Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.(Abb. 114) ausgebildet. Die Gewichtsersparnis, die durch letztere zu erzielen ist, ist nicht sehr bedeutend, sie wird durch die höheren Arbeitskosten aufgewogen; für die Erhaltung ist der Vollwandträger vorteilhafter. Die Querträger werden in den meisten Fällen mit parallelen ![]() Abb. 114. Eisenbahnbrücke über die Moldau bei Pisek (Cervena). ![]() Abb. 115. Die Verbindung der Querträger mit den Hauptträgern kann auf verschiedene Art erfolgen: 1. Bei oben liegender Fahrbahn können die Querträger unmittelbar auf die Obergurte der Hauptträger aufgelagert werden. Eine Auflagerung in der ganzen Gurtbreite mit fester Vernietung hat allerdings den Nachteil, daß Torsionsmomente auf den Gurt übertragen werden. Diese vermeidet man durch eine freie zentrische Auflagerung mittels kleiner Kipplagerplatten, wobei seitliche Verschiebungen durch Ansätze zu verhindern sind. 2. Sind die Querträger zwischen die Hauptträger eingebaut, u. zw. versenkt oder am Untergurt liegend, so erfolgt der Anschluß in der Regel durch feste Vernietung mit den Hauptträgerwänden. Hierzu wird das Querträgerstehblech, meist aber ein größeres trapezförmiges, an Stelle des Stehblechs eingeschobenes Anschlußblech verwendet, das von doppelten senkrechten Winkeleisen gefaßt wird, die entweder Teile der Ständer des Hauptträgers (bei Fachwerksträgern) bilden (Abb. 127) oder an dessen Wandblech (bei Blechträgern) angenietet sind. In letzterem Falle läßt man das Anschlußblech immer bis zum Hauptträgerobergurt reichen, so daß dreieckige Eckaussteifungen entstehen, die den Gurt gegen seitliches Ausknicken sichern (Abb. 115). Bei Fachwerkträgern soll das Anschlußblech den ganzen Querschnitt des Ständers fassen, also womöglich durch den Ständer durchgeschoben sein. Ein einseitiger innerer Anschluß bewirkt eine exzentrische Belastung der Tragwände und ungleiche Spannungsverteilung in den Gurtquerschnitten. Es ist dies besonders bei breiten, doppelstegigen Gurten zu beachten. Enthält das Fachwerk keine Vertikalstäbe, so muß der Anschluß der Querträger an die Stehbleche der Gurtung oder an dafür eingesetzte Knotenbleche erfolgen. Der feste Querträgeranschluß hat wieder durch das bis zu einem Grade auftretende Einspannungsmoment Nebenspannungen (Abb. 114) ausgebildet. Die Gewichtsersparnis, die durch letztere zu erzielen ist, ist nicht sehr bedeutend, sie wird durch die höheren Arbeitskosten aufgewogen; für die Erhaltung ist der Vollwandträger vorteilhafter. Die Querträger werden in den meisten Fällen mit parallelen ![]() Abb. 114. Eisenbahnbrücke über die Moldau bei Pisek (Cervena). ![]() Abb. 115. Die Verbindung der Querträger mit den Hauptträgern kann auf verschiedene Art erfolgen: 1. Bei oben liegender Fahrbahn können die Querträger unmittelbar auf die Obergurte der Hauptträger aufgelagert werden. Eine Auflagerung in der ganzen Gurtbreite mit fester Vernietung hat allerdings den Nachteil, daß Torsionsmomente auf den Gurt übertragen werden. Diese vermeidet man durch eine freie zentrische Auflagerung mittels kleiner Kipplagerplatten, wobei seitliche Verschiebungen durch Ansätze zu verhindern sind. 2. Sind die Querträger zwischen die Hauptträger eingebaut, u. zw. versenkt oder am Untergurt liegend, so erfolgt der Anschluß in der Regel durch feste Vernietung mit den Hauptträgerwänden. Hierzu wird das Querträgerstehblech, meist aber ein größeres trapezförmiges, an Stelle des Stehblechs eingeschobenes Anschlußblech verwendet, das von doppelten senkrechten Winkeleisen gefaßt wird, die entweder Teile der Ständer des Hauptträgers (bei Fachwerksträgern) bilden (Abb. 127) oder an dessen Wandblech (bei Blechträgern) angenietet sind. In letzterem Falle läßt man das Anschlußblech immer bis zum Hauptträgerobergurt reichen, so daß dreieckige Eckaussteifungen entstehen, die den Gurt gegen seitliches Ausknicken sichern (Abb. 115). Bei Fachwerkträgern soll das Anschlußblech den ganzen Querschnitt des Ständers fassen, also womöglich durch den Ständer durchgeschoben sein. Ein einseitiger innerer Anschluß bewirkt eine exzentrische Belastung der Tragwände und ungleiche Spannungsverteilung in den Gurtquerschnitten. Es ist dies besonders bei breiten, doppelstegigen Gurten zu beachten. Enthält das Fachwerk keine Vertikalstäbe, so muß der Anschluß der Querträger an die Stehbleche der Gurtung oder an dafür eingesetzte Knotenbleche erfolgen. Der feste Querträgeranschluß hat wieder durch das bis zu einem Grade auftretende Einspannungsmoment Nebenspannungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0201" n="192"/> (Abb. 114) ausgebildet. 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Bei Gitterquerträgern besteht die Ausfachung in der Regel aus einfachen oder gekreuzten Schrägstäben und aus Vertikalen, die gleichzeitig zum Anschluß der Längsträger dienen. Die Höhe der Querträger wählt man bei genügender Bauhöhe nicht unter <hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">6–</hi><hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">8</hi> ihrer Stützweite, und ist insbesondere bei offenen Brücken, d. i. solchen mit unten liegender Fahrbahn mit fehlendem oberen Querverbande, eine größere Höhe der die Tragwände absteifenden Querträger empfehlenswert.</p><lb/> <p>Die Verbindung der Querträger mit den Hauptträgern kann auf verschiedene Art erfolgen: 1. Bei oben liegender Fahrbahn können die Querträger unmittelbar auf die Obergurte der Hauptträger aufgelagert werden. Eine Auflagerung in der ganzen Gurtbreite mit fester Vernietung hat allerdings den Nachteil, daß Torsionsmomente auf den Gurt übertragen werden. Diese vermeidet man durch eine freie zentrische Auflagerung mittels kleiner Kipplagerplatten, wobei seitliche Verschiebungen durch Ansätze zu verhindern sind. 2. Sind die Querträger zwischen die Hauptträger eingebaut, u. zw. versenkt oder am Untergurt liegend, so erfolgt der Anschluß in der Regel durch feste Vernietung mit den Hauptträgerwänden. Hierzu wird das Querträgerstehblech, meist aber ein größeres trapezförmiges, an Stelle des Stehblechs eingeschobenes Anschlußblech verwendet, das von doppelten senkrechten Winkeleisen gefaßt wird, die entweder Teile der Ständer des Hauptträgers (bei Fachwerksträgern) bilden (Abb. 127) oder an dessen Wandblech (bei Blechträgern) angenietet sind. In letzterem Falle läßt man das Anschlußblech immer bis zum Hauptträgerobergurt reichen, so daß dreieckige Eckaussteifungen entstehen, die den Gurt gegen seitliches Ausknicken sichern (Abb. 115). Bei Fachwerkträgern soll das Anschlußblech den ganzen Querschnitt des Ständers fassen, also womöglich durch den Ständer durchgeschoben sein. Ein einseitiger innerer Anschluß bewirkt eine exzentrische Belastung der Tragwände und ungleiche Spannungsverteilung in den Gurtquerschnitten. Es ist dies besonders bei breiten, doppelstegigen Gurten zu beachten. Enthält das Fachwerk keine Vertikalstäbe, so muß der Anschluß der Querträger an die Stehbleche der Gurtung oder an dafür eingesetzte Knotenbleche erfolgen. Der feste Querträgeranschluß hat wieder durch das bis zu einem Grade auftretende Einspannungsmoment Nebenspannungen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0201]
(Abb. 114) ausgebildet. Die Gewichtsersparnis, die durch letztere zu erzielen ist, ist nicht sehr bedeutend, sie wird durch die höheren Arbeitskosten aufgewogen; für die Erhaltung ist der Vollwandträger vorteilhafter. Die Querträger werden in den meisten Fällen mit parallelen
[Abbildung Abb. 114. Eisenbahnbrücke über die Moldau bei Pisek (Cervena).
]
[Abbildung Abb. 115.
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Gurtungen ausgeführt, zuweilen erfordert aber der Anschluß an die Hauptträger eine Verringerung der Trägerhöhe an den Enden, und es erhält der Träger trapezförmige oder gekrümmte Begrenzung. Bei Gitterquerträgern besteht die Ausfachung in der Regel aus einfachen oder gekreuzten Schrägstäben und aus Vertikalen, die gleichzeitig zum Anschluß der Längsträger dienen. Die Höhe der Querträger wählt man bei genügender Bauhöhe nicht unter 1/6–1/8 ihrer Stützweite, und ist insbesondere bei offenen Brücken, d. i. solchen mit unten liegender Fahrbahn mit fehlendem oberen Querverbande, eine größere Höhe der die Tragwände absteifenden Querträger empfehlenswert.
Die Verbindung der Querträger mit den Hauptträgern kann auf verschiedene Art erfolgen: 1. Bei oben liegender Fahrbahn können die Querträger unmittelbar auf die Obergurte der Hauptträger aufgelagert werden. Eine Auflagerung in der ganzen Gurtbreite mit fester Vernietung hat allerdings den Nachteil, daß Torsionsmomente auf den Gurt übertragen werden. Diese vermeidet man durch eine freie zentrische Auflagerung mittels kleiner Kipplagerplatten, wobei seitliche Verschiebungen durch Ansätze zu verhindern sind. 2. Sind die Querträger zwischen die Hauptträger eingebaut, u. zw. versenkt oder am Untergurt liegend, so erfolgt der Anschluß in der Regel durch feste Vernietung mit den Hauptträgerwänden. Hierzu wird das Querträgerstehblech, meist aber ein größeres trapezförmiges, an Stelle des Stehblechs eingeschobenes Anschlußblech verwendet, das von doppelten senkrechten Winkeleisen gefaßt wird, die entweder Teile der Ständer des Hauptträgers (bei Fachwerksträgern) bilden (Abb. 127) oder an dessen Wandblech (bei Blechträgern) angenietet sind. In letzterem Falle läßt man das Anschlußblech immer bis zum Hauptträgerobergurt reichen, so daß dreieckige Eckaussteifungen entstehen, die den Gurt gegen seitliches Ausknicken sichern (Abb. 115). Bei Fachwerkträgern soll das Anschlußblech den ganzen Querschnitt des Ständers fassen, also womöglich durch den Ständer durchgeschoben sein. Ein einseitiger innerer Anschluß bewirkt eine exzentrische Belastung der Tragwände und ungleiche Spannungsverteilung in den Gurtquerschnitten. Es ist dies besonders bei breiten, doppelstegigen Gurten zu beachten. Enthält das Fachwerk keine Vertikalstäbe, so muß der Anschluß der Querträger an die Stehbleche der Gurtung oder an dafür eingesetzte Knotenbleche erfolgen. Der feste Querträgeranschluß hat wieder durch das bis zu einem Grade auftretende Einspannungsmoment Nebenspannungen
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Zitationshilfe: | Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/201>, abgerufen am 23.07.2024. |