Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Mittel die Geschwindigkeit der Flamme an
einem jeglichen Ort durch die Ausdehnung
der umliegenden Theile gehemmet werden
würde. Nachdem ich nun die Ladung auf
diese Art eingerichtet; so fand ich, daß die Ku-
gel, welche 111/4 Zoll weit von dem Boden ge-
setzt worden, an statt der Geschwindigkeit von
1400 Schuhen in einer Secunde, welche in
dem vorhergehenden Experiment heraus ge-
kommen, anjetzo nur eine Geschwindigkeit von
1100 Schuhen bekommen, welche um 100
Schuh kleiner ist, als nach unserer Theorie
aus der fortdaurenden Druckung des Pulvers
allein gefunden wird.

Die Ursache dieses Abgangs war nun außer
Zweifel die innere Bewegung der Flamme.
Denn aus der Entzündung des Pulvers, wel-
ches durch einen weit grössern Raum, als das-
selbe anzufüllen vermögend war, zerstreuet ge-
wesen, musten nothwendig mancherley ver-
schiedene Stösse und Zurückprallungen der
Flamme entstehen: und durch diese innerliche
Bewegungen der subtilen flüßigen Materie,
muste nothwendig der Druck auf die innern
Wände, und folglich auch auf die Kugel, wie
bey allen andern flüßigen Materien in diesem
Fall zu geschehen pflegt, sehr merklich vermin-
dert werden. Um nun diese Ungleichheit der
Gewalt zu vermeiden, so habe ich nachge-
hends in allen Experimenten, welche ich ge-

macht,

Mittel die Geſchwindigkeit der Flamme an
einem jeglichen Ort durch die Ausdehnung
der umliegenden Theile gehemmet werden
wuͤrde. Nachdem ich nun die Ladung auf
dieſe Art eingerichtet; ſo fand ich, daß die Ku-
gel, welche 11¼ Zoll weit von dem Boden ge-
ſetzt worden, an ſtatt der Geſchwindigkeit von
1400 Schuhen in einer Secunde, welche in
dem vorhergehenden Experiment heraus ge-
kommen, anjetzo nur eine Geſchwindigkeit von
1100 Schuhen bekommen, welche um 100
Schuh kleiner iſt, als nach unſerer Theorie
aus der fortdaurenden Druckung des Pulvers
allein gefunden wird.

Die Urſache dieſes Abgangs war nun außer
Zweifel die innere Bewegung der Flamme.
Denn aus der Entzuͤndung des Pulvers, wel-
ches durch einen weit groͤſſern Raum, als daſ-
ſelbe anzufuͤllen vermoͤgend war, zerſtreuet ge-
weſen, muſten nothwendig mancherley ver-
ſchiedene Stoͤſſe und Zuruͤckprallungen der
Flamme entſtehen: und durch dieſe innerliche
Bewegungen der ſubtilen fluͤßigen Materie,
muſte nothwendig der Druck auf die innern
Waͤnde, und folglich auch auf die Kugel, wie
bey allen andern fluͤßigen Materien in dieſem
Fall zu geſchehen pflegt, ſehr merklich vermin-
dert werden. Um nun dieſe Ungleichheit der
Gewalt zu vermeiden, ſo habe ich nachge-
hends in allen Experimenten, welche ich ge-

macht,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0394" n="374"/>
Mittel die Ge&#x017F;chwindigkeit der Flamme an<lb/>
einem jeglichen Ort durch die Ausdehnung<lb/>
der umliegenden Theile gehemmet werden<lb/>
wu&#x0364;rde. Nachdem ich nun die Ladung auf<lb/>
die&#x017F;e Art eingerichtet; &#x017F;o fand ich, daß die Ku-<lb/>
gel, welche 11¼ Zoll weit von dem Boden ge-<lb/>
&#x017F;etzt worden, an &#x017F;tatt der Ge&#x017F;chwindigkeit von<lb/>
1400 Schuhen in einer <hi rendition="#aq">Secund</hi>e, welche in<lb/>
dem vorhergehenden <hi rendition="#aq">Experiment</hi> heraus ge-<lb/>
kommen, anjetzo nur eine Ge&#x017F;chwindigkeit von<lb/>
1100 Schuhen bekommen, welche um 100<lb/>
Schuh kleiner i&#x017F;t, als nach un&#x017F;erer <hi rendition="#aq">Theori</hi>e<lb/>
aus der fortdaurenden Druckung des Pulvers<lb/>
allein gefunden wird.</p><lb/>
          <p>Die Ur&#x017F;ache die&#x017F;es Abgangs war nun außer<lb/>
Zweifel die innere Bewegung der Flamme.<lb/>
Denn aus der Entzu&#x0364;ndung des Pulvers, wel-<lb/>
ches durch einen weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Raum, als da&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elbe anzufu&#x0364;llen vermo&#x0364;gend war, zer&#x017F;treuet ge-<lb/>
we&#x017F;en, mu&#x017F;ten nothwendig mancherley ver-<lb/>
&#x017F;chiedene Sto&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Zuru&#x0364;ckprallungen der<lb/>
Flamme ent&#x017F;tehen: und durch die&#x017F;e innerliche<lb/>
Bewegungen der <hi rendition="#aq">&#x017F;ubtil</hi>en flu&#x0364;ßigen Materie,<lb/>
mu&#x017F;te nothwendig der Druck auf die innern<lb/>
Wa&#x0364;nde, und folglich auch auf die Kugel, wie<lb/>
bey allen andern flu&#x0364;ßigen Materien in die&#x017F;em<lb/>
Fall zu ge&#x017F;chehen pflegt, &#x017F;ehr merklich vermin-<lb/>
dert werden. Um nun die&#x017F;e Ungleichheit der<lb/>
Gewalt zu vermeiden, &#x017F;o habe ich nachge-<lb/>
hends in allen <hi rendition="#aq">Experiment</hi>en, welche ich ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">macht,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[374/0394] Mittel die Geſchwindigkeit der Flamme an einem jeglichen Ort durch die Ausdehnung der umliegenden Theile gehemmet werden wuͤrde. Nachdem ich nun die Ladung auf dieſe Art eingerichtet; ſo fand ich, daß die Ku- gel, welche 11¼ Zoll weit von dem Boden ge- ſetzt worden, an ſtatt der Geſchwindigkeit von 1400 Schuhen in einer Secunde, welche in dem vorhergehenden Experiment heraus ge- kommen, anjetzo nur eine Geſchwindigkeit von 1100 Schuhen bekommen, welche um 100 Schuh kleiner iſt, als nach unſerer Theorie aus der fortdaurenden Druckung des Pulvers allein gefunden wird. Die Urſache dieſes Abgangs war nun außer Zweifel die innere Bewegung der Flamme. Denn aus der Entzuͤndung des Pulvers, wel- ches durch einen weit groͤſſern Raum, als daſ- ſelbe anzufuͤllen vermoͤgend war, zerſtreuet ge- weſen, muſten nothwendig mancherley ver- ſchiedene Stoͤſſe und Zuruͤckprallungen der Flamme entſtehen: und durch dieſe innerliche Bewegungen der ſubtilen fluͤßigen Materie, muſte nothwendig der Druck auf die innern Waͤnde, und folglich auch auf die Kugel, wie bey allen andern fluͤßigen Materien in dieſem Fall zu geſchehen pflegt, ſehr merklich vermin- dert werden. Um nun dieſe Ungleichheit der Gewalt zu vermeiden, ſo habe ich nachge- hends in allen Experimenten, welche ich ge- macht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/394
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/394>, abgerufen am 22.11.2024.