Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht bestehen könne. Denn ob gleich aus
seinen Schriften nicht erhellet, daß er jemahls
die Verhältniß der Schußweiten von Cano-
nen oder Mußketen, wenn dieselben mit der
gewöhnlichen Ladung loß geschossen werden,
untersuchet, so ist er doch durch die Experi-
ment
en, welche er nur mit kleinen Ladungen
angestellt, wodurch die Kugeln mit einer weit
kleinern Geschwindigkeit fortgetrieben werden,
überführet worden, daß die gantze Bahn der-
selben nicht als eine Parabel angesehen wer-
den könne, wie aus seinem Tractat, To hit
a Mark
so A. 1690. gedruckt ist, ersehen wer-
den kann. An statt aber hieraus die wah-
ren Schlüsse zu ziehen, und die Grösse die-
ses so merklichen Wiederstandes der Luft
zu bestimmen, so hat er vielmehr aus einer
allzugrossen Neigung zu seinen schon gefaß-
ten Meynungen lieber eine neue Hypothesin
geschmiedet, welche darinne bestand, daß eine
jegliche Kugel, im ersten Anfang ihrer Be-
wegung biß auf eine gewisse Distantz nach
einer geraden Linie fortgehe, und bey dem
Ende derselben erst anfange in einer Parabel
fortzulauffen. Er meynet auch, daß diese
gerade Linie, welche er die Linie der Gewalt
des Feuers nennt, bey allen verschiedenen
Richtungen der Canonen gleich groß sey.
Durch diese Hypothesin, ob dieselbe gleich
auf keinerley Art bestätiget werden kann, war

er
D 3

nicht beſtehen koͤnne. Denn ob gleich aus
ſeinen Schriften nicht erhellet, daß er jemahls
die Verhaͤltniß der Schußweiten von Cano-
nen oder Mußketen, wenn dieſelben mit der
gewoͤhnlichen Ladung loß geſchoſſen werden,
unterſuchet, ſo iſt er doch durch die Experi-
ment
en, welche er nur mit kleinen Ladungen
angeſtellt, wodurch die Kugeln mit einer weit
kleinern Geſchwindigkeit fortgetrieben werden,
uͤberfuͤhret worden, daß die gantze Bahn der-
ſelben nicht als eine Parabel angeſehen wer-
den koͤnne, wie aus ſeinem Tractat, To hit
a Mark
ſo A. 1690. gedruckt iſt, erſehen wer-
den kann. An ſtatt aber hieraus die wah-
ren Schluͤſſe zu ziehen, und die Groͤſſe die-
ſes ſo merklichen Wiederſtandes der Luft
zu beſtimmen, ſo hat er vielmehr aus einer
allzugroſſen Neigung zu ſeinen ſchon gefaß-
ten Meynungen lieber eine neue Hypotheſin
geſchmiedet, welche darinne beſtand, daß eine
jegliche Kugel, im erſten Anfang ihrer Be-
wegung biß auf eine gewiſſe Diſtantz nach
einer geraden Linie fortgehe, und bey dem
Ende derſelben erſt anfange in einer Parabel
fortzulauffen. Er meynet auch, daß dieſe
gerade Linie, welche er die Linie der Gewalt
des Feuers nennt, bey allen verſchiedenen
Richtungen der Canonen gleich groß ſey.
Durch dieſe Hypotheſin, ob dieſelbe gleich
auf keinerley Art beſtaͤtiget werden kann, war

er
D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0073" n="53"/>
nicht be&#x017F;tehen ko&#x0364;nne. Denn ob gleich aus<lb/>
&#x017F;einen Schriften nicht erhellet, daß er jemahls<lb/>
die Verha&#x0364;ltniß der Schußweiten von Cano-<lb/>
nen oder Mußketen, wenn die&#x017F;elben mit der<lb/>
gewo&#x0364;hnlichen Ladung loß ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en werden,<lb/>
unter&#x017F;uchet, &#x017F;o i&#x017F;t er doch durch die <hi rendition="#aq">Experi-<lb/>
ment</hi>en, welche er nur mit kleinen Ladungen<lb/>
ange&#x017F;tellt, wodurch die Kugeln mit einer weit<lb/>
kleinern Ge&#x017F;chwindigkeit fortgetrieben werden,<lb/>
u&#x0364;berfu&#x0364;hret worden, daß die gantze Bahn der-<lb/>
&#x017F;elben nicht als eine <hi rendition="#aq">Parabel</hi> ange&#x017F;ehen wer-<lb/>
den ko&#x0364;nne, wie aus &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Tractat, To hit<lb/>
a Mark</hi> &#x017F;o <hi rendition="#aq">A.</hi> 1690. gedruckt i&#x017F;t, er&#x017F;ehen wer-<lb/>
den kann. An &#x017F;tatt aber hieraus die wah-<lb/>
ren Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zu ziehen, und die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e die-<lb/>
&#x017F;es &#x017F;o merklichen Wieder&#x017F;tandes der Luft<lb/>
zu be&#x017F;timmen, &#x017F;o hat er vielmehr aus einer<lb/>
allzugro&#x017F;&#x017F;en Neigung zu &#x017F;einen &#x017F;chon gefaß-<lb/>
ten Meynungen lieber eine neue <hi rendition="#aq">Hypothe&#x017F;in</hi><lb/>
ge&#x017F;chmiedet, welche darinne be&#x017F;tand, daß eine<lb/>
jegliche Kugel, im er&#x017F;ten Anfang ihrer Be-<lb/>
wegung biß auf eine gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Di&#x017F;tantz</hi> nach<lb/>
einer geraden Linie fortgehe, und bey dem<lb/>
Ende der&#x017F;elben er&#x017F;t anfange in einer <hi rendition="#aq">Parabel</hi><lb/>
fortzulauffen. Er meynet auch, daß die&#x017F;e<lb/>
gerade Linie, welche er die Linie der Gewalt<lb/>
des Feuers nennt, bey allen ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Richtungen der Canonen gleich groß &#x017F;ey.<lb/>
Durch die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Hypothe&#x017F;in,</hi> ob die&#x017F;elbe gleich<lb/>
auf keinerley Art be&#x017F;ta&#x0364;tiget werden kann, war<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 3</fw><fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0073] nicht beſtehen koͤnne. Denn ob gleich aus ſeinen Schriften nicht erhellet, daß er jemahls die Verhaͤltniß der Schußweiten von Cano- nen oder Mußketen, wenn dieſelben mit der gewoͤhnlichen Ladung loß geſchoſſen werden, unterſuchet, ſo iſt er doch durch die Experi- menten, welche er nur mit kleinen Ladungen angeſtellt, wodurch die Kugeln mit einer weit kleinern Geſchwindigkeit fortgetrieben werden, uͤberfuͤhret worden, daß die gantze Bahn der- ſelben nicht als eine Parabel angeſehen wer- den koͤnne, wie aus ſeinem Tractat, To hit a Mark ſo A. 1690. gedruckt iſt, erſehen wer- den kann. An ſtatt aber hieraus die wah- ren Schluͤſſe zu ziehen, und die Groͤſſe die- ſes ſo merklichen Wiederſtandes der Luft zu beſtimmen, ſo hat er vielmehr aus einer allzugroſſen Neigung zu ſeinen ſchon gefaß- ten Meynungen lieber eine neue Hypotheſin geſchmiedet, welche darinne beſtand, daß eine jegliche Kugel, im erſten Anfang ihrer Be- wegung biß auf eine gewiſſe Diſtantz nach einer geraden Linie fortgehe, und bey dem Ende derſelben erſt anfange in einer Parabel fortzulauffen. Er meynet auch, daß dieſe gerade Linie, welche er die Linie der Gewalt des Feuers nennt, bey allen verſchiedenen Richtungen der Canonen gleich groß ſey. Durch dieſe Hypotheſin, ob dieſelbe gleich auf keinerley Art beſtaͤtiget werden kann, war er D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/73
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/73>, abgerufen am 27.04.2024.