man Korn naß in die Scheune fährt, oder nicht lange genung im Felde trocknen läßt. Er muß, als Säemann betrachtet, den Saa- men nicht zu dicke säen, denn da bleibt der Halm kurz, und die Aehre klein; doch rich- tet sich dieses nach Erfahrungen, von der Güte des Ackers. In dem besten Acker pflegt man aber, an Wintergetreyde nicht über anderthalb Scheffel, auf den Morgen von 180 Ruthen, auszusäen. Gar zu dünne ist auch nicht gut; doch wenn eins seyn müßte, (welches doch nicht ist, da man die Mittelstraße halten kann,) so wür- de bey dünner Aussaat Vortheil seyn: Denn das Korn bestaudet sich aus der Wurzel, oder treibt viel Halme, zieht viel Nahrungs- saft an sich, und wächst stark und lang.
Weil nun aber der Kornbau, wie ihr ge- hört habt, nicht leicht mit Nutzen getrieben werden kann, ohne Zugvieh und ohne Dün- ger oder Mist; der Mist aber von Vieh meistens entsteht: So seht ihr selbst, lieben Kinder, daß der Landmann auch Vieh hal- ten müße. Des Viehes giebt es nun ver- schiedene Arten: Rindvieh, Pferde, Schafe, und Schweine, sind die vornehmsten Arten, von welchen auch der beste Mist oder Dün- ger für den Acker gesammlet wird. Vom
Rind-
man Korn naß in die Scheune faͤhrt, oder nicht lange genung im Felde trocknen laͤßt. Er muß, als Saͤemann betrachtet, den Saa- men nicht zu dicke ſaͤen, denn da bleibt der Halm kurz, und die Aehre klein; doch rich- tet ſich dieſes nach Erfahrungen, von der Guͤte des Ackers. In dem beſten Acker pflegt man aber, an Wintergetreyde nicht uͤber anderthalb Scheffel, auf den Morgen von 180 Ruthen, auszuſaͤen. Gar zu duͤnne iſt auch nicht gut; doch wenn eins ſeyn muͤßte, (welches doch nicht iſt, da man die Mittelſtraße halten kann,) ſo wuͤr- de bey duͤnner Ausſaat Vortheil ſeyn: Denn das Korn beſtaudet ſich aus der Wurzel, oder treibt viel Halme, zieht viel Nahrungs- ſaft an ſich, und waͤchſt ſtark und lang.
Weil nun aber der Kornbau, wie ihr ge- hoͤrt habt, nicht leicht mit Nutzen getrieben werden kann, ohne Zugvieh und ohne Duͤn- ger oder Miſt; der Miſt aber von Vieh meiſtens entſteht: So ſeht ihr ſelbſt, lieben Kinder, daß der Landmann auch Vieh hal- ten muͤße. Des Viehes giebt es nun ver- ſchiedene Arten: Rindvieh, Pferde, Schafe, und Schweine, ſind die vornehmſten Arten, von welchen auch der beſte Miſt oder Duͤn- ger fuͤr den Acker geſammlet wird. Vom
Rind-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0160"n="138"/>
man Korn naß in die Scheune faͤhrt, oder<lb/>
nicht lange genung im Felde trocknen laͤßt.<lb/>
Er muß, als Saͤemann betrachtet, den Saa-<lb/>
men nicht zu dicke ſaͤen, denn da bleibt der<lb/>
Halm kurz, und die Aehre klein; doch rich-<lb/>
tet ſich dieſes nach Erfahrungen, von der<lb/>
Guͤte des Ackers. In dem beſten Acker<lb/>
pflegt man aber, an Wintergetreyde nicht<lb/>
uͤber anderthalb Scheffel, auf den Morgen<lb/>
von 180 Ruthen, auszuſaͤen. Gar zu<lb/>
duͤnne iſt auch nicht gut; doch wenn eins<lb/>ſeyn muͤßte, (welches doch nicht iſt, da<lb/>
man die Mittelſtraße halten kann,) ſo wuͤr-<lb/>
de bey duͤnner Ausſaat Vortheil ſeyn: Denn<lb/>
das Korn beſtaudet ſich aus der Wurzel,<lb/>
oder treibt viel Halme, zieht viel Nahrungs-<lb/>ſaft an ſich, und waͤchſt ſtark und lang.</p><lb/><p>Weil nun aber der Kornbau, wie ihr ge-<lb/>
hoͤrt habt, nicht leicht mit Nutzen getrieben<lb/>
werden kann, ohne Zugvieh und ohne Duͤn-<lb/>
ger oder Miſt; der Miſt aber von Vieh<lb/>
meiſtens entſteht: So ſeht ihr ſelbſt, lieben<lb/>
Kinder, daß der Landmann auch Vieh hal-<lb/>
ten muͤße. Des Viehes giebt es nun ver-<lb/>ſchiedene Arten: Rindvieh, Pferde, Schafe,<lb/>
und Schweine, ſind die vornehmſten Arten,<lb/>
von welchen auch der beſte Miſt oder Duͤn-<lb/>
ger fuͤr den Acker geſammlet wird. Vom<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Rind-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[138/0160]
man Korn naß in die Scheune faͤhrt, oder
nicht lange genung im Felde trocknen laͤßt.
Er muß, als Saͤemann betrachtet, den Saa-
men nicht zu dicke ſaͤen, denn da bleibt der
Halm kurz, und die Aehre klein; doch rich-
tet ſich dieſes nach Erfahrungen, von der
Guͤte des Ackers. In dem beſten Acker
pflegt man aber, an Wintergetreyde nicht
uͤber anderthalb Scheffel, auf den Morgen
von 180 Ruthen, auszuſaͤen. Gar zu
duͤnne iſt auch nicht gut; doch wenn eins
ſeyn muͤßte, (welches doch nicht iſt, da
man die Mittelſtraße halten kann,) ſo wuͤr-
de bey duͤnner Ausſaat Vortheil ſeyn: Denn
das Korn beſtaudet ſich aus der Wurzel,
oder treibt viel Halme, zieht viel Nahrungs-
ſaft an ſich, und waͤchſt ſtark und lang.
Weil nun aber der Kornbau, wie ihr ge-
hoͤrt habt, nicht leicht mit Nutzen getrieben
werden kann, ohne Zugvieh und ohne Duͤn-
ger oder Miſt; der Miſt aber von Vieh
meiſtens entſteht: So ſeht ihr ſelbſt, lieben
Kinder, daß der Landmann auch Vieh hal-
ten muͤße. Des Viehes giebt es nun ver-
ſchiedene Arten: Rindvieh, Pferde, Schafe,
und Schweine, ſind die vornehmſten Arten,
von welchen auch der beſte Miſt oder Duͤn-
ger fuͤr den Acker geſammlet wird. Vom
Rind-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/160>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.