Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912.

Bild:
<< vorherige Seite

white) oder der Farbenqualität entsprechend gut brennbar und usancegemäß unentzündlich ist, nicht stockt, und während eines Tages in einem offenen, weißen Glas der Luft und dem Licht ausgesetzt, nicht nachdunkelt.

Das raffinierte Petroleum hat ein spezifisches Gewicht von 0·78-0·86, siedet bei ungefähr 150° C, brennt nur mit Hilfe eines Dochtes; es entwickelt dabei Licht und Wärme. 1 kg Petroleum verdampft 18 l Wasser.

Reines Petroleum von dem angegebenen spezifischen Gewicht ist durchaus ungefährlich; besonders gilt dies von den farblosen, schwach riechenden Produkten.

Leuchtöl von dem spezifischen Gewichte der guten Petroleumsorten (etwa 0·800-0·820) wird fälschlich durch Mischung von schweren Ölen mit Leichtölen hergestellt. Diese Mischungen sind höchst feuergefährlich.

Außer der Bestimmung des spezifischen Gewichts des Petroleums spielt daher die Ermittlung des Entflammungs- und Entzündungspunktes (fire-test) des raffinierten Petroleums im Handelsverkehr eine sehr wichtige Rolle.

Nach Burgmann bezeichnet man als Entflammungspunkt jenen, bei dem das untersuchte Petroleum Dämpfe abzugeben anfängt, die sich beim Nähern einer Flamme entzünden; dagegen wird als Entzündungstemperatur jener Wärmegrad bezeichnet, bei dem sich das betreffende Petroleum allmählich durch die fortdauernde Wärmezufuhr von selbst entzündet.

Nach dem deutschen Reichsgesetz vom 24. Februar 1882 ist Petroleum, dessen Dampf in der Abelschen Probe bei einem Druck von 760 mm unter 21° C entzündlich ist, beim Verkauf als feuergefährlich zu betrachten.

D. Spiritus (spirit; esprit de vin; spirito) mehr oder weniger reiner Alkohol, der aus zuckerhaltigen Flüssigkeiten durch Gärung und Destillation gewonnen wird.

Der zu Heiz- und Beleuchtungszwecken dienende Spiritus enthält bis über 90 Volumprozente Alkohol.

E. Leuchtgas.

Als solches bezeichnet man die mit leuchtender Flamme brennenden Gasgemische, die durch Erhitzen unter Luftabschluß aus Steinkohlen, Braunkohlen, Holz, Torf, bituminösen Schiefern, Öl, Harz, Fettabfällen, Schieferöl, Petroleum, Petroleumrückständen, Teerölen u. dgl. durch Zersetzen von Kalziumkarbid, durch Imprägnieren von Luft mit Dämpfen flüchtiger Kohlenwasserstoffe oder durch Einwirkung von Wasserdampf auf glühende Kohle gewonnen werden.

1. Steinkohlengas. Dieses am häufigsten verwendete Gas besteht aus einem Gemisch von Wasserstoff, Methan, schweren Kohlenwasserstoffen (vorwiegend Äthylen und Benzol), Kohlenoxyd, Kohlensäure und Stickstoff.

Die Zusammensetzung nach Volumen und Gewicht ist folgende:


VolumenGewicht
% %
Wasserstoff477·4
Methan3442·8
Äthylen3·88·4
Benzol1·27·4
Kohlenoxyd919·9
Kohlensäure2·58·6
Stickstoff2·55·5

2. Braunkohlengas.

3. Holzgas.

4. Torfgas.

Die drei letztgenannten Gasarten werden nur äußerst selten, u. zw. dann, wenn für die Beschaffung des Rohmateriales sehr günstige Bedingungen bestehen, erzeugt.

5. Ölgas (Fettgas), das aus Ölen, starren Fetten, Fettabfällen aus Schlachthäusern, den seifehältigen Waschwässern der Streich- und Kammgarnfabriken hergestellt wird, besitzt bis dreimal stärkere Leuchtkraft als Steinkohlengas.

Das aus den schweren Destillationsprodukten und Destillationsrückständen des Erdöls, aus Braunkohlenteerölen und Schieferölen dargestellte Gas wird ebenfalls als Ölgas oder Fettgas bezeichnet. Es findet weitgehende Verwendung bei der B. der Eisenbahnwagen (s. d.).

6. Blaugas (nach dem Erfinder, Blau, genannt) ist ein durch Druck ohne Kälte verflüssigtes Olgas, das in Stahlflaschen versandt wird. Die zur Verwendung dieses Gases erforderliche Apparatur besteht aus einem Druckkessel, in den das Gas aus den Flaschen eingelassen wird, und aus einem Regler, der in der Verteilungsleitung einen gleichmäßigen Druck hält. Zur Beleuchtung dient hängendes Gasglühlicht.

7. Azetylen, das durch Zersetzen von Kalziumkarbid mit Wasser gewonnen wird, ist ein farbloses Gas, das im reinen Zustand aus 92·3% Kohlenstoff und 7·7% Wasserstoff (Gewichtsteile) besteht, ein spezifisches Gewicht von 0·906 besitzt und einen angenehm ätherischen Geruch hat.

Mit 1·25-20 Vol. Luft bildet Azetylen ein explosives Gemenge. Seine Entzündungstemperatur liegt bei 480° C. Reines Azetylen explodiert bei einem Druck von 2 Atmosphären. Komprimiertes Azetylen verliert seine Explosionsfähigkeit, wenn es in Azeton gelöst und in einen Rezipienten gefüllt wird, der Kieselgur enthält. Azetylen brennt mit hell leuchtender, stark rußender Flamme.

8. Luftgas (Aerogengas, Benoidgas, Pentaingas u. s. w.) erhält man, indem man Luft mit Dämpfen flüchtiger Kohlenwasserstoffe (Gasolin u. s. w.) imprägniert. Die Herstellung erfolgt mit Hilfe verschiedener Apparate, z. B. mit der Amberger Gasmaschine, mit dem Benoidgasapparat u. s. w. Das Luftgas besitzt höheren Heizwert als das Steinkohlengas. Da es kein Kohlenoxyd enthält, ist es nicht giftig.

white) oder der Farbenqualität entsprechend gut brennbar und usancegemäß unentzündlich ist, nicht stockt, und während eines Tages in einem offenen, weißen Glas der Luft und dem Licht ausgesetzt, nicht nachdunkelt.

Das raffinierte Petroleum hat ein spezifisches Gewicht von 0·78–0·86, siedet bei ungefähr 150° C, brennt nur mit Hilfe eines Dochtes; es entwickelt dabei Licht und Wärme. 1 kg Petroleum verdampft 18 l Wasser.

Reines Petroleum von dem angegebenen spezifischen Gewicht ist durchaus ungefährlich; besonders gilt dies von den farblosen, schwach riechenden Produkten.

Leuchtöl von dem spezifischen Gewichte der guten Petroleumsorten (etwa 0·800–0·820) wird fälschlich durch Mischung von schweren Ölen mit Leichtölen hergestellt. Diese Mischungen sind höchst feuergefährlich.

Außer der Bestimmung des spezifischen Gewichts des Petroleums spielt daher die Ermittlung des Entflammungs- und Entzündungspunktes (fire-test) des raffinierten Petroleums im Handelsverkehr eine sehr wichtige Rolle.

Nach Burgmann bezeichnet man als Entflammungspunkt jenen, bei dem das untersuchte Petroleum Dämpfe abzugeben anfängt, die sich beim Nähern einer Flamme entzünden; dagegen wird als Entzündungstemperatur jener Wärmegrad bezeichnet, bei dem sich das betreffende Petroleum allmählich durch die fortdauernde Wärmezufuhr von selbst entzündet.

Nach dem deutschen Reichsgesetz vom 24. Februar 1882 ist Petroleum, dessen Dampf in der Abelschen Probe bei einem Druck von 760 mm unter 21° C entzündlich ist, beim Verkauf als feuergefährlich zu betrachten.

D. Spiritus (spirit; esprit de vin; spirito) mehr oder weniger reiner Alkohol, der aus zuckerhaltigen Flüssigkeiten durch Gärung und Destillation gewonnen wird.

Der zu Heiz- und Beleuchtungszwecken dienende Spiritus enthält bis über 90 Volumprozente Alkohol.

E. Leuchtgas.

Als solches bezeichnet man die mit leuchtender Flamme brennenden Gasgemische, die durch Erhitzen unter Luftabschluß aus Steinkohlen, Braunkohlen, Holz, Torf, bituminösen Schiefern, Öl, Harz, Fettabfällen, Schieferöl, Petroleum, Petroleumrückständen, Teerölen u. dgl. durch Zersetzen von Kalziumkarbid, durch Imprägnieren von Luft mit Dämpfen flüchtiger Kohlenwasserstoffe oder durch Einwirkung von Wasserdampf auf glühende Kohle gewonnen werden.

1. Steinkohlengas. Dieses am häufigsten verwendete Gas besteht aus einem Gemisch von Wasserstoff, Methan, schweren Kohlenwasserstoffen (vorwiegend Äthylen und Benzol), Kohlenoxyd, Kohlensäure und Stickstoff.

Die Zusammensetzung nach Volumen und Gewicht ist folgende:


VolumenGewicht
% %
Wasserstoff477·4
Methan3442·8
Äthylen3·88·4
Benzol1·27·4
Kohlenoxyd919·9
Kohlensäure2·58·6
Stickstoff2·55·5

2. Braunkohlengas.

3. Holzgas.

4. Torfgas.

Die drei letztgenannten Gasarten werden nur äußerst selten, u. zw. dann, wenn für die Beschaffung des Rohmateriales sehr günstige Bedingungen bestehen, erzeugt.

5. Ölgas (Fettgas), das aus Ölen, starren Fetten, Fettabfällen aus Schlachthäusern, den seifehältigen Waschwässern der Streich- und Kammgarnfabriken hergestellt wird, besitzt bis dreimal stärkere Leuchtkraft als Steinkohlengas.

Das aus den schweren Destillationsprodukten und Destillationsrückständen des Erdöls, aus Braunkohlenteerölen und Schieferölen dargestellte Gas wird ebenfalls als Ölgas oder Fettgas bezeichnet. Es findet weitgehende Verwendung bei der B. der Eisenbahnwagen (s. d.).

6. Blaugas (nach dem Erfinder, Blau, genannt) ist ein durch Druck ohne Kälte verflüssigtes Olgas, das in Stahlflaschen versandt wird. Die zur Verwendung dieses Gases erforderliche Apparatur besteht aus einem Druckkessel, in den das Gas aus den Flaschen eingelassen wird, und aus einem Regler, der in der Verteilungsleitung einen gleichmäßigen Druck hält. Zur Beleuchtung dient hängendes Gasglühlicht.

7. Azetylen, das durch Zersetzen von Kalziumkarbid mit Wasser gewonnen wird, ist ein farbloses Gas, das im reinen Zustand aus 92·3% Kohlenstoff und 7·7% Wasserstoff (Gewichtsteile) besteht, ein spezifisches Gewicht von 0·906 besitzt und einen angenehm ätherischen Geruch hat.

Mit 1·25–20 Vol. Luft bildet Azetylen ein explosives Gemenge. Seine Entzündungstemperatur liegt bei 480° C. Reines Azetylen explodiert bei einem Druck von 2 Atmosphären. Komprimiertes Azetylen verliert seine Explosionsfähigkeit, wenn es in Azeton gelöst und in einen Rezipienten gefüllt wird, der Kieselgur enthält. Azetylen brennt mit hell leuchtender, stark rußender Flamme.

8. Luftgas (Aerogengas, Benoidgas, Pentaingas u. s. w.) erhält man, indem man Luft mit Dämpfen flüchtiger Kohlenwasserstoffe (Gasolin u. s. w.) imprägniert. Die Herstellung erfolgt mit Hilfe verschiedener Apparate, z. B. mit der Amberger Gasmaschine, mit dem Benoidgasapparat u. s. w. Das Luftgas besitzt höheren Heizwert als das Steinkohlengas. Da es kein Kohlenoxyd enthält, ist es nicht giftig.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#i"><pb facs="#f0152" n="143"/>
white)</hi> oder der Farbenqualität entsprechend gut brennbar und usancegemäß unentzündlich ist, nicht stockt, und während eines Tages in einem offenen, weißen Glas der Luft und dem Licht ausgesetzt, nicht nachdunkelt.</p><lb/>
          <p>Das raffinierte Petroleum hat ein spezifisches Gewicht von 0·78&#x2013;0·86, siedet bei ungefähr 150° C, brennt nur mit Hilfe eines Dochtes; es entwickelt dabei Licht und Wärme. 1 <hi rendition="#i">kg</hi> Petroleum verdampft 18 <hi rendition="#i">l</hi> Wasser.</p><lb/>
          <p>Reines Petroleum von dem angegebenen spezifischen Gewicht ist durchaus ungefährlich; besonders gilt dies von den farblosen, schwach riechenden Produkten.</p><lb/>
          <p>Leuchtöl von dem spezifischen Gewichte der guten Petroleumsorten (etwa 0·800&#x2013;0·820) wird fälschlich durch Mischung von schweren Ölen mit Leichtölen hergestellt. Diese Mischungen sind höchst feuergefährlich.</p><lb/>
          <p>Außer der Bestimmung des spezifischen Gewichts des Petroleums spielt daher die Ermittlung des Entflammungs- und Entzündungspunktes <hi rendition="#i">(fire-test)</hi> des raffinierten Petroleums im Handelsverkehr eine sehr wichtige Rolle.</p><lb/>
          <p>Nach Burgmann bezeichnet man als Entflammungspunkt jenen, bei dem das untersuchte Petroleum Dämpfe abzugeben anfängt, die sich beim Nähern einer Flamme entzünden; dagegen wird als Entzündungstemperatur jener Wärmegrad bezeichnet, bei dem sich das betreffende Petroleum allmählich durch die fortdauernde Wärmezufuhr von selbst entzündet.</p><lb/>
          <p>Nach dem deutschen Reichsgesetz vom 24. Februar 1882 ist Petroleum, dessen Dampf in der Abelschen Probe bei einem Druck von 760 <hi rendition="#i">mm</hi> unter 21° C entzündlich ist, beim Verkauf als feuergefährlich zu betrachten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">D.</hi><hi rendition="#g">Spiritus</hi><hi rendition="#i">(spirit; esprit de vin; spirito)</hi> mehr oder weniger reiner Alkohol, der aus zuckerhaltigen Flüssigkeiten durch Gärung und Destillation gewonnen wird.</p><lb/>
          <p>Der zu Heiz- und Beleuchtungszwecken dienende Spiritus enthält bis über 90 Volumprozente Alkohol.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">E.</hi><hi rendition="#g">Leuchtgas</hi>.</p><lb/>
          <p>Als solches bezeichnet man die mit leuchtender Flamme brennenden Gasgemische, die durch Erhitzen unter Luftabschluß aus Steinkohlen, Braunkohlen, Holz, Torf, bituminösen Schiefern, Öl, Harz, Fettabfällen, Schieferöl, Petroleum, Petroleumrückständen, Teerölen u. dgl. durch Zersetzen von Kalziumkarbid, durch Imprägnieren von Luft mit Dämpfen flüchtiger Kohlenwasserstoffe oder durch Einwirkung von Wasserdampf auf glühende Kohle gewonnen werden.</p><lb/>
          <p>1. <hi rendition="#g">Steinkohlengas</hi>. Dieses am häufigsten verwendete Gas besteht aus einem Gemisch von Wasserstoff, Methan, schweren Kohlenwasserstoffen (vorwiegend Äthylen und Benzol), Kohlenoxyd, Kohlensäure und Stickstoff.</p><lb/>
          <p>Die Zusammensetzung nach Volumen und Gewicht ist folgende:</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
              <cell>Volumen</cell>
              <cell>Gewicht</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell/>
              <cell> <hi rendition="#i">%</hi> </cell>
              <cell> <hi rendition="#i">%</hi> </cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Wasserstoff</cell>
              <cell>47</cell>
              <cell>7·4</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Methan</cell>
              <cell>34</cell>
              <cell>42·8</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Äthylen</cell>
              <cell>3·8</cell>
              <cell>8·4</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Benzol</cell>
              <cell>1·2</cell>
              <cell>7·4</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Kohlenoxyd</cell>
              <cell>9</cell>
              <cell>19·9</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Kohlensäure</cell>
              <cell>2·5</cell>
              <cell>8·6</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Stickstoff</cell>
              <cell>2·5</cell>
              <cell>5·5</cell>
            </row><lb/>
          </table>
          <p>2. <hi rendition="#g">Braunkohlengas</hi>.</p><lb/>
          <p>3. <hi rendition="#g">Holzgas</hi>.</p><lb/>
          <p>4. <hi rendition="#g">Torfgas.</hi></p><lb/>
          <p>Die drei letztgenannten Gasarten werden nur äußerst selten, u. zw. dann, wenn für die Beschaffung des Rohmateriales sehr günstige Bedingungen bestehen, erzeugt.</p><lb/>
          <p>5. <hi rendition="#g">Ölgas</hi> (Fettgas), das aus Ölen, starren Fetten, Fettabfällen aus Schlachthäusern, den seifehältigen Waschwässern der Streich- und Kammgarnfabriken hergestellt wird, besitzt bis dreimal stärkere Leuchtkraft als Steinkohlengas.</p><lb/>
          <p>Das aus den schweren Destillationsprodukten und Destillationsrückständen des Erdöls, aus Braunkohlenteerölen und Schieferölen dargestellte Gas wird ebenfalls als <hi rendition="#g">Ölgas</hi> oder <hi rendition="#g">Fettgas</hi> bezeichnet. Es findet weitgehende Verwendung bei der B. der Eisenbahnwagen (s. d.).</p><lb/>
          <p>6. <hi rendition="#g">Blaugas</hi> (nach dem Erfinder, Blau, genannt) ist ein durch Druck ohne Kälte verflüssigtes Olgas, das in Stahlflaschen versandt wird. Die zur Verwendung dieses Gases erforderliche Apparatur besteht aus einem Druckkessel, in den das Gas aus den Flaschen eingelassen wird, und aus einem Regler, der in der Verteilungsleitung einen gleichmäßigen Druck hält. Zur Beleuchtung dient hängendes Gasglühlicht.</p><lb/>
          <p>7. <hi rendition="#g">Azetylen</hi>, das durch Zersetzen von Kalziumkarbid mit Wasser gewonnen wird, ist ein farbloses Gas, das im reinen Zustand aus 92·3<hi rendition="#i">%</hi> Kohlenstoff und 7·7<hi rendition="#i">%</hi> Wasserstoff (Gewichtsteile) besteht, ein spezifisches Gewicht von 0·906 besitzt und einen angenehm ätherischen Geruch hat.</p><lb/>
          <p>Mit 1·25&#x2013;20 Vol. Luft bildet Azetylen ein explosives Gemenge. Seine Entzündungstemperatur liegt bei 480° C. Reines Azetylen explodiert bei einem Druck von 2 Atmosphären. Komprimiertes Azetylen verliert seine Explosionsfähigkeit, wenn es in Azeton gelöst und in einen Rezipienten gefüllt wird, der Kieselgur enthält. Azetylen brennt mit hell leuchtender, stark rußender Flamme.</p><lb/>
          <p>8. <hi rendition="#g">Luftgas</hi> (Aerogengas, Benoidgas, Pentaingas u. s. w.) erhält man, indem man Luft mit Dämpfen flüchtiger Kohlenwasserstoffe (Gasolin u. s. w.) imprägniert. Die Herstellung erfolgt mit Hilfe verschiedener Apparate, z. B. mit der <hi rendition="#g">Amberger Gasmaschine</hi>, mit dem <hi rendition="#g">Benoidgasapparat</hi> u. s. w. Das Luftgas besitzt höheren Heizwert als das Steinkohlengas. Da es kein Kohlenoxyd enthält, ist es nicht giftig.
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0152] white) oder der Farbenqualität entsprechend gut brennbar und usancegemäß unentzündlich ist, nicht stockt, und während eines Tages in einem offenen, weißen Glas der Luft und dem Licht ausgesetzt, nicht nachdunkelt. Das raffinierte Petroleum hat ein spezifisches Gewicht von 0·78–0·86, siedet bei ungefähr 150° C, brennt nur mit Hilfe eines Dochtes; es entwickelt dabei Licht und Wärme. 1 kg Petroleum verdampft 18 l Wasser. Reines Petroleum von dem angegebenen spezifischen Gewicht ist durchaus ungefährlich; besonders gilt dies von den farblosen, schwach riechenden Produkten. Leuchtöl von dem spezifischen Gewichte der guten Petroleumsorten (etwa 0·800–0·820) wird fälschlich durch Mischung von schweren Ölen mit Leichtölen hergestellt. Diese Mischungen sind höchst feuergefährlich. Außer der Bestimmung des spezifischen Gewichts des Petroleums spielt daher die Ermittlung des Entflammungs- und Entzündungspunktes (fire-test) des raffinierten Petroleums im Handelsverkehr eine sehr wichtige Rolle. Nach Burgmann bezeichnet man als Entflammungspunkt jenen, bei dem das untersuchte Petroleum Dämpfe abzugeben anfängt, die sich beim Nähern einer Flamme entzünden; dagegen wird als Entzündungstemperatur jener Wärmegrad bezeichnet, bei dem sich das betreffende Petroleum allmählich durch die fortdauernde Wärmezufuhr von selbst entzündet. Nach dem deutschen Reichsgesetz vom 24. Februar 1882 ist Petroleum, dessen Dampf in der Abelschen Probe bei einem Druck von 760 mm unter 21° C entzündlich ist, beim Verkauf als feuergefährlich zu betrachten. D. Spiritus (spirit; esprit de vin; spirito) mehr oder weniger reiner Alkohol, der aus zuckerhaltigen Flüssigkeiten durch Gärung und Destillation gewonnen wird. Der zu Heiz- und Beleuchtungszwecken dienende Spiritus enthält bis über 90 Volumprozente Alkohol. E. Leuchtgas. Als solches bezeichnet man die mit leuchtender Flamme brennenden Gasgemische, die durch Erhitzen unter Luftabschluß aus Steinkohlen, Braunkohlen, Holz, Torf, bituminösen Schiefern, Öl, Harz, Fettabfällen, Schieferöl, Petroleum, Petroleumrückständen, Teerölen u. dgl. durch Zersetzen von Kalziumkarbid, durch Imprägnieren von Luft mit Dämpfen flüchtiger Kohlenwasserstoffe oder durch Einwirkung von Wasserdampf auf glühende Kohle gewonnen werden. 1. Steinkohlengas. Dieses am häufigsten verwendete Gas besteht aus einem Gemisch von Wasserstoff, Methan, schweren Kohlenwasserstoffen (vorwiegend Äthylen und Benzol), Kohlenoxyd, Kohlensäure und Stickstoff. Die Zusammensetzung nach Volumen und Gewicht ist folgende: Volumen Gewicht % % Wasserstoff 47 7·4 Methan 34 42·8 Äthylen 3·8 8·4 Benzol 1·2 7·4 Kohlenoxyd 9 19·9 Kohlensäure 2·5 8·6 Stickstoff 2·5 5·5 2. Braunkohlengas. 3. Holzgas. 4. Torfgas. Die drei letztgenannten Gasarten werden nur äußerst selten, u. zw. dann, wenn für die Beschaffung des Rohmateriales sehr günstige Bedingungen bestehen, erzeugt. 5. Ölgas (Fettgas), das aus Ölen, starren Fetten, Fettabfällen aus Schlachthäusern, den seifehältigen Waschwässern der Streich- und Kammgarnfabriken hergestellt wird, besitzt bis dreimal stärkere Leuchtkraft als Steinkohlengas. Das aus den schweren Destillationsprodukten und Destillationsrückständen des Erdöls, aus Braunkohlenteerölen und Schieferölen dargestellte Gas wird ebenfalls als Ölgas oder Fettgas bezeichnet. Es findet weitgehende Verwendung bei der B. der Eisenbahnwagen (s. d.). 6. Blaugas (nach dem Erfinder, Blau, genannt) ist ein durch Druck ohne Kälte verflüssigtes Olgas, das in Stahlflaschen versandt wird. Die zur Verwendung dieses Gases erforderliche Apparatur besteht aus einem Druckkessel, in den das Gas aus den Flaschen eingelassen wird, und aus einem Regler, der in der Verteilungsleitung einen gleichmäßigen Druck hält. Zur Beleuchtung dient hängendes Gasglühlicht. 7. Azetylen, das durch Zersetzen von Kalziumkarbid mit Wasser gewonnen wird, ist ein farbloses Gas, das im reinen Zustand aus 92·3% Kohlenstoff und 7·7% Wasserstoff (Gewichtsteile) besteht, ein spezifisches Gewicht von 0·906 besitzt und einen angenehm ätherischen Geruch hat. Mit 1·25–20 Vol. Luft bildet Azetylen ein explosives Gemenge. Seine Entzündungstemperatur liegt bei 480° C. Reines Azetylen explodiert bei einem Druck von 2 Atmosphären. Komprimiertes Azetylen verliert seine Explosionsfähigkeit, wenn es in Azeton gelöst und in einen Rezipienten gefüllt wird, der Kieselgur enthält. Azetylen brennt mit hell leuchtender, stark rußender Flamme. 8. Luftgas (Aerogengas, Benoidgas, Pentaingas u. s. w.) erhält man, indem man Luft mit Dämpfen flüchtiger Kohlenwasserstoffe (Gasolin u. s. w.) imprägniert. Die Herstellung erfolgt mit Hilfe verschiedener Apparate, z. B. mit der Amberger Gasmaschine, mit dem Benoidgasapparat u. s. w. Das Luftgas besitzt höheren Heizwert als das Steinkohlengas. Da es kein Kohlenoxyd enthält, ist es nicht giftig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:49Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:49Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen02_1912
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen02_1912/152
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen02_1912/152>, abgerufen am 16.07.2024.