In der Stadt waren einmal Schauspie- ler, die für Geld, in einem großen Hause, des Abends, ihre Kunst sehen ließen. Ei- ner von meinen Bekannten wollte, mit sei- ner Frau und zwey Kindern, hingehen, und hatte schon alles bestellt. Die Kinder freu- ten sich besonders sehr auf das Schauspiel, auf die vielen Lichter, die bunten Kleider, die Musik, und was ihnen sonst noch ange- nehm dabey vorkam. Auf den Mittag wird der Mann sehr krank, da mußte die Frau zu Hause bleiben, und ohne ihre Ael- tern sollten die Kinder nicht ins Schauspiel gehen. Da weinten die Kinder sehr, daß von ihnen diese Lust vergebens gehoft wäre. Das eine Kind war so unwillig, daß es gar sagte: "Warum mußte der Vater eben heute krank werden? Eben heute, da wir ein- mal eine Lust haben sollten? Aber hört, Kinder! was geschah? Den Abend kam Feuer im Schauspielhause aus, es brannte bis auf den Grund, ab, und die meisten Zu- schauer wurden erdrückt im Gedränge, oder erstickten vom Rauch, oder verbrannten in der Flamme.
Da merkten die Aeltern, daß die Krankheit des Vaters eine wohlthätige Schickung und Regierung Gottes gewesen, und lobten Gott
da-
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In der Stadt waren einmal Schauſpie- ler, die fuͤr Geld, in einem großen Hauſe, des Abends, ihre Kunſt ſehen ließen. Ei- ner von meinen Bekannten wollte, mit ſei- ner Frau und zwey Kindern, hingehen, und hatte ſchon alles beſtellt. Die Kinder freu- ten ſich beſonders ſehr auf das Schauſpiel, auf die vielen Lichter, die bunten Kleider, die Muſik, und was ihnen ſonſt noch ange- nehm dabey vorkam. Auf den Mittag wird der Mann ſehr krank, da mußte die Frau zu Hauſe bleiben, und ohne ihre Ael- tern ſollten die Kinder nicht ins Schauſpiel gehen. Da weinten die Kinder ſehr, daß von ihnen dieſe Luſt vergebens gehoft waͤre. Das eine Kind war ſo unwillig, daß es gar ſagte: „Warum mußte der Vater eben heute krank werden? Eben heute, da wir ein- mal eine Luſt haben ſollten? Aber hoͤrt, Kinder! was geſchah? Den Abend kam Feuer im Schauſpielhauſe aus, es brannte bis auf den Grund, ab, und die meiſten Zu- ſchauer wurden erdruͤckt im Gedraͤnge, oder erſtickten vom Rauch, oder verbrannten in der Flamme.
Da merkten die Aeltern, daß die Krankheit des Vaters eine wohlthaͤtige Schickung und Regierung Gottes geweſen, und lobten Gott
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In der Stadt waren einmal Schauſpie-
ler, die fuͤr Geld, in einem großen Hauſe,
des Abends, ihre Kunſt ſehen ließen. Ei-
ner von meinen Bekannten wollte, mit ſei-
ner Frau und zwey Kindern, hingehen, und
hatte ſchon alles beſtellt. Die Kinder freu-
ten ſich beſonders ſehr auf das Schauſpiel,
auf die vielen Lichter, die bunten Kleider,
die Muſik, und was ihnen ſonſt noch ange-
nehm dabey vorkam. Auf den Mittag
wird der Mann ſehr krank, da mußte die
Frau zu Hauſe bleiben, und ohne ihre Ael-
tern ſollten die Kinder nicht ins Schauſpiel
gehen. Da weinten die Kinder ſehr, daß
von ihnen dieſe Luſt vergebens gehoft waͤre.
Das eine Kind war ſo unwillig, daß es
gar ſagte: „Warum mußte der Vater eben
heute krank werden? Eben heute, da wir ein-
mal eine Luſt haben ſollten? Aber hoͤrt,
Kinder! was geſchah? Den Abend kam
Feuer im Schauſpielhauſe aus, es brannte
bis auf den Grund, ab, und die meiſten Zu-
ſchauer wurden erdruͤckt im Gedraͤnge, oder
erſtickten vom Rauch, oder verbrannten in
der Flamme.
Da merkten die Aeltern, daß die Krankheit
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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/89>, abgerufen am 16.07.2024.
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