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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

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Längswänden der Bahnsteighalle liegen im Viadukt unter den Gleisen zahlreiche Räume, unter anderem ein Wartesaal für Auswanderer mit eigenen Schaltern, Untersuchungszimmer und Aborten. Am äußeren Ende der Bahnsteighalle befindet sich ein Personentunnel, der das Umsteigen erleichtert und an seinen beiden Enden Ausgänge besitzt.


Abb. 255. Leipzig.

J. Vereinigung von Kopf- und Durchgangsform.

Eine eigenartige Vereinigung von Kopf- und Durchgangsform zeigt der Hauptbahnhof in Dresden A. Der Grundgedanke der Anordnung ist in Abb. 256 wiedergegeben. Die Kopfgleise liegen in der Mitte in Straßenhöhe, die Durchgangsgleise beiderseits davon etwa 5 m höher. Der Hauptzugang zum E. ist von der Straßenunterführung aus gedacht, wird aber wenig benutzt. Nach Durchschreiten des Windfangs befindet man sich in der Kreuzung einer Quer- und Längshalle. Die Querhalle ist unter den hochliegenden Gleisen hindurch bis zu den Endpunkten des Bahnkörpers geführt, wodurch zwei seitliche meist benutzte Eingänge entstehen.

An der Frontwand der Querhalle liegen die Fahrkartenausgaben, gegenüber die Gepäckannahmen, dahinter, von der Längshalle aus zugänglich, die Wartesäle. Am Ende der Längshalle gelangt man auf den Kopfbahnsteig; er bildet eine zweite Querhalle, die wie die erste, durch den ganzen Bahnkörper hindurchgeführt ist. Zwischen beiden Querhallen liegen im Viadukt an den beiden Parallelstraßen die Gepäckausgaben und an den Querhallen mehrere - schlecht erleuchtete - Handgepäckaufbewahrungsstellen. Die Bewegungen des Gepäcks erfolgen unterirdisch, so daß nirgends der Weg der Reisenden gekreuzt wird. Ein Teil der Wartesäle ist überbaut. Im Obergeschoß befinden sich Warteräume und Speisesäle; sie sind von dem zunächst gelegenen Personenbahnsteig der Durchgangsgleise aus zugänglich.

K. Grenzbahnhöfe.

1. Durchgangsstationen mit Seitenlage.

Liegt der Grenzbahnhof in einem kleinen Orte, so wird meist der Ortsverkehr gegenüber


Abb. 256. Vereinigung von Kopf- und Durchgangsform (Dresden-Altstadt).
dem Durchgangsverkehr gering sein. Für die Raumgestaltung wird die Rücksicht auf den Durchgangsverkehr entscheiden. Handelt es sich um eine einfache Durchgangsstation und ist nur ein Grenzstaat beteiligt, so legt man, um ein Treppensteigen bei der Zollabfertigung zu ersparen, das E. auf die Seite, wo die Züge vom Ausland ankommen und macht den Bahnsteig für die andere Zugrichtung durch einen Bahnsteigtunnel mit verlorenem Gefälle zugänglich.

Längswänden der Bahnsteighalle liegen im Viadukt unter den Gleisen zahlreiche Räume, unter anderem ein Wartesaal für Auswanderer mit eigenen Schaltern, Untersuchungszimmer und Aborten. Am äußeren Ende der Bahnsteighalle befindet sich ein Personentunnel, der das Umsteigen erleichtert und an seinen beiden Enden Ausgänge besitzt.


Abb. 255. Leipzig.

J. Vereinigung von Kopf- und Durchgangsform.

Eine eigenartige Vereinigung von Kopf- und Durchgangsform zeigt der Hauptbahnhof in Dresden A. Der Grundgedanke der Anordnung ist in Abb. 256 wiedergegeben. Die Kopfgleise liegen in der Mitte in Straßenhöhe, die Durchgangsgleise beiderseits davon etwa 5 m höher. Der Hauptzugang zum E. ist von der Straßenunterführung aus gedacht, wird aber wenig benutzt. Nach Durchschreiten des Windfangs befindet man sich in der Kreuzung einer Quer- und Längshalle. Die Querhalle ist unter den hochliegenden Gleisen hindurch bis zu den Endpunkten des Bahnkörpers geführt, wodurch zwei seitliche meist benutzte Eingänge entstehen.

An der Frontwand der Querhalle liegen die Fahrkartenausgaben, gegenüber die Gepäckannahmen, dahinter, von der Längshalle aus zugänglich, die Wartesäle. Am Ende der Längshalle gelangt man auf den Kopfbahnsteig; er bildet eine zweite Querhalle, die wie die erste, durch den ganzen Bahnkörper hindurchgeführt ist. Zwischen beiden Querhallen liegen im Viadukt an den beiden Parallelstraßen die Gepäckausgaben und an den Querhallen mehrere – schlecht erleuchtete – Handgepäckaufbewahrungsstellen. Die Bewegungen des Gepäcks erfolgen unterirdisch, so daß nirgends der Weg der Reisenden gekreuzt wird. Ein Teil der Wartesäle ist überbaut. Im Obergeschoß befinden sich Warteräume und Speisesäle; sie sind von dem zunächst gelegenen Personenbahnsteig der Durchgangsgleise aus zugänglich.

K. Grenzbahnhöfe.

1. Durchgangsstationen mit Seitenlage.

Liegt der Grenzbahnhof in einem kleinen Orte, so wird meist der Ortsverkehr gegenüber


Abb. 256. Vereinigung von Kopf- und Durchgangsform (Dresden-Altstadt).
dem Durchgangsverkehr gering sein. Für die Raumgestaltung wird die Rücksicht auf den Durchgangsverkehr entscheiden. Handelt es sich um eine einfache Durchgangsstation und ist nur ein Grenzstaat beteiligt, so legt man, um ein Treppensteigen bei der Zollabfertigung zu ersparen, das E. auf die Seite, wo die Züge vom Ausland ankommen und macht den Bahnsteig für die andere Zugrichtung durch einen Bahnsteigtunnel mit verlorenem Gefälle zugänglich.

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[329/0344] Längswänden der Bahnsteighalle liegen im Viadukt unter den Gleisen zahlreiche Räume, unter anderem ein Wartesaal für Auswanderer mit eigenen Schaltern, Untersuchungszimmer und Aborten. Am äußeren Ende der Bahnsteighalle befindet sich ein Personentunnel, der das Umsteigen erleichtert und an seinen beiden Enden Ausgänge besitzt. [Abbildung Abb. 255. Leipzig. ] J. Vereinigung von Kopf- und Durchgangsform. Eine eigenartige Vereinigung von Kopf- und Durchgangsform zeigt der Hauptbahnhof in Dresden A. Der Grundgedanke der Anordnung ist in Abb. 256 wiedergegeben. Die Kopfgleise liegen in der Mitte in Straßenhöhe, die Durchgangsgleise beiderseits davon etwa 5 m höher. Der Hauptzugang zum E. ist von der Straßenunterführung aus gedacht, wird aber wenig benutzt. Nach Durchschreiten des Windfangs befindet man sich in der Kreuzung einer Quer- und Längshalle. Die Querhalle ist unter den hochliegenden Gleisen hindurch bis zu den Endpunkten des Bahnkörpers geführt, wodurch zwei seitliche meist benutzte Eingänge entstehen. An der Frontwand der Querhalle liegen die Fahrkartenausgaben, gegenüber die Gepäckannahmen, dahinter, von der Längshalle aus zugänglich, die Wartesäle. Am Ende der Längshalle gelangt man auf den Kopfbahnsteig; er bildet eine zweite Querhalle, die wie die erste, durch den ganzen Bahnkörper hindurchgeführt ist. Zwischen beiden Querhallen liegen im Viadukt an den beiden Parallelstraßen die Gepäckausgaben und an den Querhallen mehrere – schlecht erleuchtete – Handgepäckaufbewahrungsstellen. Die Bewegungen des Gepäcks erfolgen unterirdisch, so daß nirgends der Weg der Reisenden gekreuzt wird. Ein Teil der Wartesäle ist überbaut. Im Obergeschoß befinden sich Warteräume und Speisesäle; sie sind von dem zunächst gelegenen Personenbahnsteig der Durchgangsgleise aus zugänglich. K. Grenzbahnhöfe. 1. Durchgangsstationen mit Seitenlage. Liegt der Grenzbahnhof in einem kleinen Orte, so wird meist der Ortsverkehr gegenüber [Abbildung Abb. 256. Vereinigung von Kopf- und Durchgangsform (Dresden-Altstadt). ] dem Durchgangsverkehr gering sein. Für die Raumgestaltung wird die Rücksicht auf den Durchgangsverkehr entscheiden. Handelt es sich um eine einfache Durchgangsstation und ist nur ein Grenzstaat beteiligt, so legt man, um ein Treppensteigen bei der Zollabfertigung zu ersparen, das E. auf die Seite, wo die Züge vom Ausland ankommen und macht den Bahnsteig für die andere Zugrichtung durch einen Bahnsteigtunnel mit verlorenem Gefälle zugänglich.

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Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/344>, abgerufen am 25.11.2024.