te, daß es einen Menschen trägt. Wenn es aber, im Winter, vier bis fünf Nächte und Tage friert, so ist es wahrscheinlich, oder zu vermuthen, daß das Wasser dick genung Eis hat, daß ihr drauf gehen könnt, ohne durchzu- brechen. Es kann aber doch eine warme Stelle seyn, die nicht recht veste gefroren ist, da ihr herein fallet, und Schaden nehmt.
Seht, Kinder! das ist der Fehler der Wahr- scheinlichkeit, daß ich niemals gewiß bin, son- dern immer unsicher bleibe. Wer sich stets mit Wahrscheinlichkeiten behilft, den sichern Weg der Gewißheit verläßt, und immer spricht: "Es könnte doch wohl gut gehen! Vielleicht "glückt es! Wir wollens probieren, es kommt "darauf an!" Von dem sagen kluge Leute: er wagt. Es ist dieß ein gewöhnlicher Fehler junger Leute, die nicht viel Ursachen und Wir- kungen kennen. Hütet euch davor, Kinder! Denn wer wagt, begiebt sich in Gefahr, ohne daß es seine Pflicht erfodert, und kann zu Schaden kommen, oder irren. Behaltet aber, daß man das jenige wahrscheinlich nennt, dem noch viel Gründe, zur völligen Gewißheit fehlen.
Sehr nahe bey der Wahrscheinlichkeit, ist der Irrthum.
Wenn
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te, daß es einen Menſchen traͤgt. Wenn es aber, im Winter, vier bis fuͤnf Naͤchte und Tage friert, ſo iſt es wahrſcheinlich, oder zu vermuthen, daß das Waſſer dick genung Eis hat, daß ihr drauf gehen koͤnnt, ohne durchzu- brechen. Es kann aber doch eine warme Stelle ſeyn, die nicht recht veſte gefroren iſt, da ihr herein fallet, und Schaden nehmt.
Seht, Kinder! das iſt der Fehler der Wahr- ſcheinlichkeit, daß ich niemals gewiß bin, ſon- dern immer unſicher bleibe. Wer ſich ſtets mit Wahrſcheinlichkeiten behilft, den ſichern Weg der Gewißheit verlaͤßt, und immer ſpricht: „Es koͤnnte doch wohl gut gehen! Vielleicht „gluͤckt es! Wir wollens probieren, es kommt „darauf an!„ Von dem ſagen kluge Leute: er wagt. Es iſt dieß ein gewoͤhnlicher Fehler junger Leute, die nicht viel Urſachen und Wir- kungen kennen. Huͤtet euch davor, Kinder! Denn wer wagt, begiebt ſich in Gefahr, ohne daß es ſeine Pflicht erfodert, und kann zu Schaden kommen, oder irren. Behaltet aber, daß man das jenige wahrſcheinlich nennt, dem noch viel Gruͤnde, zur voͤlligen Gewißheit fehlen.
Sehr nahe bey der Wahrſcheinlichkeit, iſt der Irrthum.
Wenn
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aber, im Winter, vier bis fuͤnf Naͤchte und
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vermuthen, daß das Waſſer dick genung Eis
hat, daß ihr drauf gehen koͤnnt, ohne durchzu-
brechen. Es kann aber doch eine warme
Stelle ſeyn, die nicht recht veſte gefroren iſt, da
ihr herein fallet, und Schaden nehmt.
Seht, Kinder! das iſt der Fehler der Wahr-
ſcheinlichkeit, daß ich niemals gewiß bin, ſon-
dern immer unſicher bleibe. Wer ſich ſtets
mit Wahrſcheinlichkeiten behilft, den ſichern
Weg der Gewißheit verlaͤßt, und immer ſpricht:
„Es koͤnnte doch wohl gut gehen! Vielleicht
„gluͤckt es! Wir wollens probieren, es kommt
„darauf an!„ Von dem ſagen kluge Leute: er
wagt. Es iſt dieß ein gewoͤhnlicher Fehler
junger Leute, die nicht viel Urſachen und Wir-
kungen kennen. Huͤtet euch davor, Kinder!
Denn wer wagt, begiebt ſich in Gefahr, ohne
daß es ſeine Pflicht erfodert, und kann zu
Schaden kommen, oder irren. Behaltet aber,
daß man das jenige wahrſcheinlich nennt, dem
noch viel Gruͤnde, zur voͤlligen Gewißheit
fehlen.
Sehr nahe bey der Wahrſcheinlichkeit, iſt
der Irrthum.
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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/45>, abgerufen am 16.07.2024.
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