Schwierigkeiten, daß auch die obgemeldeten Methoden der Herren Bernoulli kaum hin- reichend sind, dieselben zu überwinden. Denn da, wie wir schon oben erinnert haben, die Be- wegung eines jeglichen Theilchens, so lange die Ausbreitung dauret, beständig vermehret wird, so muß auch ein jegliches Theilchen von hinten stärker, als von vornen gedruckt werden: folg- lich muß die elastische Kraft hinten immer grösser seyn, als vorne. Wenn also eine Ku- gel vor dem Pulver befindlich ist, so muß die- selbe nach der Entzündung immer nur von der kleinsten Kraft, womit die Theile der Flamme begabet sind, fortgestossen werden, weil dar- auf nur die vordersten Theile mit ihrer Ela- sticität würken. Weil aber die Theilchen dieser aus dem Pulver erzeugten elastischen Materie so sehr subtil sind, und also eine sehr geringe Kraft erfordert wird, um dieselben in Bewegung zu setzen, so kann auch die Un- gleichheit in der Elasticität nicht merklich seyn, dahero wir uns nicht viel von der Wahrheit entfernen werden, wenn wir annehmen, daß in einem jeden Augenblick die Elasticität durch die gantze subtile Materie gleich zertheilet sey. Auf diese Art fallen aber die grösten Schwie- rigkeiten weg, und die Frage kann nach den ob- gemeldeten Methoden folgender gestalt aufge- löset werden. Fig. 9.
Weil man die aus dem Pulver durch
die
Schwierigkeiten, daß auch die obgemeldeten Methoden der Herren Bernoulli kaum hin- reichend ſind, dieſelben zu uͤberwinden. Denn da, wie wir ſchon oben erinnert haben, die Be- wegung eines jeglichen Theilchens, ſo lange die Ausbreitung dauret, beſtaͤndig vermehret wird, ſo muß auch ein jegliches Theilchen von hinten ſtaͤrker, als von vornen gedruckt werden: folg- lich muß die elaſtiſche Kraft hinten immer groͤſſer ſeyn, als vorne. Wenn alſo eine Ku- gel vor dem Pulver befindlich iſt, ſo muß die- ſelbe nach der Entzuͤndung immer nur von der kleinſten Kraft, womit die Theile der Flamme begabet ſind, fortgeſtoſſen werden, weil dar- auf nur die vorderſten Theile mit ihrer Ela- ſticitaͤt wuͤrken. Weil aber die Theilchen dieſer aus dem Pulver erzeugten elaſtiſchen Materie ſo ſehr ſubtil ſind, und alſo eine ſehr geringe Kraft erfordert wird, um dieſelben in Bewegung zu ſetzen, ſo kann auch die Un- gleichheit in der Elaſticitaͤt nicht merklich ſeyn, dahero wir uns nicht viel von der Wahrheit entfernen werden, wenn wir annehmen, daß in einem jeden Augenblick die Elaſticitaͤt durch die gantze ſubtile Materie gleich zertheilet ſey. Auf dieſe Art fallen aber die groͤſten Schwie- rigkeiten weg, und die Frage kann nach den ob- gemeldeten Methoden folgender geſtalt aufge- loͤſet werden. Fig. 9.
Weil man die aus dem Pulver durch
die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0303"n="283"/>
Schwierigkeiten, daß auch die obgemeldeten<lb/><hirendition="#aq">Method</hi>en der Herren <hirendition="#aq">Bernoulli</hi> kaum hin-<lb/>
reichend ſind, dieſelben zu uͤberwinden. Denn<lb/>
da, wie wir ſchon oben erinnert haben, die Be-<lb/>
wegung eines jeglichen Theilchens, ſo lange die<lb/>
Ausbreitung dauret, beſtaͤndig vermehret wird,<lb/>ſo muß auch ein jegliches Theilchen von hinten<lb/>ſtaͤrker, als von vornen gedruckt werden: folg-<lb/>
lich muß die <hirendition="#aq">elaſti</hi>ſche Kraft hinten immer<lb/>
groͤſſer ſeyn, als vorne. Wenn alſo eine Ku-<lb/>
gel vor dem Pulver befindlich iſt, ſo muß die-<lb/>ſelbe nach der Entzuͤndung immer nur von der<lb/>
kleinſten Kraft, womit die Theile der Flamme<lb/>
begabet ſind, fortgeſtoſſen werden, weil dar-<lb/>
auf nur die vorderſten Theile mit ihrer <hirendition="#aq">Ela-<lb/>ſtici</hi>taͤt wuͤrken. Weil aber die Theilchen<lb/>
dieſer aus dem Pulver erzeugten <hirendition="#aq">elaſti</hi>ſchen<lb/>
Materie ſo ſehr <hirendition="#aq">ſubtil</hi>ſind, und alſo eine ſehr<lb/>
geringe Kraft erfordert wird, um dieſelben in<lb/>
Bewegung zu ſetzen, ſo kann auch die Un-<lb/>
gleichheit in der <hirendition="#aq">Elaſtici</hi>taͤt nicht merklich ſeyn,<lb/>
dahero wir uns nicht viel von der Wahrheit<lb/>
entfernen werden, wenn wir annehmen, daß<lb/>
in einem jeden Augenblick die <hirendition="#aq">Elaſtici</hi>taͤt durch<lb/>
die gantze <hirendition="#aq">ſubtil</hi>e Materie gleich zertheilet ſey.<lb/>
Auf dieſe Art fallen aber die groͤſten Schwie-<lb/>
rigkeiten weg, und die Frage kann nach den ob-<lb/>
gemeldeten <hirendition="#aq">Method</hi>en folgender geſtalt aufge-<lb/>
loͤſet werden. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Fig.</hi></hi> 9.</p><lb/><p>Weil man die aus dem Pulver durch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[283/0303]
Schwierigkeiten, daß auch die obgemeldeten
Methoden der Herren Bernoulli kaum hin-
reichend ſind, dieſelben zu uͤberwinden. Denn
da, wie wir ſchon oben erinnert haben, die Be-
wegung eines jeglichen Theilchens, ſo lange die
Ausbreitung dauret, beſtaͤndig vermehret wird,
ſo muß auch ein jegliches Theilchen von hinten
ſtaͤrker, als von vornen gedruckt werden: folg-
lich muß die elaſtiſche Kraft hinten immer
groͤſſer ſeyn, als vorne. Wenn alſo eine Ku-
gel vor dem Pulver befindlich iſt, ſo muß die-
ſelbe nach der Entzuͤndung immer nur von der
kleinſten Kraft, womit die Theile der Flamme
begabet ſind, fortgeſtoſſen werden, weil dar-
auf nur die vorderſten Theile mit ihrer Ela-
ſticitaͤt wuͤrken. Weil aber die Theilchen
dieſer aus dem Pulver erzeugten elaſtiſchen
Materie ſo ſehr ſubtil ſind, und alſo eine ſehr
geringe Kraft erfordert wird, um dieſelben in
Bewegung zu ſetzen, ſo kann auch die Un-
gleichheit in der Elaſticitaͤt nicht merklich ſeyn,
dahero wir uns nicht viel von der Wahrheit
entfernen werden, wenn wir annehmen, daß
in einem jeden Augenblick die Elaſticitaͤt durch
die gantze ſubtile Materie gleich zertheilet ſey.
Auf dieſe Art fallen aber die groͤſten Schwie-
rigkeiten weg, und die Frage kann nach den ob-
gemeldeten Methoden folgender geſtalt aufge-
loͤſet werden. Fig. 9.
Weil man die aus dem Pulver durch
die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/303>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.