Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912.

Bild:
<< vorherige Seite



Abb. 152.
von Arica nach La Paz, die kürzlich ganz fertiggestellt worden ist. Die südlichen Linien sind Staatsbahnen. Sie nehmen ihren Ausgangspunkt von Valparaiso, der größten Hafenstadt des Landes, die sie mit der Hauptstadt Santiago verbinden. Von hier verzweigen sie sich wieder nach Norden, Süden und Osten. Die Hauptlinie setzt sich jetzt östlich nach Argentinien fort, wo sie an die transandinische Bahn (s. Argentinien) anschließt, so daß, abgesehen von der verschiedenen Spur, eine unmittelbare Schienenverbindung zwischen Valparaiso und Buenos Aires besteht. Auch die sonst geplanten südamerikanischen Überlandbahnen werden ihren westlichen Ausgangspunkt in Chile finden.

Die älteste Eisenbahn Chiles und gleichzeitig des südamerikanischen Festlandes ist die im Mai 1850 begonnene und am 2. Januar 1852 eröffnete Bahn vom Hafen Caldera nach Copiapo. Die erste Strecke der Staatsbahnen von Valparaiso nach Santiago wurde am 15. September 1865 in Betrieb genommen.

Die Spurweite der meisten Staatsbahnen beträgt 1·68 m. Dieselbe Spur haben auch einige Privatbahnen. Die meisten Privatbahnen und einige Staatsbahnen haben Schmalspur von 1·37 m, 1·27 m, 1·067 m, 1 m und 0·76 m, einzelne auch die Normalspur von 1·435 m.

Das Eisenbahnnetz von Chile hatte 1909 einen Umfang von 5675 km, davon 2618 km Staatsbahnen und 3057 km Privatbahnen, im Bau waren 1393 km Staatsbahnen, Vorarbeiten waren für weitere 199 km ausgeführt. Auch mehrere Privatbahnen waren im Bau und in Vorbereitung.

Das Anlagekapital der Staatsbahnen betrug 226,182.263 $ (rund 900 Millionen M.), das der Privatbahnen (im Jahre 1905, in dem der Umfang 2457 km betrug) rund 150 Millionen $ oder 600 Millionen M. Über den Verkehr und die finanziellen Ergebnisse im Jahre 1909 werden folgende Zahlen mitgeteilt:


StaatsbahnenPrivatbahnen
Beförderte Personen10,148.7071,239.429
Beförderte Güter/t39,724.66032,938,735
Einnahmen in $47,169.80334,261.573
Ausgaben in $58,734.30118,003.954

Von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist außer der obenerwähnten neuen Staatsbahnlinie von Arica am Stillen Ozean nach La Paz in Bolivien, die sogenannte Längsbahn. Die Länge der ersteren beträgt in Chile 206, in Bolivien 233 km, die Spurweite 1 m.

Der Bau der Längsbahn ist in Angriff genommen; sie soll unter Benützung bereits vorhandener Linien Tacna im Norden mit dem bereits bestehenden Staatsbahnnetz, das sie bei



Abb. 152.
von Arica nach La Paz, die kürzlich ganz fertiggestellt worden ist. Die südlichen Linien sind Staatsbahnen. Sie nehmen ihren Ausgangspunkt von Valparaiso, der größten Hafenstadt des Landes, die sie mit der Hauptstadt Santiago verbinden. Von hier verzweigen sie sich wieder nach Norden, Süden und Osten. Die Hauptlinie setzt sich jetzt östlich nach Argentinien fort, wo sie an die transandinische Bahn (s. Argentinien) anschließt, so daß, abgesehen von der verschiedenen Spur, eine unmittelbare Schienenverbindung zwischen Valparaiso und Buenos Aires besteht. Auch die sonst geplanten südamerikanischen Überlandbahnen werden ihren westlichen Ausgangspunkt in Chile finden.

Die älteste Eisenbahn Chiles und gleichzeitig des südamerikanischen Festlandes ist die im Mai 1850 begonnene und am 2. Januar 1852 eröffnete Bahn vom Hafen Caldera nach Copiapó. Die erste Strecke der Staatsbahnen von Valparaiso nach Santiago wurde am 15. September 1865 in Betrieb genommen.

Die Spurweite der meisten Staatsbahnen beträgt 1·68 m. Dieselbe Spur haben auch einige Privatbahnen. Die meisten Privatbahnen und einige Staatsbahnen haben Schmalspur von 1·37 m, 1·27 m, 1·067 m, 1 m und 0·76 m, einzelne auch die Normalspur von 1·435 m.

Das Eisenbahnnetz von Chile hatte 1909 einen Umfang von 5675 km, davon 2618 km Staatsbahnen und 3057 km Privatbahnen, im Bau waren 1393 km Staatsbahnen, Vorarbeiten waren für weitere 199 km ausgeführt. Auch mehrere Privatbahnen waren im Bau und in Vorbereitung.

Das Anlagekapital der Staatsbahnen betrug 226,182.263 $ (rund 900 Millionen M.), das der Privatbahnen (im Jahre 1905, in dem der Umfang 2457 km betrug) rund 150 Millionen $ oder 600 Millionen M. Über den Verkehr und die finanziellen Ergebnisse im Jahre 1909 werden folgende Zahlen mitgeteilt:


StaatsbahnenPrivatbahnen
Beförderte Personen10,148.7071,239.429
Beförderte Güter/t39,724.66032,938,735
Einnahmen in $47,169.80334,261.573
Ausgaben in $58,734.30118,003.954

Von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist außer der obenerwähnten neuen Staatsbahnlinie von Arica am Stillen Ozean nach La Paz in Bolivien, die sogenannte Längsbahn. Die Länge der ersteren beträgt in Chile 206, in Bolivien 233 km, die Spurweite 1 m.

Der Bau der Längsbahn ist in Angriff genommen; sie soll unter Benützung bereits vorhandener Linien Tacna im Norden mit dem bereits bestehenden Staatsbahnnetz, das sie bei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0197" n="185"/><lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen03_1912/figures/roell_eisenbahnwesen03_1912_figure-0224.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 152.</head><lb/></figure><lb/>
von Arica nach La Paz, die kürzlich ganz fertiggestellt worden ist. Die südlichen Linien sind Staatsbahnen. Sie nehmen ihren Ausgangspunkt von Valparaiso, der größten Hafenstadt des Landes, die sie mit der Hauptstadt Santiago verbinden. Von hier verzweigen sie sich wieder nach Norden, Süden und Osten. Die Hauptlinie setzt sich jetzt östlich nach Argentinien fort, wo sie an die transandinische Bahn (s. Argentinien) anschließt, so daß, abgesehen von der verschiedenen Spur, eine unmittelbare Schienenverbindung zwischen Valparaiso und Buenos Aires besteht. Auch die sonst geplanten südamerikanischen Überlandbahnen werden ihren westlichen Ausgangspunkt in Chile finden.</p><lb/>
          <p>Die älteste Eisenbahn Chiles und gleichzeitig des südamerikanischen Festlandes ist die im Mai 1850 begonnene und am 2. Januar 1852 eröffnete Bahn vom Hafen Caldera nach Copiapó. Die erste Strecke der Staatsbahnen von Valparaiso nach Santiago wurde am 15. September 1865 in Betrieb genommen.</p><lb/>
          <p>Die Spurweite der meisten Staatsbahnen beträgt 1·68 <hi rendition="#i">m.</hi> Dieselbe Spur haben auch einige Privatbahnen. Die meisten Privatbahnen und einige Staatsbahnen haben Schmalspur von 1·37 <hi rendition="#i">m,</hi> 1·27 <hi rendition="#i">m,</hi> 1·067 <hi rendition="#i">m,</hi> 1 <hi rendition="#i">m</hi> und 0·76 <hi rendition="#i">m,</hi> einzelne auch die Normalspur von 1·435 <hi rendition="#i">m.</hi></p><lb/>
          <p>Das Eisenbahnnetz von Chile hatte 1909 einen Umfang von 5675 <hi rendition="#i">km,</hi> davon 2618 <hi rendition="#i">km</hi> Staatsbahnen und 3057 <hi rendition="#i">km</hi> Privatbahnen, im Bau waren 1393 <hi rendition="#i">km</hi> Staatsbahnen, Vorarbeiten waren für weitere 199 <hi rendition="#i">km</hi> ausgeführt. Auch mehrere Privatbahnen waren im Bau und in Vorbereitung.</p><lb/>
          <p>Das Anlagekapital der Staatsbahnen betrug 226,182.263 <hi rendition="#i">$</hi> (rund 900 Millionen M.), das der Privatbahnen (im Jahre 1905, in dem der Umfang 2457 <hi rendition="#i">km</hi> betrug) rund 150 Millionen <hi rendition="#i">$</hi> oder 600 Millionen M. Über den Verkehr und die finanziellen Ergebnisse im Jahre 1909 werden folgende Zahlen mitgeteilt:</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
              <cell>Staatsbahnen</cell>
              <cell>Privatbahnen</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Beförderte Personen</cell>
              <cell>10,148.707</cell>
              <cell>1,239.429</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Beförderte Güter/<hi rendition="#i">t</hi></cell>
              <cell>39,724.660</cell>
              <cell>32,938,735</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Einnahmen in <hi rendition="#i">$</hi></cell>
              <cell>47,169.803</cell>
              <cell>34,261.573</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Ausgaben in <hi rendition="#i">$</hi></cell>
              <cell>58,734.301</cell>
              <cell>18,003.954</cell>
            </row><lb/>
          </table>
          <p>Von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist außer der obenerwähnten neuen Staatsbahnlinie von Arica am Stillen Ozean nach La Paz in Bolivien, die sogenannte Längsbahn. Die Länge der ersteren beträgt in Chile 206, in Bolivien 233 <hi rendition="#i">km,</hi> die Spurweite 1 <hi rendition="#i">m.</hi></p><lb/>
          <p>Der Bau der Längsbahn ist in Angriff genommen; sie soll unter Benützung bereits vorhandener Linien Tacna im Norden mit dem bereits bestehenden Staatsbahnnetz, das sie bei
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0197] [Abbildung Abb. 152. ] von Arica nach La Paz, die kürzlich ganz fertiggestellt worden ist. Die südlichen Linien sind Staatsbahnen. Sie nehmen ihren Ausgangspunkt von Valparaiso, der größten Hafenstadt des Landes, die sie mit der Hauptstadt Santiago verbinden. Von hier verzweigen sie sich wieder nach Norden, Süden und Osten. Die Hauptlinie setzt sich jetzt östlich nach Argentinien fort, wo sie an die transandinische Bahn (s. Argentinien) anschließt, so daß, abgesehen von der verschiedenen Spur, eine unmittelbare Schienenverbindung zwischen Valparaiso und Buenos Aires besteht. Auch die sonst geplanten südamerikanischen Überlandbahnen werden ihren westlichen Ausgangspunkt in Chile finden. Die älteste Eisenbahn Chiles und gleichzeitig des südamerikanischen Festlandes ist die im Mai 1850 begonnene und am 2. Januar 1852 eröffnete Bahn vom Hafen Caldera nach Copiapó. Die erste Strecke der Staatsbahnen von Valparaiso nach Santiago wurde am 15. September 1865 in Betrieb genommen. Die Spurweite der meisten Staatsbahnen beträgt 1·68 m. Dieselbe Spur haben auch einige Privatbahnen. Die meisten Privatbahnen und einige Staatsbahnen haben Schmalspur von 1·37 m, 1·27 m, 1·067 m, 1 m und 0·76 m, einzelne auch die Normalspur von 1·435 m. Das Eisenbahnnetz von Chile hatte 1909 einen Umfang von 5675 km, davon 2618 km Staatsbahnen und 3057 km Privatbahnen, im Bau waren 1393 km Staatsbahnen, Vorarbeiten waren für weitere 199 km ausgeführt. Auch mehrere Privatbahnen waren im Bau und in Vorbereitung. Das Anlagekapital der Staatsbahnen betrug 226,182.263 $ (rund 900 Millionen M.), das der Privatbahnen (im Jahre 1905, in dem der Umfang 2457 km betrug) rund 150 Millionen $ oder 600 Millionen M. Über den Verkehr und die finanziellen Ergebnisse im Jahre 1909 werden folgende Zahlen mitgeteilt: Staatsbahnen Privatbahnen Beförderte Personen 10,148.707 1,239.429 Beförderte Güter/t 39,724.660 32,938,735 Einnahmen in $ 47,169.803 34,261.573 Ausgaben in $ 58,734.301 18,003.954 Von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist außer der obenerwähnten neuen Staatsbahnlinie von Arica am Stillen Ozean nach La Paz in Bolivien, die sogenannte Längsbahn. Die Länge der ersteren beträgt in Chile 206, in Bolivien 233 km, die Spurweite 1 m. Der Bau der Längsbahn ist in Angriff genommen; sie soll unter Benützung bereits vorhandener Linien Tacna im Norden mit dem bereits bestehenden Staatsbahnnetz, das sie bei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:54Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:54Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912/197
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912/197>, abgerufen am 28.09.2024.