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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912.

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Daß jedoch alle diese Schwierigkeiten überwunden werden können, zeigen die Pflanzungen an den niederländischen Staatsbahnen. Im Jahre 1879 bildete sich unter dem Namen "Een nationaal belang" eine Genossenschaft von Baumzüchtern und schloß mit der Gesellschaft zum Betriebe der Staatsbahnen einen Vertrag wegen B. der Böschungen und sonstigen der Gesellschaft gehörigen Ländereien, der die Genehmigung des Handelsministeriums erhielt. Die Genossenschaft verpflichtete sich, die ihr übergebenen Grundflächen unter Aufsicht des Bahnpersonals auf eigene Kosten und Gefahr zu bepflanzen, für die Erhaltung Sorge zu tragen und die bestehenden Grasflächen tunlichst zu schonen. Der Reinertrag aus der Grasnutzung und ein Dritteil des Reinertrages aus dem Verkauf von Früchten u. s. w. ist an die Bahnverwaltung abzuliefern. Die Anpflanzungen bleiben Eigentum der Genossenschaft. Werden bepflanzte Flächen für Betriebszwecke benötigt, so hat die Genossenschaft die Pflanzen innerhalb eines Monates auf eigene Kosten zu entfernen. Die Beförderung der Pflanzen, des Arbeitsgeräts und des mit der B. betrauten Personals erfolgt kostenlos. Dieser Vertrag wurde zunächst mit der Gesellschaft zum Betriebe der Staatsbahnen auf 25 Jahre abgeschlossen; zurzeit (1910) steht die Genossen-schaft auch mit der holländischen Eisenbahngesellschaft im Vertragsverhältnis.

Die Pflanzungen gedeihen und die Genossenschaft hat bei einem Kapital von 60.000 holl. Gulden (= 101.250 M.) im Jahre 1909, das sie in ihrem Geschäftsberichte als schlecht bezeichnet, für Früchte


u. s. w. einen Erlös von9.551 M.
erzielt; nach Abzug der Betriebsausgaben von3.789 M.
verblieben5.762 M.
die folgendermaßen verteilt wurden:
Gesellschaft für den Betrieb der Staatsbahnen2.439 M.
Holländische Eisenbahngesellschaft744 M.
21/2 % Dividende der Genossenschaft2.532 M.
Saldo47 M.

Es wurden gepflanzt: Äpfel-, Birn- und Pflaumenbäume, Stachel-, Himbeer- und Johannisbeersträucher, Kohl, Kartoffeln, Rüben, Zwiebeln und Korbweiden.

Aus den in den Niederlanden gewonnenen Erfahrungen ergab sich bezüglich der Behandlung der Anpflanzungen folgendes:

1. Wo sich der Boden für Weidenbau eignet, ist dieser am schnellsten gewinnbringend. 2. Obstbäume sollten nur in nicht allzu magerem Boden gepflanzt werden. 3. Der Boden rings um die Obstbäume muß von Gras und Unkraut rein gehalten und reichlich gedüngt werden. 4. Für die Instandhaltung der Bäume ist stets Aufsicht erforderlich. 5. Für Äpfel und Birnen empfiehlt sich die Wahl von frühen Sorten.

In Deutschland und Österreich wurde hauptsächlich der Weidenkultur Sorgfalt zugewendet. Ausgedehntere B. mit Weiden finden sich besonders an Materialgewinnungsplätzen (Ausschachtungen), die bis zur Sohle des Grundwassers oder auch unter diese reichen. Gewöhnlich werden Parallelgräben ausgehoben, mit dem gewonnenen Material kleine Dämme gebildet und diese bepflanzt. Im Gebiete des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen ist die Frage der B. noch immer strittig; doch haben sich in neuerer Zeit besonders Betriebsfachmänner vielfach gegen die B. ausgesprochen.

In Belgien bestehen hauptsächlich lebende Einfriedungen aus Äpfel- und Birnbäumen in Spalieren. Mit diesen Pflanzen wurden gute Erfolge erzielt; das gleiche gilt von den in Frankreich bestehenden Kulturen. In England sind lebende Hecken gepflanzt, die Böschungen bloß berast.

In Amerika legte die Besorgnis, daß das rasche Steigen der Holzpreise die Kosten für die Schwellen zu einer unerträglichen Höhe hinaufschrauben werde, den Gedanken nahe, die erträgnislosen, sehr ausgedehnten Ländereien der Eisenbahnen (right of way) mit Bäumen zu bepflanzen und zur Erzeugung von Schwellen zu benützen. Schon in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts pflanzte die St. Louis, Iron Mountain & Southern Ry. Hunderttausende von Bäumen; ihrem Beispiele folgten viele andere Eisenbahnen. Man bevorzugte damals die weiße Esche, schwarze Walnuß, die wilde Kirsche, Ailanthus u. a. Die anfangs dicht stehenden Bäume ergaben in den ersten Jahrzehnten beim Verdünnen Hölzer für die Einfriedungen und sollten später Telegraphenstangen und Schwellenhölzer liefern. In den ersten 40 Jahren haben diese Versuche - soweit es sich um Schwellen handelte - kein befriedigendes Ergebnis gehabt. Trotzdem haben mehrere große Eisenbahnen neuerdings Hunderttausende von Bäumen gepflanzt, wobei besonders die echte Kastanie und Catalpa speciosa als ausgezeichnete Schwellenhölzer bevorzugt wurden. Das Ergebnis dieser Versuche ist abzuwarten.

C. Neuerdings werden zuweilen Anpflanzungen auf Dämmen oder ungenützten Flächen zwecks Verschönerung des Landschaftsbildes durchgeführt. Diese Anpflanzungen lassen sich mit geringen Kosten herstellen, weil keine vollständige B. der Flächen, sondern nur die Anordnung von einzelnen Baumgruppen erforderlich wird, für die man vorteilhaft immergrüne Bäume und Sträucher verwenden kann.

D. Über Nutz- und Zierpflanzungen auf Bahnhöfen s. Bahnhofgärten.

E. Zu erwähnen ist die B. mit dem Fieberbaum (Eucalyptus), der in den südlichen Lagen Europas leicht gedeiht und ähnlich wie

Daß jedoch alle diese Schwierigkeiten überwunden werden können, zeigen die Pflanzungen an den niederländischen Staatsbahnen. Im Jahre 1879 bildete sich unter dem Namen „Een nationaal belang“ eine Genossenschaft von Baumzüchtern und schloß mit der Gesellschaft zum Betriebe der Staatsbahnen einen Vertrag wegen B. der Böschungen und sonstigen der Gesellschaft gehörigen Ländereien, der die Genehmigung des Handelsministeriums erhielt. Die Genossenschaft verpflichtete sich, die ihr übergebenen Grundflächen unter Aufsicht des Bahnpersonals auf eigene Kosten und Gefahr zu bepflanzen, für die Erhaltung Sorge zu tragen und die bestehenden Grasflächen tunlichst zu schonen. Der Reinertrag aus der Grasnutzung und ein Dritteil des Reinertrages aus dem Verkauf von Früchten u. s. w. ist an die Bahnverwaltung abzuliefern. Die Anpflanzungen bleiben Eigentum der Genossenschaft. Werden bepflanzte Flächen für Betriebszwecke benötigt, so hat die Genossenschaft die Pflanzen innerhalb eines Monates auf eigene Kosten zu entfernen. Die Beförderung der Pflanzen, des Arbeitsgeräts und des mit der B. betrauten Personals erfolgt kostenlos. Dieser Vertrag wurde zunächst mit der Gesellschaft zum Betriebe der Staatsbahnen auf 25 Jahre abgeschlossen; zurzeit (1910) steht die Genossen-schaft auch mit der holländischen Eisenbahngesellschaft im Vertragsverhältnis.

Die Pflanzungen gedeihen und die Genossenschaft hat bei einem Kapital von 60.000 holl. Gulden (= 101.250 M.) im Jahre 1909, das sie in ihrem Geschäftsberichte als schlecht bezeichnet, für Früchte


u. s. w. einen Erlös von9.551 M.
erzielt; nach Abzug der Betriebsausgaben von3.789 M.
verblieben5.762 M.
die folgendermaßen verteilt wurden:
Gesellschaft für den Betrieb der Staatsbahnen2.439 M.
Holländische Eisenbahngesellschaft744 M.
21/2 % Dividende der Genossenschaft2.532 M.
Saldo47 M.

Es wurden gepflanzt: Äpfel-, Birn- und Pflaumenbäume, Stachel-, Himbeer- und Johannisbeersträucher, Kohl, Kartoffeln, Rüben, Zwiebeln und Korbweiden.

Aus den in den Niederlanden gewonnenen Erfahrungen ergab sich bezüglich der Behandlung der Anpflanzungen folgendes:

1. Wo sich der Boden für Weidenbau eignet, ist dieser am schnellsten gewinnbringend. 2. Obstbäume sollten nur in nicht allzu magerem Boden gepflanzt werden. 3. Der Boden rings um die Obstbäume muß von Gras und Unkraut rein gehalten und reichlich gedüngt werden. 4. Für die Instandhaltung der Bäume ist stets Aufsicht erforderlich. 5. Für Äpfel und Birnen empfiehlt sich die Wahl von frühen Sorten.

In Deutschland und Österreich wurde hauptsächlich der Weidenkultur Sorgfalt zugewendet. Ausgedehntere B. mit Weiden finden sich besonders an Materialgewinnungsplätzen (Ausschachtungen), die bis zur Sohle des Grundwassers oder auch unter diese reichen. Gewöhnlich werden Parallelgräben ausgehoben, mit dem gewonnenen Material kleine Dämme gebildet und diese bepflanzt. Im Gebiete des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen ist die Frage der B. noch immer strittig; doch haben sich in neuerer Zeit besonders Betriebsfachmänner vielfach gegen die B. ausgesprochen.

In Belgien bestehen hauptsächlich lebende Einfriedungen aus Äpfel- und Birnbäumen in Spalieren. Mit diesen Pflanzen wurden gute Erfolge erzielt; das gleiche gilt von den in Frankreich bestehenden Kulturen. In England sind lebende Hecken gepflanzt, die Böschungen bloß berast.

In Amerika legte die Besorgnis, daß das rasche Steigen der Holzpreise die Kosten für die Schwellen zu einer unerträglichen Höhe hinaufschrauben werde, den Gedanken nahe, die erträgnislosen, sehr ausgedehnten Ländereien der Eisenbahnen (right of way) mit Bäumen zu bepflanzen und zur Erzeugung von Schwellen zu benützen. Schon in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts pflanzte die St. Louis, Iron Mountain & Southern Ry. Hunderttausende von Bäumen; ihrem Beispiele folgten viele andere Eisenbahnen. Man bevorzugte damals die weiße Esche, schwarze Walnuß, die wilde Kirsche, Ailanthus u. a. Die anfangs dicht stehenden Bäume ergaben in den ersten Jahrzehnten beim Verdünnen Hölzer für die Einfriedungen und sollten später Telegraphenstangen und Schwellenhölzer liefern. In den ersten 40 Jahren haben diese Versuche – soweit es sich um Schwellen handelte – kein befriedigendes Ergebnis gehabt. Trotzdem haben mehrere große Eisenbahnen neuerdings Hunderttausende von Bäumen gepflanzt, wobei besonders die echte Kastanie und Catalpa speciosa als ausgezeichnete Schwellenhölzer bevorzugt wurden. Das Ergebnis dieser Versuche ist abzuwarten.

C. Neuerdings werden zuweilen Anpflanzungen auf Dämmen oder ungenützten Flächen zwecks Verschönerung des Landschaftsbildes durchgeführt. Diese Anpflanzungen lassen sich mit geringen Kosten herstellen, weil keine vollständige B. der Flächen, sondern nur die Anordnung von einzelnen Baumgruppen erforderlich wird, für die man vorteilhaft immergrüne Bäume und Sträucher verwenden kann.

D. Über Nutz- und Zierpflanzungen auf Bahnhöfen s. Bahnhofgärten.

E. Zu erwähnen ist die B. mit dem Fieberbaum (Eucalyptus), der in den südlichen Lagen Europas leicht gedeiht und ähnlich wie

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[205/0215] Daß jedoch alle diese Schwierigkeiten überwunden werden können, zeigen die Pflanzungen an den niederländischen Staatsbahnen. Im Jahre 1879 bildete sich unter dem Namen „Een nationaal belang“ eine Genossenschaft von Baumzüchtern und schloß mit der Gesellschaft zum Betriebe der Staatsbahnen einen Vertrag wegen B. der Böschungen und sonstigen der Gesellschaft gehörigen Ländereien, der die Genehmigung des Handelsministeriums erhielt. Die Genossenschaft verpflichtete sich, die ihr übergebenen Grundflächen unter Aufsicht des Bahnpersonals auf eigene Kosten und Gefahr zu bepflanzen, für die Erhaltung Sorge zu tragen und die bestehenden Grasflächen tunlichst zu schonen. Der Reinertrag aus der Grasnutzung und ein Dritteil des Reinertrages aus dem Verkauf von Früchten u. s. w. ist an die Bahnverwaltung abzuliefern. Die Anpflanzungen bleiben Eigentum der Genossenschaft. Werden bepflanzte Flächen für Betriebszwecke benötigt, so hat die Genossenschaft die Pflanzen innerhalb eines Monates auf eigene Kosten zu entfernen. Die Beförderung der Pflanzen, des Arbeitsgeräts und des mit der B. betrauten Personals erfolgt kostenlos. Dieser Vertrag wurde zunächst mit der Gesellschaft zum Betriebe der Staatsbahnen auf 25 Jahre abgeschlossen; zurzeit (1910) steht die Genossen-schaft auch mit der holländischen Eisenbahngesellschaft im Vertragsverhältnis. Die Pflanzungen gedeihen und die Genossenschaft hat bei einem Kapital von 60.000 holl. Gulden (= 101.250 M.) im Jahre 1909, das sie in ihrem Geschäftsberichte als schlecht bezeichnet, für Früchte u. s. w. einen Erlös von 9.551 M. erzielt; nach Abzug der Betriebsausgaben von 3.789 M. verblieben 5.762 M. die folgendermaßen verteilt wurden: Gesellschaft für den Betrieb der Staatsbahnen 2.439 M. Holländische Eisenbahngesellschaft 744 M. 21/2 % Dividende der Genossenschaft 2.532 M. Saldo 47 M. Es wurden gepflanzt: Äpfel-, Birn- und Pflaumenbäume, Stachel-, Himbeer- und Johannisbeersträucher, Kohl, Kartoffeln, Rüben, Zwiebeln und Korbweiden. Aus den in den Niederlanden gewonnenen Erfahrungen ergab sich bezüglich der Behandlung der Anpflanzungen folgendes: 1. Wo sich der Boden für Weidenbau eignet, ist dieser am schnellsten gewinnbringend. 2. Obstbäume sollten nur in nicht allzu magerem Boden gepflanzt werden. 3. Der Boden rings um die Obstbäume muß von Gras und Unkraut rein gehalten und reichlich gedüngt werden. 4. Für die Instandhaltung der Bäume ist stets Aufsicht erforderlich. 5. Für Äpfel und Birnen empfiehlt sich die Wahl von frühen Sorten. In Deutschland und Österreich wurde hauptsächlich der Weidenkultur Sorgfalt zugewendet. Ausgedehntere B. mit Weiden finden sich besonders an Materialgewinnungsplätzen (Ausschachtungen), die bis zur Sohle des Grundwassers oder auch unter diese reichen. Gewöhnlich werden Parallelgräben ausgehoben, mit dem gewonnenen Material kleine Dämme gebildet und diese bepflanzt. Im Gebiete des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen ist die Frage der B. noch immer strittig; doch haben sich in neuerer Zeit besonders Betriebsfachmänner vielfach gegen die B. ausgesprochen. In Belgien bestehen hauptsächlich lebende Einfriedungen aus Äpfel- und Birnbäumen in Spalieren. Mit diesen Pflanzen wurden gute Erfolge erzielt; das gleiche gilt von den in Frankreich bestehenden Kulturen. In England sind lebende Hecken gepflanzt, die Böschungen bloß berast. In Amerika legte die Besorgnis, daß das rasche Steigen der Holzpreise die Kosten für die Schwellen zu einer unerträglichen Höhe hinaufschrauben werde, den Gedanken nahe, die erträgnislosen, sehr ausgedehnten Ländereien der Eisenbahnen (right of way) mit Bäumen zu bepflanzen und zur Erzeugung von Schwellen zu benützen. Schon in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts pflanzte die St. Louis, Iron Mountain & Southern Ry. Hunderttausende von Bäumen; ihrem Beispiele folgten viele andere Eisenbahnen. Man bevorzugte damals die weiße Esche, schwarze Walnuß, die wilde Kirsche, Ailanthus u. a. Die anfangs dicht stehenden Bäume ergaben in den ersten Jahrzehnten beim Verdünnen Hölzer für die Einfriedungen und sollten später Telegraphenstangen und Schwellenhölzer liefern. In den ersten 40 Jahren haben diese Versuche – soweit es sich um Schwellen handelte – kein befriedigendes Ergebnis gehabt. Trotzdem haben mehrere große Eisenbahnen neuerdings Hunderttausende von Bäumen gepflanzt, wobei besonders die echte Kastanie und Catalpa speciosa als ausgezeichnete Schwellenhölzer bevorzugt wurden. Das Ergebnis dieser Versuche ist abzuwarten. C. Neuerdings werden zuweilen Anpflanzungen auf Dämmen oder ungenützten Flächen zwecks Verschönerung des Landschaftsbildes durchgeführt. Diese Anpflanzungen lassen sich mit geringen Kosten herstellen, weil keine vollständige B. der Flächen, sondern nur die Anordnung von einzelnen Baumgruppen erforderlich wird, für die man vorteilhaft immergrüne Bäume und Sträucher verwenden kann. D. Über Nutz- und Zierpflanzungen auf Bahnhöfen s. Bahnhofgärten. E. Zu erwähnen ist die B. mit dem Fieberbaum (Eucalyptus), der in den südlichen Lagen Europas leicht gedeiht und ähnlich wie

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen02_1912/215>, abgerufen am 14.08.2024.