vereinigten Staaten von Amerika, der Rest verteilt sich auf alle zivilisierten Staaten. Von den jährlich für sämtliche Bahnen der Erde neu zu beschaffenden Lokomotiven werden durchschnittlich 90% als H. beschafft. A. Normale Ausführung des Rauchröhrenüberhitzers nach Schmidt. Im oberen Teil des Langkessels (Abb. 61 a–c und die Tafeln IV–VI) sind an Stelle der gewöhnlichen Rauchröhren mehrere Reihen erweiterter Rohre von 118 bis 136 mm lichtem Durchmesser nach Art der Rauchröhren eingezogen. In jeder dieser erweiterten Rauchröhren liegt auf passenden Stützen ein Überhitzerelement, bestehend aus zwei [Abbildung] -Röhren, die durch eine Schleife in der Rauchkammer zu einem Rohrstrang vereinigt sind (Abb. 61 c). Der Dampf wird in diesen Röhren zweimal hin- und zurückgeführt. Es sind nahtlos gezogene Stahlröhren, deren in

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914/151>, abgerufen am 23.11.2024.