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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912.

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Abb. 95. Biegungsmesser "System Fentzloff".

Abb. 96. "System Hermann".

In neuester Zeit gelangt bei solchen Tragwerken der Biegungsmesser Hermann zur Anwendung (Abb. 96). Dieser Apparat beruht darauf, daß die zu messende Durchbiegung durch einen im betreffenden Punkt a des Objektes mittels des Kugelgelenkes G befestigten, nach Bedarf aus mehreren Teilen zusammengesetzten starren Stab S durch Klemmung des letzteren in der drehbar gelagerten Hülse H zwangläufig auf den kürzeren Arm eines Hebels übertragen wird. Der längere Arm des Hebels ist als Zeiger Z ausgebildet und zeigt das Maß der Verschiebung auf dem entsprechend eingeteilten Kreise K des auf einer festen Stütze b befestigten Biegungsmessers an. Der Stab S ist aus Bambusrohr hergestellt, welches Material für Wärme- und Temperaturschwankungen ziemlich unempfindlich ist. Die Verbindung der einzelnen 1 m langen Stäbe erfolgt mit genau zugearbeiteten Schraubengewinden. Sind mehrere Stäbe erforderlich, so werden sie zur Erzielung einer größeren Widerstandsfähigkeit gegen Luftströmungen am unteren Ende mit einem 2 bis 4 kg schweren Gewichte belastet. Die Hebelübersetzung beträgt 1 : 10 und können dabei Hundertstelmillimeter mit hinreichender Genauigkeit abgelesen werden. Der Preis eines vollständigen Apparates beträgt 160 K.

Zur erstmaligen Hauptprüfung einer Brücke hat die Bahnverwaltung eigene Beilagen vorzubereiten, in die die Ergebnisse und Wahrnehmungen der B. eingetragen werden. In der Regel sind dies 4 Beilagen, deren Inhalt mit den Brückenbüchern I-IV (s. Brückenbuch) übereinstimmt. Handelt es sich um eine der periodischen Belastungsproben, so werden deren Ergebnisse im Brückenbuche V festgehalten.

Zu dem vorstehend Mitgeteilten ist noch zu bemerken, daß die Belastungsprobe nur bei Windstille oder geringer Luftbewegung sowie bei bedecktem Himmel vorgenommen werden soll; insbesondere ist der Einfluß der Sonnenstrahlen ein ganz erheblicher.

Bei der gewöhnlichen Anordnung der Brücken mit zwei Fachwerksträgern wird - selbst für den Fall, daß beide Träger nach außen frei liegen - immer eine Gurtung durch die Plattform im Schatten sein. Ist der Träger voll beschienen, so erfährt er eine gleichmäßige Ausdehnung nach allen Richtungen, vorausgesetzt, daß durch Anbringung einer beweglichen Auflagerkonstruktion an dem einen Ende eine Längenausdehnung ermöglicht ist. Hierbei werden alle Punkte des Trägers, die in der geraden Verbindungslinie seiner beiden Stützpunkte liegen, ihre Höhenlage unverändert beibehalten. Ist jedoch die


Abb. 95. Biegungsmesser „System Fentzloff“.

Abb. 96. „System Hermann“.

In neuester Zeit gelangt bei solchen Tragwerken der Biegungsmesser Hermann zur Anwendung (Abb. 96). Dieser Apparat beruht darauf, daß die zu messende Durchbiegung durch einen im betreffenden Punkt a des Objektes mittels des Kugelgelenkes G befestigten, nach Bedarf aus mehreren Teilen zusammengesetzten starren Stab S durch Klemmung des letzteren in der drehbar gelagerten Hülse H zwangläufig auf den kürzeren Arm eines Hebels übertragen wird. Der längere Arm des Hebels ist als Zeiger Z ausgebildet und zeigt das Maß der Verschiebung auf dem entsprechend eingeteilten Kreise K des auf einer festen Stütze b befestigten Biegungsmessers an. Der Stab S ist aus Bambusrohr hergestellt, welches Material für Wärme- und Temperaturschwankungen ziemlich unempfindlich ist. Die Verbindung der einzelnen 1 m langen Stäbe erfolgt mit genau zugearbeiteten Schraubengewinden. Sind mehrere Stäbe erforderlich, so werden sie zur Erzielung einer größeren Widerstandsfähigkeit gegen Luftströmungen am unteren Ende mit einem 2 bis 4 kg schweren Gewichte belastet. Die Hebelübersetzung beträgt 1 : 10 und können dabei Hundertstelmillimeter mit hinreichender Genauigkeit abgelesen werden. Der Preis eines vollständigen Apparates beträgt 160 K.

Zur erstmaligen Hauptprüfung einer Brücke hat die Bahnverwaltung eigene Beilagen vorzubereiten, in die die Ergebnisse und Wahrnehmungen der B. eingetragen werden. In der Regel sind dies 4 Beilagen, deren Inhalt mit den Brückenbüchern I–IV (s. Brückenbuch) übereinstimmt. Handelt es sich um eine der periodischen Belastungsproben, so werden deren Ergebnisse im Brückenbuche V festgehalten.

Zu dem vorstehend Mitgeteilten ist noch zu bemerken, daß die Belastungsprobe nur bei Windstille oder geringer Luftbewegung sowie bei bedecktem Himmel vorgenommen werden soll; insbesondere ist der Einfluß der Sonnenstrahlen ein ganz erheblicher.

Bei der gewöhnlichen Anordnung der Brücken mit zwei Fachwerksträgern wird – selbst für den Fall, daß beide Träger nach außen frei liegen – immer eine Gurtung durch die Plattform im Schatten sein. Ist der Träger voll beschienen, so erfährt er eine gleichmäßige Ausdehnung nach allen Richtungen, vorausgesetzt, daß durch Anbringung einer beweglichen Auflagerkonstruktion an dem einen Ende eine Längenausdehnung ermöglicht ist. Hierbei werden alle Punkte des Trägers, die in der geraden Verbindungslinie seiner beiden Stützpunkte liegen, ihre Höhenlage unverändert beibehalten. Ist jedoch die

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[109/0121] [Abbildung Abb. 95. Biegungsmesser „System Fentzloff“. ] [Abbildung Abb. 96. „System Hermann“. ] In neuester Zeit gelangt bei solchen Tragwerken der Biegungsmesser Hermann zur Anwendung (Abb. 96). Dieser Apparat beruht darauf, daß die zu messende Durchbiegung durch einen im betreffenden Punkt a des Objektes mittels des Kugelgelenkes G befestigten, nach Bedarf aus mehreren Teilen zusammengesetzten starren Stab S durch Klemmung des letzteren in der drehbar gelagerten Hülse H zwangläufig auf den kürzeren Arm eines Hebels übertragen wird. Der längere Arm des Hebels ist als Zeiger Z ausgebildet und zeigt das Maß der Verschiebung auf dem entsprechend eingeteilten Kreise K des auf einer festen Stütze b befestigten Biegungsmessers an. Der Stab S ist aus Bambusrohr hergestellt, welches Material für Wärme- und Temperaturschwankungen ziemlich unempfindlich ist. Die Verbindung der einzelnen 1 m langen Stäbe erfolgt mit genau zugearbeiteten Schraubengewinden. Sind mehrere Stäbe erforderlich, so werden sie zur Erzielung einer größeren Widerstandsfähigkeit gegen Luftströmungen am unteren Ende mit einem 2 bis 4 kg schweren Gewichte belastet. Die Hebelübersetzung beträgt 1 : 10 und können dabei Hundertstelmillimeter mit hinreichender Genauigkeit abgelesen werden. Der Preis eines vollständigen Apparates beträgt 160 K. Zur erstmaligen Hauptprüfung einer Brücke hat die Bahnverwaltung eigene Beilagen vorzubereiten, in die die Ergebnisse und Wahrnehmungen der B. eingetragen werden. In der Regel sind dies 4 Beilagen, deren Inhalt mit den Brückenbüchern I–IV (s. Brückenbuch) übereinstimmt. Handelt es sich um eine der periodischen Belastungsproben, so werden deren Ergebnisse im Brückenbuche V festgehalten. Zu dem vorstehend Mitgeteilten ist noch zu bemerken, daß die Belastungsprobe nur bei Windstille oder geringer Luftbewegung sowie bei bedecktem Himmel vorgenommen werden soll; insbesondere ist der Einfluß der Sonnenstrahlen ein ganz erheblicher. Bei der gewöhnlichen Anordnung der Brücken mit zwei Fachwerksträgern wird – selbst für den Fall, daß beide Träger nach außen frei liegen – immer eine Gurtung durch die Plattform im Schatten sein. Ist der Träger voll beschienen, so erfährt er eine gleichmäßige Ausdehnung nach allen Richtungen, vorausgesetzt, daß durch Anbringung einer beweglichen Auflagerkonstruktion an dem einen Ende eine Längenausdehnung ermöglicht ist. Hierbei werden alle Punkte des Trägers, die in der geraden Verbindungslinie seiner beiden Stützpunkte liegen, ihre Höhenlage unverändert beibehalten. Ist jedoch die

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Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912/121>, abgerufen am 24.08.2024.