Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Man kann aus dieser Tabelle einen vielfältigen
Nutzen ziehen, und mancherley Umstände, wel-
che in der Artillerie vorkommen, erklären.
Erstlich sieht man daraus, daß wenn die Ladung
nach dem Gewicht des Pulvers gegeben, die
Geschwindigkeit der Kugel immer grösser wer-
de, je länger das Stück ist. Dieses scheinet
zwar mit der Erfahrung zu streiten, indem man
insgemein der Meynung ist, als wenn die Ge-
schwindigkeit der Kugel in einem allzulangen
Stücke wiederum geschwächet würde, und aus
diesem Grunde hat man die vortheilhafteste
Länge eines Stücks bestimmen wollen. Unge-
achtet aber die Kugel in dem Stücke den Wie-
derstand der Luft auf sich empfindet, so ist der-
selbe doch nicht nur nicht grösser, als in der
freyen Luft, sondern wenn die Geschwindigkeit
sehr groß ist, noch um ein merkliches kleiner, in-
dem hinter der Kugel in dem Stück kein leerer
Raum statt finden kann, wie in der offenen
Luft zu geschehen pflegt. Ueber dieses bleibet
die forttreibende Kraft des Pulvers, so lange
sich die Kugel in dem Stück befindet, noch sehr
beträchtlich, und also hinlänglich, die Geschwin-
digkeit derselben zu vermehren: und was die
Friction anlanget, so ist schon oben darge-
than worden, daß dieselbe in Ansehung der
grossen Gewalt des Pulvers nicht verdiene, in
Betrachtung gezogen zu werden. Da also
die Kugel, so lange sie in dem Stück ist, keine

Ver-
N n 4

Man kann aus dieſer Tabelle einen vielfaͤltigen
Nutzen ziehen, und mancherley Umſtaͤnde, wel-
che in der Artillerie vorkommen, erklaͤren.
Erſtlich ſieht man daraus, daß wenn die Ladung
nach dem Gewicht des Pulvers gegeben, die
Geſchwindigkeit der Kugel immer groͤſſer wer-
de, je laͤnger das Stuͤck iſt. Dieſes ſcheinet
zwar mit der Erfahrung zu ſtreiten, indem man
insgemein der Meynung iſt, als wenn die Ge-
ſchwindigkeit der Kugel in einem allzulangen
Stuͤcke wiederum geſchwaͤchet wuͤrde, und aus
dieſem Grunde hat man die vortheilhafteſte
Laͤnge eines Stuͤcks beſtimmen wollen. Unge-
achtet aber die Kugel in dem Stuͤcke den Wie-
derſtand der Luft auf ſich empfindet, ſo iſt der-
ſelbe doch nicht nur nicht groͤſſer, als in der
freyen Luft, ſondern wenn die Geſchwindigkeit
ſehr groß iſt, noch um ein merkliches kleiner, in-
dem hinter der Kugel in dem Stuͤck kein leerer
Raum ſtatt finden kann, wie in der offenen
Luft zu geſchehen pflegt. Ueber dieſes bleibet
die forttreibende Kraft des Pulvers, ſo lange
ſich die Kugel in dem Stuͤck befindet, noch ſehr
betraͤchtlich, und alſo hinlaͤnglich, die Geſchwin-
digkeit derſelben zu vermehren: und was die
Friction anlanget, ſo iſt ſchon oben darge-
than worden, daß dieſelbe in Anſehung der
groſſen Gewalt des Pulvers nicht verdiene, in
Betrachtung gezogen zu werden. Da alſo
die Kugel, ſo lange ſie in dem Stuͤck iſt, keine

Ver-
N n 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0587" n="567"/>
            <p>Man kann aus die&#x017F;er Tabelle einen vielfa&#x0364;ltigen<lb/>
Nutzen ziehen, und mancherley Um&#x017F;ta&#x0364;nde, wel-<lb/>
che in der <hi rendition="#aq">Artillerie</hi> vorkommen, erkla&#x0364;ren.<lb/>
Er&#x017F;tlich &#x017F;ieht man daraus, daß wenn die Ladung<lb/>
nach dem Gewicht des Pulvers gegeben, die<lb/>
Ge&#x017F;chwindigkeit der Kugel immer gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er wer-<lb/>
de, je la&#x0364;nger das Stu&#x0364;ck i&#x017F;t. Die&#x017F;es &#x017F;cheinet<lb/>
zwar mit der Erfahrung zu &#x017F;treiten, indem man<lb/>
insgemein der Meynung i&#x017F;t, als wenn die Ge-<lb/>
&#x017F;chwindigkeit der Kugel in einem allzulangen<lb/>
Stu&#x0364;cke wiederum ge&#x017F;chwa&#x0364;chet wu&#x0364;rde, und aus<lb/>
die&#x017F;em Grunde hat man die vortheilhafte&#x017F;te<lb/>
La&#x0364;nge eines Stu&#x0364;cks be&#x017F;timmen wollen. Unge-<lb/>
achtet aber die Kugel in dem Stu&#x0364;cke den Wie-<lb/>
der&#x017F;tand der Luft auf &#x017F;ich empfindet, &#x017F;o i&#x017F;t der-<lb/>
&#x017F;elbe doch nicht nur nicht gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, als in der<lb/>
freyen Luft, &#x017F;ondern wenn die Ge&#x017F;chwindigkeit<lb/>
&#x017F;ehr groß i&#x017F;t, noch um ein merkliches kleiner, in-<lb/>
dem hinter der Kugel in dem Stu&#x0364;ck kein leerer<lb/>
Raum &#x017F;tatt finden kann, wie in der offenen<lb/>
Luft zu ge&#x017F;chehen pflegt. Ueber die&#x017F;es bleibet<lb/>
die forttreibende Kraft des Pulvers, &#x017F;o lange<lb/>
&#x017F;ich die Kugel in dem Stu&#x0364;ck befindet, noch &#x017F;ehr<lb/>
betra&#x0364;chtlich, und al&#x017F;o hinla&#x0364;nglich, die Ge&#x017F;chwin-<lb/>
digkeit der&#x017F;elben zu vermehren: und was die<lb/><hi rendition="#aq">Friction</hi> anlanget, &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;chon oben darge-<lb/>
than worden, daß die&#x017F;elbe in An&#x017F;ehung der<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Gewalt des Pulvers nicht verdiene, in<lb/>
Betrachtung gezogen zu werden. Da al&#x017F;o<lb/>
die Kugel, &#x017F;o lange &#x017F;ie in dem Stu&#x0364;ck i&#x017F;t, keine<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[567/0587] Man kann aus dieſer Tabelle einen vielfaͤltigen Nutzen ziehen, und mancherley Umſtaͤnde, wel- che in der Artillerie vorkommen, erklaͤren. Erſtlich ſieht man daraus, daß wenn die Ladung nach dem Gewicht des Pulvers gegeben, die Geſchwindigkeit der Kugel immer groͤſſer wer- de, je laͤnger das Stuͤck iſt. Dieſes ſcheinet zwar mit der Erfahrung zu ſtreiten, indem man insgemein der Meynung iſt, als wenn die Ge- ſchwindigkeit der Kugel in einem allzulangen Stuͤcke wiederum geſchwaͤchet wuͤrde, und aus dieſem Grunde hat man die vortheilhafteſte Laͤnge eines Stuͤcks beſtimmen wollen. Unge- achtet aber die Kugel in dem Stuͤcke den Wie- derſtand der Luft auf ſich empfindet, ſo iſt der- ſelbe doch nicht nur nicht groͤſſer, als in der freyen Luft, ſondern wenn die Geſchwindigkeit ſehr groß iſt, noch um ein merkliches kleiner, in- dem hinter der Kugel in dem Stuͤck kein leerer Raum ſtatt finden kann, wie in der offenen Luft zu geſchehen pflegt. Ueber dieſes bleibet die forttreibende Kraft des Pulvers, ſo lange ſich die Kugel in dem Stuͤck befindet, noch ſehr betraͤchtlich, und alſo hinlaͤnglich, die Geſchwin- digkeit derſelben zu vermehren: und was die Friction anlanget, ſo iſt ſchon oben darge- than worden, daß dieſelbe in Anſehung der groſſen Gewalt des Pulvers nicht verdiene, in Betrachtung gezogen zu werden. Da alſo die Kugel, ſo lange ſie in dem Stuͤck iſt, keine Ver- N n 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/587
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/587>, abgerufen am 20.05.2024.