Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912.versprach man ihr die Zuwendung von brachliegenden Ländereien unter günstigen Bedingungen. Die wichtigste von diesen Bestimmungen war die Zusicherung der Zinsgarantie. Ähnliche Begünstigungen wurden auch anderen, damals entstandenen Gesellschaften gewährt. Die großen Kosten, die dem Staate durch die Bewilligung der Zinsgarantien erwachsen sind, haben dazu geführt, diese Begünstigungen möglichst einzuschränken und die erteilten Garantien abzulösen. Man ist bestrebt, heute neue Bahnen entweder unmittelbar durch den Staat zu bauen und zu verpachten, oder man stattet die Gesellschaften mit anderen Begünstigungen, wie Zollfreiheit u. s. w., aus. Im Jahre 1867 waren erst rund 600 km Bahnen im Betrieb. Mit dem Kriege gegen Paraguay (1865-1870) trat eine völlige Stockung der Bahnarbeiten ein. Erst einige Jahre nach seiner Beendigung entwickelte sich wieder eine regere Bautätigkeit auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens. In der Zeit von 1880 bis 1890 entstanden 6575 km neue Bahnen. Mit dem Sturz des Kaiserreichs im Jahre 1889 und den darauf folgenden Unruhen trat wieder eine Stockung im Bau neuer Bahnen ein. Dagegen wurden außerordentlich viele Konzessionen von der jeweiligen Regierung erteilt, um sich beim Volk beliebt zu machen. Ende 1892 gab es 255 Konzessionen für 14.600 km Bahnen, von denen 1894 bereits solche für 4260 km wieder hinfällig geworden waren. Gegen Ende der Neunzigerjahre traten in B. geordnete Verhältnisse ein und kurz darauf setzte auch neuerlich eine rege Bautätigkeit, besonders im Staate Sao Paulo, ein, die noch jetzt andauert und die rege Bautätigkeit vor dem Sturze des Kaiserreichs (1880-1890) wieder erreicht. Die folgenden, der brasilianischen Statistik entnommenen Zahlen geben ein Bild von der Entwicklung der Bahnen.
Am 1. Januar 1910 waren 19.537 km im Betrieb, wovon 13.504 km von der Union und 6032 von den Einzelstaaten geschaffen wurden; von den Linien der Union wurden 2959 km von ihr selbst betrieben, 6288 km sind verpachtet, 2546 km wurden mit Zinsgarantie und 1170 km ohne Zinsgarantie konzessioniert (s. Tab. S. 487). Die vom Staate selbst verwalteten Bahnen (Central de Brasil, Oeste de Minas u. s. w.) liegen in den Mittelstaaten Rio de Janeiro, Sao Paulo u. s. w. Die verpachteten Staatsbahnen durchziehen die Nordstaaten (Ceara, Great Western u. s. w.). Die mit Zinsgarantie ausgestatteten Bahnen liegen in den verschiedensten Gebieten B., überwiegend aber durchziehen sie die Mittelstaaten, denen auch fast alle ohne Zinsgarantie gebauten Bahnen angehören. Bemerkenswert ist die große Rolle, die heute die von den einzelnen Staaten selbständig bewilligten Bahnen spielen, während es früher (1890) solche kaum gab. Die Bahnen B. haben einen Wert von etwa 21/4 Milliarden M. Das größte Netz entfällt auf Sao Paulo mit 4828 km, dann folgen Minas Geraes mit 4291 km, Rio de Janeiro mit 2637 km, Rio Grande do Sul mit 1962 km, Bahia mit 1402 km u. s. w. Fünf größere Staaten, Sergipe, Piauhy, Amazonas, Goyaz, Matto Grosso, die mit 4,354.849 km2 mehr als die Hälfte von B. ausmachen, sind von Schienenwegen noch gar nicht berührt. In den nördlichen tropischen Staaten hat Pernambuco das dichteste Bahnnetz, dann folgt Bahia. Auf die gesamten von Bannen durchzogenen Nordstaaten Para, Maranhao, Ceara, Bahia, Rio Grande do Norte kommen 2 km auf 1000 km2, in den südlichen, meist Ackerbau treibenden Rio Grande do Sul, Parana, S. Catarina schon 5·8 km auf 1000 km2 und in den mittleren und entwickeltsten Staaten B., Rio de Janeiro, Espirito Santo, Sao Paulo bereits 13·6 km auf 1000 km2, im Staate Rio de Janeiro sogar 37·5 km auf 1000 km2. Auf ganz B. kommen 0·990 km (gegen 0·908 km in Deutschland), scheidet man aber die Staaten ohne Eisenbahnen aus, so kommen in dem nördlichen Gebiet (Bahia u. s. w.) zwar nur 0·470 km, in dem südlichen (Rio Grande do Sul u. s. w.) dagegen schon 1·410 km und in den mittleren Staaten sogar 1·350 km auf 1000 Einwohner. An der Spitze aller Staaten steht hier der Staat Parana mit 2·55 km auf 1000 Einwohner. II. Gliederung des Bahnnetzes. Nordstaaten. Die Nordstaaten Brasiliens von 5° nördlicher bis etwa zu 15° südlicher Breite, sind etwa 10mal so groß wie Deutschland und machen 2/3 von ganz B. aus. Sie haben Tropencharakter. Ihre wichtigsten Erzeugnisse sind: Kautschuk, Zucker, Kaffe, Kakao und Tabak. Die Gebiete sind nur wenig erschlossen und sehr dünn bevölkert. Sie sind von mächtigen Strömen durchzogen, von denen einzelne wegen der Wasserfälle nicht schiffbar sind. Das Eisenbahnnetz ist in den Nordstaaten nur sehr schwach entwickelt (5000 km). Im Gebiete Amazonas (1,897.000 km2) spielen die Eisenbahnen gegenüber dem mächtigen Wasserverkehr nur eine ganz untergeordnete Rolle. Es gibt jetzt (1911) nur versprach man ihr die Zuwendung von brachliegenden Ländereien unter günstigen Bedingungen. Die wichtigste von diesen Bestimmungen war die Zusicherung der Zinsgarantie. Ähnliche Begünstigungen wurden auch anderen, damals entstandenen Gesellschaften gewährt. Die großen Kosten, die dem Staate durch die Bewilligung der Zinsgarantien erwachsen sind, haben dazu geführt, diese Begünstigungen möglichst einzuschränken und die erteilten Garantien abzulösen. Man ist bestrebt, heute neue Bahnen entweder unmittelbar durch den Staat zu bauen und zu verpachten, oder man stattet die Gesellschaften mit anderen Begünstigungen, wie Zollfreiheit u. s. w., aus. Im Jahre 1867 waren erst rund 600 km Bahnen im Betrieb. Mit dem Kriege gegen Paraguay (1865–1870) trat eine völlige Stockung der Bahnarbeiten ein. Erst einige Jahre nach seiner Beendigung entwickelte sich wieder eine regere Bautätigkeit auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens. In der Zeit von 1880 bis 1890 entstanden 6575 km neue Bahnen. Mit dem Sturz des Kaiserreichs im Jahre 1889 und den darauf folgenden Unruhen trat wieder eine Stockung im Bau neuer Bahnen ein. Dagegen wurden außerordentlich viele Konzessionen von der jeweiligen Regierung erteilt, um sich beim Volk beliebt zu machen. Ende 1892 gab es 255 Konzessionen für 14.600 km Bahnen, von denen 1894 bereits solche für 4260 km wieder hinfällig geworden waren. Gegen Ende der Neunzigerjahre traten in B. geordnete Verhältnisse ein und kurz darauf setzte auch neuerlich eine rege Bautätigkeit, besonders im Staate Sao Paulo, ein, die noch jetzt andauert und die rege Bautätigkeit vor dem Sturze des Kaiserreichs (1880–1890) wieder erreicht. Die folgenden, der brasilianischen Statistik entnommenen Zahlen geben ein Bild von der Entwicklung der Bahnen.
Am 1. Januar 1910 waren 19.537 km im Betrieb, wovon 13.504 km von der Union und 6032 von den Einzelstaaten geschaffen wurden; von den Linien der Union wurden 2959 km von ihr selbst betrieben, 6288 km sind verpachtet, 2546 km wurden mit Zinsgarantie und 1170 km ohne Zinsgarantie konzessioniert (s. Tab. S. 487). Die vom Staate selbst verwalteten Bahnen (Central de Brasil, Oeste de Minas u. s. w.) liegen in den Mittelstaaten Rio de Janeiro, Sao Paulo u. s. w. Die verpachteten Staatsbahnen durchziehen die Nordstaaten (Ceara, Great Western u. s. w.). Die mit Zinsgarantie ausgestatteten Bahnen liegen in den verschiedensten Gebieten B., überwiegend aber durchziehen sie die Mittelstaaten, denen auch fast alle ohne Zinsgarantie gebauten Bahnen angehören. Bemerkenswert ist die große Rolle, die heute die von den einzelnen Staaten selbständig bewilligten Bahnen spielen, während es früher (1890) solche kaum gab. Die Bahnen B. haben einen Wert von etwa 21/4 Milliarden M. Das größte Netz entfällt auf Sao Paulo mit 4828 km, dann folgen Minas Geraes mit 4291 km, Rio de Janeiro mit 2637 km, Rio Grande do Sul mit 1962 km, Bahia mit 1402 km u. s. w. Fünf größere Staaten, Sergipe, Piauhy, Amazonas, Goyaz, Matto Grosso, die mit 4,354.849 km2 mehr als die Hälfte von B. ausmachen, sind von Schienenwegen noch gar nicht berührt. In den nördlichen tropischen Staaten hat Pernambuco das dichteste Bahnnetz, dann folgt Bahia. Auf die gesamten von Bannen durchzogenen Nordstaaten Para, Maranhao, Ceara, Bahia, Rio Grande do Norte kommen 2 km auf 1000 km2, in den südlichen, meist Ackerbau treibenden Rio Grande do Sul, Parana, S. Catarina schon 5·8 km auf 1000 km2 und in den mittleren und entwickeltsten Staaten B., Rio de Janeiro, Espirito Santo, Sao Paulo bereits 13·6 km auf 1000 km2, im Staate Rio de Janeiro sogar 37·5 km auf 1000 km2. Auf ganz B. kommen 0·990 km (gegen 0·908 km in Deutschland), scheidet man aber die Staaten ohne Eisenbahnen aus, so kommen in dem nördlichen Gebiet (Bahia u. s. w.) zwar nur 0·470 km, in dem südlichen (Rio Grande do Sul u. s. w.) dagegen schon 1·410 km und in den mittleren Staaten sogar 1·350 km auf 1000 Einwohner. An der Spitze aller Staaten steht hier der Staat Parana mit 2·55 km auf 1000 Einwohner. II. Gliederung des Bahnnetzes. Nordstaaten. Die Nordstaaten Brasiliens von 5° nördlicher bis etwa zu 15° südlicher Breite, sind etwa 10mal so groß wie Deutschland und machen 2/3 von ganz B. aus. Sie haben Tropencharakter. Ihre wichtigsten Erzeugnisse sind: Kautschuk, Zucker, Kaffe, Kakao und Tabak. Die Gebiete sind nur wenig erschlossen und sehr dünn bevölkert. Sie sind von mächtigen Strömen durchzogen, von denen einzelne wegen der Wasserfälle nicht schiffbar sind. Das Eisenbahnnetz ist in den Nordstaaten nur sehr schwach entwickelt (5000 km). 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versprach man ihr die Zuwendung von brachliegenden Ländereien unter günstigen Bedingungen. Die wichtigste von diesen Bestimmungen war die Zusicherung der Zinsgarantie. Ähnliche Begünstigungen wurden auch anderen, damals entstandenen Gesellschaften gewährt. Die großen Kosten, die dem Staate durch die Bewilligung der Zinsgarantien erwachsen sind, haben dazu geführt, diese Begünstigungen möglichst einzuschränken und die erteilten Garantien abzulösen. Man ist bestrebt, heute neue Bahnen entweder unmittelbar durch den Staat zu bauen und zu verpachten, oder man stattet die Gesellschaften mit anderen Begünstigungen, wie Zollfreiheit u. s. w., aus.
Im Jahre 1867 waren erst rund 600 km Bahnen im Betrieb. Mit dem Kriege gegen Paraguay (1865–1870) trat eine völlige Stockung der Bahnarbeiten ein. Erst einige Jahre nach seiner Beendigung entwickelte sich wieder eine regere Bautätigkeit auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens.
In der Zeit von 1880 bis 1890 entstanden 6575 km neue Bahnen. Mit dem Sturz des Kaiserreichs im Jahre 1889 und den darauf folgenden Unruhen trat wieder eine Stockung im Bau neuer Bahnen ein. Dagegen wurden außerordentlich viele Konzessionen von der jeweiligen Regierung erteilt, um sich beim Volk beliebt zu machen. Ende 1892 gab es 255 Konzessionen für 14.600 km Bahnen, von denen 1894 bereits solche für 4260 km wieder hinfällig geworden waren. Gegen Ende der Neunzigerjahre traten in B. geordnete Verhältnisse ein und kurz darauf setzte auch neuerlich eine rege Bautätigkeit, besonders im Staate Sao Paulo, ein, die noch jetzt andauert und die rege Bautätigkeit vor dem Sturze des Kaiserreichs (1880–1890) wieder erreicht.
Die folgenden, der brasilianischen Statistik entnommenen Zahlen geben ein Bild von der Entwicklung der Bahnen.
1855 15 km 1905 16781 km
1860 222 km 1906 17000 km
1870 745 km 1907 17242 km
1880 3398 km 1908 17605 km
1890 9973 km 1909 18671 km
1900 15316 km 1910 19537 km
Am 1. Januar 1910 waren 19.537 km im Betrieb, wovon 13.504 km von der Union und 6032 von den Einzelstaaten geschaffen wurden; von den Linien der Union wurden 2959 km von ihr selbst betrieben, 6288 km sind verpachtet, 2546 km wurden mit Zinsgarantie und 1170 km ohne Zinsgarantie konzessioniert (s. Tab. S. 487).
Die vom Staate selbst verwalteten Bahnen (Central de Brasil, Oeste de Minas u. s. w.) liegen in den Mittelstaaten Rio de Janeiro, Sao Paulo u. s. w. Die verpachteten Staatsbahnen durchziehen die Nordstaaten (Ceara, Great Western u. s. w.). Die mit Zinsgarantie ausgestatteten Bahnen liegen in den verschiedensten Gebieten B., überwiegend aber durchziehen sie die Mittelstaaten, denen auch fast alle ohne Zinsgarantie gebauten Bahnen angehören. Bemerkenswert ist die große Rolle, die heute die von den einzelnen Staaten selbständig bewilligten Bahnen spielen, während es früher (1890) solche kaum gab.
Die Bahnen B. haben einen Wert von etwa 21/4 Milliarden M. Das größte Netz entfällt auf Sao Paulo mit 4828 km, dann folgen Minas Geraes mit 4291 km, Rio de Janeiro mit 2637 km, Rio Grande do Sul mit 1962 km, Bahia mit 1402 km u. s. w.
Fünf größere Staaten, Sergipe, Piauhy, Amazonas, Goyaz, Matto Grosso, die mit 4,354.849 km2 mehr als die Hälfte von B. ausmachen, sind von Schienenwegen noch gar nicht berührt. In den nördlichen tropischen Staaten hat Pernambuco das dichteste Bahnnetz, dann folgt Bahia. Auf die gesamten von Bannen durchzogenen Nordstaaten Para, Maranhao, Ceara, Bahia, Rio Grande do Norte kommen 2 km auf 1000 km2, in den südlichen, meist Ackerbau treibenden Rio Grande do Sul, Parana, S. Catarina schon 5·8 km auf 1000 km2 und in den mittleren und entwickeltsten Staaten B., Rio de Janeiro, Espirito Santo, Sao Paulo bereits 13·6 km auf 1000 km2, im Staate Rio de Janeiro sogar 37·5 km auf 1000 km2.
Auf ganz B. kommen 0·990 km (gegen 0·908 km in Deutschland), scheidet man aber die Staaten ohne Eisenbahnen aus, so kommen in dem nördlichen Gebiet (Bahia u. s. w.) zwar nur 0·470 km, in dem südlichen (Rio Grande do Sul u. s. w.) dagegen schon 1·410 km und in den mittleren Staaten sogar 1·350 km auf 1000 Einwohner. An der Spitze aller Staaten steht hier der Staat Parana mit 2·55 km auf 1000 Einwohner.
II. Gliederung des Bahnnetzes.
Nordstaaten.
Die Nordstaaten Brasiliens von 5° nördlicher bis etwa zu 15° südlicher Breite, sind etwa 10mal so groß wie Deutschland und machen 2/3 von ganz B. aus. Sie haben Tropencharakter. Ihre wichtigsten Erzeugnisse sind: Kautschuk, Zucker, Kaffe, Kakao und Tabak. Die Gebiete sind nur wenig erschlossen und sehr dünn bevölkert. Sie sind von mächtigen Strömen durchzogen, von denen einzelne wegen der Wasserfälle nicht schiffbar sind. Das Eisenbahnnetz ist in den Nordstaaten nur sehr schwach entwickelt (5000 km).
Im Gebiete Amazonas (1,897.000 km2) spielen die Eisenbahnen gegenüber dem mächtigen Wasserverkehr nur eine ganz untergeordnete Rolle. Es gibt jetzt (1911) nur
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