Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

de keine befondern Kräfte nöthig, sondern wie
dieselbe in allen ihren Würkungen beständig
den einfältigsten und kürzesten Weg erwehlet,
also bedienet sich dieselbe zu Hervorbringung
aller Veränderungen keiner andern Kräfte, als
eben des vorhergemeldten Vermögens, womit
alle Körper begabt sind, in ihrem Zustande zu
verharren. Dieses scheinet zwar dem ersten
Anblick nach etwas wiedersprechendes in sich
zu enthalten, indem man schwerlich begreifen
kan, wie eine Kraft, welche die Körper in ih-
rem Zustande zu erhalten bestimmet ist, zugleich
auch alle Veränderungen hervor bringen könne.
Wenn man aber diese Sache in reifere Erwe-
gung zieht, so sieht man bald, daß diese wesent-
liche Eigenschaft aller Körper, wodurch sie
sich in ihrem Zustand zu erhalten bemühet sind,
nicht nur vermögend seyn könne, Verände-
rungen zu verursachen, sondern daß auch in der
That alle Veränderungen, welche wir zu erklä-
ren im Stande sind, von nichts anders, als die-
ser allgemeinen Eigenschaft herrühren. Um
diese Würkung begreiflich zu machen, so darf
man sich nur zwey Körper vorstellen, deren einer
stille steht, der andere aber mit einem gewissen
Grad der Geschwindigkeit auf den erstern loß-
gehet. Wir wollen um der Deutlichkeit wil-
len den erstern Körper, welcher stille steht, mit
dem Buchstaben A, den andern aber, welcher
gegen diesen läuft, mit dem Buchstaben B be-

merken.

de keine befondern Kraͤfte noͤthig, ſondern wie
dieſelbe in allen ihren Wuͤrkungen beſtaͤndig
den einfaͤltigſten und kuͤrzeſten Weg erwehlet,
alſo bedienet ſich dieſelbe zu Hervorbringung
aller Veraͤnderungen keiner andern Kraͤfte, als
eben des vorhergemeldten Vermoͤgens, womit
alle Koͤrper begabt ſind, in ihrem Zuſtande zu
verharren. Dieſes ſcheinet zwar dem erſten
Anblick nach etwas wiederſprechendes in ſich
zu enthalten, indem man ſchwerlich begreifen
kan, wie eine Kraft, welche die Koͤrper in ih-
rem Zuſtande zu erhalten beſtimmet iſt, zugleich
auch alle Veraͤnderungen hervor bringen koͤnne.
Wenn man aber dieſe Sache in reifere Erwe-
gung zieht, ſo ſieht man bald, daß dieſe weſent-
liche Eigenſchaft aller Koͤrper, wodurch ſie
ſich in ihrem Zuſtand zu erhalten bemuͤhet ſind,
nicht nur vermoͤgend ſeyn koͤnne, Veraͤnde-
rungen zu verurſachen, ſondern daß auch in der
That alle Veraͤnderungen, welche wir zu erklaͤ-
ren im Stande ſind, von nichts anders, als die-
ſer allgemeinen Eigenſchaft herruͤhren. Um
dieſe Wuͤrkung begreiflich zu machen, ſo darf
man ſich nur zwey Koͤrper vorſtellen, deren einer
ſtille ſteht, der andere aber mit einem gewiſſen
Grad der Geſchwindigkeit auf den erſtern loß-
gehet. Wir wollen um der Deutlichkeit wil-
len den erſtern Koͤrper, welcher ſtille ſteht, mit
dem Buchſtaben A, den andern aber, welcher
gegen dieſen laͤuft, mit dem Buchſtaben B be-

merken.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0451" n="431"/>
de keine befondern Kra&#x0364;fte no&#x0364;thig, &#x017F;ondern wie<lb/>
die&#x017F;elbe in allen ihren Wu&#x0364;rkungen be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
den einfa&#x0364;ltig&#x017F;ten und ku&#x0364;rze&#x017F;ten Weg erwehlet,<lb/>
al&#x017F;o bedienet &#x017F;ich die&#x017F;elbe zu Hervorbringung<lb/>
aller Vera&#x0364;nderungen keiner andern Kra&#x0364;fte, als<lb/>
eben des vorhergemeldten Vermo&#x0364;gens, womit<lb/>
alle Ko&#x0364;rper begabt &#x017F;ind, in ihrem Zu&#x017F;tande zu<lb/>
verharren. Die&#x017F;es &#x017F;cheinet zwar dem er&#x017F;ten<lb/>
Anblick nach etwas wieder&#x017F;prechendes in &#x017F;ich<lb/>
zu enthalten, indem man &#x017F;chwerlich begreifen<lb/>
kan, wie eine Kraft, welche die Ko&#x0364;rper in ih-<lb/>
rem Zu&#x017F;tande zu erhalten be&#x017F;timmet i&#x017F;t, zugleich<lb/>
auch alle Vera&#x0364;nderungen hervor bringen ko&#x0364;nne.<lb/>
Wenn man aber die&#x017F;e Sache in reifere Erwe-<lb/>
gung zieht, &#x017F;o &#x017F;ieht man bald, daß die&#x017F;e we&#x017F;ent-<lb/>
liche Eigen&#x017F;chaft aller Ko&#x0364;rper, wodurch &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich in ihrem Zu&#x017F;tand zu erhalten bemu&#x0364;het &#x017F;ind,<lb/>
nicht nur vermo&#x0364;gend &#x017F;eyn ko&#x0364;nne, Vera&#x0364;nde-<lb/>
rungen zu verur&#x017F;achen, &#x017F;ondern daß auch in der<lb/>
That alle Vera&#x0364;nderungen, welche wir zu erkla&#x0364;-<lb/>
ren im Stande &#x017F;ind, von nichts anders, als die-<lb/>
&#x017F;er allgemeinen Eigen&#x017F;chaft herru&#x0364;hren. Um<lb/>
die&#x017F;e Wu&#x0364;rkung begreiflich zu machen, &#x017F;o darf<lb/>
man &#x017F;ich nur zwey Ko&#x0364;rper vor&#x017F;tellen, deren einer<lb/>
&#x017F;tille &#x017F;teht, der andere aber mit einem gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Grad der Ge&#x017F;chwindigkeit auf den er&#x017F;tern loß-<lb/>
gehet. Wir wollen um der Deutlichkeit wil-<lb/>
len den er&#x017F;tern Ko&#x0364;rper, welcher &#x017F;tille &#x017F;teht, mit<lb/>
dem Buch&#x017F;taben <hi rendition="#aq">A,</hi> den andern aber, welcher<lb/>
gegen die&#x017F;en la&#x0364;uft, mit dem Buch&#x017F;taben <hi rendition="#aq">B</hi> be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">merken.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0451] de keine befondern Kraͤfte noͤthig, ſondern wie dieſelbe in allen ihren Wuͤrkungen beſtaͤndig den einfaͤltigſten und kuͤrzeſten Weg erwehlet, alſo bedienet ſich dieſelbe zu Hervorbringung aller Veraͤnderungen keiner andern Kraͤfte, als eben des vorhergemeldten Vermoͤgens, womit alle Koͤrper begabt ſind, in ihrem Zuſtande zu verharren. Dieſes ſcheinet zwar dem erſten Anblick nach etwas wiederſprechendes in ſich zu enthalten, indem man ſchwerlich begreifen kan, wie eine Kraft, welche die Koͤrper in ih- rem Zuſtande zu erhalten beſtimmet iſt, zugleich auch alle Veraͤnderungen hervor bringen koͤnne. Wenn man aber dieſe Sache in reifere Erwe- gung zieht, ſo ſieht man bald, daß dieſe weſent- liche Eigenſchaft aller Koͤrper, wodurch ſie ſich in ihrem Zuſtand zu erhalten bemuͤhet ſind, nicht nur vermoͤgend ſeyn koͤnne, Veraͤnde- rungen zu verurſachen, ſondern daß auch in der That alle Veraͤnderungen, welche wir zu erklaͤ- ren im Stande ſind, von nichts anders, als die- ſer allgemeinen Eigenſchaft herruͤhren. Um dieſe Wuͤrkung begreiflich zu machen, ſo darf man ſich nur zwey Koͤrper vorſtellen, deren einer ſtille ſteht, der andere aber mit einem gewiſſen Grad der Geſchwindigkeit auf den erſtern loß- gehet. Wir wollen um der Deutlichkeit wil- len den erſtern Koͤrper, welcher ſtille ſteht, mit dem Buchſtaben A, den andern aber, welcher gegen dieſen laͤuft, mit dem Buchſtaben B be- merken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/451
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/451>, abgerufen am 22.11.2024.