Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

in eben der Proportion mit der Zusammen-
druckung zunähme, so müßte auch die Luft
im Pulver 10000 mahl dichter, als die ge-
wöhnliche Luft, womit wir umgeben sind,
und folglich das Pulver mehr als 10000 mahl
schwehrer seyn, als die ordentliche Luft. Da
nun das Wasser nur ungefehr 1000 mahl
schwehrer ist, als die Luft, die Schwehre des
Pulvers aber nicht viel vom Wasser verschie-
den ist, so sieht man wohl, daß diese Hypo-
thesis
unmöglich bestehen kann, wann auch
gleich das Pulver nichts anders wäre, als eine
zusammen gepreßte Luft. Dahero glaubet ob-
gemeldter Autor, daß die Regel, krafft welcher
die Elasticität der Luft ihrer Dichte propor-
tional
seyn soll, bey sehr starken Zusammen-
drückungen nicht mehr Platz habe, und daß
vielleicht die natürliche Luft, wann dieselbe zum
Exempel nur in einen tausend mahl kleinern
Raum zusammen gedruckt wird, schon eine
10000 mahl grössere Elasticität erlange:
Welche Meynung mit der angenommenen
Lehre von der Beschaffenheit der Luft sehr
wohl bestehen kann. Da aber der Herr
Bernoulli diese Folgen aus der Resistenz
der Luft hergeleitet, und dieselbe beständig
den Quadraten der Geschwindigkeit propor-
tional
setzt; unser Autor aber die Resistenz
bey sehr schnellen Bewegungen weit grösser
befunden hat: so werden diese Folgen einer

Cor-
E 2

in eben der Proportion mit der Zuſammen-
druckung zunaͤhme, ſo muͤßte auch die Luft
im Pulver 10000 mahl dichter, als die ge-
woͤhnliche Luft, womit wir umgeben ſind,
und folglich das Pulver mehr als 10000 mahl
ſchwehrer ſeyn, als die ordentliche Luft. Da
nun das Waſſer nur ungefehr 1000 mahl
ſchwehrer iſt, als die Luft, die Schwehre des
Pulvers aber nicht viel vom Waſſer verſchie-
den iſt, ſo ſieht man wohl, daß dieſe Hypo-
theſis
unmoͤglich beſtehen kann, wann auch
gleich das Pulver nichts anders waͤre, als eine
zuſammen gepreßte Luft. Dahero glaubet ob-
gemeldter Autor, daß die Regel, krafft welcher
die Elaſticitaͤt der Luft ihrer Dichte propor-
tional
ſeyn ſoll, bey ſehr ſtarken Zuſammen-
druͤckungen nicht mehr Platz habe, und daß
vielleicht die natuͤrliche Luft, wann dieſelbe zum
Exempel nur in einen tauſend mahl kleinern
Raum zuſammen gedruckt wird, ſchon eine
10000 mahl groͤſſere Elaſticitaͤt erlange:
Welche Meynung mit der angenommenen
Lehre von der Beſchaffenheit der Luft ſehr
wohl beſtehen kann. Da aber der Herr
Bernoulli dieſe Folgen aus der Reſiſtenz
der Luft hergeleitet, und dieſelbe beſtaͤndig
den Quadraten der Geſchwindigkeit propor-
tional
ſetzt; unſer Autor aber die Reſiſtenz
bey ſehr ſchnellen Bewegungen weit groͤſſer
befunden hat: ſo werden dieſe Folgen einer

Cor-
E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0087" n="67"/>
in eben der <hi rendition="#aq">Proportion</hi> mit der Zu&#x017F;ammen-<lb/>
druckung zuna&#x0364;hme, &#x017F;o mu&#x0364;ßte auch die Luft<lb/>
im Pulver 10000 mahl dichter, als die ge-<lb/>
wo&#x0364;hnliche Luft, womit wir umgeben &#x017F;ind,<lb/>
und folglich das Pulver mehr als 10000 mahl<lb/>
&#x017F;chwehrer &#x017F;eyn, als die ordentliche Luft. Da<lb/>
nun das Wa&#x017F;&#x017F;er nur ungefehr 1000 mahl<lb/>
&#x017F;chwehrer i&#x017F;t, als die Luft, die Schwehre des<lb/>
Pulvers aber nicht viel vom Wa&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;chie-<lb/>
den i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;ieht man wohl, daß die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Hypo-<lb/>
the&#x017F;is</hi> unmo&#x0364;glich be&#x017F;tehen kann, wann auch<lb/>
gleich das Pulver nichts anders wa&#x0364;re, als eine<lb/>
zu&#x017F;ammen gepreßte Luft. Dahero glaubet ob-<lb/>
gemeldter <hi rendition="#aq">Autor,</hi> daß die Regel, krafft welcher<lb/>
die <hi rendition="#aq">Ela&#x017F;tici</hi>ta&#x0364;t der Luft ihrer Dichte <hi rendition="#aq">propor-<lb/>
tional</hi> &#x017F;eyn &#x017F;oll, bey &#x017F;ehr &#x017F;tarken Zu&#x017F;ammen-<lb/>
dru&#x0364;ckungen nicht mehr Platz habe, und daß<lb/>
vielleicht die natu&#x0364;rliche Luft, wann die&#x017F;elbe zum<lb/>
Exempel nur in einen tau&#x017F;end mahl kleinern<lb/>
Raum zu&#x017F;ammen gedruckt wird, &#x017F;chon eine<lb/>
10000 mahl gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Ela&#x017F;tici</hi>ta&#x0364;t erlange:<lb/>
Welche Meynung mit der angenommenen<lb/>
Lehre von der Be&#x017F;chaffenheit der Luft &#x017F;ehr<lb/>
wohl be&#x017F;tehen kann. Da aber der Herr<lb/><hi rendition="#aq">Bernoulli</hi> die&#x017F;e Folgen aus der <hi rendition="#aq">Re&#x017F;i&#x017F;tenz</hi><lb/>
der Luft hergeleitet, und die&#x017F;elbe be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
den <hi rendition="#aq">Quadrat</hi>en der Ge&#x017F;chwindigkeit <hi rendition="#aq">propor-<lb/>
tional</hi> &#x017F;etzt; un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Autor</hi> aber die <hi rendition="#aq">Re&#x017F;i&#x017F;tenz</hi><lb/>
bey &#x017F;ehr &#x017F;chnellen Bewegungen weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
befunden hat: &#x017F;o werden die&#x017F;e Folgen einer<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Cor-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0087] in eben der Proportion mit der Zuſammen- druckung zunaͤhme, ſo muͤßte auch die Luft im Pulver 10000 mahl dichter, als die ge- woͤhnliche Luft, womit wir umgeben ſind, und folglich das Pulver mehr als 10000 mahl ſchwehrer ſeyn, als die ordentliche Luft. Da nun das Waſſer nur ungefehr 1000 mahl ſchwehrer iſt, als die Luft, die Schwehre des Pulvers aber nicht viel vom Waſſer verſchie- den iſt, ſo ſieht man wohl, daß dieſe Hypo- theſis unmoͤglich beſtehen kann, wann auch gleich das Pulver nichts anders waͤre, als eine zuſammen gepreßte Luft. Dahero glaubet ob- gemeldter Autor, daß die Regel, krafft welcher die Elaſticitaͤt der Luft ihrer Dichte propor- tional ſeyn ſoll, bey ſehr ſtarken Zuſammen- druͤckungen nicht mehr Platz habe, und daß vielleicht die natuͤrliche Luft, wann dieſelbe zum Exempel nur in einen tauſend mahl kleinern Raum zuſammen gedruckt wird, ſchon eine 10000 mahl groͤſſere Elaſticitaͤt erlange: Welche Meynung mit der angenommenen Lehre von der Beſchaffenheit der Luft ſehr wohl beſtehen kann. Da aber der Herr Bernoulli dieſe Folgen aus der Reſiſtenz der Luft hergeleitet, und dieſelbe beſtaͤndig den Quadraten der Geſchwindigkeit propor- tional ſetzt; unſer Autor aber die Reſiſtenz bey ſehr ſchnellen Bewegungen weit groͤſſer befunden hat: ſo werden dieſe Folgen einer Cor- E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/87
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/87>, abgerufen am 27.04.2024.